RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#1 von G1600BB , 12.12.2019 17:10

Tach auch liebe Modellbahnkollegen,

seit ich einen Internetanschluß besitze und mich in Modellbahnforen bewege, erlebe ich immer wieder heiße Diskussionen über Loks, Wagen und weiteres Rollmaterial. Munter wird spekuliert, wer welches Fahrzeug wann bringen wird und wehe , ein Hersteller hat eine links drehende Schraube verwendet anstatt eine recht sdrehende, wie es das Original aufweist.

Interessiert eigendlich niemanden das Zubehör? Vermisst niemand bestimmte Architekturstile für seine Anlage? Stellt ihr euch auf die Anlage, was gerade gefällt?

Ich bin wahrlich kein Architektur-Experte, doch in meinen Augen tun sich selbst im H0-Maßstab große Lücken auf, vom Maßstab 1:220 gar nicht zu reden. Allein wenn man dem Suchbegriff „Bauernhäuser in Niedersachsen“ im Web sucht, findet man eine Vielzahl unterschiedlicher Ausführungen:

https://www.kulturreise-ideen.de/archite...dersachsen.html

Mal ein bisschen im Detail:

Bei uns in Blumenthal gibt es zahlreiche Bauten aus dem beginnenden 20.Jahrhundert in einem typischen dunklen Klinker:





Ein typisches Bauernhaus aus unserer Umgebung:



Völlig anders nur wenige Km weiter, jedoch am anderen Weserufer, vielleicht ein ehemaliges Fischerhäuschen:



Wo gibt es Modelle alter Wasserburgen?



Hier saß die Chefetage der Bremer Woll-Kämmerei. Typische Industriearchitektur oder regionaler Stil?



Eine Kirche aus der Marsch



sieht anders aus als eine in Fulda:



Jede Region hat ihr eigenes Fachwerk hervorgebracht. Hier Beispiele aus Lüneburg



aus der Eifel





aus der Rhön



aus Verden/Aller



Hameln



Ein völlig anderes Gesicht haben Küstenstädte, die ihre Blütezeit zur Zeit der Hanse hatten:






In Kyllburg fiel mir die Verwendung von rotem Sandstein auf:



Andere Gegenden sind von Schiefer geprägt:



Und an der Unterelbe zeigt sich der mit der Seefahrt erwirtschaftete Reichtum:






Charmant finde ich immer Häuser mit solchen Erkern:




Angesichts der Vielfalt in der Architektur bin ich verwundert, daß darüber so wenig diskutiert wird. Seid ihr zufrieden mit dem Gebäudeangebot?


HerZlicher Gruß aus dem Norden Bremens
Jörg


 
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#2 von Loki2014 ( gelöscht ) , 12.12.2019 18:41

Hallo Jörg

Auf meiner N-Anlage befinden sich handelsübliche Lasercut- und Plastikbausätze sowie aus Holz und Karton gefertigte Eigenbauten. Die Lasercut- und Plastikbausätze habe ich mit Farbe behandelt und teilweise baulich verändert. Bei der Wahl der gekauften Gebäudebausätzen habe ich darauf geachtet, dass die Gebäude vom Baustil her ins Gesamtbild meiner Modelleisenbahnanlage passen. Das war wohl auch das einzige Kriterium.

Die Auswahl an detaillierten und vorbildgetreuen Modellen vergrössert sich meine Meinung nach vor allem im Bereich Lasercut. Sucht man aber Häuser nach ganz bestimmten Kriterien, wird die Auswahl natürlich je nach Spurweite schnell mal sehr dürftig. Da bin ich ganz Deiner Meinung. Da hilft dann nur der Selbstbau, was ja auch eine schöne Seite des Hobby Modelleisenbahn sein kann.

Grüsse
Sven


Loki2014

RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#3 von JoachimW , 13.12.2019 07:20

Hallo zusammen,

ich weiß jetzt nicht, warum man darüber diskutieren soll.
Wer weiter als über das Fahrzeugdach schaut und sich mit Architektur auseinandersetzt, wird wahrscheinlich nicht um den Selbstbau von Gebäuden rum kommen. Die Industrie kann nicht die gesamte Vielfalt der Architektur abbilden. Nur Highlights, Standardbauten einer Region oder Bauten die in verschiedenen Regionen vorkommen könnten. Das ist wohl jedem, der über das Fahrzeugdach schaut klar.
...und dem Rest ist es egal.

Natürlich würde ich persönlich mir wünschen, dass ein Hersteller genau die Gebäude in sein Programm aufnimmt, die ich benötige, aber damit würde ein Hersteller nach der Umsetzung sicherlich Insolvenz anmelden müssen, da es außer mir wahrscheinlich nur 1 bis 3 weitere Kunden gäbe.
die 30 eindeutig zu verortenden Bauwerke auf meiner Anlage und meinen Modulen wären zudem eine stattliche Anzahl für einen Hersteller.

