RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#1 von steve1964 , 19.09.2019 15:54

Tag an die Einser, ich habe früher mal bei H0 - Gleisen einfach
gebogenen Stücke einseitig am Schwellenband aufgetrennt,
um einen größeren Radius zu erhalten. Die Außenschiene wird dabei
im Verhältnis zur Innenschiene etwas kürzer, was man ausgleichen muß.

Ich bekomme demnächst einen Schwung alter Märklin Spur I - Gleise
im Radius 1020 mm.
Sind für meine geplanten 4-Achser ( LüP 580 mm ) sehr grenzwertig.
Fahrtechnisch zwar so eben noch möglich, sieht aber echt schlimm aus.
Bin am Überlegen, ob ich diese 1020 er Gleise auch chirurgisch
nachbehandele. Hat das jemand von Euch schon mal gemacht ?
Wäre da evtl. 1400 oder 1500 mm als neuer Radius drin ?

Danke, Grüße
Steve


Ich baue, also bin ich.


 
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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#2 von oligluck ( gelöscht ) , 19.09.2019 16:24

Moin Steve,
Ich habe einen Stapel Spur I-Gleise von Hübner, um sie für IIm zu benutzen, ohne die Schwellen.

Du kannst sie zwar mit Körpereinsatz verbiegen, wirst aber nie einen sauberen Radius hinbekommen: mindestens Handbreit auf jeder Seite wird störrisch bleiben.
Schaue mal bei Thiel, dort gibt es eine Biegevorrichtung für deren IIm-Gleise, die würdest du auch für deine Gleise benutzen können.
Oder nimmst sie als Vorlage, um dir aus einem Messingprofil und drei Kugellagern selber eine anzufertigen.

Schwellen sind natürlich kein Thema: trenne die Stege auf und positioniere sie nach Gusto.

Viele Grüße,
Oliver


oligluck

RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#3 von guido , 19.09.2019 19:17

Hallo,
es war letzten Monat, glaub ich, in einem Gartenbahnmagazin (Titel??? weiß nicht mehr, hab nur beim Händler geblättert) ein Artikel dazu.
Der Autor zog erst die Schienen aus dem Schwellenband und spannte die Schienen dann in einen Schraubstock, so dass sie gerade gebogen wurden. Danach fädelte er sie wieder auf, längte die vormals äußere Schiene ab und entfernte eine somit überflüssige Schwelle. Das Schwellenband hatte er einseitig aufgetrennt. Er recycelte damit nicht mehr benötigte 600er Kurven zu kurzen Geraden. Mit Massoth-Verbindern sicherlich gut zu verwendende Gleisstücke.

Ich könnte mir vorstellen, dass man mit dieser Technik ebenso gut nur den Radius verändern könnte. Vielleicht baut man sich dazu Abstandhalter für den Schraubstock, so dass man nicht jedesmal neu schätzen muss. Zur Berechnung der neuen Radien und damit des Abstandes der Schraubstockbacken helfen die noch aus der Schule (oder neu aus dem Internet) vorhandenen Kenntnisse zur Kreissegmentberechnung
Also verschiedene Abstandhalter je für den neuen Außen- und den Innenradius.
Für Gleisstücke, die länger sind als die Schraubstockbacken, würde ich dann noch Winkeleisen in den Schraubstock legen, so dass man die Biege auf einmal und nicht abschnittsweise hinbekommt...

Nur mal so nachgedacht...

Viele Grüße,
Guido


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#4 von Rolf , 19.09.2019 21:52

Noch eine Idee, die ich aber nicht ausprobiert habe, sondern die mir nur gerade so in den Sinn kommt:

Wenn man die Gleise im Schraubstock aufbiegt, könnte man sich dann nicht eine Schablone aus Sperrholz mit dem gewünschten Radius machen? Also praktisch ein Innen- und ein Außenstück, so dass die Schiene dazwischen zu liegen kommt und sich beim Zudrehen des Schraubstocks auf den Radius der beiden Sperrholzstücke annehmen muss.

Wie gesagt, das war nur eine spontane Idee, die man erstmal ausprobieren müsste.

Viele Grüße
Rolf


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#5 von floete100 , 19.09.2019 22:12

Zitat

Noch eine Idee, die ich aber nicht ausprobiert habe, sondern die mir nur gerade so in den Sinn kommt:

Wenn man die Gleise im Schraubstock aufbiegt, könnte man sich dann nicht eine Schablone aus Sperrholz mit dem gewünschten Radius machen? Also praktisch ein Innen- und ein Außenstück, so dass die Schiene dazwischen zu liegen kommt und sich beim Zudrehen des Schraubstocks auf den Radius der beiden Sperrholzstücke annehmen muss.

Wie gesagt, das war nur eine spontane Idee, die man erstmal ausprobieren müsste.

Viele Grüße
Rolf


Rolf, das wird nicht funktionieren: Dazu müssten die Schienen ausgeglüht werden ...

Durch das Biegen in der Schablone werden die Schienen deutlich unterhalb der Streckgrenze des Werkstoffs belastet, sodass sie nach dem Herausnehmen aus der Schablone mehr oder weniger wieder in die ursprüngliche Form zurückspringen.

Gruß,
Rainer


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#6 von gatzi , 20.09.2019 02:17

Hallo zusammen,

mit meinen LGB-IIm-Gleisen habe ich das so gemacht, von Radius 600 mm aufgebogen auf ca. 1100 mm:

http://gartenbahn.holger-gatz.de/html/gleisbiegegerat.html

Mittels eines Abstandshalters in T-Form für verschiedenen Radien, lassen sich diese in etwa wiederholen.


