Moin Bruchi,
In den frühen Epochen waren BWs anders organisiert als in den moderneren Epochen.
Zu Zeiten als noch mit Dampfloks gefahren wurde, mußten diese nach einem oder mehren Einsätzen entschlackt, gereinigt und von Asche befreit werden, untersucht, gewartet und abgeschmiert werden, der Brennstoff, die Schmiermittel, der Sand und der Wasservorrat ergänzt werden, ggfs. auch kleine Reperaturen vorgenommen werden, bevor eine Lok am nächsten Tag wieder ihren Dienst verrichten konnte.
Diese Arbeiten wurden im BW = Betriebswerk gemacht.
Je nach größe des Betriebswerkes gab es Schuppenmannschaften, die die Lok übernahmen und sich um die Wartung, Reperaturen und Vorbereitungen für den nächsten Tag kümmerten und auch weiterhin die Loks unter Dampf hielten also ein Erhaltungsfeuer betrieben und darauf achteten, daß innerhalb kürzester Zeit eine Lok wieder einsatzfähig sei, wenn sie angefordert wurde.
Dort wo sollche Schuppenmannschaften nicht existierten, kümmerte sich das Lokpersonal um solche Aufgaben, was deren Arbeitszeiten auf bis zu 16 Stunden verlängern konnte. Ruhezeiten waren danach aber mindestens 10 Stunden.
In regelmäßigen Abständen müssen Lokomotiven dem AW = Ausbesserungswerk oder auch Hauptwerkstatt zugeführt werden, um größere Reperaturen und Wartungen vorzunehmen. Dazu werden die Loks nahezu komplett zerlegt und wieder zusammengebaut, was mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann.
Zum Abstellen dienen spezielle Gleisbereiche innerhalb von Lokomotivschuppen, die beste Form waren ringförmige Rundschuppen oder Rotunden, welche über eine zentrale Drehscheibe verfügten, es gab aber auch Lokomotivschuppen in rechteckiger Form mit Schiebebühnen, sehr oft waren dann mehrere Lokstände hintereinander angelegt worden, das hatte aber den Nachteil, daß man einige Loks erst herausfahren mußte, um an andere Loks heranzukommen.
Frankfurt am Main besaß solch einen Rechteckschuppen mit zwei Schiebebühnen und 8 parallelen Schuppengleisen auf denen insgesamt 62 Lokomotiven abgestellt werden konnten.
Die Lage des BWs war auch entscheidend.
Das BW mußte von den Umfahrgleisen des Ankunftbereiches auf größeren Bahnhöfen mußte direkt und auf kürzestem Weg stattfinden können aber das BW durfte zu dem nicht allzuweit vom Abfahrbereich entfernt sein, so daß alle Abfahrgleise schnell erreicht werden konnten.
In großen Hauptbahnhöfen gab es somit häufig mehrere BWs an unterschiedlichen Stellen.
Frankfurt Hbf wurde um 1880 erbaut und vier eigenständige Bahngesellschaften teilten sich einen gemeinsamen Bahnhof. Dies führte dazu, daß es in Frankfurt verschiedene BWs in mehrfacher Ausführung gab, praktisch jede Bahngesellschaft hatte ihr eigenes.
Im Gegensatz zu anderen Kopfbahnhöfen gab es in Frankfurt keine Umfahrgleise, die eingefahrene Lok blieb solange am Bahnsteigende stehen, bis die Wagen des Zuges entfernt wurden, erst dann konnte die Lok zum BW fahren. Dieser Umstand verzögerte den Betriebsablauf erheblich.
Bei moderneren Epochen sind Lokomotivschuppen oft nicht mehr notwendig, Diesel- und Elektroloks werden im Freien abgestellt.
Auch wird die Verwendung von Drehscheiben als "störend" empfunden.
Bei elektrischen Loks muß sich auch der Fahrdraht der Oberleitung über den Gleisen befinden.
Schiebebühnen kommen nur noch in Werkstätten der AWs zum Einsatz oder dort im Abstellbereich von Loks, wo sie noch vorhanden sind.
Drehscheiben und Schiebebühnen werden in Abstellbereichen modernerer Loks eigentlich nicht mehr benötigt. Sie werden abgebaut oder Verschrottet, wenn irgendwas daran kaputt geht, eine Instandsetzung lohnt in den meisten Fällen nicht mehr. An deren Stelle, nach dem Abriß des BWs, kann man normale, parallele Abstellgleise anordnen, in denen Loks hintereinander abgestellt werden.
Da moderne Loks nicht mehr so Wartungsanfällig sind, wie Dampfloks, kann man deren Abstellung auch vereinfachen.
Für den Modellbahner eine eher "langweilige" Angelegenheit, denn betriebsame BWs sind doch viel interessanter, weil dort "mehr los ist."