Sieht ein Hersteller einen Markt für ein Gebäude, wird er es im Modell umsetzen und in sein Programm aufnehmen.
Jeder Hersteller muss zunächst einmal Geld verdienen. Danach Geld verdienen und dann Geld verdienen.

Durch die Klein- und Kleinstserienhersteller, die heute den Markt bereichern, ist das Angebot riesig und wächst ständig weiter.
Techniken wie Lasercut und 3D-Druck sind auf dem Vormarsch und ermöglichen auch niedrigere Stückzahlen. (...wahrscheinlich reichen aber selbst hier 1-4 Stück nicht aus, so dass meine Gebäude mein ewiger Wunschtraum bleiben )

Ich baue also alle Gebäude selbst, genauso wie meine Gleise und Fahrzeuge.
Ich stelle fest, ich bin nicht der Markt, ich bin - vorsichtig ausgedrückt - speziell!


Gruß
Joachim


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#4 von stadtbahnzug , 13.12.2019 20:22

Moin Mitreisende,

oder man macht es einfach, Bespiele:

viewtopic.php?t=162372

https://stummiforum.de/viewtopic.php?t=146859

LG Oliver


Viele Grüsse von der Ostsee

Berlin Stadtbahn - altersgerecht [Die Planung] - http://stummiforum.de/viewtopic.php?f=24&t=140111
Berlin Stadtbahn - altersgerecht [Der Aufbau] - folgt noch


 
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#5 von Analogbahner , 13.12.2019 20:37

Ich hatte nie den Platz, ausufernde Gebäudekomplexe unterzubringen, deshalb bestanden meine exklusiven Fassaden nur aus Papierhintergründen. Allerdings vermisste ich für mein Bahnhofsszenario mehr von den typischen Hinterhofgebäuden, die es früher von Pola und Kibri gab. Beim Fotografieren habe ich dann festgestellt, dass die Häuser 30 Jahre nach meiner Epoche größtenteils verschwunden, modernisiert oder mit Dämmstoffen totrenoviert wurden und ich somit keine Fotos mehr machen konnte, die zu Epoche IV passen könnten (abgesehen davon, dass man schlecht an Rückfassaden drankam...).

Ich kann zwar typische Gebäude nachmodellieren, sehe aber keine Möglichkeit, die zu realisieren oder gar aufzustellen. Im Architekturmodellbau habe ich drei linke Hände...





In Sweethom3D gebastelt.


Gruß Analogbahner


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#6 von Johannes O'Donnell , 13.12.2019 20:41

Hallo Zusammen, hallo Jörg,
wie schon Joachim schrieb, sind individuelle u. regionale Präferenzen schwer gewinnbringend umzusetzen. Nischen-Anbieter, die sich einem speziellen Gebiet annehmen können das noch händeln, aber Großserienhersteller sicherlich nicht. Die Schwarzwaldhäuschen u. Bergdorf Architektur, die einstmals die Kassen klingeln ließen, sind heute auch nicht mehr so einfach vermittelbar. Mit den Möglichkeiten, die CNC Fräsen und Lasercut Geräte für Haus- und Hobbygebrauch bieten, können sich ambitionierte Modellbahner ihre Wunschgebäude selbst entwerfen, schneiden bzw. fräsen und bauen. Die Industrie konzentriert sich daher auf den Puls des Massenmarkts. Deine gezeigten Gebäude sehen reizvoll aus, werden aber wohl kaum zum Kassenschlager gereichen. Hier ist Selbstbau angesagt, der aber sehr viel Spaß machen kann. Die Industrie bietet ja auch inzwischen eine Vielzahl an brauchbaren Bauplatten, Fenstern, Regenrinnen u.v.m. an, die man variabel verwenden kann. Der totale Selbstbau, wie ich ihn z.B. inzwischen auch betreibe ist aber auch kein Hexenwerk...wenn man sich nicht gleich an komplexe Gebäude oder Ensembles heranwagt. Pappe, Holz, Styrodur u.a. Materialien eignen sich allesamt zum Gebäude Selbstbau. Der eine mag es gerne perfekt, der lasert und fräst oder druckt, der andere hat seine individuelle Note, indem er alles von Hand schnitzt und schneidet...mit all den Ungereimtheiten, die damit einhergehen. Kitbashing ist eine alte Methode, die aus Großserien Häusern auch sehr schöne und individuelle Gebäude macht, von daher ist für die Industrie weder Diskussions- noch Handlungsbedarf da. Übrigens haben die Hersteller ja auch ihre Ohren u. Augen am Markt und bekommen Feedback, so dass deren Ausrichtung schon ein Abbild der gewünschten Modelle ist. Spur Z ist natürlich noch eine schwierigere Marktnische, wo alles ausserhalb des Mainstreams schwierig zu vermarkten und verkaufen ist. Da ist Selbermachen fast schon Pflicht...
Gruß Johannes


Typischer Märklin-Chaot - Epochenfrei und Grenzenlos!


