Hallo,
im Jahr 2010 hat Qdeocder (siehe auch Über uns) den ersten Zubehördecoder Z1-8 mit Signalbildgeneratoren in der Z-Serie vorgestellt. Im Jahr 2016 löste dann die Qdecoder ZA-Serie die Z-Serie ab. 10 Jahre nach Qdecoder hat ESU Ende 2020 den SignalPilot ausgeliefert. Grund genug, Qdecoder ZA1-16+ mit ESU SignalPilot zu vergleichen.
Dieser Vergleich bezieht sich nur auf Konfiguration, Test und Steuerung von Lichtsignalen.
Zur Steuerung von Lichtsignalen bietet sich der Qdecoder ZA1-16+ an. Die UVP liegt bei 64,95 € für die Version mit Schraubkontakten bzw. 72,95 € für die Version mit steckbaren Schraubkontakten. Bei ESU gibt es genau eine Version des SignalPilot zu UVP 69,99 €, die, wie bei ESU üblich, mit steckbaren Schraubkontakten ausgerüstet ist.
Zum Programmieren bietet sich der jeweils verfügbare Programmer an. Das Qdecoder Startpaket mit 2 Stück ZA1-16+ mit Schraubkontakten und Qdecoder Programmer kostet UVP 199,95 €. D.h. im Startpaket bekommt man den Qdecoder Programmer für 70,05 €.
Der ESU LokProgrammer, der auch zum Programmieren des SignalPilot benutzt wird, kostet UVP 149,99 €.
An beide Deocder habe ich für den Vergleich zwei SBB Signale von Microscale angeschlossen.
Auf den Anschluss von Lichtsignalen bezogen, können an beide Decoder 16 LEDs angeschlossen werden. Beide Decoder sind so flexibel, dass es keine feste Zuordnung zu bestimmten Signaltypen gibt. D.h. einem 2-flammigen Signal kann z.B. ein 4-flammiges Signal folgen, dem wiederum z.B. ein 3-flammiges Signal folgen kann. So können die 16 Anschlüsse bestmöglich ausgenutzt werden.
Lichtsignale haben entweder einen gemeinsamen Pluspol oder einen gemeinsamen Minuspol. Bei Qdecoder wechseln sich Plus-, Minus- und LED-Anschlüsse so ab, dass man sehr geschickt alle Kabel eines Signals nahe beieinander anschließen kann. Bei ESU sind die 4 Pluspol-Anschlüsse mittig zwischen jeweils 8 LED-Anschlüssen angeordnet. 2 Minuspol-Anschlüsse finden sich links.
Microscale Signale haben, wenn man es nicht anders bestellt, einen gemeinsamen Pluspol. Bei Microscale gibt es eine gemeinsame Schutzdiode am Plus und je LED dann einen Vorwiderstand. Daran kann man gut erkennen, wie die Kabel anzuschließen sind, was auf den Bildern oben auch so erfolgte.
Zur Versorgung von Trafo und Digitalsignal haben beide Decoder vier Anschlüsse. Und hier ist auch gleich ein großer Unterschied der beiden Decoder zu sehen:
Der Qdecoder wird mit dem Programmer über ein beiliegendes Kabel so verbunden, dass man den Qdecoder programmieren und über den Programmer testen kann, ohne die Verkabelung ändern zu müssen.
Bei ESU, bitte auch Bild oben sehen, dürfen beim Programmieren nur 2 von 4 Anschlüssen mit dem Programmer verbunden sein, wohingegen beim Testen über den Programmer 4 von 4 Anschlüssen verbunden sein müssen. Ich habe das so gelöst, dass ich 2 Stecker mit dem Programmer verbunden habe, die ich wahlweise in den SignalPilot umstecke.
Beiden Programmern liegt ein Steckernetzteil und ein USB Kabel bzw. ein USB/Seriell Kabel bei. Hier sind die beiden Produkte quasi vergleichbar.
Neben der Hardware spielt vor allem die Programmer Software eine zentrale Rolle. Bei Qdecoder ist es die Software Qrail, bei ESU der LokProgramm 5. Qrail 3.0.3 ist für Linux, Mac und Windows verfügbar, LokProgrammer 5 für Windows.
Bei beiden Decodern kann über den Programmer die Firmware aktualisiert werden. Was speziell bei ESU derzeit wichtig ist, denn ESU unterstützt im Vergleich zu Qdecoder aktuell deutlich weniger Signalbilder internationaler Bahnen. Z.B. führte ESU mit dem Update auf 5.1.2 die SBB Signale ein, was immer auch ein Firmware update mit sich bringt.
