RE: Wagengattungen Kesselwagen

#1 von SAH , 12.05.2018 14:04

Guten Tag liebe Forenmitglieder,

angeregt durch meine Beitragsserie zu schwergängigen Kesselwagen der 16,5cm Klasse von Märklin habe ich im Forum nach weiteren Informationen gesucht und zwei weitere Artikelserien gefunden:
vierachsige Kesselwagen von Berndm (gestartet am 09.03.2013 um 20:00) und
vierachsige Druckgaskesselwagenb von TheK (gestartet am 08.03.2013 um 04:00).

In beiden Artikelserien wird sehr viel über Kesselwagen berichtet mit vielen Abbildungen (herzlichen Dank an beide Initiatoren!).
Nun hat Kai (TheK) in einem Querverweis zu flickr eine Bilderegalerie mit vielen weiteren Informationen verlinkt, die meinem Ansinnen in vorliegender Artikelserie zwar deutlich näher kommt, dennoch bleiben Fragen (die ich ausdrücklich märklinspezifisch gestellt wissen möchte):

Wie kann man die Kesselwagen korrekt in die Wagengattungen eingruppieren, wenn die Gattungskürzel nicht am Wagen stehen?
Wagengattungskürzel ab 1980 stehen im Obermayer, doch welche Haupt- und Nebengattungszeichen gab es vorher für Kesselwagen?
Beispiel: ZZ Uerdingen, heute Zacns (?).
Wie ist das bei zweiachsigen Kesselwagen? Zs, Zcs? Zgkks? usw.

@Kai, eine Frage explizit für Dich (außerhalb der Märklinbrille): in Deiner verlinkten Bildergalerie steht ein zweiachsiger Kesselwagen als "Zcekks 23 80 743 5 402-4" mit Inhalt Phosphoroxychlorid.
Das irrtiert mich ein wenig, weil das "kk" mit geringerer Achslast als möglich ausweist. Ich habe dies bislang darauf bezogen, dass durch die geringe Dichte der Ladung die erreichbare Maximallast nicht erreicht werden kann. Von zu geringer Dichte kann man bei Phosphorylchlorid (1,64 kg/L) aber nicht reden. Oder ist der Wagen per se so konstruiert?

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Wagengattungen Kesselwagen

#2 von Sgns 691 , 12.05.2018 19:24

Hallo Stephan-Alexander,

ich vermute du meinst meine flickr-Galerie:
https://www.flickr.com/photos/sgns691/
Du kannst hier gerne Fragen dazu stellen und bei Bedarf auch die Photos hier direkt einbinden. Dann wissen alle gleich worüber gesprochen wird.
Wenn ich Antworten weiß, will ich gern weiterhelfen.

Gattungen der Kesselwagen

Für die Zeit vor 1968 sind mir bei der DB keine Gattungen für Privatwagen bekannt. Man darf hier nicht die Kesselwagengattungen der DR der DDR, die ja Staatsbahnwagen waren, mit westdeutschen Privatwagen vermischen.
Erst mit der Einführung der UIC-Nummern und Gattungen für Güterwagen kam es zur Verschlüsselung der Gattungen in den Wagennummern. Für Außenstehende waren diese Gattungen jedoch unsichtbar, da sie bei Privatwagen nicht an die Wagen angeschrieben wurden.
Per Topp Nielsen (http://www.dansk-jernbanearkiv.dk/indexx.htm) hat die betreffenden UIC-Merkblätter gesammelt und auf seinen Seiten veröffentlicht. Mit Hilfe der Wagennummer und dieser Merkblätter kann nun die Gattung ermittelt werden.
1968 UIC 438-2 Anlage III.d:
http://www.dansk-jernbanearkiv.dk/uic438/68iiid.pdf
1970 UIC 438-2 Anlage III.d:
http://www.dansk-jernbanearkiv.dk/uic438/70iiid72.pdf
Die jeweils aktuelle Ausgabe der seit 1980 gültigen Verschlüsselung gibt es in Form einer Excel-Tabelle des Appendix 6 Part 9 bei der ERA:
http://www.era.europa.eu/Document-Regist...cision-NVR.aspx
Der Obermayer hilft nicht weiter, da er zwar die Gattungen nennt, nicht jedoch ihre Zuordnung zu den Wagennummern.


Zcekks 23 80 743 5 402-4

Damit die anderen Stummis auch wissen von welchem Wagen wir sprechen, hier das Photo:


23 80 743 5 402-4 Zcekks

Der 23 80 743 5 403-2 ist übrigens der gleiche Typ:


23 80 743 5 403-2 Zcekks

Du bringst bei diesen Wagen Achslast und Lastgrenze durcheinander. Die zulässige Achslast für Streckenklasse C beträgt immer 20 t, d.h. das Gesamtgewicht eines Zweiachsers darf dort maximal 40 t betragen. Die Lastgrenzen sagen aus wieviel der Wagen (abhängig von der Streckenklasse) zuladen darf. Für einen zweiachsigen Wagen gilt also:

2 x zul. Achslast = Leergewicht + Lastgrenze

Im konkreten Fall für den 743 5 402-5 und Streckenklasse C:

2 x 20 t = 40 t = 16,2 t + 23,8 t

Der Wagen ist mit seinem Eigengewicht von 16,2 t ziemlich schwer (normal sind 11-12 t). Ursächlich hierfür ist die Innenverbleiung des Kessels. Aus dem hohen Leergewicht ergibt sich dann die niedrige Lastgrenze und damit die Kennbuchstaben kk.