 
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#7 von Analogbahner , 13.12.2019 20:53

Dem stimme ich zwar zu, andererseits bietet die Industrie doch viele Modelle an, die wirklich nur einzelnstehend wirken und Besonderheiten aufweisen. Da gibt es Kirchen, Rathäuser, Villen, Bahnhöfe, Pensionen, Stadttore ohne Ende (natürlich übertrieben...), aber 08/15-Standardmodelle, die man aneinanderreihen oder abwandeln kann, sind nicht viel zu finden. Deshalb wären die gezeigten Häuser durchaus für norddeutsche Modellbahner interessant, denn es sind quasi alles Einzelstücke. Heidi-Berghütten, Wassermühlen und fränkische Fachwerkhäuser werden ja auch gekauft.
Deshalb halte ich ein bezahlbares Modulsystem, um regionale Häuser zusammenzusetzen, für vielversprechend. Klar gibt es Lasercut und Acrylglas, Architekturkarton und 3D-Druck... aber für mich ist das größte Problem die Arbeit, die im Selbstbau steckt und die spätere Übereinstimmung im Aussehen. Papierhäuser sehen dann doch anders aus als Plastikhäuser, und es wird aufwendig, sie anzugleichen, z.B. durch das Einsetzen von plastischen Fensterrahmen, und die spätere Beleuchtung. Man bleibt also meist bei einem Verfahren, und das ist in der Regel das Plastikmodell... Auch wenn einige Modelle schon auf tausenden von Anlagen vorkommen.


Gruß Analogbahner


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#8 von Michael K. , 16.01.2020 12:03

Tag auch,

für mich gibt es da keinen Diskussionsbedarf, ich baue meine Gebäude nach konkretem Vorbild
Welche Methode ich dafür nehme, hängt von dem Gebäude ab, bisher gings aber mit Bastelmesser, Sperr- und Balsaholz, Papier, Gips und hin und wieder Ätzteilen am Besten.



Bis denn
Michael


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#9 von Atlanta , 21.01.2020 02:38

Moin Kollegen,

Ich denke mal, das hängt vom jeweiligen Anlagenthema ab, worauf man seinen Schwerpunkt setzt.

Soll es streng nach Vorbild sein oder darf man sich auch künstlerische Freiheiten erlauben, Hauptsache es paßt so einigermaßen in die dargestellte Zeit.



Wer sich mit dem Selbstbau von Gebäuden beschäftigen möchte, dem sei angeraten, erste Versuche im Maßstab 1:100 zu machen, später dann, wenn man die praktiken erlernt hat, kann man sich so langsam auch dem Maßstab 1:87 annähern.

Nicht jedes Längenmaß läßt sich sinnvoll auf die Modellbahn übertragen.

Ein im Original 400 m langer Bahnsteig ist beim Maßstab 1:100 immer noch 4 m lang bei 1:87 etwas länger als 4 m.

Bei Signalabständen wird es noch offensichtlicher:
Vorsignal und Hauptsignal in 1 Km Abstand zum Vorsignal.
1 Km Länge –> 1000 m geteilt durch Maßstab = 10 m (1:100)

Bei Gebäudeabmessungen muß auch manchmal ein guter Kompromiß gefunden werden, denn nicht jedes Gebäude läßt sich in verkleinerter Originalgröße auf die Anlage stellen.

Beim Gebäuseselbstbau kann man so ziemlich alles verwenden was man findet.


LG Ingo

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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#10 von E-Lok-Muffel , 22.01.2020 13:40

Hallo Jörg,

Es stimmt schon, es wird in diesem Forum ziemlich wenig über Zubehör, sprich: Gebäude diskutiert, es gibt keine Wunsch-Threads für Neuheiten in diesem Gebiet und es werden selten neue Bausätze besprochen (es gibt aber auch wenig wirklich Neues, s.u.).
Diskutiert wird aber doch viel, aber innerhalb der Anlagen- oder Bau-Threads und nicht in eigens dafür geschaffenen Threads (Beispiel).

