Hallo zusammen,
ich melde mich mal wieder mit ein paar Ausführungen zum Umbau von Märklin "Hobby-Loks", speziell zum Umbau der BR 185 bzw. der TRAXX-Lokomotiven.
Dieser Thread ist im Wesentlichen eine Fortsetzung und Überarbeitung meiner älteren Berichte:
1. "Märklin BR 185 opt. aufgewertet - inkl. Bremsscheiben" - viewtopic.php?t=160909, Juli 2018
2. "Motorumbau bei Märklin-Hobbyloks" - viewtopic.php?t=167123, Februar 2019
Insbesondere auf den zweiten Thread hat der eine oder andere schon verwiesen oder den Umbau selbst gewagt. Allerdings sind mir dabei auch einige Fehler unterlaufen, die ich jetzt korrigieren möchte.
Daher werde ich hier erst die technischen Seiten eines solchen Umbaus beschreiben und weiter unten zu optischen Verbesserungen am Modell kommen.
Motorumbau
DISCLAIMER: Nachbau auf eigene Gefahr!
Der standardmäßige, ab Werk verbaute "Spezialmotor" der Hobby-Lokomotiven sorgt häufig für Probleme. Meistens macht er sich durch deutliche Knarzgeräusche bemerkbar, manchmal wird auch von Problemen mit der Leistung berichtet. Da teure Glockenanker-Motoren nicht für jeden erschwinglich sind und Fräsarbeiten am Fahrgestell häufig ein erhebliches Hindernis für nicht perfekt ausgerüstete Bastler darstellen, habe ich mich nach einem preiswerten Motor umgeschaut, welcher die gleichen Gehäusemaße (25x20x15mm) wie der "Spezialmotor" hat.
Meine Wahl fiel dabei auf den Motraxx XTRAIN SF-135, welcher im Gegensatz zum "Spezialmotor" sogar ein fünfpoliger Motor ist.
Er ist im Internet leicht zu besorgen und kostet um die 13€ pro Stück. Wird der SF-135 verwendet, muss lediglich die Motorwelle beidseitig gekürzt werden (dazu unten mehr).
Hier ein paar Infos zum SF-135:
Im ersten Schritt werden Kabel und Platine abgelötet bzw. losgeschraubt. Danach wird der alte Motor von der Platine abgelötet. Nun haben wir ein leeres Fahrgestell. Beim Probeliegen zeigt sich, dass der neue Motor problemlos ins Gestell passt.
Allerdings müssen für den Umbau die Kardanschale bzw. die Schwungmasse des alten Motors abgezogen werden. Auf der Vorderseite des alten Motors (da, wo er an die Platine angelötet war) lässt sich die Kardanschale mit der Hand abziehen. Die Schwungmasse auf der rückwärtigen Motorwelle ist im Normalfall sehr fest aufgepresst und lässt sich nicht ohne Weiteres abziehen.
Anfangs habe ich es mit grober Gewalt probiert:
Ein solches Vorgehen ist allerdings nicht zu empfehlen, da dabei so viel an der Schwungmasse rumgedrückt und rumgebogen wird, dass sie später nicht mehr vernünftig auf der neuen Motorwelle sitzt und Unwucht hat.
Viel einfach ist es, einen solchen Abpresser für Zahnräder und Schwungmassen zu nutzen:
Alternativ kann die Schwungmasse auch mit einem Lötkolben/Heißluftföhn erhitzt werden. Messing dehnt sich bei Hitze gut aus und somit lässt sich die Schwungmasse einfacher von der Welle abziehen. Man sollte allerdings darauf achten, dass die in die Schwungmasse integrierte Kunststoff-Kardanschale nicht schmilzt.
Nachdem wir den alten Motor seiner Schwungmasse und Kardanschale beraubt haben, können wir uns wieder dem SF-135 zuwenden.
Dessen Motorwelle hat ebenfalls einen Durchmesser von 2mm, allerdings ist sie beidseitig etwas zu lang. Mit einem Dremel und Trennscheibe habe ich sie jeweils auf ~7mm Länge gekürzt. Dadurch entsteht am jeweiligen Wellenende eine kleine, scharf Kante. Damit Kardanschale und Schwungmasse auf die Welle aufgepresst werden können bzw. unbeschadet bleiben, habe ich die Kanten mit einer Feile entgratet.
Zuerst habe ich die Schwungmasse auf die Motorwelle (bitte Seite beachten!) aufgepresst. Damit das Aufpressen etwas einfacher geklingt, habe ich die Motorwelle mit Schmirgelpapier bearbeitet. Dann habe ich die Schwungmasse auf das Wellenende gesetzt und den Motor bzw. die Welle mit der Hand gegen ein Stück Metall gestemmt. So wird die Masse auf die Welle gedrückt und die Welle kann nicht verbiegen. Achtet darauf, dass das Motorgehäuse beim Aufpressen frei auf der Welle hängt. Haltet während des Pressens nicht am Gehäuse fest, da sonst schon bei geringer Krafteinwirkung Kollektor, Bürsten und Lager beschädigt werden.
Die Kardanschale auf der Motor-Vorderseite kann einfach per Hand aufgepresst werden.
So sieht das Ganze dann aus:
Nun kann der Motor ins Fahrgestell eingesetzt werden. Achtet darauf, dass die Kardanwellen genug, aber nicht zu viel Spiel haben. Sie müssen in beide Richtung ungefähr 2mm verschiebbar sein. Auch dürfen sie in Kurven nicht aus den Schalen springen können.
