RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#1 von acecat , 09.03.2018 14:40

Hallo,

beginnen werde ich mit einer Bestandsaufnahme zur Bestimmung des Potenzials der Substanz. Die BR57/pr. G10 ist fast schon eine Ewigkeit bei Roco im Sortiment. Wenn mich nicht alles täuscht, so wird das Modell in vielerlei Varianten seit 1983 gefertigt. Dabei fanden im Laufe der Zeit zahlreiche technische Weiterentwicklungen im Rahmen der Modellpflege Einzug. Mein Exemplar (Roco #62220) ist aus einer jüngeren Bauserie und stammt aus dem Jahr 2007. Das Modell hat eine achtpolige DSS im Tender. Auch liegen dem Modell geätzte Schilder aus Neusilber bei. Trotzdem lässt sich anhand einiger Kleinigkeiten das hohe Konstruktionsalter nicht verleugnen. Das betrifft in erster Linie die fehlenden Normschächte für die Kupplungen. Ausgerüstet ist die Lok mit Standardbügelkupplungen. Für jene, die GFN Fallhakenkupplungen verwenden, gibt es entsprechende Teile, die man natürlich käuflich erwerben muss. Entsprechende Lösungen für die Verwender von Kadee-Kupplungen oder GFN KK lassen sich mithilfe von Normschächten der GFN T3 selbst entwickeln, was aber momentan noch nicht Gegenstand dieses Aufsatzes sein soll. Deshalb sei der Lösungsansatz also nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Als nächster Kritikpunkt sind die Räder zu nennen. Der Laufkreisdurchmesser der Roco BR57 würde einer pr. T16.1/BR94 besser zu Gesicht stehen, weil deren Raddurchmesser etwas kleiner als der der BR57 waren. Fakt ist, dass die Räder für eine Lok der BR57 definitiv zu klein wirken. Bevor jetzt jemand aufschreit: Der Raddurchmesser ist bei vielen Dampflokmodellen mit engem Radstand zu gering, weil der Spurkranz bedingt durch die NEM zu hoch ist. Will man den korrekten Radstand nachbilden, so ist die Verkleinerung des Laufkreises das einzig probate Mittel für die Hersteller. Dazu aber auch später mehr. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kohlenachbildung im Kohlenkasten (Balastgewicht). Die Füllung hat etwas von schwarzlackierten Kieselsteinen in Kindskopfgröße. Vorbildgerecht sieht auf jeden Fall anders aus.

Gebraucht konnte ich von einem Bekannten günstig einen gebrauchten LokSound V3.5 OEM erstehen. Der sollte angeblich aus einer Diesellok stammen, die er als Bruch abschrieb. Ein erster Probelauf auf dem Teststand klang auch entsprechend "dieselig". Egal, dann kommt eben eine andere Sounddatei drauf und gut ist. Moment, da war doch noch was!? Der Seminarleiter beim ESU Seminar, welches ich 5/2007 besuchte, behauptete, dass es völlig unmöglich sei, einen Diesel-oder Ellok-OEM Decoder mit einem Dampfloksound zu versehen. Kein Grund für mich, das nicht trotzdem mal auszuprobieren. Ein Totalverlust ist schließlich nicht zu erwarten. Sollte es daneben gehen, so muss ich nur einen anderen Sound einspielen und den Decoder in eine Diesellok basteln. OK, der Decoder hat leider keine Anschlussmöglichkeit für einen Dampfstoßgeber, dafür aber eine in die Software eingebaute Lösung. Nach einem selbst durchgeführten Softwareupdate stand mir diese dann auch uneingeschränkt zur Verfügung.



