RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#1 von Modellbahn Augsburg , 16.10.2019 23:54

Liebe Forengemeinschaft,

kürzlich konnte ich Märklins Zugpackung 26606 günstig ersteigern, eigentlich mit der Absicht nur den Silberling und gegebenenfalls die Lokomotive zu behalten und die Panzer samt Schwerlastwagen weiterzuverkaufen. Doch wie heißt es so schön? Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nachdem ich die Wagen und ihre Beladung einmal in der Hand hatte, war schnell der Entschluss gefasst, diese zu behalten.

Ein Zug mit nur sechs Leopard 2A6-Panzern erschien mir aber etwas zu kurz und nach einem Besuch in einem Bayreuther Modellbahngeschäft war ich stolzer Besitzer zweier weiterer Leoparden mit passenden Wagen (Märklin 48748 und Roco 76391 mit einem 2A6 von Schuco). Erst jetzt stellte ich mir die Frage, wie ein vorbildgerechter Bundeswehrzug der Epoche V überhaupt ausgesehen hat. Aus den zahlreichen Videos auf YouTube und Threads hier im Forum bin ich nur wenig schlauer geworden. Die hilfreichste Seite, die ich bisher finden konnte war diese. Eine Panzerkompanie besteht laut dieser Quelle also aus 13 Leopard-Panzern und drei Begleitfahrzeugen.

Folgende Fragen habe ich nun an Euch:

    Wie sieht ein ein Leopard 2-Zug der Bundeswehr in Epoche V aus?
  • Kommen in Panzerkompanien mehrere Panzer-Typen vor, oder immer nur ein Modell?
  • Auf welche Wagen wurden die "Begleitfahrzeuge" (z.B. Wolf) verladen? Auf Rungenwagen?
  • Noch in diesem Monat soll ein Set mit dänischen Leopard-Panzern von Märklin ausgeliefert werden (48795); ist es vorbildgerecht, Panzer verschiedener Armeen in einem Zug zu mischen?


Über Antworten würde ich mich sehr freuen und ich entschuldige mich schon einmal für meine laienhafte Ausdrucksweise. flaster: Von der Wehrpflicht bin ich Dank meines Alters verschont geblieben und ich hatte auch sonst nie irgendwelche Überschneidungspunkte mit der Bundeswehr.

Gruß,
Anselm


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RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#2 von ET 65 , 17.10.2019 06:41

Hallo Anselm,

es gab/gibt eine Sonderausgabe Militärtransporte auf der Schiene. Könnte vom Titel als Informationsquelle passen. Habe das Heft nicht.

Gruß, Heinz


Tried to reduce to the max Ich weiß, nicht immer einfach, aber einfach kann ja jeder.
Was noch fehlt? "Ein Sack voll Zeit"


 
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RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#3 von E-Lok-Muffel , 17.10.2019 09:52

Hallo Anselm,

Ich habe vor kurzem in Thomas Thread etwas von seinen Militärzügen gelesen. Ich glaube, die sind ziemlich gut recherchiert. Zumindest bei der erwähnten "Panzerbaer"-Website wirst Du in punkto Fahrzeug-Ausstattung fündig. Wenn die Infos im Faden nicht reichen, schreib ihm vielleicht ein PN.

Gruß
uLi


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RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#4 von Graf Koks , 17.10.2019 09:53

Hallo Anselm,

vielleicht kann dir das folgende Video die meisten Fragen beantworten.

https://www.youtube.com/watch?v=_RAd8gpNkI8

Inwieweit sich da ausländische Truppenteile einfügen, entzieht sich meiner Kenntnis. Von der Praxis her würde ich einfach mal behaupten, die fahren getrennt! Warum sollte ein dänischer Militärtransport extra in die Lüneburger Heide gefahren werden, um beispielsweise an einer Großübung in Litauen teilzunehmen?


Liebe Grüße,
Stephan :D


 
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RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#5 von gatzi , 17.10.2019 11:52

Zitat
...
Folgende Fragen habe ich nun an Euch:
    Wie sieht ein ein Leopard 2-Zug der Bundeswehr in Epoche V aus?
  • Kommen in Panzerkompanien mehrere Panzer-Typen vor, oder immer nur ein Modell?
  • Auf welche Wagen wurden die "Begleitfahrzeuge" (z.B. Wolf) verladen? Auf Rungenwagen?
  • Noch in diesem Monat soll ein Set mit dänischen Leopard-Panzern von Märklin ausgeliefert werden (48795); ist es vorbildgerecht, Panzer verschiedener Armeen in einem Zug zu mischen?
...