Ich glaube in der Modellbahnwelt einen Trend festgestellt zu haben.
Einen Trend weg von der traditionellen MoBa-Anlage, in deren Mittelpunkt (das ist durchaus wörtlich zu nehmen, im Gleisoval!) der Bahnhof und das dazugehörige Städtchen liegt.
Ein Trend zu mehr landschaftlich geprägten Anlagen, aber auch durch Modulbau Reduktion des Ortes auf den Bahnhof und die zugehörigen Nebengebäude, was eben direkt am Gleis steht (durch die geringe Modultiefe bedingt).
Ein ganzer Zweig von Modellbahnern verzichtet ganz auf Gebäude und Landschaft, konzentriert sich auf Schienen und Rollmaterial, dieser Zweig ist auf dem Vormarsch, sodaß vor nicht allzu langer Zeit ihm dieses Forum eine eigene Rubrik spendierte: "Meine Teppichbahn"
Der Trend zu immer mehr Maßstäblichkeit macht auch vor den Gebäuden auf der Modellbahn nicht Halt, so wird bei großen Radien und schlanken Weichen die zur Verfügung stehende Fläche immer kleiner, gleichzeitig werden die Gebäude und v.a. die Grundstücke, auf denen die Gebäude stehen, immer größer, Car-System beansprucht zusätzlichen Platz...

Kurzum: Es finden immer weniger Modelle auf immer größeren Anlagen ihren Platz.
...und wenn es sich nur um wenige Modelle handelt, kann man sie dann auch gleich so bauen, wie man es für richtig hält, sei es out-of-the-box, kit-bash oder komplett D-i-Y.

Die Industrie von Modellbahnzubehör hat wohl (ich muss gestehen, bisher haben auch mich, der ich tatsächlich eher architektur-begeistert bin, die Zubehör-Kataloge von Auhagen, Faller, Kibri, Noch, Vollmer et al. nicht wirklich interessiert, ich bin noch nicht soweit...) keine wirklich neuen Gebäude-Serien herausgebracht, muss man ja auch nicht, Gebäude und Baustile sind kein schnellebiges Geschäft, Fachwerk geht immer und gibt es immer noch, wo Idylle und Romantik angesagt ist, reicht die Andeutung des Stiles, wer kann schon fränkisches von niedersächsischem Fachwerk unterscheiden, Haupsache Balken an der Fassade!
Das reduzierte Angebot an typisch norddeutschen Gebäuden fußt meiner Meinung nach schlicht in der Verortung der Zuberhör-Hersteller in Süddeutschland. Die machen lieber Schiefer statt Reet, lieber Bonner Gründerzeit als Bremer oder Lübecker Patrizier.

Mir persönlich macht das gar Nichts aus. Ich werde meine 35 Jahre alten Gebäude aus meiner Kinderzeit "upcyclen" (Zitat aus meinem Rheintal-Faden):

Zitat

Zunächst hat sich meine Tochter allerdings an meiner Anlage zu schaffen gemacht und hat meine Schattenbahnhofs-Holzwüste in eine kleine Adventsanlage verwandelt - unter Zuhilfenahme meiner alten Häuschen und Autos, die noch aus meinen Kindertagen übrig sind:




Gruß
uLi


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#11 von Atlanta , 22.01.2020 14:47

Moin Kollegen,

wenn es hier auch andere begeisterte Kollegen gibt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, ich würde mich gerne mit eigens gemachten Erfahrungen daran beteiligen wollen.

Gebäudebau macht auch viel Spaß.

Mit einem Kumpel zusammen hatte ich mal ein US Projekt, die Bahn rückte dabei immer mehr aus dem Fokus und war eher nur noch Beiwerk.



Wir ließen unserer Phantasie freien Lauf, Hauptsache es paßte so einigermaßen ins Jahr 1928 während der Prohibition.

Zunächst bauten wir auf Segmenten von 150 cm x 50 cm und 100 cm x 50 cm dann verbreiterten wir auf 75 cm Tiefe, um halt mehr Stadtgebäude bauen und darstellen zu können.

Fragt lieber nicht, wieviele Bahnhofsgebäude wir als Stadthäuser umfunktionierten.


LG Ingo

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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#12 von steve1964 , 31.01.2020 18:53

Hallo Jörg, erst einmal danke für die Eröffnung dieses Threads und die Fotos von den
Häusern, die sehr gut die Vielfalt und den Ideenreichtum zeigen aus vergangenen Epochen
der deutschen Architektur, bevor ab den 60ern / 70ern die große Gleichmacherei und Nüchternheit
bzw. der Zwang zur kostengünstigen Vereinfachung und Standardisierung kam.

Es gibt die Möglichkeit, Gebäude selbst zu bauen, die von Großserienherstellern nicht
angeboten werden.
Am Anfang steht die Vorbildrecherche und der zeichnerische Entwurf.
Ich mache es noch auf die ganz alte Art ohne PC.
Selbstbau ist interessant und zuweilen sehr mühsam, fummelig und zeitintensiv.
Es sind zudem gute Kenntnisse und Erfahrungen in Materialauswahl, Meß-und Schneidetechnik,
Montagearten und Verarbeitung, Einfärben etc. erforderlich.
Dazu zwei ruhige, geschickte, feinmototisch geschulte Hände und viel Geduld-
und Frustrationstoleranz...