Für den ersten Schritt braucht es nur eine Feile, einen Schraubstock mit Schutzbacken, etwas mattschwarzen Lack, einen Pinsel, Tiefgrund oder Weißleim und etwas echte Kohle. Letztere bekommt man bereitwillig auf Nachfrage bei einer Museumsbahn, die ihren Betrieb mit Dampfloks durchführt. Mein schwarzes Gold stammt ursprünglich aus Kolumbien. Ausgehändigt bekam ich es 2008 bei einem Besuch des DEV in Bruchhausen-Vilsen. Mit dem Hammer auf ein Stück Kohle in einer Plastiktüte herumgeklopft ergibt nach etwas Sortiererei den stimmigen Inhalt für den Kohlekasten. Dazu wird zunächst das Kohlekastenbalastgewicht vorbereitet, indem man es in den Schraubstock einspannt und die "Kindsköpfe" mit der Feile abträgt. An einigen Stellen wird das Material allerdings sehr dünn, weil das Gewicht an der Unterseite Aussparungen für den darunter befindlichen Decoderraum aufweist. Sollten Durchbrüche aufgetreten sein, so hilft eine Auskleidung der Unterseite mit Tesafilm, was ohnehin wegen dem Decoder empfehlenswert ist. Danach wird der Kohlekasteneinsatz mattschwarz lackiert. Nun folgt eine Schicht Weißleim auf der Oberseite und die Echtkohle wird aufgebracht. Unregelmäßige, gebrochene Kohlestücke sind ebenso der Optik zuträglich wie neben dem Kohlekasten herumliegende Kohle. Der ESU LokSound V3.5 wird in die DSS gesteckt, die Lautsprecherkabel nach außen geführt und der Kohlekastenaufsatz auf den Wasserkasten gesteckt.



Beflügelt von diesem ersten Umbauerfolg widmete ich mich der Korrektur der zu kleinen Räder. In "Modellbauer's Bibel" (Weinert Katalog) wurde ich fündig. Radsatz für BR57 und zwei verschiedene Tenderradsätze (einmal ohne und zweimal mit Haftreifen) in RP25/C110 Maßen. Die Lokradsätze waren innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht. Für die Tenderradsätze war etwas mehr Aufwand nötig, weil bei diesen zunächst die Räder von den Achsen gezogen werden müssen. Das gilt für die originalen Räder ebenso wie für die Weinert Tauschteile. Es müssen nämlich wegen der Zahnräder des Tenderantriebs die Weinert Räder auf die Roco Achsen aufgepresst werden. Eine halbe Stunde später steht der Tender mit den richtigen Rädern auf dem Gleis.


Für den Fall, dass jemand über die Filigranität der Schienenprofile stolpern sollte: Es handelt sich um Selbstbaugleis mit C60 Profilen (1,6mm Profilhöhe) von Peco.

Jetzt wird die Lok ihres Kessels und ihres Führerhauses beraubt. Dabei muss man den Aufwerfhebeln der Steuerung größte Aufmerksamkeit zukommen lassen, da diese einerseits recht zerbrechlich und andererseits an einer sehr exponierten Stelle sitzen. Ein Ablegen des Kessels auf einer ebenen Unterlage ist ohne den Ausbau der Aufwerfhebel nicht ohne deren Beschädigungen zu bewerkstelligen. Jetzt wird die Stehkesselrückwand abgezogen. Das dahinter befindliche Kesselballastgewicht wird herausgezogen und im hinteren Bereich (da, wo vorher die Stehkesselrückwand aufgesteckt war) abgesägt. Auf diese Weise ist jetzt genug Platz für einen 23mm-Lautsprecher mit Schallkapsel. Empfehlenswert ist eine graue Schallkapsel, weil diese weniger auffällt als eine schwarze. Die Stehkesselrückwand landet in der Bastelkiste, weil sie wegen dem Lautsprecher keinen Platz mehr im Führerhaus hat. Zur Tarnung des Lautsprechers von hinten bevölkert man den Führerstand mit Schaufelknecht und seinem Meister. Mein Lokpersonal stammt von Märklin, wobei ich als Produzent Preiser vermute. Leider lassen sich die Kabel zwischen Lok und Tender nicht vollständig wegtarnen. Auch konnte mich der Lichtschein, der von der Stirnbeleuchtung aus dem Schlot austrat, nicht überzeugen. Hier hilft entweder ein Verschließen der unteren Schlotöffnung oder - richtig dekadent - mittels eines Rauchgenerators (Seuthe #11). Für erstere Vorgehensweise spricht der finanzielle "Nichtaufwand", für letztere, dass dessen Einbau vorbereitet ist.