Hallo Anselm,

ich war Mitte der 80er beim Bund als Wehrpflichtiger in einer Leopard-1-Kompanie. Der Leopard 2 war da auch schon aber in anderen Einheiten zahlreich vertreten. Zu deinen Fragen:

1: Zug
Es kommt auf die Situation an. Wenn eine ganze Kompanie verlegt wird, dann sind es 13 Kampfpanzer, ein Geländewagen, ein kleiner (2-Tonner) und ein großer LKW (5-Tonner). Das galt auch für den Leo 1.
Da aber eher zu Übungszwecken (Trainingsschießen, Vorführungen etc.) transportiert wurde, wird, kommen nur die Fahrzeuge in Betracht, die tatsächlich gebraucht werden. Beim Kompanie-Übungsschießen an der Ostsee waren es statt der 13 nur 10 oder 11 Panzer. Andere Fahrzeuge (LKW, Jeep, Bergepanzer) wurden nicht mitgeführt, da sie vom jeweiligen Standort bereitgestellt wurden. Ebenso bei einer Übung zum Durchfahren von Flüssen. Da war allerdings auch ein Bergepanzer von uns dabei.
Bei einer Vorführung vor Nato-Offizieren waren wir "Beiwerk" für eine Pioniereinheit und nur mit zwei Panzern beteiligt, wobei dann noch Transportpanzer (z.B. Luchs) und anderes aus dem Bestand der Pioniere dazu kam.
Auch wurden einzelne Fahrzeuge ins Depot geschickt (Aufarbeitung, Moderniesierung), dann waren die Fahrzeuge gemischt.

2: Typen
In der Regel ein Typ, da ein Bataillon immer mit einem Typ ausgestattet ist also Leo 1 oder Leo 2, dazu die passenden Modellreihen. Weitere Fahrzeuge (Bergepanzer etc.) sind dann in zusätzlichen Einheiten (Instandsetzung etc.) vertreten.

3: Güterwagen
Da hatten wir keine gemischten, sondern für alle Fahrzeuge Schwerlastwagen, damit der Zug beim Verladen von hinten nach vorne "überfahren" werden konnte. Auch bei gemischten Fahrzeugen (Kampfpanzer, Radpanzer) waren es einheitliche Wagons.
Bei Fahrten ins Depot konnten die Wagons unterschiedlich sein, kamen dann aber auch ggf. von unterschiedlichen Kasernen.

4: Gemischte Züge
Möglich, wie z.B. beim Übungsschießen an der Ostsee, da war neben unseren Leo 1 auch ein amerikanischer M1 Abrams dabei. Damals war noch eine amerikanische Einheit in unserer Nähe stationiert, nun aber gibt es sie schon lange nicht mehr. Von daher wäre das auch eher eine Ausnahme.
Gemischte Einheiten, wie z.B. die Deutsch-Französische Brigade sind die Ausnahme. Die Truppenteile sind aber getrennt voneinander stationiert und lediglich der Brigade unterstellt. Für die sollte dann aber auch gelten, was ich oben geschrieben habe. Eine Verlegung über Kompaniestärke hinaus dürfte es im Normalfall auch nicht geben (außer es geht zu Auslandseinsätzen).
Nehmen andere Nationen an Übungen teil, bei denen eine Verlegung per Schiene nötig ist, sollten diese das jeweils für sich organisieren.

Es kommt also auf die Situation an, was dargestellt werden soll. Ich würde aber nicht zu sehr mischen und keine Züge länger als Kompaniestärke bilden.

Die Zugverladung bildet auch eher eine Ausnahme, um Orte zu erreichen, im Gegensatz z.B. durch eine Fahrt auf der Straße. Zugfahrt bedeutet immer einen sehr hohen Aufwand vor allem an Kosten, Verladung- und Reisezeit, da der Zug bei jeder Gelegenheit stoppt und nicht durchfährt. Aufrüst-, Verlade- und Reisezeit von einem Tag sind da unterm Strich möglich, wo man per Straßenverlegung nur 3 Stunden braucht, z.B. bei Kolonnenfahrt.
Bei Reserveübungen in Bremen (Jägereinheit, keine Kampfpanzer) wurden wir zur Abschlußübung ins 125 km entfernte Munster per LKW verlegt im kältesten Winter (Pritschen-LKW, nur Stoffverdeck, keine Heizung). Aufgrund von Schneetreiben waren wir mehrere Stunden unterwegs, einige mussten in Autobahnraststätten übernachten.

Vielleicht konnte das weiterhelfen.

PS: Was mir noch aufgefallen ist
Wenn schon realitätsbezogen, dann müssen die Panzer vorn und hinten mit Keilen und Zurrketten gesichert werden.
Der aufgebaute Zielscheinwerfer bei den dänischen Panzern (Leo 1) ist eigentlich Unsinn, da er nur bei Übungen und im Ernstfall aufgebaut ist, nicht beim Transport. Normalerweise befindet er sich geschützt in einem speziellen Kasten am Turmheck. Den nimmt man dann auch nicht zum Durchfahren von Flüssen mit, sondern nur das, was man auch benötigt.

