RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#1 von TRAXXer , 25.09.2017 11:12

Hallo zusammen

Brawa behauptet in seinen Prospekten, dass die Nachrüstung eines Digitaldecoders in der analog basic-Variante nicht möglich ist, und genehmigt sich einen Aufpreis von 65€ (UVP) resp. 79 € (Preisdifferenz 41515 zu 41516 nach aktuellem Straßenpreis, so wie ich sie gekauft habe) zur analogen Variante mit Schnittstelle. Diese Aussage stimmt soweit, als dass man nicht einfach einen Decoder einstecken, und losfahren kann. Allerdings ist die Lok trotzdem sehr gut für einen Umbau geeignet, wenn man in Kauf nehmen kann, sich von der original verbauten Platine zu lösen. Dieses Risiko bin ich gestern erfolgreich eingegangen und möchte zeigen, welche Maßnahmen nötig sind um die vorhandenen Funktionen der Lok wiederherzustellen und neue hinzuzufügen.

Zu öffnen ist die Lok, indem man eine Klinge vorsichtig zwischen Dichtungsnachbildung und Führerstand seitlich am Vorbau einführt, und den Vorbau nach vorn aushebelt. Man kann ihn um etwa 5mm nach vorne schieben und zieht ihn dann nach oben weg. Verfährt man analog mit dem hinteren Vorbau, kann man sodann das Führerhaus nach oben abziehen, und die Einrichtung ist mit Klipsen am Chassis eingehakt. Hier nur mit einem kleinen Schlitzschraubendreher den Klips aushebeln und nach oben wegdrehen.

Zunächst habe ich die Platine der Lok zusammen mit einem bekannten Elektroniker analysiert (danke Patrick!). Folgende Komponenten haben wir ausgemacht:

- Spannungsversorgung des Motors, mit einem 7,5V Spannungsregler sowie Spulen und Kondensator zur Glättung (grün markierter Bereich)
- Gleichrichter für die LED-Beleuchtung (nicht 100%ig sicher, macht aber nur so Sinn) (orange markierter Bereich)
- Spannungsversorgung für die LED-Beleuchtung mit einem 5V Spannungsregler, Anschluss Führerstandsbeleuchtung samt Vorwiderstand (rosa markierter Bereich)



Für den Umbau gilt folgendes: Entstörkomponenten des Motors fliegen raus, wie in der Anleitung des Decoders erwünscht; ebenso die Spannungsregelung der Beleuchtung - die könnte man wohl irgendwie nutzen wenn man das Layout kennt, das ist in meinen Augen aber zu aufwändig, kommt doch ein Decoder ins Spiel der das alles erledigt. Also kann man auf die existente Platine an sich verzichten. Folgende Komponenten wurden angeschafft:

neben der 294 703-4 (Brawa 41515) der DB Cargo kommen ein D&H SD22A-4 PLuX22-Sounddecoder, ein LS1511S mit Kapsel, sowie der PLuX-Adapter P22-3 zum Einsatz, welche in Summe noch mit Luft in die zuvor errechnete Preisdifferenz zum analog-Modell mit Schnittstelle passen. Der Anstoß zum Umbau kam übrigens dadurch, dass D&H das Soundprojekt für die 294 anfang September veröffentlicht hat.

(ich gehe, ohne es wirklich zu wissen, davon aus, dass dieses Projekt zum Vorbild der 294 703-4 mit MTU 8V 4000 passt, während das entsprechende ESU-Projekt einen 12V-Motor wiedergibt - schließlich liefert D&H ja die Elektronik an Brawa - kann hier vielleicht jemand Klarheit schaffen?)




Schön gelöst finde ich den Stecker für die LED-Gruppen. Er enthält die Vorwiderstände der einzelnen Spitzensignal-LED (2,2kΩ und die LED des oberen Spitzensignal auf der kleinen Platine. Somit wird klar, dass der Teil der Hauptplatine, auf den dieser Stecker aufgesteckt wird, auf beiden Seiten der Lok erhalten werden muss.