Man könnte natürlich noch einen Glockenankermotor von SB-Modellbau einbauen. Das ist nicht unbedingt nötig, könnte aber dem leise surrenden Antriebsgeräusch auch zur Geräuschlosigkeit verhelfen. Klüberpaste (Einlauffett auf synthetischer Basis) schafft es alleine leider nicht, obwohl eine Verbesserung damit schon eintrat. Vielleicht folgt dieser Umbau noch, wenn ich andere Großbaustellen vom Tisch habe. Die BR57 eignet sich ohnehin prima als Ausgangsbasis für einen Umbau in Etappen. So lassen sich die nicht unerheblichen Teilekosten zeitlich strecken. Auch ist das Projekt für ein Erstlingswerk in Sachen Dampflokumbau bestens geeignet. Am Ende steht ein Lokmodell auf dem Gleis, mit dem man eine Nebenbahn betrieblich richtig abrocken kann.



Was fehlt noch? Ach ja, die Funktionen der Lok wie auch die Funktionstastenbelegung:
F0 = Licht fahrtrichtungsabhängig
F1 = Betriebsgeräusch
F2 = Pfiff, lang
F3 = Läutewerk
F4 = Pfiff, kurz
F5 = Kohleschaufeln
F6 = Halbgeschwindigkeit und ABV aus
F7 = Luftpumpe
F8 = Injektor/Dampfstrahlpumpe
F9 = Rangierbeleuchtung, beidseitig
F10 = Kolbenspeisepumpe
F11 = Kesselsicherheitsventil
F12 = Rauchgenerator
Übrigens hat ESU für den LS V3.5 keinen Sound einer BR57 im Programm, schade. Macht aber nichts. Schließlich stimmen die Dimensionen von Kessel und Dampfmaschine ungefähr mit denen der BR55 überein, so dass der Kompromiss eingegangen werden konnte.



Nach dem Auftrag einer stimmigen Patinierung ist das Modell betriebsbereit für den Einsatz auf einer Nebenbahn.

Lieben Gruß

acecat


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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#2 von Mittelleiter , 09.03.2018 17:23

Hallo,

sieht sehr schön aus, was so Räder doch ausmachen können!
Haben die Bremsen, nach dem Tausch der Räder, an den Rädern geschliffen oder hat das auf Anhieb gepasst?

Grüße
Wolfgang


 
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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#3 von acecat , 09.03.2018 18:02

Hallo,

Weinert hat die Radsätze als eine Art Plug&Play-Lösung konstruiert. Es ändert sich beim Radsatztausch nur der Abstand zwischen Rad und Bremsklotz in einer Größenordnung, dass alles ohne Änderungen an den Bremsklötzen frei läuft. Die Bremsklötze liegen nach dem Tausch vorbildgerecht eng am Laufkreis der neuen Räder. Technisch funzt das also auf Anhieb und der optische Eindruck verbessert sich deutlich.

Lieben Gruß

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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#4 von Mercutius , 23.05.2018 13:43

Die ist ja mal seht gut gelungen! Mir gefällt besonders der Grad der Alterung! Hast Du da zufällig mal ein Tutorial gemacht? Oder hast Du vielleicht einen Link für mich, wo ich mich mal einlesen kann, um in diese Richtung zu gehen?

Danke Dir!

Gruß

Peter


Mein AW:
viewtopic.php?f=27&t=160713

Kleines Photodiorama im bau:
viewtopic.php?f=15&t=167111


 
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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#5 von acecat , 23.05.2018 18:24

Danke schön! Der Grad der Verschmutzung dürfte in etwa dem Zustand des Vorbildes Mitte bis Ende der 50er Jahre nahekommen. Ein Tutorial habe ich dafür nicht parat. Die Patina entstand in Mischtechnik, bei der von der Airbrush, über Washing bis zur Dry-Brush-Methode alles zum Einsatz kam.
Mit etwas Glück haue ich heute Abend noch einen Trööt über ein eher unbekanntes Verfahren zur Patinierung von Güterwagen raus. Mal schauen, ob meine Situation am Arbeitsplatz dieses zulässt.


