Moin Dennis,
Ich kann mittlerweile auf gut 40 Jahre Erfahrung zurückblicken, bin aber in der Welt der digitalisierten Modellban noch "Anfänger" und stelle mich der Herausforderung auch dieses zu bewältigen.
Gleisplanungsprogramme sind nur so gut, wie deren Entwickler sie programmiert haben und was alles möglich ist, um Flexgleise im Gleisplanungsprogramm einfach zu verbinden und zu gestalten bzw zu verlegen. Die meisten Gleisplanungsprogramme scheitern schon an den Flexgleisen und können nur fertige Gleisstücken verlegen und bilden Flexgleise als starre Gleise ab oder macheen es extrem kompliziert Flexgleise im Planungsprogramm anzupassen.
Ein Flexgleis ist ein Gleis welches biegsam ist und mit dem man nahezu jeden beliebigen Kurvenradius darstellen kann aber auch jedes noch so kurzes Gleisstück herstellen kann.
Bei Stücklisten für den Kostenvoranschlag wird es bei Flexgleisen und der Gleisplansoftware so richtig kompliziert.
Wenn man selber Flexgleise verwendet und dieses irgendwie einkürzt, verbaut man möglichst auch die Verschnittstücke und nimmt nicht jedesmal ein neues Flexgleis zur Hand und wirft den Verschnitt weg.
Viele Gleisplanungsprogramme addieren aber nicht die kurzen Verschnitte auf, bis eine Flexgleislänge erreicht wurde, sondern berechnen für jedes eingekürzte Flexgleisstück ein neues unverbrauchtes Flexgleis, das führt bei Stücklisten zu zu Fehlern.
Beispiel:
Du benötigst drei eingekürzte Flexgleise von 21 cm, 8 cm und 44 cm, das wären zusammen 73 cm Gleis.
Ein Flexgleis ist im Durchschnitt 90 cm lang.
So würdest du nur ein Flexgleis in deiner Stückliste haben.
Viele Gleisplanungsprogramme berechnen dir aber 3 Flexgleise. Das wäre unnütz rausgeschmissenes Geld.
Anmerkung:
Mal abgesehen davon, ich weiß auch Verschnittstücke noch sinnvoll zu nutzen, Stichwort Ladegut oder Szenenmaterial als Baustoff neben den Gleisen postiert.
Zurück zur Anlagenplanung:
Man soll ja beim Anlagenbau mit der untersten Ebene anfangen, also dem Schattenbahnhof, dessen Planung ergibt sich aber erst, beim nächsten Schritt, wie soll die Anlage darüber aussehen?
Das Lieblingsthema der Deutschen ist ja die Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn.
Meistens konzentriert man sich auf eine Hauptbahnstrecke auf einen Bahnhof, von wo aus eine kleine Nebenbahn das Hinterland erschließt.
Je nach Platzverhältnissen liegen dann die drei anderen Bahnstationen meistens im Schattenbahnhof im nicht sichtbaren Bereich.
Gebirgsstrecken sind auch sehr beliebt, da man ja Brücken und Tunnel benötigt.
Kommen wir zum wesentlichen, zu den Grundlagen:
Planungen auf ebener Platte, wo fast jeder freie Platz mit Gleisen zugepflastert ist, sieht nicht nur schrecklich aus sondern ist auch zuviel des Guten.
Im Schattenbahnhof unter der Anlage, darf das aber gerne so sein, man will ja möglichst viele Züge dort abstellen.
Bitte keine Gleise mit Prellböcken am Gleisende einplanen, das erschwert die Ansteuerung im nicht sichtbaren Bereich.
Die Eingreiftiefe eines erwachsenen Menschen liegt bei etwa 80 cm bis 90 cm und sollte in der begehbaren Fläche nicht überschritten werden.
Das ist wichtig zu beachten, wenn irgendwo mal ein Zug entgleist. Das schränkt aber auch deine Nutzfläche erheblich ein.
Wenn du deine Anlage von der Wand abrücken kannst oder von allen Seiten begehen kannst, kein Problem.
Die Bauweise einer Anlage:
Als Spantenbauweise versteht man einen Holzrahmen mit parallelen Spanten, eine nach unten hin offene Modellbahnanlage, so daß man unter die Anlage kriechen kann um Störungen zu beseitigen.
Die Gleise werden auf Trassenbrettern geführt, auch innerhalb des Schattenbahnhofs und ermöglichen es auch höher gelegene Trassenbretter in Tunneln gut erreichen zu können.
Bei Youtube gibt es eine Anlage eines US Modellbauers der die Cascademountains nachbildete und ein riesiges Gebirgsmassiv dargestellt hat an dem sich Züge nach oben Winden und auf der anderen Seite wieder herunter auch mit Verwendung einer im Berg liegenden Gleiswendel.
Zwei an der Wand entlang, übereinander angeordnete Fiddleyards (offene Schattenbahnhöfe) wurden so gestaltet.
https://youtu.be/zq2rZGfeXGk
Laß dich nicht von der H0 Spur abschrecken, das ist nur als mögliche Ideengestaltung gedacht was man machen kann.
Manchmal hilft auch ein Blick zu anderen Anlagen, um schöne Ideen zur eigenen Planung zu bekommen.
Was ich von US Modellbahnern lernte, daß man nicht unbedingt einen Schattenbahnhof haben muß, es gibt auch andere Möglichkeiten, seinen gesamten Fuhrpark in der Anlage zu plazieren.
Abstellgleise und Gleisanschlüsse bieten da vielfältige Möglichkeiten.
Wichtig für eine gute Planung ist aber auch, zu welchem Zweck wurde die Eisenbahn erbaut, Einnahmen durch den beiläufigen Personenverkehr ist nicht sehr wirtschaftlich.
Das sehe ich bei meiner derzeitigen Planung und den Vorbildrecherchen.
An eine bereits existierende, optimal geplante Nebenbahn, wurde eine weitere Bahnstation angefügt aus rein touristischem Interesse, um auch zahlungskräftigen potentiellen Kunden das Geld abzunehmen.
Die Problematik erörterte sich schon in der Vorplanung.
Die Lokomotivreichweite der bisherigen Maschinen war zu gering, um nur mit einer Wasserbefüllung hin- und wieder zurückzufahren.
Jeglicher Bau von Wasserbefüllstationen hatten verborgene Folgekosten, die man gerne umgehen wollte, da die erweiterte Bahnstrecke eigentlich sofort Gewinn einbringen sollte und nicht erst Jahre später.
Betriebswirtschaftlich gesehen war der neue Bahnhof purer Luxus und eher ein treibender, nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.
Schön natürlich für Modellbahner aber fürs Original eher nicht.