Wenn man davon ausgeht, dass die LED mit 5V versorgt werden und einen 2,2kΩ Vorwiderstand aufweisen, ...
stellt man fest dass für einen Betrieb direkt am Decoder noch zusätzlicher Widerstand eingeschleift werden muss: 5V/2,2kΩ = 2mA pro LED, bei angenommenem Extremfall von 25V ergibt sich hiermit ein Vorwiderstand von 12,5kΩ. Ich habe also vorgesehen noch für jede LED einen 10kΩ Widerstand einzuschleifen. Allerdings sind auf der Hauptplatine die drei resp. zwei Anschlüsse für Spitzensignal/Rücklicht bereits miteinander verbunden, sodass man nur für den ganzen Strang aus drei resp. zwei LED (die jeweils parallel verschaltet sind) einen gesamt-Vorwiderstand einschleifen muss. Ich habe hier trotzdem 10kΩ genommen, komme natürlich auch nicht auf 25V am Gleis, sondern eher um die 17V, die nachher an den LED ankommen, konnte auf diese Weise jedoch ein sehr angenehmes Licht erzielen.

Somit würde ich bei einem Umbau jederzeit empfehlen, 10kΩ jeweils für Spitzen- und Schlusslicht einzuschleifen, wie später gezeigt.

Zunächst jedoch schnipp, schnapp:


Dann die Leiterbahnen freilegen und die Widerstände anbringen. Die beiden Leiterbahnen für Spitzensignal/Rücklicht liegen jeweils auf einer Seite der Platine, der gemeinsame Pluspol auf der anderen:


noch mal mit meinen großartigen Illustrations-Skills dargestellt:


Weiterhin habe ich den Motor mit Alufolie "abgeschirmt", um mögliche Interferenzen zu unterdrücken, da der Decoder direkt darüber positioniert wird. Die Alufolie ist vollflächig mit Tesafilm überklebt. Ob diese Maßnahme nötig ist, weiß ich nicht.


So sieht der Vorbau der Lok fertig gepackt aus. Die Schnittstellenplatine liegt natürlich unter dem Decoder und verteilt ihre Tentakeln nach "hinten", unter dem Führerstand hinweg, in die Lok. Es ist genug Platz für dieses Sandwich vorhanden. Vor dem Decoder ist der Lautsprecher eingeklebt, der ohne Fräsarbeiten am Chassis nicht weiter nach vorne verschoben werden kann, da an dieser Stelle die Kabel vom Drehgestell durchgeführt werden. Für den Lüftereinsatz ist weiterhin Luft.



Hierbei bleibt es vorerst - wie schon gesagt, die Beleuchtung hat eine angenehme Helligkeit und funktioniert gut. Ich habe AUX1 und AUX2 für die jeweiligen Rücklichter gewählt, sodass Fahren mit und ohne Rücklicht, Doppel-A sowie Doppel-Rücklicht (Abstellung) möglich sind. Der Decoder bietet noch vier weitere Funktionsausgänge, von denen einer für die Führerstandsbeleuchtung verwendet wird, und weitere für einen Umbau mit Rangierkupplungen genutzt werden sollen.

Der Sound gefällt mir soweit ganz gut, ich kann allerdings die Qualität nicht wirklich gut beurteilen, da es mehr oder weniger meine erste Sound-Lok ist (abgesehen von der Piko G6, wo ich aber nicht wirklich zufrieden bin). Gibt es hier vielleicht noch Hinweise von versierteren Umbauern? Der Lautsprecher verfügt über einen Schaumstoffring, mit dem er auf die Kapsel geklebt wurde. Ist das ideal? Sollte diese Verklebung nicht eher steif sein? Es wäre schön, wenn hier jemand was zu sagen könnte.

Ich werde bald auf Anlagen von Freunden Gelegenheit haben, die Lok zu fahren. Dann kann ich auch ein Video nachreichen. Allerdings muss die Beleuchtung und die Funktionsbelegung noch programmiert werden.

Ich habe außerdem festgestellt, dass es inzwischen einige Leute gibt, die Austauschplatinen für verschiedene Modelle entwickeln. Ich denke, dass eine solche diesen Umbau noch mal vereinfacht hätte und sicherlich auch preislich lohnenswert ist, wenn man davon ausgeht dass die Entwicklung auf Hobby-Basis geschieht und somit nicht einberechnet werden muss...


