RE: Betriebshof

#1 von Frankpoche2 , 18.02.2021 21:01

Hallo zusammen,

Ich habe hier im forum gesehen, dass jemand seinen schattenbahnhof ausgestaltet hat. Das finde ich eine tolle Idee! Jetzt frage ich mich, inwieweit man sowas vorbildlich darstellen kann und zwar so, dass es modellbahnerisch umsetzbar ist, also bezüglich der Größe. Wo bzw wie wurde das denn bei nebenbahnen und privatbahnen gemacht? Insbesondere in der Zeit zwischen den Weltkriegen würde mich das interessieren. Hat jemand dazu Infos oder gleispläne? Wurden die güterwagen von nebenbahnen bei nichtbenutzung wirklich immer in die großen rangierbahnhöfe zurück gebracht, oder gab es dafür auch kleinere Außenstellen? Ich freue mich auf den Austausch mit den wissenden.
Gruß, Frank


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RE: Betriebshof

#2 von Atlanta , 19.02.2021 06:12

Moin Frank,

In Epoche II wurde noch nach Kriterien der Epoche I gearbeitet.

Güterwagen hatten als Wagenanschrift Heimstbahnhöfe, denen sie zugeteilt waren, schon zur Preußenzeit spezialisierten sich aber verschiedene Bahnverwaltungen auf verschiedene Wagengattungen, das hat ins Besondere mit der Ersatzteilbeschaffung in den Betriebswerkstätten zu tun, so daß nicht alle Ersatzteile in jedem Heimatbahnhof in großer Menge vorgehalten werden mußten.
Natürlich sahen internationale Abkommen des VDEV = Verein Deutscher Eisenbahn Verwaltungen schon damals vor, daß jeder Güterwagen rollfähig repariert werden mußte, der zur Instandsetzung in der Werkstatt stand.

Für die Wagengestellung war es aber notwendig, entsprechen viele Wagen bestimmter Gattungen bereitstehen zu haben, damit diese auch zurückgeführt wurden, stans als Wagenanschrift häufig der Satz: "Leerwagen zurück zum Heimatbahnhof." Diese Leerwagen wurden dann als Überführungswagen im nächsten, in diese Richtung abgehenden Zug, mit eingereiht, ggfs. auch in Personenzüge.

Privatbahnen, welche über eigene Güterwagen verfügten und nicht dem VDEV oder deren Nachfolgeorganistion angehörten, mußten am Übergabebahnhof zur Staatsbahn umgeladen werden, wenn Verträge zur Weiterbeförderung bestanden, mußte die Staatsbahn diese auch entsprechend befördern und zurückführen. Die entstehenden Kosten wurden dem jeweiligen Frachtführer (Güterkunden) in Rechnung gestellt.

Je nach Größe der Sekundärbahnen (Nebenbahnen, Kreis- o. Lokalbahnen und Privatbahnen) gab es auch einen oder mehrere Verschiebebahnhöfe und auch Außenstellen.
Ob dann irgendwelche Güterwagen von Privatbahnen auf Außenstellen behandelt wurden oblag der jeweiligen Eisenbahn, für die rückgeführten Wagen, war aber der auf den Wagen "angeschlagene" Vermerk des Heimatbahnhofs wichtig.

Die Organistationsstrukturen der Privatbahnen konnten auch von denen der Staatsbahn abweichen.

Schon in der Epoche I haben sich diverse "Experten" und Eisenbahningenieure mit dem Güterverkehr beschäftigt und diverse Abhandlungen in Fachbüchern geschrieben, die dort etliche Seiten umfassen.

Ob du einen Schattenbahnhof mit Ablaufberg darstellst und Sortiergruppen bleibt dir überlassen, interessant ist es auf jeden Fall.

Noch interessanter finde ich es, einen umfangreichen Wagenpark "offen in der Anlage zu verstecken." Abstellgruppen oder Abstellgleise in diversen Güterbahnhöfen bieten sich gerade dazu an.

Wie groß soll den deine Privatbahn sein?
Welche Güter soll sie vornehmlich transportieren?
Spielt der Personenverkehr eine untergeordnete oder übergeordnete Rolle?
Wie groß ist das Streckennetz?
Wie weit sind die jeweiligen Endbahnhöfe voneinander entfernt?

Wie groß ist der Wagenpark?
Sollen reine Güterzüge verkehren?
Sollen gemischte Züge fahren?
Sollen reine Personenzüge fahren?
Gibt es eine oder mehrere Werkstätten?

Die zu benötigende Anzahl der Personenzugloks kann durch eine einfache Formel ermittelt werden.
Bei gemischten Zügen gilt die Formel für Personenzugloks.
Bei Güterzugloks ist die Formel komplizierter, vereinfacht kann aber die Personenzuglokformel angewendet werden.

Man muß die am Tag stattfindenden Fahrten ermitteln.
Daraus läßt sich der Lokomotivbedarf errechnen, wenn man die Streckenlänge der jeweiligen Bahnstrecke weiß, auf der gefahren wird.

Je nach Stärke der Lokomotiven, können auch unterschiedlich viele Wagen befördert werden.

Steht aber nur eine begrenzte Anzahl an Loks zur Verfügung, wird es spannend die möglichen Zugfahrten zu ermitteln.

Hilfreich wären Tonnagezahlen der transportierten Güter.
Neigungsstrecken reduzieren je nach Neigung die zu transportierende Anhängelast, folglich die möglichen Wagenmengen.

Wie hoch ist die Streckenkapazität?

Alles Fragen die man beantworten müßte, um optimale Stationsgrößen und Abfertigungskapazitäten ermitteln zu können.

