Moin Ingo,
Mobben?
Ich hinterfrage und überprüfe, soweit das in meinen Möglichkeiten steht. Nicht nur bei dir, sondern grundsätzlich. Mir hat man nämlich einmal zu oft ein Maultier als ein Pferd verkaufen wollen.
Eben noch stand hier was vom Bahnhof Bad Oldesloe, das du dann schnell wieder gelöscht hast. Da hattest du dich nämlich auch um 10 Jahre geirrt: als der damals neue Bahnhofsbau errichtet wurde, mit Bahnsteigsperre, war es 1962 und nicht "Anfang der 70er".
Zitat
der alte Herr von der Gepäckaufbewahrung und ich waren Freunde, bis er im Alter von 95 Jahren zu seiner Tochter nach Reinfeld (Holstein) zog und drei Jahre später verstarb.
Er erzählte mir viel aus seiner Jugendzeit und auch davon, als die Deutsche Bundesbahn damals ihm eine Aufwartung machte, kurz nach deren Gründung. Es war bereits die vierte Eisenbahngesellschaft die von ihm Miete und die Einnahmen aus der Gepäckaufbewahrung abforderte.
Er erzählte als er die Lehre abgeschlossen hatte war er 19 Jahre alt. Die Lehre zum Gleisbauer machte er in Hamburg bei der DRG und er wurde in den Eisenbahndienst übernommen, die Ausschreibung zur Besetzung der Gepäckaufbewahrung sah er als Annonce im Hamburger Fremdenblatt, wie damals das Hamburger Abendblatt noch hieß. Die Lübeck Büchener Eisenbahn suchte einen Dienstmann für die Gepäckaufbewahrung im Bahnhof Bargteheide. Nach einer kurzen persönlichen Bewerbung konnte er sofort ohne großartige Formalitäten anfangen, die Dienstwohnung kam ihm sehr gelegen.
Mit der Verstaatlichung der LBE war er bei der DR = Deutsche Reichsbahn ab 1937/38 beschäftigt.
Während des Krieges war er als Eisenbahner unabkömmlich und wurde nicht zum Militärdienst eingezogen.
In der britischen Besatzungszeit, die in Schleswig-Holstein nur sehr kurz andauerte ließ man ihn als Eisenbahner auch in Ruhe. Erst kurz nach der Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland fragte man ihn ob er ab 1955 zum Militärdienst einrücken wolle, er verweigerte das mit der Begründung, er wäre unabkömmlich als Dienstmann bei der Deutschen Bundesbahn, worauf man ihn weiterhin in Ruhe ließ.
Als er Anfang der 1990er Jahre dazu genötigt wurde, die Preise für die Aufbewahrung anzupassen, sagte er es wäre die erste Preiserhöhung nach gut 40 Jahren, die der Kunde auch merken würde.
Wir haben es also mit einem Mann zu tun, der zu Kaisers Zeiten geboren wurde (mit 19 die Lehre abgeschlossen, danach erst zur LBE gewechselt, wo er Dienstmann wurde, und mit der Verstaatlichung der LBE 1938 (wieder) Reichsbahner). Volksschule ging damals übrigens bis 14; dauerte die Lehre 5 Jahre?
1955, mit mindestens 37 Jahren, wird ihm, der im Krieg 10 Jahre vorher an der Gepäckaufbewahrung (!) UK war, der Eintritt in die Bundeswehr "angeboten".
Der Mann ist 1990 noch im Dienst, mit mindestens 72 Jahren auf dem Buckel und damit weit über Renten- und Pensionsalter, als Dienstmann (also abhängig beschäftigt) und gleichzeitig "genötigt, die Preise anzupassen" wie ein Geschäftsmann. 52 Jahre am selben Arbeitsplatz, ohne Beförderung, ohne Aufstieg, ohne Ambitionen - außer an seinem Gepäckschalter unabkömmlich zu sein.
Ingo, da drängen sich Fragen auf. Das paßt alles nicht. Im besten Fall bist du auf einen Münchhausen hereingefallen. Aber so kann es nicht gewesen sein.
Zitat
Bei meinen Recherchen zum Bahnhof Maulbronn-Stadt sind mir keine Bahnsteigsperren aufgefallen. Der Bahnhof ist seit Anbeginn an (1914) offen angelegt.
Hallo Jürgen,
ich kann mir vorstellen, daß man wegen der recht geringen Fahrgastzahl davon abgesehen hat, Sperren einzurichten. In Maulbronn-West mußte man beim Umsteigen ja ohnehin durch das Bahnhofsgebäude gehen, und die wenigen Passagiere im Kittel-Triebwagen konnten auch auf der kurzen Stichbahn kontrolliert werden.
Aber das ist nur eine Vermutung.
Und um auf Erics Eingangsfrage zu antworten: Fahrräder mußten draußen bleiben, wenn sie nicht aufgegeben werden sollten.