Schöne Grüße, Niklas


 
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RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#2 von ucdfo , 26.09.2017 10:07

Hallo Niklas!
Ich finde Deine Ideen zum Umbau der Lok sehr informativ. Auch wenn ich in die Lok keinen Sounddecoder einbauen werde, weiß ich nun, wie die
einzelnen Anschlüsse in der Lok ausgeführt sind. Da wird das Ausmessen der Platine für mich wegfallen. Ich habe aber noch eine Frage. Du schreibst,
daß dem Motor ein 7,5V-Spannungsregler vorgeschaltet ist. Ist bei Deinem Umbau der Spannungsregler zusammen mit den Entstörteilen weggefallen ?
Und wen ja, wie wirkt sich das auf die Geschwindigkeit der Lok aus ? Hat man ohne den Spannungsregler eine Rennsemmel, der man dann per
Decoderprogrammierung wieder manierliche Laufeigenschaften beibringen muß ?
Viele Grüße aus Bochum
Heinz


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RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#3 von TRAXXer , 26.09.2017 13:12

Hallo Heinz,

danke für dein Interesse.
Um ehrlich zu sein, kann ich dazu gar nichts sagen. Ja, dieser Teil der Platine ist vollständig rausgeflogen, ich habe dem Decoder die Verantwortung für die Regelung des Motors alleinig übertragen. Allerdings habe ich noch keine Testfahrten mit der Lok gemacht, nur ein bisschen hin und her - leider habe ich dazu gar keinen Platz. Auch habe ich die Lok vorher nicht analog gefahren.

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, musst du die Platine u.U. doch noch ausmessen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass ein Decoder gehörige Probleme beim Regeln des Motors bekommt, wenn über Spulen und Kondensatoren hinweg noch ein IC zur Spannungsregelung zwischengeschaltet ist. Daher habe ich diese Baugruppe von vorneherein entfernt.

In 2 Wochen werde ich die Lok gefahren sein, dann weiß ich mehr.


Schöne Grüße, Niklas


 
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RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#4 von ucdfo , 26.09.2017 18:29

Hallo Niklas !
Danke für die schnelle Antwort. Es wäre schön, wenn Du einen kurzen Bericht nach den Testfahrten schreiben könntest.
MfG
Heinz


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RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#5 von Muggel , 22.10.2017 20:59

Hallo Niklas,

guter Umbau, alle Probleme gut gelöst.


Hallo Heinz, deine Bedenken bzgl. des Spannungsreglers für den Motor sind unbegründet.
Der Decoder schafft es ihn sehr sauber anzusteuern.
Den Regler drin zu lassen wäre fatal, es würde dem Regel-Verhalten des Decoders zuwiderlaufen.
Meine Maschine läuft mit einem ESU Decoder sehr sauber ohne Ruckeln und auch Rangieren ist kein Problem.

viewtopic.php?t=138993

Mit dem D+H wird sie ähnlich gut laufen.

Gruß Jörg


ESU und D+H Lokprogrammer


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RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#6 von 44 390 , 21.01.2018 10:53

Hallo Niklas

Sehr cooler Umbau

Mich würde mal interessieren wie es mit der rangierkupplung aussieht, ob man problemlos die Kabel zur Kupplung bekommt und welche du verwenden willst?

Paul


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RE: Brawa V90 41515 analog basic -> Digitalumbau

#7 von TRAXXer , 21.01.2018 13:23

Hallo Paul,

wenn ich mich recht erinnere gibt es von dem Normschacht, der übrigens nicht kulissengeführt ist, sehr gute "Anbindung" in den Innenraum der Lok, soll heißen die Kabel zu verlegen dürfte kein Problem sein. Immerhin ist die Lok ja von Haus aus vorbereitet.
Welche Kupplung ich nehme weiß ich noch nicht, es gäbe die automatische Roco UK, vielleicht auch die neue Märklin Telex - das ist sowohl eine Preisfrage als auch eine der Kompatibilität, ich habe meinen Fuhrpark vollständig auf Roco UK umgebaut und daher muss die Rangierkupplung auch dazu passen.

An Alle;
Danke für die freundlichen Kommentare.
Ich habe die Lok mit einer baugleichen, bereits von Werk digitalen vergleichen können - mein Umbau tut da keinen Abbruch. Lediglich der Sound ist noch etwas dünn, da vermute ich aber dass dies an meinem Einbau der Schallkapsel liegt (nicht luftdicht). Allerdings ist mir aufgefallen dass meine Lok etwas langsamer fährt als die mit dem Werksdecoder, vermutlich einfach eine Einstellungssache. Das Langsamfahrverhalten ist aller-aller-allererste Sahne, in FS1 bewegt sich die Lok unmerklich, aber ruckelfrei. Für eine Rangierlok dürfte das genau richtig sein.

Sorry dass das mit dem Video erst mal noch nichts geworden ist, ich schaue noch mal in meiner Galerie.


Schöne Grüße, Niklas


 
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