Es gibt ja nicht nur Polystyrol und Resin,
sondern auch Hartschaum ( Styrodur, Selitac ), Holz, Gips, Moltofill, Ton, Modelliermassen,
Echtglas wie Mikroskop - Objektträger, Blister, Karton in allen Stärken,
also eine reiche Auswahl.

Man kann einiges davon durch Übung erlernen. Ich hatte das Glück, mich in dieser
Disziplin weiterzuentwickeln und bin zu mich zufriedenstellenden Ergebnissen gekommmen.
Es ist eine schöne Erfahrung, und es schafft den Stolz, es geleistet zu haben.

Meine ersten Gebäude aus den Anfangsjahren nach der Wiederentdeckung der Modellbahn
würde ich heute allerdings auch eher in ein fiktives autobiografisches Museum stellen
als auf meine Eisenbahnanlage....
VG
Steve


Ich baue, also bin ich.


 
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#13 von Badaboba , 31.01.2020 21:20

Hallo Interessierte,
regionale Identität ist mir bei meinen Projekten schon wichtig. Sklavischen Nachbau betreibe ich generell nicht - eher ein "so hätte es gewesen sein können"...
Meine Wahl-Region ist die Pfalz, das Angebot ist überschaubar und eher an großen Brocken / Solitären orientiert (Bhf. Neustadt/W., Bhf. Bad Dürkheim, Stellwerk Neustadt/W. usw.).

Methodisch passt das Kitbashing am ehesten zu mir, ich will Ergebnisse sehen und nicht gefühlt ewig an einem Projekt verweilen. Mal paar Beispiele, die ich in meinem Jargon "eingepfalzt" habe:

Pfälzer Standardbahnhof - Basis Auhagen:



Haltepunkt im gleichen Stil - frei interpretiert - Basis Auhagen:


Pfälzer Stellwerk - Basis Vollmer:


Pfälzer Wohnhaus - Basis Auhagen:


Südpfälzer Blockstelle nach Vorbildfoto - Bastelplatten und Restekiste:


Schuppen/Garage im Weinberg frei nach Südpfälzer Vorbild - Restekiste:


Pfälzer Schotterwerk - frei nach Vorbild in Albersweiler/Pfalz - Basis Walthers:



Köf-Schuppen überall - hier mit Pfälzer Sandsteinoptik - Auhagen coloriert:


Feldscheune überall - auch in der Pfalz - Müllers Bruchbuden coloriert:


So hangel ich mich immer durch die Programme aller Hersteller - immer auf der Suche nach dem, was modifiziert passen könnte...


Liebe Grüße
Volker

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https://www.fremo-net.eu/home/modulsyste...-europa/h0-puko


 
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#14 von steve1964 , 02.02.2020 06:53

Hallo Volker,
dese Bauten sind dir echt gelungen,
absolut überzeugend, genial. Chapeau.
VG Steve


Ich baue, also bin ich.


 
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#15 von Badaboba , 02.02.2020 11:35

Danke, Steve.


Liebe Grüße
Volker

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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#16 von Meteor , 04.02.2020 14:02

Hallo Volker,

wirklich schön, besonders das Schotterwerk. Und beeindruckend groß ist es auch. Leider für viele zu groß. Es gibt ja schon seit längerem nicht nur bei Walthers große Anlagen im Modell, aber auf deutschen Anlagen sieht man eher wenig davon.


Mit freundlichem Gruß

Stefan

Epoche III/IV
Deutsche Bundesbahn
Südwestdeutschland
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#17 von KLVM , 07.02.2020 18:18

Ich finde es irgendwie auch schade, dass hauptsächlich EP I+II-Bauernhäuschen aus Süddeutschland und den Alpen angeboten werden.

Und ich habe mich aufgeregt, dass von keinem Zubehörhersteller irgendwas zum Bauhaus-Jubiläum gab.


In den 1960ern hatte Faller durchaus einige Hochhäuser etc. im Programm, welche damals architektonisch State of the Art waren. Da gab es vor einem Jahr sogar eine Ausstellung im Architekturmuseum. Aber anscheinend sind die meisten Modellbahner wohl mehr "retoescapistisch" veranlagt und die Schwarzwaldhäuschen verkaufen sich besser... Heute gibt es jedenfalls kaum noch aktuelle Architektur für die Modellbahn. Von einigen Ausnahmen abgesehen wie dem Bahnhof Horrem. Aber der ist dann gleich wieder so groß.