Für die Kesselwagen allgemein gelten die folgenden gewichtsabhängigen Kennbuchstaben:

Anzahl Achsen ........................ 2 .................................... 4 .................

Kennbuchstabe k ... Lastgrenze < 20 t ................. Lastgrenze < 40 t
Kennbuchstabe kk .. Lastgrenze >= 20 t und < 25 t ... Lastgrenze >= 40 t und < 50 t
o. Kennbuchstabe .. Lastgrenze >= 25 t und <= 30 t .. Lastgrenze >= 50 t und <= 60 t
Kennbuchstabe n ... Lastgrenze > 30 t ................. Lastgrenze > 60 t

Viele Grüße
Peter

edit 16.05.18: Lastgrenzen für 4achser ergänzt


 
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RE: Wagengattungen Kesselwagen

#3 von SAH , 15.05.2018 20:33

Guten Abend Peter,

vielen Dank für Deine ausführlichen Informationen.
Nun bleibt mir noch ein Punkt:
Wenn ich die Seiten richtig verstanden habe, dann gilt seit 1980 gem UIC der Kennbuchstabe Z für Kesselwagen, zwischen 1964 und 1980 war dafür die Kombination "Uh" vorgesehen. Davor gab es also keine eigene Gattung?

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Wagengattungen Kesselwagen

#4 von Sgns 691 , 16.05.2018 18:53

Hallo Stephan-Alexander,

ja, du hast es richtig verstanden.

Zu den Gattungen vor 1964:

In den jahren vor 1964 waren die Gattungen nicht durch die UIC geregelt. Jede Staatsbahn hatte ihre eigenen Gattungsbezeichnungen. Für die Privatwagen gab es normalerweise keine Gattungen, da sie ja nicht den Staatsbahnen gehörten und oft auch sehr speziell waren. Bei der DB hatten die Privatwagen 500 000er-Nummern. Die weitere Unterteilung dieses Nummernbereichs erfolgte nach den Direktionen und innerhalb der Direktionen zumindest teilweise noch nach den Eigentümern, z.B VTG = Hamburg, 572 000 - 575 999 + 586 000 - 599 999. Eine Unterscheidung nach Gattungen gab es nicht und da die DB keine Kesselwagen für den öffentlichen Verkehr hatte, gab es auch keine Gattung für die Kesselwagen.

Anders war es in der DDR. Dort gehörten die Kesselwagen der Reichsbahn und ihnen wurden die Gattungen Z (für 2-Achser) und ZZ (für 4-Achser) zugewiesen.

Dies führt bei der Modellbahn jetzt dazu, daß z.B. die Modelle der Kriegskesselwagen von Brawa und Liliput in Epoche 3 als DR-Wagen die Gattung ZZ angeschrieben haben und als bei der DB eingestellter Privatwagen keine Gattung haben. D.h. die gleichen Wagen gibt es gleichzeitig mit und ohne Gattung und beides ist richtig.

Viele Grüße

Peter


 
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RE: Wagengattungen Kesselwagen

#5 von SAH , 16.05.2018 20:14

Guten Abend Peter,

herzlichen Dank für Deine Antwort!
Das bringt mich jetzt ein bisschen in Bredouille, da ich in meiner Modelldatenbank eine Baureihe als Sortierfeld eingerichtet habe. Mit dieser Auskunft habe ich nun mehrere Wagenarten ohne Baureihe bzw. Wagengattung.
Die bisherige Einteilung mit "Zs" für Kesselwagen, deren Modell vor 1964 produziert wurde ist ja offensichtlich falsch. Hast Du einen Lösungsvorschlag?

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Wagengattungen Kesselwagen

#6 von Bernd Irrgang , 17.05.2018 16:40

Zitat

Hast Du einen Lösungsvorschlag?


Ich bin zwar nicht angesprochen und ich bin auch nicht sicher, ob ich dein Problem verstanden habe, aber was spricht dagegen, eine Gattung "Kesselwagen" einzurichten? Außerdem sind ja auch nicht nur Kesselwagen betroffen, sondern alle Privatwagentypen, die keiner Gattung zugeordnet werden können, also z.B. auch Säuretopfwagen.

Grüße,

der Bernd


Ich habe genug davon, immer nur im Kreis zu fahren (Niki Lauda)


 
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RE: Wagengattungen Kesselwagen

#7 von Sgns 691 , 17.05.2018 18:38

Hallo Stephan-Alexander,

also ich würde da das Z ohne s nehmen. Zs bezeichnet ja schon ganz konkret einen zweiachsigen Kesselwagen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Das Z allein ist da doch mehr eine Sammelbezeichnung für alle Kesselwagen. Die von Bernd angesprochenen Topfwagen und auch die Flaschenwagen gehören ebenfalls mit zur Gattung Z.
Ich denke auch Ep.3-Modellbahner können das Z eindeutig zuordnen, da es hier ja keine alten und neuen Gattungsbezeichnungen gibt.

Viele Grüße

Peter


 
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