Wenn der Motor fest sitzt, die Kardanwellen genug Spiel haben und ggf. noch gefettet wurden, kann der Motor durch das Anlöten an die Platine bzw. das Festschrauben der Platine fixiert werden. Bei mir sieht das Ganze dann so aus:
Ich hab die Schönwitz-Platine und einen ESU LoPi 4.0 M4 64614 verbaut. Dieser sorgt nach einer Einmessfahrt (welche Aufgrund der Fertigungstoleranzen bei verschiedenen Motoren für verschiedene CV-Motorparameter sorgt) für ein sehr weiches und leises Fahrverhalten, inklusive sehr ruhiger Langsamfahrt. Nachdem der Motor in beide Richtungen eingefahren wurde, liegt die Stromaufnahme des Motors bei durchschnittlich 0,3 A.
Damit kommen wir auch schon zum nächsten Abschnitt, dem Beleuchtungsumbau.
Beleuchtungsumbau mit der Schönwitz-Platine
Ich habe mich für die Schönwitz-Platine entschieden, da ich bei ihr den Decoder frei wählen kann (es gibt eine Märklin- und eine ESU-Version) und sie 21MTC, Anschlüsse für eine optionale Führerstandsbeleuchtung, und Fernlicht bietet. Außerdem kann man zwischen warmweißer und kaltweißer LED-Farbe wählen.
Beim Einbau der Platinen lässt sich eigentlich nicht viel falsch machen, es gibt aber hier und da ein paar Kniffe.
Der Einbau wird hier https://stummiforum.de/viewtopic.php?t=152392 sehr gut beschrieben.
In der Anleitung des Sets wird darauf verwiesen, dass die Lichtleiter mit Schrumpfschlauch überzogen werden können. Das soll das „Rüberscheinen“ in das andere Lampengehäuse verhindern. Das Resultat war für mich nicht zufriedenstellend. Deshalb habe ich es wie im oben erwähnten Bericht gemacht und dünne, schwarze Kunststoffstücke zwischen Fernlicht-LED und Spitzensignal-/Schlusslicht-LED geklebt. Damit bin ich zufrieden (siehe Bilder unten). Schrumpfschlauch-Methode und Kunstoffplättchen schließen sich leider gegenseitig aus, da der Kunststoff sonst nicht zwischen die Lichtleiter passt. Beim Ausprobieren habe ich ein Kunststoffstück plattgedrückt, welches dann eine LED von der Platine gerissen hat…
Beim Aufsetzen des Gehäuses sollte man trotzdem immer vorsichtig sein.
Damit das Gehäuse auch korrekt auf der Pufferbohle aufsetzen kann, muss man etwas auf die Kabel achten. Der Schrumpfschlauch sollte in der Aussparung für das Drehgestell bleiben und die vier Kabel nicht übereinander liegen. Nur wenn sie nebeneinander liegen, passt das Gehäuse perfekt.
Wenn man die Beleuchtung nach der Montage testet, wird auffallen, dass das Licht durch die Kunststoff-Führerstandsattrappe durchscheint; quasi eine ungewollte Führerstandsbeleuchtung.
Deshalb habe ich den Führerstand auf der Unterseite schwarz lackiert. Jetzt scheint kein Licht mehr durch.
Am Ende sieht das mit der Beleuchtung dann so aus:
Optische Verbesserungen
Für die optischen Verbesserungen fangen wir auf dem Dach an. Die rote Kunststoff-Dachleitung hat nicht viel mit dem Original zu tun, daher habe ich sie umgefärbt. Die farbliche Umgestaltung ist eigentlich leicht getan, erfordert aber ruhige Hände. Man muss das Gehäuse demontieren und die Leitung vorsichtig (!) mit einer Nadel o.Ä. aus dem Dach drücken. Dabei muss man wirklich behutsam vorgehen, der Kunststoff knickt sehr leicht ab. Ist die Leitung erstmal losgelöst, werden die verschiedenen Abschnitte nacheinander (mit Trocknungspausen) braun, silbern und schwarz eingefärbt. Dazu habe ich Email-Farben von Revell sowie einen sehr feinen Pinsel verwendet. Eine dritte Hand mit Lupe kann hier sehr hilfreich sein.
Verwendete Farben von Revell:
- Silber 99
- Braun 84, matt
- Schwarz 302, seidenmatt
So sieht das Ergebnis aus:
Zuerst hatte ich nur die Dachleitung eingefärbt. Um dem Vorbild näher zu kommen, sollten allerdings noch die drei Isolatoren unter den Stromabnehmern braun eingefärbt werden. Das sieht dann so aus:
Lange hat mich auch die Verbesserung der Optik der Räder beschäftigt. Im alten Thread habe ich einige Methoden beschrieben (Email-Farben, Lackstift, Ätzteile, Aufkleber). Letztlich habe ich mich dann für das Abschleifen der Brünierung entschieden. Dies kann mit Schmirgelpapier oder einem Glasfaserpinsel gemacht werden. Ich hatte kein passendes Schmirgelpapier da und mit dem Glasfaserpinsel klappte es nicht ganz so gut. Dann habe ich einfach mal die blaue Seite eines klassischen Radiergummis ausprobiert. Mit dem Ergebnis bin ich gut zufrieden. Vorher wird das Lokgehäuse abmontiert und das Fahrgestell in eine Lokliege gelegt. Dann einfach das Radiergummi an die drehenden Räder halten. Alternativ Räder ausbauen und per Hand bearbeiten. Wie beim Vorbild erscheinen die Bremsscheiben nicht permanent glänzend silber, sondern nur beim Lichteinfall in einem bestimmten Winkel.
Am Ende der diversen Umbaumaßnahmen sieht die Lok dann so aus:
Natürlich ist das alles ein bisschen aufwändig, aber ich mag diese Modelle und die Bastelei macht Spaß! 😊