Guten Abend zusammen,
ich habe heute Nachmittag mit Ronald genau über diese Fragestellung telefoniert und sind auch derselben Meinung; auch wenn mich diese Frage überhaupt nicht berührt, da ich grundsätzlich ohne Haftreifen fahre.
Sind beide Haftreifen auf demselben Radsatz, so wird das Getriebe deutlich stärker belastet als das haftreifenlose Drehgestell.
Ausschlaggebend ist hier die allgemein gültige Formel F = m ⋅ g ⋅ μ ausschlaggebend; die Masse m und die Gewichtskraft g sind konstant. μ ist der Reibungskoeffizient und ist maßgeblich vom Vorhandensein von Haftreifen. μ (Stahl auf Stahl) liegt bei etwa 0,2, bei Gummi auf Stahl bei etwa 0,5.
Das heißt also für uns, dass die maximal übertragbare Kraft auf der Getriebeseite mit Haftreifen deutlich höher liegt, sie verschleißt also deutlich schneller und ein solcher einseitiger Verschleiß ist unerwünscht (damit Loks im Regionalverkehr gleichmäßig verschleißen, werden sie regelmäßig gedreht). Der Antriebsstrang soll gleichmäßig belastet werden, daher ist die diagonale Anordnung der Haftreifen geboten. Gerade im Modell hat dieser Aspekt eine herausragende Stellung, da der Motor auf alle Radsätze wirkt.
Ein zweiter Punkt wurde genannt, nämlich das Anheben des Triebfahrzeugs. Bei den meisten Modellen sind Drehgestell und Rahmen über den Drehzapfen verbunden. Leistet das Modell Arbeit, entwickelt sich die Gegenkraft am Rad im Bereich der Schienenoberkante (SOK). Dadurch werden die vorderen Radsätze angehoben.
Im Vorbild gibt es drei Arten, dem zu begegnen:
der Drehzapfen wird möglichst nahe an der SOK angeordnet (wie z.B. Siemens-Loks)
eine Zug- und Druckstange, die statt des Drehzapfens die Kräfte überträgt (wie z.B. Traxx-Loks oder der ICE 1)
man presst den vorderen Radsatz an (wie z.B. BR 143)
Tatsächlich ist eigentlich nur die erste Lösung im Modell umsetzbar, eine Zug- und Druckstange ließe sich angesichts der im Modell üblichen Radien kaum realisieren (da fällt mir eigentlich nur die Voith Maxima von der Sächsischen Waggonfabrik ein).
Selbstverständlich hat das Anheben der vorderen Radsätze einen Einfluss im Modell, mein Modell der Baureihe 146.2 von Brawa hat aufgrund des freien Durchblicks durch das Drehgestell einen sehr hoch liegenden Drehzapfen, das wirkt sich nicht nur in einer konstruktiv verringerten Zugkraft aus, sondern auch in einer höheren Entgleisungsneigung aus.
Daher behaupte ich, dass die diagonale Anordnung der Haftreifen auf den beiden inneren Radsätzen die größte Wirkung erzielt, ohne meine Behauptung beweisen zu können. Vielleicht lassen sich diesbezüglich Versuche durchführen.
Ergänzung:
Mir persönlich ist es am liebsten, wenn Hersteller einfach haftreifenlose Radsätze beilegen könnten (wie z.B. ADE), so dass es dem Käufer selbst überlassen ist, wie er sein Modell ausstattet. Ansonsten sind zwei Haftreifen auf einem Radsatz auch gut, in diesem Fall muss ich lediglich einen Radsatz nachbestellen.
Grüße aus dem Feinstaubkessel,
Viet