Für einen guten ersten Eindruck der Software habe ich die gleiche Konfiguration für beide Decoder vorgenommen. Jeweils oben im Fenstertitel steht der Name und die Version der Software.
Die Handhabung für die Grundkonfiguration ist vergleichbar. Man zieht aus der Signalauswahl das gewünschte Signal bei gedrückter Maustaste an den Decoder. Die Software verbindet dann die LED Anschlüsse mit dem Decoder. So sieht man genau, welche LEDs des Lichtsignals an welchen Anschluss am Decoder verbunden werden. Unterschiedlich ist hier allerdings die Darstellung der Verbindungen.
ESU stellt die Verbindungen mit horizontalen und vertikalen Linien dar, die dadurch öfters um 90 Grad abbiegen. Sind alle Anschlüsse am ESU belegt, kommt es schnell vor, dass sich Linien überlappen, was man dadurch ändern kann, dass man die Signale etwas verschiebt und den Zoom-Level durch drehen am Mausrad bei gedrückter CTRL-Taste auf 60% reduziert. Leider wird der Zoom-Level in der Projektdatei nicht gespeichert.
Qrail zieht standardmäßig eine gerade Verbindung an. Wer die dadurch kreuzenden Linien entzerren möchte, der kann mittels Doppelklick auf die Linie Eckpunkte bekommen, die man den nach belieben anordnen kann. Auch mehrere Eckpunkte sind möglich. So kann das dann aussehen.
Je nach Anzahl an Signalbilder, die ein Signal darstellen kann, benötigt man mehrere Zubehöradressen. Beide Programme starten jeweils mit Adresse 1 und erhöhen dann selbstständig für das nächste Signal. Doch wird man in der Praxis meist mit einer anderen Adresse starten möchten. Bei Qrail gibt es dafür eine Funktion, genannt "Adressen anpassen", mit der man leicht bei einer höheren Adresse starten kann. Bei ESU gibt es diese Funktion in 5.1.2 nicht, und so kann es vorkommen, dass man z.B. bei 4 Stück 4-flammige SBB Signale in Summe 12 Zubehöradressen vomn Hand umstellen muss.
Details zu jedem LED-Anschluss werden bei ESU so eingestellt, dass man den Anschluss am Signal mit der Maus Auswählt. Dadurch ändert sich rechts die Ansicht. Rechts oben sind dann zwei Tabs mit Name "1" und "2" zu sehen. Laut Handbuch ist das die "Alternative Ausgangskonfiguration" zu der unter anderem folgendes zu lesen ist: "Sie können in der LokProgrammer-Software nicht direkt definieren, bei welchem Signalbild die Grund- oder alternative Ausgangskonfiguration verwendet wird. Dies wird bei der Definition des Signalbilds festgelegt.". Mir hat sich das nicht ganz erschlossen.
In Qrail haben manche Signale mehrere Modi. Bei SBB Zwergen z.B. 142 und 145. Der Modus legt hier z.B. fest, ob im Original ein Zwerg mit Lampen oder LEDs simuliert wird. Der Modus wird unten rechts eingestellt.
Details zu den 16 Ausgängen können in dieser Übersicht separat eingestellt werden, falls man vom Modus abweichende Einstellungen benötigt.
Ein weitere wichtiger Punkt ist die Art und Wiese, wie Abhängigkeiten zwischen Signalen definiert werden. Z.B. wenn am gleichen Mast des Hauptsignals auch ein Vorsignal angebracht ist. Je nach Bahngesellschaft ist bei rotem Hauptsignal das Vorsignal dunkel oder nicht. Ein anderes Beispiel ist in der Schweiz das Abfahrtsbefehl-Signal am Mast des Hauptsignals . Fällt das Hauptsignal auf Halt zurück, dann muss der Abfahrtsbefehl auf dunkel gehen. Bei Qdecoder wird dies primär über die Reihenfolge der Signale am Decoder definiert. Folgt am Qdecoder ein Abfahrtsbefehl einem Hauptsignal, dann erkennt Qdecoder automatisch diese Abhängigkeit. Zusätzliche Abhängigkeiten werden über den Modus geregelt. Bei ESU wird dies durch Angabe eines Referenzanschlusses eines anderen Signals am gleichen Decoder in der Rubrik "Extern" eingestellt.