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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#6 von acecat , 20.08.2022 13:13

Moin,

das Paradebeispiel für einen Etappenbausatz geht in die nächste Runde. Für die kommende Woche erwarte ich den Umbausatz von SB-Modellbau. Die Aufarbeitung meines "Investitionsstaus" nach langer Arbeitslosigkeit nimmt so langsam Fahrt auf. Nach ersten Umbauten von Kesselwagen als Fingerübung (Einbau von Federpuffer und RP 25/C110 Radsätzen) wage ich mich langsam mal wieder an mechanische Umbauten heran. Zuviel Abstinenz vom Hobby versaut einem jede praktische Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Sollte alles wie geplant laufen, gehen meine Projekte demnächst fast im Monatstakt in die Endmontage. Mir fehlt es in erster Linie ein wenig an der nötigen Motivation bzw. der Fähigkeit, mich endlich mal aufzuraffen und in den Hintern zu treten. Der grippeähnliche Virus und der gesellschaftliche Umgang damit haben mich nachhaltig deprimiert. Nun bin ich gespannt, ob ich nach den ersten Anfangserfolgen die letzte Glut unter der Asche noch zu einem lodernden Feuer anfachen kann. Es müssen ganz schnell Erfolge her, bevor ich die Lust an der Sache verliere und das Hobby an den Nagel hänge. Also werde ich mit einem einfachen Tauschsatz für den Motor weitermachen. Das Problem mit den festsitzenden Puffern und der blöden Kupplungsaufnahme muss ich auch noch irgendwie lösen, damit die Lok endlich Kadee Kupplungen bekommen kann. Die Beleuchtung auf LED-Beleuchtung steht auch noch an. Es gibt an diesem Etappenbausatz also noch eine Menge zu tun. Gleichzeitig stehen die Einfahrgleise meines Aw mit etwa dreißig gebrauchten Neuzugängen voll, die mehr oder weniger angearbeitet ihrer Ertüchtigung für meine Zwecke entgegendämmern. In den "Neubeschaffungen" schrieb ich schon darüber. Jetzt ist aber erstmal sparen angesagt. Der nächste große Klumpen von ~360 € kommt ganz langsam in erreichbare Sphären. Meine 50 007 braucht einen Satz neuer Räder und eine neue Steuerung aus Weyhe/Dreye. Immer diese Geschichten von 2007, die einem aufgrund massiver finanzieller Unterdeckung selbst aus der Vitrine heraus nach über fünfzehn Jahren mit der Forderung, "Bau mich endlich weiter!", konfrontieren. Wird Zeit, dass ich mich mal um den nächsten Etappenbausatz kümmere.

Für Leser, denen der Begriff "Etappenbausatz" noch fremd ist, darf die Erklärung nicht fehlen. Im Bereich der großen Spuren wie 0, I, II und deren Schmalspuren gab/gibt es Kleinserienhersteller, die ein Lokmodell als Projekt über mehrere Monate Bauzeit als Bausatz herausbringen. Die einzelnen Baugruppen kommen in jeweils einer eigenen Verpackung. Bezahlt wird jede Baugruppensendung, was den Eigenkapitalbedarf für den Hersteller erheblich senkt, weil er ein großes Projekt auf viele kleine Einheiten verteilen kann. Für den Kunden bedeutet das, dass er selbst auch nicht einen riesigen Berg Kosten auf sich zukommen sieht, sondern ein Modell in wesentlich kleineren Raten abstottert. Für den Hersteller kommt eine Rationalisierung hinzu, weil er nur geringe Lagerhaltungskosten hat (die abgeschlossene Produktion einer Baugruppe wird unmittelbar an den Kunden versendet). Zudem kann er die Manpower und die Werkstattgröße klein halten, weil er auf beschränktem Raum Serienfertigung einzelner Baugruppen betreibt und nicht die vollständigen Modelle in Serie herstellt.
Meine Definition hebt sich nur geringfügig davon ab. Gleich ist auf jeden Fall, dass die Kosten auf viele kleine Einzelposten verteilt werden. Nur entsteht bei mir kein Modell, sondern es ist ja bereits vorhanden. Wenn man das jetzt geschickt anstellt, wird der Umbau auf viele kleine Schritte verteilt, die sich finanziell und an einem ruhigen Nachmittag stemmen lassen. Ein Decoder muss ohnehin in die Maschine. Also nehmen wir uns erstmal einen, mit dem man nur fahren und etwas Beleuchtung schalten kann. Oh, das Stirnlicht leuchtet durch den Schlot! Ok, Rauchgenerator eingebaut und schon wieder eine Funktion mehr. Gut, neue Räder kosten ein Vermögen. Also beschafft man sich zunächst den Radsatz für die Lok. Tender kommt später, weil sieht man nicht so. Auf diesem Weg strecken wir die Kosten um vorläuftig ~40 €. Wir sprechen hier von Kosten für den kompletten Achssatz für Lok und Tender, die dem Neuwert des Basismodells entsprechen. Ein Sounddecoder kostet ~100 €, Federpuffer etwa 8€ und der Umbausatz auf Glockenankermotor von SB nochmal ~90€. Durch den Umbau auf Raten hat man aber einen weiteren Vorteil zur Etappendefinition der Kleinserienhersteller: Das Modell ist seit der Beschaffung mit Ausnahme ihrer Werkstattstandzeiten für die einzelnen Umbauschritte ständig einsatzbereit. Eine Bausatzlok von Weinert müsste ich dazu erst komplett zusammenbauen, was nicht billiger aber weitaus arbeitsintensiver ist.

