Ich habe mich jetzt mit den folgenden Büchern an die Identifikation gemacht:
Wagner, Bäzold, Zschech, Lüderitz: "Eisenbahn-Fahrzeug-Archiv, Lokomotiven preußischer Eisenbahnen", Teile 2.3.1 und 2.3.2
Pierson: "Die preußischen Dampflokomotiven 1850-1922"
Zu Bild 1: Hier frage ich mich, ob das überhaupt eine nach den Normalien gebaute Lokomotive ist. Folgende Unterschiede fallen mir zu den in Frage kommenden Gattungen P 3.1, P 2 und P 1 auf (die P 3.2 hat die Zylinder hinter der Laufachse):
- zur P 3.1: Diese hat auf den mir vorliegenden Bildern über der Treibachse ein rechtwinklig nach oben geknicktes Umlaufblech, dass dann bis zum Führerhaus in dieser Höhe durchläuft. Die Lok in Bild 1 hat jedoch nur eine kleine "Welle" nach oben im Umlaufblech an der Treibachse.
- zur P 2: Diese hat auf den mir vorliegenden Bildern eine Glocke zwischen Sandkasten und Schornstein, die die Lok in Bild 1 nicht hat. Außerdem hat sie den gleichen Unterschied in der Steuerung wie die P 1.
- zur P1: Diese hat eine Gegenkurbel und außenliegende Exzenter für die Steuerung. Die Lok in Bild 1 scheint aber Innensteuerung zu haben. Dennoch ist die Übereinstimmung zur P 1 am besten.
Zu Bild 2:
Dies scheint mir eine alte G 3 zu sein. Das Eisenbahn-Fahrzeug-Archiv sagt im Band 2.3.2 auf S.16 aus: "Die Speiseventile waren bei den ersten Lokomotiven zum Teil an der Stehkesselrückwand, zum Teil seitlich in Höhe Kesselmitte am 1. Kesselschuss angebracht worden. Ab etwa 1885 baute man die Speiseventile bei allen neugelieferten Maschinen seitlich am 1. Kesselschuss an." Die dargestellte Lokomotive zeigt seitlich am Kessel keine Leitungen oder Ventile, daher dürfte es sich um eine der Lokomotiven mit Speiseventilen an der Stehkesselrückwand handeln. Lokomotiven mit 12 bar Kesseldruck (von denen viele später in die Gattung G4 eingeordnet wurden) gab es gemäß diesem Buch erst ab 1890 - damit kann die gezeigte Lokomotive da eigentlich nicht dazugehören.
Zu Bild 3:
Dieses Bild ist schwierig einzuordnen, weil große Teile der Lokomotive nicht zu sehen sind. Auffällig finde ich folgende Dinge:
- die Lok hat eine kurze Rauchkammer
- von der Rauchkammer geht seitlich eine schräge Verkleidung zum Zylinder
- Dampfdom und Sandkasten liegen weit vorn, kurz hinter dem Schornstein
- der Zylinder ist nicht zu sehen, aber ein großer Kasten bis in Höhe des hochgezogenen Umlaufs ist zu sehen. Dies sieht aus wie der Kasten eines Flachschiebers.
- die Stange der Steuerung ist auffällig stark über den Radkasten hinabgebogen
- der Umlauf ist unter dem Führerhaus hinabgeschwungen
- das Führerhausdach steht nach hinten über
Folgende Bauarten habe ich zunächst verglichen:
- S 4: Diese ist extrem uneinheitlich, weil hier alle Versuchsbauarten für die verschiedenen Überhitzertypen eingeordnet sind. Auf meinen Bildern haben die späten Typen aber lange Rauchkammern und Kolbenschieber, während die frühen Typen den Dampfdom und Sandkasten weiter hinten haben.
- S 3: Diese hat auf den mir vorliegenden Bildern einen großen Abstand zwischen dem Dampfdom und dem Schornstein und auch eine nur schwach gekröpfte Steuerstangen. Die S3 hat aber den großen Kasten über dem Zylinder, der auf dem Bild zu sehen ist.
- S 2: Auch diese (wiederum mehrere Unterbauarten) haben auf den mir vorliegenden Bildern den Dampfdom weiter hinten. Außerdem passt die Ausführung von Zylinder und Schieberkasten nicht. Und entweder hat das Führerhaus nur ein Fenster oder das Dach steht nicht nach hinten über.
Dann habe ich bei den Personenzuglokomotiven nachgesehen. Dort schien mir die P 4.2 am besten zu passen. Ich habe nur eine Sache gefunden, die für mich dagegen sprach - auch hier ist wieder der Abstand zwischen Schornstein und Dampfdom größer ist.
Dann fiel mir ein, dass ich ja auch noch das Buch "Dampflok-Archiv 5 - Privatbahn-Lokomotiven" von Weisbrod habe, in dem es ein eigenes Kapitel über LBE-Lokomotiven gibt. Und darin findet sich der Hinweis, dass die LBE zwischen 1907 und 1911 sieben Stück S 5.2 beschaffte. Also habe ich nun diese verglichen und wurde fündig: diese Lokomotiven haben den kurzen Abstand zwischen Schornstein und Dampfdom, und die stark gekröpfte Steuerstange wie auch alle anderen Merkmale. Daher ist mein Tipp hier eine S 5.2.
Zu den anderen beiden Bildern konnte dieses Buch leider nichts beitragen, da diese Lokomotiven offenbar nicht mehr 1938 zur Reichsbahn kamen (und daher in diesem Buch nicht aufgeführt werden).
Ganz wichtig zum Schluss: Ich betrachte meinen Beitrag ausdrücklich nur als Diskussionsbeitrag und keinesfalls als Entscheidung, und ich freue mich über Kritik und andere Meinungen.
Viele Grüße
Rolf