Qdecoder bietet bei SBB Signalen die Option "Ersatzrot" und "gestörtes Signal" an. Und die Signale "Gleis besetzt" und "Hilfssignal" mit Abhängigkeit zum Haupt- und Vorsignal. Diese Dinge finde ich bei ESU nicht. Das nächste Bild zeigt, wie es in Qrail dargestellt wird. "Gestörtes Signal" ist eine Zusatzoption zum Hauptsignal. Bei "Ersatzrot" lautet das Ersatzrot statt Hauptrot. Ersatzrot ist auch möglich bei 2 bis 5-flmmigen Signalen.
Sowohl ESU, also auch Qdecoder, speichern die grafische Darstellung nicht im Decoder, so dass es unbedingt nötig ist, die Konfiguration als Datei auf seiner Festplatte abzuspeichern. Es ist nicht möglich, aus den Konfigurationsdaten, die im Decoder gespeichert sind, wieder die grafische Darstellung in der Software herzuleiten.
Hat man die Konfiguration abgeschlossen und in den Decoder übertragen, möchte man die am Decoder angeschlossen Signale auch testen, ohne die Programmer-Software zu verlassen.
Bei ESU wechselt man dazu in den Weichenstellpult. Aber wichtig, erst die Verbindung von Programmer und SignalPilot, wie oben beschrieben, umstecken.
Man wird sich kaum merken können, mit welcher Adresse und mit "rund/rot" oder "gerade/grün" man nun welches Signalbild stellt. LokProgrammer 5.1.2 gibt hierzu keinerlei Unterstürzung. Ganz anders Qrail. Hier bekommt man im Bereich "Test" die Signale grafisch angezeigt und hat über die Begriff-Knöpfe leichtes Spiel beim Einstellen der Signalbilder.
In Qrail kann man einstellen, welche der vielen internationalen Signale man überhaupt bei der Konfiguration angezeigt bekommen möchte. Wegen der sehr großen Auswahl eine nützliche Funktion.
Im LokProgrammer 5.1.2 gibt es eine solche Einstellung derzeit nicht, was aber in Anbetracht des aktuell recht überschaubaren Umfangs auch nicht nötig ist.
Im Bild oben des Qdecoders ist die Variante mit Schraubkontakten abgebildet. Zur Vollständigkeit hier noch ein Bild der Variante deLuxe mit steckbare Schraubkontakten.
Dieser Vergleich bezog sich nur auf Konfiguration, Test und Steuerung von Lichtsignalen. Auf Funktionen wie Lichteffekte für Häuser, Lauflichter bis hin zu Ansteuerung von Weichenantrieben und Servos gehe ich hier nicht ein. Denn speziell beim Qdecoder sind die Möglichkeiten fast unendlich.
Für beide Decoder gibt es auch ein Forum: Qdecoder-Forum (lesen ohne Login möglich) und ESU-Forum (Login nötig).
Bezugsquellen. ESU ist ja weithin bekannt und die Bezugsquellen sind bekannt. Bei Qdecoder läuft der Vertreib für EU über https://eu.qdecoder.ch bzw. über Fachhandelspartner https://eu.qdecoder.ch/fachhandelspartner-eu. Der Vertreib für die Schweiz geht über https://www.qdecoder.ch/
Mein persönliches Fazit:
Man merkt Qdecoder die 10 Jahre mehr Entwicklung an. Sehr gute grafische Darstellung für Konfiguration und Test. Ganz speziell nervig am ESU empfinde ich, dass man für Programmierung und Test die Verkabelung ändern muss und dass man beim Test nur diesen rudimentären Weichenstellpult zur Verfügung hat.
Bei SBB-Signale am Qdecoder werden beim Wechseln von Lichtbild auf ein anders Lichtbild erst das bisherige Lichtbild komplett ausgeblendet und danach das neue Lichtbild komplett eingeblendet. Mit sehr kurzer Dunkelphase. Ein solches Verhalten ist mir beim ESU nicht gelungen einzustellen.
Viele Grüße Dirk
EDIT: Dank Hinweis von Giorgio habe ich oben um die Info mit den Eckpunkten zur beliebigen Anordnung der Linie zwischen Signal und Decoder eingefügt.
EDIT 2: Auf Wunsch Darstellung für Ersatzrot etc eingefügt.
EDIT 3: Bild mit voll-belegtem SignalPilot mit Zoom-Level 60% hinzugefügt.