In der "Cité du Train", dem französischen Eisenbahnmuseum in Mulhouse, steht ein interessantes Modell. Ich muss gestehen, dass ich es lange ignoriert habe - es steht nämlich schräg hinter der "Göttllichen", und die hat bisher immer meine volle Aufmerksamkeit bekommen . Heute habe ich mir dieses Modell einmal näher angeschaut. Es ist eine 1:10-Nachbildung des 1933 in Vitry-sur-Seine in Betrieb genommenen Rollenprüfstandes des OCEM (Office central d'études de matériel de chemins de fer), der später von der SNCF übernommen wurde. Konzipiert war das Ganze für Dampfloks, wurde aber in den Fünzigern für die Verwendung mit Triebwagen und E-Loks umgebaut. Leider ist nur noch dieses Modell erhalten, das Original wurde in den Neunzigern abgebaut. Bilder dieser faszinierenden Installation habe ich im Netz nicht gefunden, also müssen die des Modells ausreichen (s.u.). (Wenn es das als Modell in 1:160 gäbe, wäre ich sofort dabei - das wäre mal etwas Anderes als noch eine Bekohlung oder ein Lokschuppen ... Hätte es das bei der Reichsbahn oder DB, vorzugsweise in der Epoche III, gegeben, hätten sich Faller/Vollmer/Kibri sicher schon dessen angenommen.)
Naja, gegeben hat es einen Rollenprüfstand bei der DRG in Berlin-Grunewald schon. Der wurde 1930 in Betrieb genommen und konnte nach der Planung fünf Antriebachsen abbremsen, um so die Leistung festzustellen. Auf den Fotos sehe ich immer nur Loks mit drei Antriebsachsen. Ich empfehle dazu das Buch "Lokomotiv-Versuchsanstalt Grunewald" vom GeraMond-Verlag (2002). Aber nach den Fotos dort wird sich das Ding kaum für einen Modellbahnhersteller als Vorbild eignen. Zudem hatten sie bei der Reichsbahn auch schnell erkannt, dass die Messfahrten auf der Strecke, also mit Einfluss von Schienenwiderstand, Luftwiderstand, Wind und anderen äußeren Einflüssen aussagekräftiger waren als der Prüfstand. Nach dem Krieg hat man das Teil demontiert; es ist in der UdSSR verschwunden. Die DB hat auch keinen mehr bauen lassen.
Zitat Naja, gegeben hat es einen Rollenprüfstand bei der DRG in Berlin-Grunewald schon. Der wurde 1930 in Betrieb genommen und konnte nach der Planung fünf Antriebachsen abbremsen, um so die Leistung festzustellen. Auf den Fotos sehe ich immer nur Loks mit drei Antriebsachsen.
Salut Norbert
es ist immer dieselbe Lok (es sind übrigens vier; s. Bild ganz oben). In dem von mir verlinkten Text heisst es u.a. "Il y avait 8 rouleaux dont la position longitudinale était réglable (au mm près) pour se positionner à l'aplomb de chaque essieu de la locomotive."
Es gab 8 Rollen, deren Längsposition auf den Millimeter einstellbar war, um sie auf jede Achse der Lok zu positionieren.
und
"Sur ce principe, mais avec des caractéristiques plus limitées, il existait déjà les bancs d'essais d'Altoona du Pennsylvania Railroad (1904), de Swindon (1904) en Angleterre et de Grünewald (1930) en Allemagne. Lors de son ouverture Vitry devint le banc le plus puissant et le plus perfectionné au niveau mondial."
Nach diesem Prinzip, aber mit eingeschränkteren Eigenschaften, gab es bereits Prüfstände der Pennsylvania Railroad in Altoona (1904), in Swindon in England (1904) und Grünewald in Deutschland (1930). Mit seiner Eröffnung wurde der Prüfstand in Vitry der leistungsfähigste und am weitesten perfektionierte weltweit.
den verlinkten Artikel hatte ich nicht aufgemacht gestern abend - es war Fussballzeit -
Die Bemerkung der von mir erwähnten Lok mit drei Antriebsachsen bezog sich auf die Fotos von dem Grunewalder Prüfstand aus dem gnannten Buch, nicht auf Deine Fotos. Aber hochinteressant ist das Teil im Museum schon. Bei meinem nächsten Besuch in Mulhouse werde ich dort genauer hinsehen.
Auf dem Prüfstand von Vitry stand auch "die Perfekte", wie ich 242A1 nenne. Chapelons Meisterstück brachte Dauerleistungen von 4000PSe und 5000PSi, kurzzeitig waren auch 5500PSi möglich. Mit einem besten Wirkungsgrad von ca 15% ist sie bis heute unerreicht. Auch interessant ist der Beschrieb der Versuchsreihe mit den 241A 036 und 004 zu lesen. Bei der modifizierten 004 wurde der Kesseldruck von 17 auf 20atü erhöht, ein Überhitzer DM3 eingebaut,der im Rauchrohr mehr Querschnitt für die Rauchgase freiliess, der Durchmesser der HD Zylinder etwas reduziert, die ND Schieber durch solche mit doppelter Ein- und Ausströmung erstsetzt, ein grösseres optimiertes *Kleeblatt" Blasrohr und ein ACFI Vorwärmer eingebaut. Die umgebaute Lok zeigte deutlich bessere Verbrauchswerte und Leistungen, die verbesserte Saugzuganlage erzeugte bei teilweise mehr als halbiertem Gegendruck im Abdampftrakt sogar etwas höhere Unterdrücke in der Rauchkammer. Trotzdem war auch die optimierte Lok an französischen Massstäben gemessen nur eine mittelmässige Maschine. Die kleineren Chapelon Pacifics von PO und NORD erreichten mit Spitzenwerten von über 3700 PSi deutlich bessere Werte, die 240P erreichten mit nur 3,7m² Rostfläche sogar Dauerleistungen von 4000PSi bzw 3200PSe und die 141P 3330PSe. Im Tableau 6 auf S105 fällt der Druckverlust von mehr als einem Atü zwischen Kessel und Hochdruck Schieberkasten auf, obwohl in Frankreich stets mit voll geöffnetem Regeler gefahren wurde, das deutet auf ungenügende Strömungsquerschnitte hin, hier hätte nur eine deutliche Erweiterung Abhilfe gebracht, damit der volle Kesseldruck den Zylinder erreicht.