Zitat
Es soll aufjedenfall eine Betriebsanlage werden, also alles soll von einem Zentralen Punkt aus gesteuert werden.
Das sagt rein gar nichts darüber aus, was auf der Anlage so passiert.
Gehen wir die Sache mal anders an, und zwar mittels einer User Story. Hierbei fasst der Anlagenplaner einen Zeitausschnitt des zentralen Geschehens auf seiner Anlage in Erzählform zusammen. Dabei wird eine limitierte Perspektive gewählt, so wie auch ein Beobachter der grossen Bahn nur das sieht, was in seinem Blickfeld ist, und von dem, was einen Kilometer entfernt in irgendeinem Abstellbahnhof abläuft, überhaupt nichts mitbekommt. Wenn wir beispielsweise das Thema "Lokwechsel im Kopfbahnhof" nehmen könnte eine derartige User Story folgendermassen aussehen:
Ein Schnellzug von Bern fährt ein auf Gleis 3; gegenüber auf Gleis 4 wartet bereits ein Regionalzug (Pendelzug mit RBe 4/4) nach Delémont. Die Zuglok des Schnellzugs (eine Re 4/4 II) wird abgekuppelt während eine Ae 4/7 von einem Lokwartegleis nach Gleis 3 manövriert um an der anderen Seite anzukuppeln. Eine BR 103 steht im Depot und wartet auf Fahrstrassenfreigabe für den Weg auf ein freies Lokwartegleis um später den Eurocity Mailand-Hamburg zu übernehmen. Ein paar Minuten später, nachdem die Passagiere umgestiegen sind, fährt der Regionalzug nach Delémont ab. Kurz darauf fährt ein Regionalzug aus Waldshut (ebenfalls ein Pendelzug mit RBe 4/4) ein auf Gleis 1 und anschliessend bewegt sich die BR 103 auf das Lokwartegleis. Der von einer Re 6/6 gezogene Eurocity Mailand-Hamburg fährt ein auf Gleis 4, die Lok kuppelt ab und die BR 103 bewegt sich ans andere Zugende. Nach ausreichend Zeit zum Umsteigen fahren fahrplanmässig alle drei im Bahnhof stehenden Züge in kurzer Folge ab; nachdem die Re 4/4 II auf ein Wartegleis gefahren und die Re 6/6 im Depot versorgt wurde ist für die nächste Dreiviertelstunde mit Ausnahme eines gelegentlichen Regionalzuges vorerst Ruhe im Bahnhof.
Diese User Story beinhaltet neben Hinweisen zur Epoche u.A. folgende Informationen:
- Dem gewählten Thema entsprechend kann auf lange Fahrstrecken verzichtet werden.
- Der Bahnhof ist effektiv ein Grenzbahnhof. Abstellgleise für Wagengarnituren sind nicht zwingend notwendig bzw. könnten auch durch ein Stumpfgleis, das die Verbindung zu einem Abstellbahnhof darstellt, ersetzt werden.
- Züge kommen aus verschiedensten Richtungen; eine zweigleisige (sich später teilende) Hauptstrecke ist absolutes Minimum, besser wäre entweder eine viergleisige Hauptstrecke oder zwei zweigleisige Strecken plus idealerweise eine eingleisige Strecke für Regionalzüge.
- An Rollmaterial reichen als Minimum drei Züge, fünf wären definitiv ausreichend. Je nach Anzahl ausgehender Strecken kann daher auf Schattenbahnhöfe zugunsten einfacher Kehrschleifen (u.U. als sequentielle Zugspeicher) auch verzichtet werden.
- Regionalzüge müssen nicht gewendet werden und benötigen also auch keine Kehrschleifen.
- Ein grosses Lokdepot wäre zwar stilechter, aber der Anzahl Züge entsprechend sollte eine Remise für 6 Loks als Speicher auch langfristig durchaus ausreichend sein. Eine Drehscheibe ist nicht erforderlich.
- Da der Bahnhof zumindest als Halbknoten fungiert bzw. Züge in kurzen Abständen kommen und gehen sollten parallele Ein-/Ausfahrten möglich sein.
- Das Abkuppeln von Zugloks muss entweder automatisch ablaufen oder die Perrongleise dürfen nicht überdacht sein.
Obwohl die User Story rein gar nichts über Anlagengrösse und -form aussagt kristallisiert sich sofort ein konkretes Konzept heraus. Als Hauptproblem wäre hier (je nach vorhandenem Platz) die sinnvolle Aufteilung der ausgehenden Strecken zu sehen bzw. deren Anordnung im Schattenbereich, da ja auch zwei auf verschiedenen Strecken verkehrende Regionalzüge idealerweise durch denselben Zug dargestellt werden, was es wiederum nötig macht, diese Strecken irgendwie zu verbinden.
Ich schlage vor, dass du dir Gedanken machst, wie eine derartige User Story für dein gewähltes Anlagenkonzept aussehen könnte. Lass dir dafür ruhig etwas Zeit. Mit einer User Story wirst du automatisch dir selbst und allen Anderen hier im Thread eine Menge Fragen beantworten, die mit Angaben wie "viergleisiger Bahnhof" nicht mal tangiert werden. Ausserdem merkst du ziemlich schnell, ob der geplante Betrieb überhaupt langfristigen Spielspass verspricht oder andererseits vielleicht sogar eine Einzelperson völlig überfordern würde.
Sobald eine User Story erst konkret ausgearbeitet wurde geht die Gleisplanung dann meist zügig voran.