Hallo zusammen
Brawa behauptet in seinen Prospekten, dass die Nachrüstung eines Digitaldecoders in der analog basic-Variante nicht möglich ist, und genehmigt sich einen Aufpreis von 65€ (UVP) resp. 79 € (Preisdifferenz 41515 zu 41516 nach aktuellem Straßenpreis, so wie ich sie gekauft habe) zur analogen Variante mit Schnittstelle. Diese Aussage stimmt soweit, als dass man nicht einfach einen Decoder einstecken, und losfahren kann. Allerdings ist die Lok trotzdem sehr gut für einen Umbau geeignet, wenn man in Kauf nehmen kann, sich von der original verbauten Platine zu lösen. Dieses Risiko bin ich gestern erfolgreich eingegangen und möchte zeigen, welche Maßnahmen nötig sind um die vorhandenen Funktionen der Lok wiederherzustellen und neue hinzuzufügen.
Zu öffnen ist die Lok, indem man eine Klinge vorsichtig zwischen Dichtungsnachbildung und Führerstand seitlich am Vorbau einführt, und den Vorbau nach vorn aushebelt. Man kann ihn um etwa 5mm nach vorne schieben und zieht ihn dann nach oben weg. Verfährt man analog mit dem hinteren Vorbau, kann man sodann das Führerhaus nach oben abziehen, und die Einrichtung ist mit Klipsen am Chassis eingehakt. Hier nur mit einem kleinen Schlitzschraubendreher den Klips aushebeln und nach oben wegdrehen.
Zunächst habe ich die Platine der Lok zusammen mit einem bekannten Elektroniker analysiert (danke Patrick!). Folgende Komponenten haben wir ausgemacht:
- Spannungsversorgung des Motors, mit einem 7,5V Spannungsregler sowie Spulen und Kondensator zur Glättung (grün markierter Bereich)
- Gleichrichter für die LED-Beleuchtung (nicht 100%ig sicher, macht aber nur so Sinn) (orange markierter Bereich)
- Spannungsversorgung für die LED-Beleuchtung mit einem 5V Spannungsregler, Anschluss Führerstandsbeleuchtung samt Vorwiderstand (rosa markierter Bereich)
Für den Umbau gilt folgendes: Entstörkomponenten des Motors fliegen raus, wie in der Anleitung des Decoders erwünscht; ebenso die Spannungsregelung der Beleuchtung - die könnte man wohl irgendwie nutzen wenn man das Layout kennt, das ist in meinen Augen aber zu aufwändig, kommt doch ein Decoder ins Spiel der das alles erledigt. Also kann man auf die existente Platine an sich verzichten. Folgende Komponenten wurden angeschafft:
neben der 294 703-4 (Brawa 41515) der DB Cargo kommen ein D&H SD22A-4 PLuX22-Sounddecoder, ein LS1511S mit Kapsel, sowie der PLuX-Adapter P22-3 zum Einsatz, welche in Summe noch mit Luft in die zuvor errechnete Preisdifferenz zum analog-Modell mit Schnittstelle passen. Der Anstoß zum Umbau kam übrigens dadurch, dass D&H das Soundprojekt für die 294 anfang September veröffentlicht hat.
Schön gelöst finde ich den Stecker für die LED-Gruppen. Er enthält die Vorwiderstände der einzelnen Spitzensignal-LED (2,2kΩ und die LED des oberen Spitzensignal auf der kleinen Platine. Somit wird klar, dass der Teil der Hauptplatine, auf den dieser Stecker aufgesteckt wird, auf beiden Seiten der Lok erhalten werden muss.
Wenn man davon ausgeht, dass die LED mit 5V versorgt werden und einen 2,2kΩ Vorwiderstand aufweisen, ...
Somit würde ich bei einem Umbau jederzeit empfehlen, 10kΩ jeweils für Spitzen- und Schlusslicht einzuschleifen, wie später gezeigt.
Zunächst jedoch schnipp, schnapp:
Dann die Leiterbahnen freilegen und die Widerstände anbringen. Die beiden Leiterbahnen für Spitzensignal/Rücklicht liegen jeweils auf einer Seite der Platine, der gemeinsame Pluspol auf der anderen:
noch mal mit meinen großartigen Illustrations-Skills dargestellt:
Weiterhin habe ich den Motor mit Alufolie "abgeschirmt", um mögliche Interferenzen zu unterdrücken, da der Decoder direkt darüber positioniert wird. Die Alufolie ist vollflächig mit Tesafilm überklebt. Ob diese Maßnahme nötig ist, weiß ich nicht.
So sieht der Vorbau der Lok fertig gepackt aus. Die Schnittstellenplatine liegt natürlich unter dem Decoder und verteilt ihre Tentakeln nach "hinten", unter dem Führerstand hinweg, in die Lok. Es ist genug Platz für dieses Sandwich vorhanden. Vor dem Decoder ist der Lautsprecher eingeklebt, der ohne Fräsarbeiten am Chassis nicht weiter nach vorne verschoben werden kann, da an dieser Stelle die Kabel vom Drehgestell durchgeführt werden. Für den Lüftereinsatz ist weiterhin Luft.
Hierbei bleibt es vorerst - wie schon gesagt, die Beleuchtung hat eine angenehme Helligkeit und funktioniert gut. Ich habe AUX1 und AUX2 für die jeweiligen Rücklichter gewählt, sodass Fahren mit und ohne Rücklicht, Doppel-A sowie Doppel-Rücklicht (Abstellung) möglich sind. Der Decoder bietet noch vier weitere Funktionsausgänge, von denen einer für die Führerstandsbeleuchtung verwendet wird, und weitere für einen Umbau mit Rangierkupplungen genutzt werden sollen.
Der Sound gefällt mir soweit ganz gut, ich kann allerdings die Qualität nicht wirklich gut beurteilen, da es mehr oder weniger meine erste Sound-Lok ist (abgesehen von der Piko G6, wo ich aber nicht wirklich zufrieden bin). Gibt es hier vielleicht noch Hinweise von versierteren Umbauern? Der Lautsprecher verfügt über einen Schaumstoffring, mit dem er auf die Kapsel geklebt wurde. Ist das ideal? Sollte diese Verklebung nicht eher steif sein? Es wäre schön, wenn hier jemand was zu sagen könnte.
Ich werde bald auf Anlagen von Freunden Gelegenheit haben, die Lok zu fahren. Dann kann ich auch ein Video nachreichen. Allerdings muss die Beleuchtung und die Funktionsbelegung noch programmiert werden.
Ich habe außerdem festgestellt, dass es inzwischen einige Leute gibt, die Austauschplatinen für verschiedene Modelle entwickeln. Ich denke, dass eine solche diesen Umbau noch mal vereinfacht hätte und sicherlich auch preislich lohnenswert ist, wenn man davon ausgeht dass die Entwicklung auf Hobby-Basis geschieht und somit nicht einberechnet werden muss...