Bei einer Nato-Übung waren wir als Begleitung/Schiedsrichter für einen amerikanischen M1-Zug dabei. Da wir selbst dabei keinen "Kampfauftrag" hatten, blieb alle Ausrüstung außer wichtiges Werkzeug (Säge, Schaufeln, Hacke, Bordwerkzeug im Heckkasten etc.) in der Kompanie. Der Stauraum für z.B. den Zielscheinwerfer wurde mit anderen Dingen gefüllt (z.B. Trinkwasser).


Viele Grüße
Holger

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blauer klaus hat sich bedankt!
 
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RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#6 von Modellbahn Augsburg , 21.10.2019 22:15

Guten Abend zusammen,

vielen Dank für Eure ausführlichen und hilfreichen Antworten!


[quote="ET 65" post_id=2022586 time=1571287307 user_id=6560]
Hallo Anselm,

es gab/gibt eine Sonderausgabe Militärtransporte auf der Schiene. Könnte vom Titel als Informationsquelle passen. Habe das Heft nicht.

Gruß, Heinz
[/quote]

Vielen Dank für den Tipp, Heinz. Eventuell bestelle ich mir das Heft tatsächlich oder schaue einmal ob man es irgendwo gebraucht bekommt.


Zitat

Hallo Anselm,

Ich habe vor kurzem in Thomas Thread etwas von seinen Militärzügen gelesen. Ich glaube, die sind ziemlich gut recherchiert. Zumindest bei der erwähnten "Panzerbaer"-Website wirst Du in punkto Fahrzeug-Ausstattung fündig. Wenn die Infos im Faden nicht reichen, schreib ihm vielleicht ein PN.

Gruß
uLi



Thomas kenne ich persönlich, wir haben uns sogar gestern erst gesehen und über Bundeswehrzüge unterhalten. Leider hat die Zeit für einen ausführlichen Austausch zu dem Thema nicht ganz gereicht. Aber spätestens an Allerheiligen - die Teppichbahner wissen bescheid - holen wir das nach! Trotzdem vielen herzlichen Dank für den Link, Uli!


[quote="Graf Koks" post_id=2022629 time=1571298802 user_id=37652]
Hallo Anselm,

vielleicht kann dir das folgende Video die meisten Fragen beantworten.

https://www.youtube.com/watch?v=_RAd8gpNkI8

Inwieweit sich da ausländische Truppenteile einfügen, entzieht sich meiner Kenntnis. Von der Praxis her würde ich einfach mal behaupten, die fahren getrennt! Warum sollte ein dänischer Militärtransport extra in die Lüneburger Heide gefahren werden, um beispielsweise an einer Großübung in Litauen teilzunehmen?
[/quote]

Danke auch für Deine Nachricht, Stefan. Dieses Video war eines der ersten, welches ich bei meiner Recherche angeschaut habe. Es ist mit dafür verantwortlich, dass ich mich entschieden habe, die Panzer überhaupt zu behalten. Allerdings wirft es mehr Fragen auf, als es beantwortet, wenn ich ganz ehrlich bin.


Umso glücklicher war ich über Deine Nachricht, Holger! Ein riesengroßes Dankeschön für den ausführlichen Einblick in die Welt der Bundeswehr, die konkrete Beantwortung meiner Fragen und die Beschreibung der einzelnen Szenarien, für eine Panzerbeförderung per Bahn. Welches Szenario ich mit meinem Zug darstellen möchte, habe ich noch nicht final entschieden. Die Kompanie-Verlegung ist aber ein ganz heißer Kandidat.

Zitat

Vielleicht konnte das weiterhelfen.


Und ob! Etwas besseres, als ein Augenzeugenbericht aus erster Hand konnte mir gar nicht passieren.

Zitat

PS: Was mir noch aufgefallen ist
Wenn schon realitätsbezogen, dann müssen die Panzer vorn und hinten mit Keilen und Zurrketten gesichert werden.


Damit hast Du natürlich absolut Recht, Holger. Allerdings plane ich eigentlich, den Bundeswehrzug in der Verpackung zu lagern, wenn meine Teppichbahn nicht grade aufgebaut ist. Da wäre die Nachbildung von Ketten eher hinderlich, befürchte ich. Und Trainsafe-Röhren kosten ja auch ihr Geld... Ich komme schon wieder auf Ideen...


Schöne Grüße,
Anselm


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RE: Leopard 2-Zug der Bundeswehr

#7 von Michael Knop , 21.10.2019 22:38

Hi Holger,

Vielen Dank für die ausführliche Informationen.


Da kann ich meinen Panzerzug auch mal passend zusammenstellen.



Viele Grüße, Michael


Michael Knop  
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