Warum schreibe ich dieses?
Viele glauben daran, dass Modellbahn ein teures Hobby ist. Das halte ich für Unfug und habe das sogar schon mehrfach bewiesen. Mit einer Lok, einer handvoll Wagen und ebenso wenigen Weichen lässt sich sehr preisgünstig MoBa machen. Ich brauche nicht viele Loks, dafür aber welche, mit denen man wirklich etwas anfangen kann. Für normalen Fahrbetrieb auf einer 8'x4' Anlage reichen Großserienmodelle völlig aus. Anders verhält es sich bei einer Anlage auf fast Augenhöhe, auf der im Vordergrund rangiert wird. Da brauche ich nicht dreißig Loks, um Schattenbahnhöfe mit Zügen vollzufrachten oder Bw mit Füllstoff zu versehen. Stattdessen kann ich auch den Betrag, den ich in dreißig Loks stecken würde, in fünf richtig gute Modelle stecken, deren Substanz für weit höhere Technikweihen gereicht als das, was die Großserienhersteller zur Profitmaximierung dem Markt zur Verfügung stellen. :mx10: Ok, da gibt es ja auch etwas von ESU. Für ein Großserienmodell in dem preislich astronomischen Bereich angesiedelt, wofür sich andere einen Gebrauchtwagen kaufen. Bitte nicht falsch verstehen. Mir als ehemaligem Hartz IV-Opfer sind höhere Beträge als die, die einem der Staat als "Lebensunterhalt" zubilligt, beinahe schon unheimlich. Ja, ich gebe für "eine richtig gute Lok" sogar noch mehr Geld aus. Aber ich habe am Ende ein Modell, welches irgendwo zwischen ESU und Weinert schwebt. Nur habe ich nicht einen großen Brocken als Einzelposten am Hals, der mir eher wie Blei im Portemonnaie liegen würde. Einen Monat das Basismodell, den nächsten Monat mal einen Decoder, dann mal neue Räder, neuen Motor, diversen Kleinkram usw. usf. Ich kann viel leichter viele kleinere Beträge ausgeben als einen großen. Zudem kommt der Bastelspaß mit seinen Erfolgserlebnissen als auch der Vorfreude auf die nächste eintreffende Bestellung hinzu.

Zwischen den Abschlussarbeiten an Lok 57 1735 und des nächsten Etappenprojekts Lok 50 007 wird noch ein kleines Special kommen. Vielleicht werden es noch zwei...

mfg
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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#7 von acecat , 26.08.2022 22:44

Moin,

die Post war da und brachte das ersehnte Paket. Drin war dieses:


Nach erster Sichtung des Inhalts ging es auch schon an die Vorbereitungen. Dem Umbausatz der Stufe I (Einordnung der Schwierigkeitsstufe durch SB-Modellbau) liegt neben dem Motor mit Motorsockel ein kleiner Beutel mit Kupferlackdraht bei. Dieser wird für das Einstellen des Zahnspieles benötigt. Dazu aber später.