Bei der Suche nach einem kompaktem Epoche III/IV-Bahnhofsgebäude für meine Kleinanlage hatte ich erst Bodenheim als Kartonmodell. Allerdings wollte ich es auch von Innen beleuchten. Dank des aufgeklebten Tonpapiers auf der Rückseite ist es jetzt aber etwas windschief geworden...

Ich habe nun aber festgestellt, dass es von Walters Cornerstone eine halbwegs interessante und eine interesante Station in H0 gibt.

Die halbwegs interessante Station ist die Modern Brick Santa Fe Station 933-4064. Problem für deutsche Modellbahner: Sie ist doch relativ klein und die DB hätte in der Notlage in der Nachkriegszeit in einer Kleinstadt niemals einen solchen Luxustempel hingestellt.
https://www.walthers.com/modern-brick-santa-fe-station-kit


Das interessante Modell für Ep. IV ist der Amtrak-Bahnhof Rochester
https://www.walthers.com/amtrak-r-statio...uot-21-5-x-30cm

Ein so genannter Amshed. In den 1950er - 1970er Jahren wurden viele, teilweise sehr hübsche Empfangsgebäude durch die privaten Bahngesellschafen der USA verfallen gelassen, da sich der Passagiertransport kaum noch lohnte. 1971 wurde der Fernverkehr dann bei Amtrak gebündelt. Zur Attraktivitätssteigerung wurden die verfallenen Empfangsgebäude in Kleinstädten vielerorts abgerissen und durch derartige "Amtrak-Schuppen" ersetzt, sehr zum Leidwesen der US-Eisenbahn-Fans.

Das Empfangsgebäude ist sogar halbwegs klein. Werde ich mir kaufen und mit entsprechender Ausstattung "germanisieren". Dürfte architektonisch halbwegs zum Kibri-Hochhaus und Faller-Döner passen.

Bei norddeutschen Bauernhöfen sehe ich das Problem, dass die Mehrheit der Modellbahner zu Hause eher ein Mittelgebirgssetting nachbilden. Da wirken die Tunnels überzeugender, die man ja als Zufahrt zum Schattenbahnhof braucht. Die norddeutsche Tiefebene ist dagegen flach und die Schttenbahnhofszufahrt ist problematischer. Deswegen gibt es zu dem Thema weniger Anlagen und einen kleineren Markt. Teilweise hat Heljan als dänischer Hersteller ja Modelle, welche auch in einem Schleswig-Holstein-Setting einsetzbar sind.


Ich mag kein Streumaterial.


KLVM  
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#18 von Analogbahner , 07.02.2020 18:52

Von Vollmer gab es einige moderne Bahnhöfe, die den Stil der 50er/ 60er-Jahre gut wiedergaben. Auch mit dem E-Lok-Schuppen und den beiden Stellwerken gut einsetzbar. Das war's dann aber auch mit dem Angebot. Die Bausätze waren auch modular - man konnte die Gebäude also in Groß oder kleiner aufbauen. Den Bahnhof "Lilienthal" von Faller würde ich dagegen schon als extravagant bezeichnen, und sonstige städtische Standardgebäude gab es nur von Pola oder Kibri. Zudem waren die frühen Bausätze im Maßstab alle zu klein, so dass Preiserleins oft nicht mal durch die Tür passten. Ist verständlich, wenn man sich überlegt, wie viel Platz so ein normales Haus eigentlich wegnimmt. Und der im Original "kleine" Bahnhof Dammtor ist in H0 bereits ein Schlachtschiff...


Gruß Analogbahner


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#19 von Badaboba , 07.02.2020 18:58

Zitat

Hallo Volker,

wirklich schön, besonders das Schotterwerk. Und beeindruckend groß ist es auch. Leider für viele zu groß.



Hallo Stefan,
danke für Dein Lob!
Ja, es wirkt groß. Tatsächlich ist es fast schon wieder zu klein...
Aufgrund der Größe wird es auf einem mehrteiligen Modul verwendet - Gestaltung noch nicht abgeschlossen:


Walthers bietet eine Reihe von Bausätzen, die man auch auf mitteleuropäischen Anlagen gut einsetzen kann.

Für mein Steinheim-Projekt bediente ich eher das klassische Thema - Steinbruch/Schotterwerk in der Anlagenecke - die Dimensionen tatsächlich deutlich kleiner (Pola/Faller/Piko/Vollmer):


Liebe Grüße
Volker

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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#20 von Thoralf , 08.05.2020 13:10

Da ich gerade ein Segment "Altstadt" zu 95% abgeschlossen habe (einige Monate lang dran gebastelt...) habe ich mich mit dem Thema auch dabei beschäftigt.