Viele Grüße
Holger

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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#7 von Rolf , 22.09.2019 10:02

@Rainer: Ok, dann geht es so nicht.

Was mich nur wundert ist, dass es mit den Gleisbiegegeräten (wie von Holger beschrieben oder auch käuflich zu erwerben) geht. Ist die punktuelle Belastung des Werkstoffs an der Rolle so viel höher, dass dabei die Streckgrenze überschritten wird?

Viele Grüße
Rolf


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#8 von floete100 , 22.09.2019 10:17

Die punktuelle Belastung ist nicht so entscheidend, Rolf. Es geht darum, das Material über die Streckgrenze bzw. aus dem elastischen Bereich heraus zu belasten. Du kannst das selbst mit einem Stück Draht ausprobieren: Wenn Du aus einer Geraden einen Radius 10 cm biegst und lässt los, biegt sich der Draht wieder auf. Willst Du also dauerhaft R 10 cm erreichen, musst Du einen deutlich kleineren R biegen ... Das Problem ist nun, vorherzusagen, ob Du R 4, 5, 6 ... biegen musst, um R 10 zu behalten. Das ist auch noch bei jedem Material anders. Darum geht Dein Schablonentrick nicht.

Mit Bindedraht o. ä. geht der Versuch übrigens nicht. Derartige Drähte sind extra weichgeglüht, um die natürliche Elastizität zu unterbinden.

Gruß,
Rainer


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#9 von Rolf , 22.09.2019 21:10

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann ist das Problem also nicht, dass man die Schienen mit so einer Schablone gar nicht biegen kann, sondern dass man vorher wissen müsste, wie weit sie zurückfedern. Nur wenn man das wüsste, könnte man den Radius der Schablone so korrigieren, dass die Schiene nach dem Zurückfedern den gewünschten Radius aufweist. Da man die Größe des Zurückfederns nicht kennt, würde die Schiene danach "irgendeinen" Radius aufweisen, aber nicht den Radius, den man haben will.

Habe ich Dich so richtig verstanden?

Viele Grüße
Rolf


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#10 von floete100 , 22.09.2019 21:54

Völlig korrekt auf den Punkt gebracht, Rolf.

Ganz extrem ist das Phänomen z. B. bei Federstahl. Der wird nach dem Biegen - je nach Radius - wieder komplett gerade. Oder andersrum: Eine Schrauben-Zugfeder z. B. muss sich ja langziehen lassen und nach dem Loslassen wieder ihre vorherige Form einnehmen.

Gruß,
Rainer


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#11 von guido , 03.10.2019 17:34

Hallo,
das "Geraderbiegen" geht aber doch ganz gut. Ich wollte eine Anschlussweiche LGB-600mm "flacher" bekommen, weil das sonst unschön aussah, ich brauchte vorher einen kurzen Gegenbogen, der ist jetzt weg.
Das Biegen der Weiche geht ganz gut, wenn man den Gleisrost direkt nach dem Herzstück unten auftrennt.
Danach habe ich Backenschiene und Flügelschiene am Herzstück gesondert und gefühlvoll im Schraubstock gerader, also in eine sanftere Biegung, gebogen. Das ging ohne Probleme und das Messinggleis federte überhaupt nicht zurück. Jetzt sieht der Anschluss richtig gut aus.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Federkraft auch von der Legierung, Verarbeitung, Materialdicke usw. abhängt. Auch die Form des zu biegenden Körpers ist sicherlich relevant (ein Rohr verhält sich naturgemäß anders als ein Blech, z.B.).
Auch z.B. ein Nagel, den man "verhaut", biegt sich ja nur sehr minimal zurück (leider...).

Viele Grüße,
Guido


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#12 von floete100 , 03.10.2019 19:00

Zitat

Ich könnte mir vorstellen, dass die Federkraft auch von der Legierung, Verarbeitung, Materialdicke usw. abhängt. Auch die Form des zu biegenden Körpers ist sicherlich relevant (ein Rohr verhält sich naturgemäß anders als ein Blech, z.B.).
Auch z.B. ein Nagel, den man "verhaut", biegt sich ja nur sehr minimal zurück (leider...)


So ist es. Von ganz erheblicher Bedeutung ist noch die Wärmebehandlung. Messing wird häufig in der Qualität "halbhart" verwendet - das trifft wohl auf Deine Schienen auch zu.

Zu den Nägeln: Deine Beschreibung passt zu den normalen silbernen Nägeln (die heißen oft "Eisennägel", obwohl die natürlich auch aus Stahl bestehen). Ganz anders verhalten sich die dunkelblauen "Stahlnägel". Die sind sind für Steinwände gedacht, sind gehärtet und brechen eher, als dass sie sich verbiegen lassen.

Gruß,
Rainer


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#13 von guido , 03.10.2019 19:20

Hallo Rainer,
lass mich raten: Bist Du Bauing? Wegen Deiner Kenntnisse in Materialkunde...
Viele Grüße,
Guido


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RE: Radius gebogener Gleisstücke vergrößern ?

#14 von floete100 , 03.10.2019 20:56

Hallo Guido,

Du bist zumindest nah dran. Ich bin Maschinenbau-Ingenieur und habe 30 Jahre im Apparate- und Maschinenbau ständig mit Werkstoffen zu tun gehabt. Darunter waren viele Kohlenstoff- und nichtrostende Stähle, Aluminium, Buntmetalle (also Kupfer und seine Legierungen), aber auch Exoten wie Nickelbasis-Werkstoffe, Tantal, Titan und Zirkon. Nicht zu vergessen: PET, PMMA, POM, PTFE, PVC, PVDF ... - vulgo: Kunststoffe. Ein absolut faszinierendes Gebiet!

Gruß,
Rainer


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