Zunächst wird der Tender zerlegt. Zwei Schrauben, eine vorn, eine andere hinten, gelöst und schon ist das Tendergehäuse mechanisch abnehmbar. Allerdings sollte man zuvor den Kohlenkasten abnehmen und die vorn eingesteckten Kabel zur Lok lösen.

Hat man nun das Tenderfahrwerk vor sich, baut man die Platine ab. Zwei Schrauben später kommt man an die beiden Schrauben der Motorhalteklammer heran. Bitte aufbewahren, weil wir diese später noch brauchen.


Ist der Roco Motor ausgebaut, kann man sich der Platine widmen. Die beiden Drosseln in den Motorzuleitungen fliegen raus. Stattdessen werden Kabel in orange und grau an ihre Stelle gelötet. Beide mit etwas Überlänge, damit wir nach Entfernung der beiden Motorkontaktfedern, die vorher die Platine mit dem Motorpolen verbanden, die Kabel ordentlich direkt an die Lötfahnen des Motors anlöten können. Vorsorglich sind die Motorlitzen so lang gelassen, dass man im Falle eines falsch herum eingebauten Motors trotzdem die richtigen Kabelfarben an den entsprechende Motorpol heranbekommt.


Bei dem Motor von SB-Modellbau/Olching handelt es sich um einen Maxon RE 1320. Die Nenndrehzahl liegt bei 13600 U/min und seine Nennspannung beträgt 15V.

Bevor der Motor eingeklebt werden kann, müssen die beiden 0,3mm Kupferlackdrähte um die Schnecken gewickelt werden. So wird das Zahnspiel zwischen den Schneckenrädern des Getriebes und den Schnecken auf der Motorwelle eingestellt. Dafür wird der Motor mit dem Motorsockel auf der Fläche, auf der vorher der Roco Motor auflag, mit 2K-Kleber verklebt. Nach Ausrichtung parallel zur Längsachse zieht sich der Motor durch sein Eigengewicht in die Schneckenräder, wo er auf den Drähten seiner Schnecken aufliegt. Wenn der Kleber abgebunden hat und ausgehärtet ist, zieht man die beiden Drähte vorsichtig heraus und hat so das richtige Zahnspiel.


Am Ende sollte das in etwa so aussehen:


Jetzt noch die Motorkabel an die Lötfahnen vom Motor gelötet und die Drähte aus den Schnecken gezogen. Zu meinem größten Erstaunen war bei meinem Umbausatz der Motor richtig herum eingeklebt und die Polung war auf Anhieb richtig. Das hatte ich auch schon anders. Wenn dann das Modell mit einem Decoder versehen und wieder zusammengebaut ist, geht es auf's Programmiergleis, was bei mir ein Rollenprüfstand ist. Deshalb muss ich zunächst auf die Einstellung der Höchstgeschwindigkeit verzichten. Das wird später auf einem Testoval erledigt. Die Minimalgeschwindigkeit hat sich ein bisschen verringert und die Antriebsgeräusche wurden auch um einiges leiser.

Fazit:
Das Modell bringt genau jene Eigenschaften mit, die einem Einsteiger im Fahrzeugumbau das Leben erleichtern. Die Umbauarbeiten sind ohne spezielles Feinmechanikerwerkzeug zu bewerkstelligen. Uhrmacherschraubendreher, Seitenschneider, Nadelfeilensatz, Lötkolben und ESU LokProgrammer zähle ich allerdings zur absoluten Mindestausstattung für solch einfache Umbauten. Beim Umbau auf Federpuffer kommen noch Bohrersätze und Stiftenklöbchen hinzu.