Mein Anlagenthema ist "... in Thüringen, 40er bis 70er Jahre" gelegen, Fachwerk und Schiefer sozusagen Pflicht. Es ist auch für einen Einsteiger durchaus möglich, vorhandene Gebäude und Bausätze anzupassen: allein durch Änderung der Dächer lässt sich (in meinem Falle!) schon etwas bewirken. wenn man dann noch auf Dachneigung (im Norden flacher, in schneereichen Gegenden steiler) und Dachüberstände (im Norden oft wenig, im Süden meist mehr) etwas achtet so sind hier schon brauchbare Ergebnisse erzielbar. Typische Farben sind regional auch unterschiedlich...

Zweiter Ansatz "Kitbashing". Auf der ersten Seite/erstes Bild in meinem Thread habe ich aus einem alten Bahnhof "Feldafing"(?) ein Jagdschloß/Kurklinik umgebaut. Neuer Grundriß, andere Gebäudeform & Höhen leicht geändert und stilbildend ein Mansarddach ( fast eine mathematische Doktorarbeit ) aus Schieferplatten (eh klar...) draufgesetzt.

Das sind m.E. Wege, architektonisch einigermaßen passende Gebäude zu bekommen ohne eine 7000€-Fräse (und Nächte am Computer!) oder komplette Monatsgehälter an einen Lasercutter zu überweisen...

Vielleicht schaut Ihr mal meinen Thread an, da ist praktisch kein Gebäude mehr "aus der Schachtel". Von Bauten wie Brotfabrik/Mehllager, Barytbrecherwerk und Bahnpost ganz zu schweigen...

Grüße und Viel Spaß beim Bauen, Thoralf


Die Kleinbahn Erfurt - Tannenroda
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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#21 von Lindilindwurm , 09.06.2020 20:19

Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass viele Menschen von Architektur keinerlei Idee haben, ja nicht einmal benennen können, welche Merkmale die Architektur ihrer Region hat.

Die in ganz Deutschland identischen Neubaugebiete sprechen jedenfalls für die These; oft purzeln die Baupläne dem Architekten aus Drag and Drop Baukästen - hie und da ein Fenster, da die Tür, Flachdach drauf, fertig. So sind die Gebäude weltweit austauschbar, gesichtslos und architektonisch extrem schlecht.

Goldenen Schnitt halten - fürchte ich - viele Bauherren für ein Finanzierungsmodell. Daher vielleicht die fehlende Diskussionsfreude.


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#22 von Analogbahner , 10.06.2020 14:50

Da doch noch viele Modellbahner sich in Epoche III oder IV aufhalten, kommen sie nicht in den Genuss dieses aktuellen Einheitsbreis. Zur Zeit ist "Legostil" groß in Mode - Fronten an allen vier Seiten, die nur aus hohen Fenstern bestehen, dazu pyramidenartige Aufstockung, verjüngend nach oben. Architektur"schmuck" oder Fassadenausgestaltung und -Gliederung (was ist DAS denn?) fehlt total. In den 1970ern begann dieser Plattenboom auch schon mit "Neuer Heimat" und co. Diese Trutzburgen sind aber zu gewaltig für H0. Schade, denn sowas ließe sich mit weißem Karton und einem Teppichmesser schnell hochziehen.

Aber die typischen Modellbahngebäude sollen "Charme" haben. Sie stammen zumeist aus Epochen, in denen Mauerverbände, Stuck oder Erker noch Stilelemente waren. Demnach schwierig selbst zu bauen. Solche Gebäude sind verwinkelt, alt und genutzt, sie beherbergen die Geister ihrer Bewohner. Da ist das Zusammenstückeln aus fertigen Kunststoffbausätzen immer noch einfacher als der komplette Selbstbau. Der wäre genauso trickreich wie der Selbstbau von Waggons oder Bahnanlagen und erfordert Kenntnisse in allen handwerklichen Fähigkeiten... Da aber 90% der Modellbahner ihren Fuhrpark fertig kaufen, und nur wenige diesen supern oder gar verändern können, zieht sich der Hausbau auch auf Fertigmodelle zurück. Im allgemeinen wird gealtert oder ein wenig umgebaut - aber ein Modell, 1:87 nach Vorbild, ist schon was für Könner. Ganz abgesehen davon, dass man Originalpläne nicht hat und vorher auf Fotosafari gehen muss...


Gruß Analogbahner


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#23 von Gelegenheitsbahner , 10.06.2020 16:11

Zitat

Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass viele Menschen von Architektur keinerlei Idee haben, ja nicht einmal benennen können, welche Merkmale die Architektur ihrer Region hat.

