Moin Kollegen,
In der langen Zeit der Eisenbahngeschichte, wo noch Dampflokomotiven zum Einsatz kommen, ist das Betriebswerk BW und das Ausbesserungswerk AW, elementarer Bestandteil für den Bahnbetrieb.
Lokschuppen gab es nicht nur an Endbahnhöfen sondern auch an wichtigen Zwischenbahnhöfen, wo Loks stationiert waren.
Reichte der Platz im BW nicht aus, um allen Loks eine Abstellmöglichkeit zu bieten, wurden Stellplatzkapazitäten ausgelagert und anderswo geschaffen und Loks dort stationiert.
Die effektievste Methode Loks abzustellen ist in einem Rundschuppen, Vollkreisrundschuppen sind in Deutschland eher selten, in anderen Ländern, wie in den USA gab es sie aber häufiger, z.B. Martinsburg in Virginia.
Bild mit Genehmigung der US Library of Congress
Zwei Vollkreis Rundschuppen mit dazwischenliegendem Backshop —> AW und Links mit Werkstattmagazin (Ersatzteillager)
Lok werden nach ihrem Einsatz zunächst an den Lokbehandlungsanlagen von ihrer Asche und Schlacke befreit, die Brennstoffvorräte ergänzt, der Bremssand nachgefüllt und schließlich Wasser ergänzt und im Schuppen abgestellt.
Stehen kleinere Reperaruren an, werden diese dort ausgeführt, für größere Reperaturen übernimmt das AW.
Heizmannschaften im BW halten die Nacht über das Feuer im Gange.
Vor dem nächsten Einsatz wird die Lok aus dem Schuppen gefahren, das Wasser nochmal ergänzt und dann auf Wartegleisen abgestellt oder zu den Übernahmegleisen beordert, um Züge zu bewegen.
Kopfbahnhöfe der Anfangszeit hatten auch mal Umfahrgleise und am Bahnsteigende gab es je nach Bahnhofsbauart auch mal Lok- oder Wagendrehscheiben.
Effizienter sind Umfahrgleise, die Umfahrung durfte aber auch am Nachbargleis stattfinden, wenn sich keim Publikum (Reisende, nicht unterwiesene Personale oder Begleitpersonen) auf dem Bahnsteig befanden, ansonsten hatte der Bahnverkehr zu Ruhen, bis das Publikum den Bahnsteig bis hinter die Bahnsteigsperre geräumt hatte.
Die freihe Zugänglichkeit der Bahnsteige, wie man es heutzutage kennt gibt es erst nach der Gründung der Deutschen Reichsbahn ab 1937 und später.
Größere Bahnhöfe waren früher aber noch in einer Ankunft- und Abfahrtseite unterteilt.
Wagen angekommener Züge wurden von einer Rangierlok aus dem Bahnhof befördert und zu Abstell- oder Wartungsgleisen rangiert.
Neue Züge werden eigentlich im Wagenbereich am Aufstellungsgleis zusammen gestellt, dieses kann aber entfallen und an der Abfahrtseite des Bahnhofs können die Züge auch zusammengestellt werden.
Erst kurz vor der Abfahrt wurde die Lok angekuppelt.
Am effizientesten ist es wenn möglichst keine Lok im Schuppen steht, denn dann verdient die Bahngesellschaft Geld.
Es müssen aber auch betriebliche Schwankungen abgefedert werden, Reservemaschinen vorgehalten werden und andere Maschonen befinden sich in der Wartung und Inspektion.
Optimal für eine Modellbahn wäre es, wenn nicht alle Schuppenstände belegt sind.
Für einen mehr vorbildlichen Betrieb, kann man sich die Betriebsabläufe zu Eigen machen, wie es früher beim Original war, meistens scheitert es aber immer an irgendeiner Stelle auf der heimischen Modellbahnanlage, man hat nicht den nötigen Platz, alles darstellen zu können.
Kleinere Bahnhöfe wären hier eine optimale Lösung.
Als Beispiel einer zweigleisigen Hauptbahn mit ehemals drei abzweigenden Nebenbahnen wäre hier mal Bad Oldesloe zu nennen.
Gelegen bei Km 24 ab Lübeck Hbf an der Bahnstrecke nach Hamburg.
Drei Nebenstrecken:
EBO — Elmshorn Barmstedt Oldesloer Eisenbahn*
Kaiserbahn Berlin - Bad Oldesloe - Kiel:
Bad Oldesloe — Neumünster über Bad Segeberg**
Bad Oldesloe — Hagenow über Ratzeburg***
* Gleise liegen nur noch bis Blumendorf Industriegebiet.
Bahnstrecke wird derzeit als Radwanderweg genutzt, die EBO behält sich aber das Recht vor auch wieder Bahnbetrieb aufnehmen zu dürfen.
** Bahnsrecke wird derzeit von der Nordbahn betrieben und gehört der AKN.
*** Bahnstrecke rückgebaut bis Landesgrenze, in MV existiert noch ein Teilstück.
In Bad Oldesloe gab es ein kleines BW mit 7 ständigen Ringlokschuppen und Drehscheibe und Bahnmeisterei.
In der Nähe der Kopf- u. Seitenrampe befand sich das damalige Hauptzollamt. Abfertigungsgleise für Zollgüter.
Beiheimatet waren ein Arztwagen, ein Schienenkran und ein Schneeräumgerät.