Bei zu knapp bemessenen Lokomotivkapazitäten kann eine Störung oder größere Reperatur zu ungeahnten Problemen führen, ebenso beim Totalausfall durch Unfälle.

Bei zu großzügig bemessenen Lokkapazitäten kostet jede abgestellte Reservelok viel Betriebskapital, da kein Geld verdient wird.


LG Ingo

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RE: Betriebshof

#3 von E-Lok-Muffel , 19.02.2021 08:36

Hallo Frank,

Du kannst selbstverständlich Deinen SBF ausgestalten, d.h. Gleise schottern, Leuchten aufstellen etc. Du musst allerdings bedenken, dass darunter keinesfalls die Zugänglichkeit leiden darf. Schattenbahnhöfe müssen vor allem praktisch sein und genug Platz für Züge bieten, nicht umsonst haben deshalb die meisten den Charme einer Tiefgarage

Der größte Unterschied zwischen einem MoBa-SBF und einem 1:1-Betriebshof ist eigentlich, dass nicht Züge abgestellt werden, sondern Loks und Wagen getrennt, in Ep I-III besonders, da Dampfloks pflegeintensiv waren und deshalb nach jedem Arbeitstag "behandelt" werden mussten (BW - überdies dauerte das "Anfeuern" einer Dampflok bis zu 24 h, d.h. Loks im Betriebsdienst wurden "warm" abgestellt und brauchten darum Betreuung über nacht =Lokschuppen).
Das bedeutet, wenn Du Deinen SBF/FY "vorbildorientiert" gestalten willst, musst Du das von vorne herein planen und separate Wagen und Lok-Abstellungen vorsehen, das verlangt aber wiederum Rangiertätigkeit möglicherweise im schwer einsehbaren oder zugänglichen Untergrund…
Das heißt, die Anlage bzw. die Spielidee/das Betriebskonzept sollte primär auf diese auch arbeitsintensive Tätigkeit in der Abstellgruppe ausgerichtet sein.

Der Begriff "ausgestaltetes Fiddle-Yard" hat für meine Begriffe den Charme, dass Du Dich bei der Ausgestaltung eben nicht sklavisch ans Vorbild halten musst, z.B. sämtliche Behandlungsanlagen in einem BW darstellen (Bei der MoBA fahren auch Dampfloks mit Strom, Bekohlungsanlage also nur fake!). Du könntest Dich also auf die Anlagen konzentrieren, die Du für den MoBa-Betrieb brauchst (z. B. Wende-Drehscheibe zum drehen von Schlepptenderloks, selbst die Strahlengleise und der RLS sind nur fakultativ, wenn genug Platz z.B. in der R3-Kehrschleife).

Ich selbst hab mal so etwas geplant, war mir aber dann doch zuwenig… Hier nochmal ein Beispiel, wie das gut funktioniert.

Gruß
uLi


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RE: Betriebshof

#4 von E-Lok-Muffel , 19.02.2021 12:17

Und nochwas:

Im Gegensatz zu unseren Anlagen und z.B. Busunternehmen oder kleineren Speditionen, bei denen abends oder spätestens am WE (bei UNS: Spielschluss) alle Fahrzeuge wieder im Hof (bei UNS: im SBF) stehen, sind bei der großen Bahn die Wagen ständig unterwegs.
Ein leerer Wagen verdient kein Geld!
Das war auch vor 100 Jahren schon so, deswegen wurden die von Ingo beschriebenen Austausch-Abkommen geschlossen, dass Güterwagen - egal von wo - am Bestimmungsort wieder beladen und irgendwo anders hin geschickt werden konnten...
Nur im Schadensfall wurden die Wagen zur Reparatur in den Heimatbahnhof geschickt.
Mit was man unsere Schattenbahnhöfe/Fiddle-Yards am ehesten vergleichen könnte, sind Abstellbahnhöfe/-Gruppen im Personen-Nahverkehr. Hier wurden die Wagenzüge über Nacht zwischengelagert, bis sie in der Frühe zum Berufsverkehr wieder eingesetzt wurden. In den großen Knotenbahnhöfen, in denen Schnellzüge starten und enden, gab es so etwas natürlich auch für den Fernverkehr ( Bei den Stadtbahnhöfen=Kopfbahnhöfen meist irgendwo vorgelagert ).

Bei der MoBa ist es doch im allgemeinen so, dass die Oberfläche einen Ausschnitt aus einer Eisenbahn-Strecke darstellt und der Schattenbahnhof die "große weite Welt", aber in ganz konzentrierter Form.
Auf einer kleinen eingleisigen Nebenstrecke können - je nach Länge - im Blockbetrieb mehrere Züge hintereinander fahren, im SBF stehen sie nebeneinander auf den Abstellgleisen... D.h. im Normalfall sammeln sich in einem MoBA-SBF viel mehr Fahrzeuge und Wagen als bei der großen Bahn in einer normalen Betriebsstelle - eben alles das, was Du auf Deiner Anlage in einer Spiel-Session sehen willst, was aber in Realität über die ganze Strecke verteilt wäre...

Wenn Du also Deinen SBF "vorbildnah" ausgestalten wolltest, ginge das zulasten des Betriebes an der Oberfläche.

Ausnahme: Du bildest ein komplettes Streckennetz ab, z.B. eine Schmalspurstrecke im Ganzen. Damit ist der Fahrzeugpark begrenzt, den Du unterbringen kannst und musst. Das bedeutet aber eigentlich auch, der SBF entfällt komplett, denn alle Fahrzeuge stehen auf der Anlage...

Gruß
uLi


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