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Hallo Joachim,
ich bin beeindruckt! Kaum zu glauben, in welch kurzer Zeit Du so ein tolles Modell geschaffen hast.
Naja, ganz so schnell war ich nicht. Mit CAD Kontruktion und Zeichnen der Ätzvorlagen sind schon einige Monate ins Land gegangen. Ganz grob gesagt ein knappes Jahr.
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Vielleicht kannst Du mir als Laie ein paar Fragen beantworten? Ich interessiere mich schon seit Längerem für den Selbstbau von Dampfloks, schrecke aber immer noch vor dem ersten Schritt zurück.
a) Zuerst braucht man ja mal einen Plan. Hattest Du Zeichnungen oder hast Du alles selbst nach Bildern entworfen?
b) Am Rahmen sieht man rechts vorne und hinten jeweils so einen kleine Metallklotz - warum ist das nicht symmetrisch und wofür ist der?
c) Die Sache mit dem Verdrehen der Räder wegen einem eventuell vorhandenen Spiel der Zahnräder verstehe ich nicht. Bei Zahnrädern gibt es ja keinen Schlupf. Bei zu wenig Spiel werden die klemmen und bei zuviel die Spitzen stärker beansprucht. Beides ist sicher nicht gut für die Lebensdauer, aber warum ein Rad dem anderen voraus oder hinterher laufen sollte ist mir nicht klar.
d) Wie ist denn die Untersetzung der Schnecke - ich wollte mal das Getriebe nachrechnen (als Übung, ob ich es verstanden habe...)
e) Wie sind die Laufachsen befestigt? Im Rahmen sind ja nur diese 'Schlitze'. Liegen die Lager da einfach nur so drin? Und wie sieht es da dann mit dem Spiel der Zahnräder aus?
f) Welches Material hast Du für die Achsen benutzt?
Hoffentlich findest Du Zeit und meine Fragen nicht zu doof.
Zunächst einmal finde ich Deine Fragen überhaupt nicht doof, im Gegenteil ein paar Fragen treffen genau ins Schwarze.
zu a:
Ich hatte eine grobe Zeichnung von diesem schönen Vorbild und ganz viele öffentlich zugängliche Fotos. Ganz am Anfang, als ich die ersten Modelle von diesem Vorbild gebaut hatte, waren mir einige Mitglieder des Frankfurter Feldbahn Museums behilflich, dafür bin ich sehr dankbar. Inzwischen kann man den Museumsführer des Frankfurter Feldbahnmuseums käuflich erwerben, darin enthalten sind wahre Schätze, was die Zeichnungen und Angaben zu den Exponaten betrifft. Eine Fundgrube für Jemanden, der sich mit Modellbau und Fahrzeugbau zu diesem Thema beschäftigt.
zu b:
Möglicherweise habe ich eine Frage nicht richtig gedeutet, aber unsymetrisch (nur rechts) ist so ein Kästchen, die Pumpe zur Schmierung. Wenn Du Dir mal die Bilder zur FFM Lok 1 "googlest", dann wird es vielleicht klarer.
zu c:
das Getriebe hat viele Stufen, also eine Reihe von Zahnrädern (Stirnräder) greifen ineinander. Zwischen der vorderen und der hinteren Achse sind es 3 Zwischen-Zahnräder, also 4 mal muss die Bewegung von Zahnrad zu Zahnrad übertragen werden. Da die Zahnräder (vorallem aus Kostengründen) nicht perfekt gefertigt und auch nicht perfekt von mir montiert werden, kommt es zu kleinen Ungenauigkeiten zB. beim Rundlauf oder bei der rotationssymmetrischen Verbindung zwischen Achse und Zahnrad. Wenn ich die Zahnradabstände also genau nach Tabelle machen würde, dann würde das Getriebe klemmen. Der Praktiker gibt deshalb ein wenig Abstand dazu. Wenn Du die Maßskizze von mir nachrechnest, dann sind es für meine M0,2 Modul Zahnräder genau 5/100 mm.
zu d:
Die Kombination Schnecke Schneckenrad hat eine Untersetzung von 1:19
zu e:
Mit dieser Frage hast Du genau ins Schwarze getroffen. Die Lager liegen zwischen Getriebeseitenteilen und Bodendeckel so, dass sie sich nicht verdrehen können und auch in achsialer Richtung in der richtigen Lage gehalten werden. Mindestens 1 Achse sollte ein Spiel in vertikaler Richtung haben. Hier genügt 1/10 mm, damit das Fahrzeuh nicht auf 3 Beinen daherkommt. Idealerweise sollte also ein Achse schwenkbar sein. Ich habe solche Fahrwerke (sehr aufwendig) auch schon für H0e und H0f gebaut. In der Praxis aber bin ich mir meiner vereinfachten Variante auch zufrieden, deshalb habe ich ja auch die Schwungmassen verbaut, dass ganz kurze Stromunterbrechungen kein Problem sind.
zu f:
Die Achsen stammen aus dem Seriensortiment für Radsätze, hier gibt es viele Anbieter. Die Achsen sollten eine gute Achsoberfläche haben, damir die Lager auch eine Weile "stehen".
So . . geschafft! So intensiv ist hier schon lange nicht mehr gefachsimpelt worden, ich finde prima, dass Du diese Fragen hier gestellt hast.
Viele Grüße sendet
Joachim