Hallo Sinntalbahner,
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"Draht" im eigentlichen Sinne - also eine "homogene Masse" - hat eigentlich auf einer Modellbahn nix zu suchen. "Draht" ist zugegebenermaßen ideal wenn es um da "spurgenaues" Verlegen auf/unter einer Modellbahn geht und man irgendwie gewisse Kurven/Ecken bei der Kabelverlegung bewältigen will. Klar, der Draht wird gebogen/um die Kurve gelegt und bleibt dann da genauso. Scheinbar günstig obendrein.
er kann bei gleichem Nennquerschnitt etwas mehr Strom tragen und bringt weniger parasitäre Kapazitäten ein. Aber gut, so knapp sollte man nicht dimensionieren, daß es darauf ankommt.
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Denn: "Konsistenter Draht" könnte allein schon aufgrund des Biegens beim Verlegen oder aber mit der Zeit aufgrund von Temperaturschwankungen brechen, [...]
Klingt plausibel, könnte man aber doch durch eine Verlegung begegnen, die Längenänderungen in beide Richtungen erlaubt.
Die Bezeichnung "Klingeldraht" stammt von dessen Verwendung für Haustürklingeln und -öffnern. Dort ist ein solcher Draht doch noch viel größeren Temperaturschwankungen ausgesetzt, vor allem wenn er ganz oder teilweise aufputz verlegt wurde. Solche Installationen halten trotzdem Jahrzehnte. Wenn Drücker und Klingeln durch Gegensprechanlagen und diese nach vielen Jahren durch neuere Modelle ersetzt werden, so bleibt doch meistens noch der ursprünglich verlegte Klingeldraht im Einsatz.
Die Eisenbahn meiner Kinderzeit enthielt noch viel Klingeldraht und war aus Platzgründen nur von Weihnachten bis Ende Februar aufgebaut. Sie wurde also auch herumgetragen und trotzdem hat die alte Elektrik nie versagt.
Auch das 230 V-Netz wird in fester Verlegung durch Drähte getragen. In meinem Elternhaus waren Metallrohre in der Wand verlegt, durch die man sogar auch nachträglich noch Drahtadern einziehen konnte. Heute werden meiner Beobachtung nach hauptsächlich vier- oder fünfadrige isolierte Leitungen ohne Lehrrohr direkt unter oder im Putz verlegt. In Fabrik- und Bürogebäuden gibt es dagegen hauptsächlich Kabelkanäle und -Pritschen, so daß sich ein Draht eigentlich nur dort relativ ungestört ausdehnen oder zusammenziehen könnte.
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[...] das sieht man in nicht, denn er ist ja versteckt in der Isolierung.
Die Isolation ist bei altem Adermaterial ein gewisses Problem, weil sie bei diesen Drähten schneller und stärker versprödet, bricht und dann Korrosion den Draht angreift und/oder es zu Kurzschlüssen mit benachbarten Adern kommt. Alte Isolationen verlieren wohl schneller ihren Weichmacher als das in den letzten 15 Jahren auf den Markt gebrachte Material. Das betrifft aber auch Litze mit den gleichen Folgen.
In einer (zum Glück nur vorübergehenden) Unterbringung aus beruflichen Gründen verweigerte mir die Telekom mal die Durchschaltung meines ADSL-Internetzuganges zur 1. Anschlußdose, weil "sich kein Techniker an die Hausverdrahtung traut", die aus den 1980er Jahren stammte. Auch die Bahn hat bei den alten Spurplan-Drucktastenstellwerken seit Jahren das Problem breitest versprödeter Isolationen.
Dazu paßt auch, daß ich als Schüler zu Hause und in der Verwandschaft gelegentlich die Verkabelung von Lampen erneuern mußte, die i.d.R. fabrikneu erworben wurden und dann langjährig im Einsatz waren. Das mußte ich pro Lampe aber jeweils nur einmal tun, danach scheint den neuen Adern auch täglicher Gebrauch mit den heißen Glühbirnen nichts oder nur noch wenig auszumachen. Wo er vorhanden war oder Glühbirnen ab 60 W verwendet wurden, habe ich in den Fassungen allerdings noch Silikonschlauch übergezogen.
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--> Litze wird nicht brechen.
Es ist die Erfahrung vieler Modellbahner, dass "Draht" als elektrischer Leiter aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften eher ungeeignet ist und die Litze das "Muß" ist...
Die Litze macht eigentlich mehr Arbeit, weil bei Klemmen ohne ständigen Federdruck (etwa bei Schraubklemmen aller Art) eigentlich noch Adernendhülsen aufgebracht werden müßten. Verzinnen hat den Nachteil, daß das kalte Lötzinn unter dem Druck einer Schraube langsam fließt und dem Druck damit "ausweicht", die Verbindung damit im Laufe der Zeit widerständiger wird. Ansonsten verlangen die Hersteller von Federklemmen für Litzen auch Adernendhülsen; bei einer Verzinnung besteht die Gefahr, daß sich die Ader nach einiger Zeit nicht mehr lösen läßt.
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Das soll jetzt nicht belehrend klingen oder wirken, [...]
Alles gut, solche Erfahrungen sind wertvoll.
Ich vermute allerdings, daß weniger die Verwendung von Draht an sich, sondern eher die falsche Verlegung zu Fehlern führt. Wenn ich etwa für eine Ringleitung zur "Digitalstromversorgung" 1,5 mm² oder mehr in Draht verlegen wollte, würde ich auf größere Biegeradien und dazu passende Klemmen achten. Es gibt Klemmen, die als Verteiler von solch großem auf kleinere Querschnitte im Nahbereich dienen können. Einschlägige Produkte etwa von Phoenix Contact oder Wago haben auch den Vorteil, daß man eine Verbindung zum Zwecke der Fehlersuche relativ schnell vorübergehend abgeklemmt bekommt; z.T. gibt es sogar Aufsetzpunkte für die Meßspitzen eines Multimeters.
Mit freundlichen Grüßen
LPW