Eine Lok wie die BR 57 ist mit ihrer "Garbeschen Errorästhetik" sicher nicht jedermanns Sache. Allerdings kommt man als Modellbahner an ihr aufgrund ihrer großen Stückzahl, Verbreitung und Eignung für Nebenstrecken beim Vorbild nicht vorbei. Optisch muss man die Lok nicht mögen. Schön ist sie sicher nicht. Aber sie ist ein modellbahngeeignetes Arbeitstier für eine Nebenbahnanlage, auf der viel rangiert wird.
Hat sich der ganze Aufguss gelohnt oder war das nur eine maximale Kapitalverbrennung? Nun, Lok 57 1735 gehört seit etwa 15 Jahren zum festen Einsatzbestand meines Inglenook Rangierspiels. Für ~600 € kaufen sich andere einen Gebrauchtwagen. Dessen Lebensspanne dürfte allerdings ziemlich am Ende sein. Am Modell habe ich schon länger Spaß und der wird mit jeder Ausbaustufe immer größer. Ein Weinert Lokbausatz einer vergleichbaren Lok (pr. G 8.1) kostet mehr und benötigt weit mehr Arbeitsstunden als der Umbau eines Großserienmodells. Ok, man muss ein paar Kompromisse eingehen. Das muss man bei Kleinserienmodellen auch. Es gibt halt nichts, was man direkt aus der Schachtel auf die Anlage stellen kann. Ohne Umbauten geht es also nicht. Je eher man sich das eingesteht, umso eher wird aus Spielzeug Modellbau.
Ob sich der Umbau lohnt? Ich würde ihn jederzeit wieder machen. Ob jemand anders es nachmachen möchte? Gern, dafür schreibe ich diesen Bericht.

mfg
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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#8 von acecat , 27.08.2022 15:14

Moin,

da hatte ich doch noch etwas vergessen:


Auf dem Bild sieht man den montierten Motorhaltebügel ohne Druckplatte, der vorher den Roco Motor an seiner Position hielt. Den Bügel recyclen wir als Auflage für den Decoder, der dort vor dem Umbau schon seinen Platz fand.

mfg
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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#9 von ET 65 , 29.10.2022 09:31

Hallo acetat,

erst einmal vielen Dank für Deine Beschreibung des Umbaus in Etappen.

Das Basismodell dürfte die Roco 62220, die bereits eine Platine mit 8-poligem Stecker aufweist. Weißt Du zufällig, ob diese Platine auch in die älteren Modelle 43220 oder 43347 reinpasst?

Hast Du schon eine Lösung für den Einbau einer Kadee-Kupplung?

Danke und Gruß, Heinz


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RE: Roco BR57 mit ESU LokSound V3.5 OEM

#10 von acecat , 14.12.2022 11:56

Moin,

Zitat von ET 65 im Beitrag #9
Hallo acetat,

erst einmal vielen Dank für Deine Beschreibung des Umbaus in Etappen.

Das Basismodell dürfte die Roco 62220, die bereits eine Platine mit 8-poligem Stecker aufweist. Weißt Du zufällig, ob diese Platine auch in die älteren Modelle 43220 oder 43347 reinpasst?

Hast Du schon eine Lösung für den Einbau einer Kadee-Kupplung?

Danke und Gruß, Heinz

Das Basismodell war die Roco #62220. Ob die Platine mit DSS passt, weiß ich leider nicht. Aber es gibt auch bei den Umbausätzen von SB-Modellbau erhebliche Unterschiede, weil es mehrere Ausführungen bei den Tenderfahrwerken gibt.

Eine Lösung für den Kupplungsumbau auf Kadee habe ich noch nicht. Vorher sind die Federpuffer dran. Bisher habe ich die Originalteile aus ihren Bohrungen noch nicht herausbekommen. Schließlich will ich ja auch nichts unnötig kaputtmachen. Nicht dass ich am Ende noch Pufferbohlen aufgrund von Beschädigungen austauschen muss.

Aber das nächste Etappenprojekt ist mittlerweile absehbar. Es wird eine Roco BR50 von 2007 sein, die als DRG-Version ausgeliefert, dann aber im ersten Arbeitsschritt sofort zu einer Lok der frühen DB Ep.IIIa mutierte. Jetzt ist sie also im Zeitraum 1949-1954/55 angesiedelt. Aber das Ding wird noch teuer. Neue Radsätze, neue Steuerung sowie ein Sounddecoder sind ebenso vorgesehen wie Federpuffer und Kadee Kupplungen. Aber jetzt befinden wir uns in den teuersten Monaten im Jahr, weshalb ich noch etwas sparen muss, bevor ich den Umbau mit voller Vehemenz angehen kann.

mfg
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