Die in ganz Deutschland identischen Neubaugebiete sprechen jedenfalls für die These; oft purzeln die Baupläne dem Architekten aus Drag and Drop Baukästen - hie und da ein Fenster, da die Tür, Flachdach drauf, fertig. So sind die Gebäude weltweit austauschbar, gesichtslos und architektonisch extrem schlecht.

Goldenen Schnitt halten - fürchte ich - viele Bauherren für ein Finanzierungsmodell. Daher vielleicht die fehlende Diskussionsfreude.



Hallo Lindi,

eine gewisse Eintönigkeit hatte jede Bauepoche. Auch Gründerzeitgebiete glänzen mit Wiederholungen. Der Zierrat und das Gesimse waren durchaus Katalogware die auf den "Ziegelklotz mit Fenstern" gepappt wurden. Interessanter, wegen ihrer Feingliedrigkeit, wirken sie dennoch, ganz im Gegenteil zu schmucklosen Zweckbauten der aktuellen Epoche. Heute wird viel "gewürfelt": Hier ein Wohnwürfel, dort ein Bürowürfel, der eigentlich auch ein Wohnwürfel seien könnte und da ein Verwaltungsgebäude einer Fabrik, richtig auch "hingewürfelt".

Herausragende Konstruktionen die eine gewisse Ausstrahlung haben und aus dem Einerlei hervorstechen findet man eher selten, das war in früheren Epochen ähnlich. Es gab immer einen Stil, der gerade in Mode war und damit massig gebaut wurde. Abwechslungsreich wird es eigentlich nur durch den Epochenmix oder durch neue Nutzung alter Gemäuer mit einem neuen Zweck, obwohl das auch Fingerspitzengefühl verlangt. Abreißen und "hinwürfeln" ist da oft günstiger.

Bei Modellbahn und Architektur denke ich aber sofort an Karl-Heinz alias 1zu87 und sein Städtchen in Niederbayern
Ein begnadeter (Modell)Städtebauer.

Viele Grüße

Thomas


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#24 von Lindilindwurm , 11.06.2020 21:52

Naja... man kann schon eine britische von einer holländischen von einer ítalienischen von einer deutschen von einer skandinavischen von einer griechischen von einer chinesischen Altstadt unterscheiden.
In Neubaugebieten gibts die Würfel in Shanghai genauso wie in Mittelfranken, das ist das furchtbare.
Wahscheinlich verwenden die Architekten überall dieselbe Software, und die Bauherren begnügen sich mit der Einheitskost. Von Fertighäusern will ich gar nicht reden, noch schlimmer.


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RE: Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert?

#25 von lpkf608 , 11.06.2020 23:32

Guten Abend.

Warum wird sowenig über Modellarchitektur diskutiert? Gute Frage - wirklich... .

Obwohl mich Architektur schon seit meiner Kindheit interessiert und ich das Thema Architektur auch mal beruflich verwirklichen wollte (nach einem Praktikum beim einem Architekturbüro während der 12. Klasse wollte ich das aber nicht mehr ), habe ich mir zu obigem Thema tatsächlich noch keine Gedanken weiter gemacht. Mir ist aber auch schon aufgefallen, dass das Variantenspektrum überschaubar ist, besonders im Bereich Stadthäuser - egal ob mittelalterlich oder Gründerzeit - mehr wie zwei bis drei Quadratmeter Stadt lässt sich da nicht ohne (Haus-) Wiederholung bauen.

Es gibt in jedem Ort in der Realität sicherlich einige Gebäude, die es würdig wären, als Modell verwendet zu werden. Für Faller und die anderen müsste sich so ein Modell natürlich betriebswirtschaftlich rechnen. Und der Verkaufspreis für ein Haus beträgt nur einen Bruchteil von einer Lok - deswegen ist der Märklin Neuheitenkatalog auch dicker wie der Faller Gesamtkatalog.

Was ich damit sagen will ist, dass die Gebäude nur das Beiwerk sind zur Modell"bahn", und am wichtigsten sind hier wiederum Bahnbauten, Brücken und Industrieanlagen. Da bleibt nicht viel übrig für anspruchsvolle Villenarchitektur .

BTW: Heutige Neubaugebiete sehen aus wie Musterhaussiedlungen. Bungalows, Pultdachhäuser ein- und zweistöckig, daneben Stadt- oder Toskanavillen - ein schönes Durcheinander. Meine Eltern mussten 1978 beim Gemeinderat vorstellig werden, warum sie unbedingt ein Walmdach und kein Satteldach auf ihrem Haus haben wollten.

Bei Faller kann man sich ja mittlerweile sein Wunschgebäude per 3D-Druck erstellen lassen - das wird die Zukunft sein im individuellen Gebäudebau - ansonsten hilft Kleber, Karton und Reste alter Häuser.

Grüße

Christian


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