Guten Tag die Runde!
Heute möchte ich mich in epischer Breite über über ein (für den gewöhnlichen Modellbahner) völlig uninteressantes Gebiet auslassen. Es geht hier also nicht um die DB der Epoche III, sondern um ein wenig beachtetes Anhängsel der geliebten Dampflok: Den Tender!
Ich möchte mich mal dem Thema aus einer Sicht näher, welche eher selten ist. Bei der sächsischen Staatseisenbahn (so ist zu lesen), waren Tender völlig unwichtig, wurden kaum fotografiert und auf Lokfotos oft abgeschnitten. Zudem gab es bei allen Länderbahnen deutlich weniger Tender als Lokomotiven. Ursache war die deutlich kürzere Aufenthaltszeit im Ausbesserungswerk. War der Tender nach 10 Tagen wieder fertig, hielten sich Dampfloks oft Wochen, manchmal Monate im RAW auf. So wie manche Dampflok in ihrem Leben 20 oder mehr verschiedene Kessel trug, so lernte sicher der durchschnittliche Dampfer Dutzende von Tendern kennen.
So war es nicht unüblich, daß Tender verschiedener Bauarten hinter den einzelnen preußischen Loks liefen und teils noch gute Tender von schnell ausgemusterten Schnellzugloks oder Fehlkonstruktionen im Personen- oder Güterzugdienst abgefahren wurden.
Ich gehöre nun zu den Modellbahnern, die wenige verschiedene Gattungen, dafür aber mehr als eine Lok der verwendeten Baureihen besitzt. Fünf E 91 etwa sprechen eine deutliche Sprache. Außerdem bin ich ein großer Freund preußischer Naßdampfloks und habe deshalb drei G 3 und sechs Lok der Gattung G 7.1. Da meine Anlage im Sommer 1928 spielt, sind die Loks schon über 30 Jahre alt und hatten mehrfache Umbauten hinter sich. Ich versuche also, den einzelnen Maschinen ein individuelles Aussehen zu geben. Dem Laien sind unterschiedliche Laternen, Pumpenanordnung usw nicht ersichtlich, unterschiedliche Tender dagegen fallen schon auf.
Und damit bin ich beim Hauptthema, die Ausstattung der Loks mit den verschiedenen Tendern. Ein Großteil der Arbeit kann mit schlichtem Tendertausch erledigt werden. Jetzt nicht schlich im Sinne von „einfach umschrauben“, denn da ist die Modellbahnindustrie nicht mit im Boot.
So sieht es dann in der Praxis aus: Eine frisch gekauft G 7.1, noch nicht angefaßt, gibt ihren Pikotender an eine G von M & F ab, dieser wird seines Kohlenkastenaufbaues beraubt und heiratet eine Brotanlok (Basis Piko), welche ihren Tender wieder ins RAW gibt. Dort wird der Getriebekasten schmaler gefräst, bekommt den GFN-Aufbau der G4.3, die auch wiederum eine Pikotender bekommt, der von der 55 131 stammt, die eine 2'2'T16 nach Musterblatt III5f erhält, den eine P 4.1 von Model Loco spendete. Diese erhält den Piko/GFN-Tender aus dem RAW. Das Tenderfahrwerk der G 4.3 wird in der Bucht versenkt, Teile der G 7.2 von ML werden mit Piko-Ersatzteilen aufgefrischt, usw, usf.
Nun zu den Beispielen, angefangen mit den G 3. Abgesehen davon, daß ich die Kesselaufbauten bei den zerlegten und neu aufgebauten Maschinen unterschiedlich gestaltet habe, sind auch die Führerhäuser jeweils anders.
Die vordere Maschine hat einen M&F-Tender mit einem SB-Fahrwerk, hier habe ich den Kohlenkasten halbleeer dargestellt.
Die mittlere Lok hat den originalen M&F-Tender und die hintere G 4.1 hat einen neubekohlten Pikotender erhalten. Im Hintergrund steht ein Pikotender mit Fleischmann-Aufbau.
Der Piko/GFN-Tender ist einmal für eine weitere G 3 vorgesehen, andererseits soll er die P 4.1 antreiben.
http://www.rbd-breslau.de/stummi-2019/Tenderbilder-021.jpg
http://www.rbd-breslau.de/stummi-2019/Tenderbilder-020.jpg
Die besagte G 4.3/ Br 53 von Fleischmann aus der Startpackung hat einen gruseligen Antrieb in der Lok. Den habe ich entfernt, den Führerstand gestaltet und einen Pikotender angehängt.
Richtig in Zeug habe ich mich aber bei den G 7.1 gelegt. Da wäre die 55 108, eine Essener Maschine. Ein schlichtes Arbeitspferd ohne Wunder, sie hat einen normalen Pikotender.
Ähnlich ist das bei der 55 411, daher gehen wir weiter zur 55 131.
Diese bekam den Tender der P 4.1, es gab zur Umzeichnung noch 9 Maschinen der BR 34.70, Tender dieser Bauart 2'2'T16 waren genug vorhanden. So sieht die G 7.1 richtig schnell aus und muß im anstrengenden Nahgüterzugdienst nicht so viel Wasser nehmen. 4 m³ mehr sind schon eine Erleichterung fürs Personal.
Interessant finde ich auch die Brotanlok, von der zwei Exemplare gebaut wurden.
Als Preußin hat sie noch den originalen Tender von 1905 dabei, der sich schon vom Pikotender unterscheidet.
Nun noch einmal ein Überblick über die Tender:
Der Vierachser nach Musterblatt III5f:
Der III5b der Brotanlok, ich würde ihn als 3T10,5 bezeichnen, originaler Aufbau von M&F, lediglich die ab 1915 nachgerüstete Kohlenkastenerhöhung wurde abgeschnitten:
Der Tender der G 3/ 53 7081, ebenfalls M&F mit neu gestaltetem Kohlenkasten.
Eine andere Variante des flachen Tenders, hier eher ein III5c als 3T12, entstanden aus Pikounterteil, ausgefräst, daß ein Wasserkastendeckel von Model Loco paßt.
Hinter der 53 7082, einer G 4.1 von M&F werkelt ein Pikotender, dessen Kohlenberg ich abgefräst und neu mit Echtkohle angefertigt habe.
Der gewöhnliche Pikotender, lediglich mit freistehenden Griffstangen und einenm Gaskessel ausgestattet.
Der Pikotender läßt sich auch problemlos mit dem Aufbau von ML ausrüsten. Hier treibt er eine G 7.3 an.
Der Originale Tender von M&F, es gab ich mit Antrieb, aber auch ohne.
Eine weitere Variante ist eine Kriegslok, eine 1916 nachgebaute G 7.1, welche den Tender der G 8.1 bzw G 10 bekamen. Die Lok liegt noch auf der Werkbank und wird demnächst die Aufstellung vervollständigen.
Das als erste Ausführung, ich werde den Text noch ergänzen, überarbeiten, korrigieren, in gerechte Sprache übersetzen, wie es mir beliebt.
Andreas