Moin Leute,
heute möchte ich mal von meiner ersten SBF-Bauerfahrung berichten, mit der Intention, dem ein oder anderen von euch eine Idee oder Hilfestellung zu geben.
Kurzer Exkurs: Nachdem wir im Herbst 2016 in das sanierte und renovierte Elternhaus meiner Lebensgefährtin umgezogen sind, war bei mir der Wunsch vorhanden, wieder mit der Moba spielen zu können. Da es schnell gehen sollte und ohne großen Aufwand, entwarf ich mit Scarm einen Plan, der mit M-Gleis einfach auf drei jeweils 1x1 Meter große Tische gelegt wurde. Als Untergrund fungierte Rasenteppich ausm Baumarkt. Da das dann doch zu klein war, habe ich dann noch die Grundplatte einer Bahn, die ich Jahre zuvor für unsern Sohn gebaut hatte, l-förmig angesetzt, so dass ein Maß von 3,95 x 1,30 rauskam:
Ein paar Häuser und Kirchen drauf - fertig ist das Provisorium. (P.S. Spaceshuttle und Polizeihubschrauber sind Deko von meinem Sohn )
Bekanntlich haben Provisorien länger Bestand als geplant. Ursprunglich hatte ich was wesentlich größeres angedacht, wo ich die hintere Tür des Zimmers (die nach draußen in eine Art Hinterhof führt) mit der Eisenbahn zugebaut hätte. Da sich in diesem Hinterhof mein Gartenbahnprojekt befindet, musste die Tür freibleiben. Man kann halt nicht alles haben... .
Die Anlage hat vier Bahnhofsgleise und ein separates Abstellgleis hinten links. Zu wenig für abwechslungsreichen Zugbetrieb. Ein SBF musste her. Aber wie und wohin?
Erster Tipp nebenbei: Eine SBF nachträglich einzufügen ist immer schlecht .
Aber mir blieb nix anderes übrig. Erste Idee, hinter einer Kulisse an der Rückseite der Anlagenplatte ein paar lange Abstellgleise einzufügen hat sich gleich erledigt, denn 1. konnte ich die Anlage nicht mehr sehr weit noch vorne ziehen und 2. wäre ich an diesen SBF niemals händisch mehr rangekommen. Also muss er in den Untergrund. Zufahrt erfolgt über eine vorne an der Anlagenkante entlang geführte Rampe. Das war klar. Aber wie gehts unten weiter? Das Gebilde sollte Platz für 4 - 6 Abstellgleise haben, die jeweils mind. 2 Meter nutzbare Länge besitzen. Außerdem musste der Gleisplan zw. die ganzen Tischbeine passen.
So?
Gleise nicht lang genug , außerdem ist die Zufahrt viel zu kurz, um tief genug "runterzukommen".
Oder so?
Diesmal schöne lange Abstellgleise, mit dem Gleiswendel hätte ich auch schon viel Höhe bzw. Tiefe machen können. Aber einen Knick im Abstellgleis? Bogenweichen im SBF? Wendel mit dem zweitkleinsten Radius bei meinen langen Zügen?
Dann lieber schön simpel?
Stehen halt die Züge hintereinander - auch nix gscheits... .
Dann hab ich mich gefragt, ob die Züge unbedingt vorwärts in den SBF fahren müssen? Rückwärts rein - vorwärts raus, müsste doch auch gehen? Würde ich mir die Hälfte an Weichen und die Kehrschleife sparen. Mehr Platz für die Abstellgleise und weniger Aufwand beim Bauen.
Scarm hats schnell möglich gemacht - in der Theorie:
Hmh, für so eine simple Planung hätte es Scarm eigtl. gar nicht gebraucht .
Jetzt musste ich natürlich eine Praxistest machen, d.h. ich hab einen Prototypen gebaut, nicht unter, sondern vor der Anlage (im Prinzip den Plan oben nach unten gespiegelt), damit ich diese Rückwärtsfahrerei mal ausprobieren konnte:
Mit den Getränkekisten konnte ich schnell unterschiedliche Höhen simulieren und somit das Gefälle optimieren.
Was soll ich sagen, hat super funktioniert. Durch das gleichmäßige Gefälle laufen die Züge von selbst in ihre Abstellgleise, die Lok bremst eigtl. nur und hält damit die Kupplungen der Waggons immer auf Spannung. Auf dem Foto sind zwei meiner "empfindlicheren" Züge zu sehen, der Personenzug aus dreiachsigen pr. Abteilwagen und der Güterzug aus Bierwaggons von 5 verschiedenen Herstellern und unterschiedlichen Kupplungssystemen.
Elektr. Schaltung ist auch einfach: Die Gleise sind generell stromlos und werden nur mittels Momenttaster eingeschaltet. Wenn die Lok dann das (ausgeschaltete) Gleis erreicht, bleibt der Zug einfach stehen. Durch die große Länge der Gleise ist auch genügend Auslauf vorhanden. Und durch die Momenttaster ist Fehlbedienung beinahe ausgeschlossen. Die Fahrtrichtung der Loks muss natürlich nach erfolgter Einfahrt wieder auf Vorwärts umgeschaltet werden.
Tipp 2: Die Gleise 40 bis 50 cm länger machen als der Zug, der draufstehen soll.
Dann kam der anstrengende Teil. Das ganze unter die Anlage bauen. Nacken- und Rückenschmerzen, Verrenkungen überall, das war das Ergebnis für mich nach Feierabend. Gott sei Dank waren in den Bierkästen noch viele volle Flaschen
Das Gefälle ist ca. 3 %. (Und bitte meine Verkabelung nicht beachten )
Tipp 3: 3 % sind wirklich das Maximum. Außer ihr habt sehr kurze Zuge. Gerade in Kurven und Wendeln möglichst große Radien verwenden, um unter die 3 % zu kommen.
Fazit: Der provisorische SBF zur provisorischen Anlage hat sich gelohnt. Seit gut 3 Monaten in Betrieb. Keine Unfälle. Keine Probleme.
Ausblick:
Drei Gleise sind natürlich zu wenig auf Dauer. An die Nut- und Federbretter lassen sich links und rechts nochmal leicht eines anbringen. Mit diesem Plus an Breite und bei der Verwendung mit dem K-Gleis lassen sich sogar 6 Gleise unterbringen:
Hab dann zwar zwei S-Kurven drin, aber bei dem geringeren Abzweigwinkel mach ich mir da keine großen Sorgen. Und Schalten werde ich dieses Konstrukt dann mit dem Fleischmann Gleisbildstellwerk. Das ist übersichtlicher und eleganter als die alten roten Lima Stellpulte.
Schönen Tag wünsch euch noch !
Christian