RE: Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

#1 von Schindlerdosto , 29.04.2020 20:26

Hallo Stummiversum,
vorgestellt habe ich mich hier zwar eher mit dem Zersägen von Roco-IC-Wagen - siehe Umbauforum, aber ich wollte mich schon immer mal im Teppichbahning probieren.

Grundsätzlich bin ich Wechselstromer mit Schwerpunkt Epoche 5/6 und Sammelschwerpunkt Reisezugwagen, aber manchmal bieten sich einem ja Gelegenheiten, die man nicht sausen lassen will.

So hatte sich in den Jahren per Zufall das eine oder Andere Rocoline-Gleis in meinen Fundus verirrt.

Das Umsetzen einiger Urlaubserinnerungen hat auch immer mal wieder Fahrzeuge außerhalb meines Bereiches zu mir geführt. Noch unter dem Einfluss einer Fahrt mit dem Canadian haben nämlich eine VIA-Rail Diesellok und drei passende Budd-Wagen zu mir gefunden - man sollte niemals nach einer unvergesslichen Bahnfahrt einen Dealer aufsuchen . Der Händler hat mir sogar einen Karton handgepäckgerecht zurechtgeschnitten.

Ein Blick in die Mindestradien daheim ließ natürlich erst einmal schlucken - oh, das ist aber uneuropäisch. Also nochmal bei 123 R6-Gleise nachgekauft. Ebenso fehlten dann doch noch ein paar Wagen, die ich über Menzel beschaffen konnte.

Alle paar Monate ließ ich mal "einen Fahren" - aber ein einfaches Gleisoval zähle ich jetzt mal nicht zum Teppichbahnen .

Aber genug, der Vorgeschichte, fangen wir an:

Nach der Reinigung der Gleise mit Waschbenzin und einem Lappen (Gleichstrom ist ja sooo kontaktempfindlich) und einer Energiebetankung in Form von Möhrenbrot (Porree, Möhren, Mayonnaise (Bliat'!) und Käse) konnte es los gehen: Verlegt wurde ein Gleisoval mit diversen Weichen (Boah, habe ich viele davon...) wurden die Wagen verteilt.

Szene: Ein Städchen in Kanada: Alex ist mit dem Rad zum Depot gefahren, um 6404 aufzurüsten, mit der er heute den Zug #76 nach Montreal bespannen soll. Weil seine Französischlehrerin eine emigrierte Belgierin war, versteht er die Frankokanadier leider nicht gut genug und muss schon nach 200 Meilen (Kanada hat außerhalb des Bahnsektors "richtige" SI-Maßeinheiten) in Wilmton vom Zug. Reicht dann ja auch. Plan ist die Reisezeit 7 Stunden, eine Verspätung ist aber zu erwarten - wir sind ja nicht in der Schweiz.

Bild 1: Immer wieder imposant


Seine F40PH - mit 2,4 MW für Dieselloks schon recht kräftig, wartet im Siding und muss erst einmal aufgerüstet werden. Nun noch zum Zug - gut dass die Lok ne Funkfernsteuerung hat...

Bild 2: Rangieren


Bild 3: Garnitur


Doch wait a minute, buddy: You gotta be kiddin me... Der Kollege von gestern hat nicht aufgeräumt und die Garnitur des Zuges aus der Provinzhauptstadt gestern mit ihren drei Wagen einfach an den Hausbahnsteig gestellt - politisch ist aber gefordert, dass Zug #76 aber zu dieser Zeit der Touristen wegen über Dome- und Loungewagen verfügen muss. "Next box of suds's on you, buddy" schreibt er an den Kollegen und los geht das Rangieren. Und wo ist überhaupt der Schlafwagen? Mal den Dispatcher anrufen...

Bild 4: Kontrollblick


Zunächst muss man das Pferd von hinten aufzäumen. Als erstes müssen die Crown Jewels eingesackt werden: Das Lounge Car - hier sind nicht nur die teuren Prestige-Abteile untergebracht, sondern auch eine kleine Bar und ein Aussichtssalon.

Bild 5: Nasenvergleich


Wie war noch gleich die Wagenreihung: Gepäckwagen, 2 Sitzwagen, Schlafwagen, Dome-Car, Lounge - Car. Wenigstens steht der Domecar halbwegs passend und richtig gedreht - eine Drehfahrt zum Gleisdreieck in Lumber Junction muss jetzt wirklich nicht sein.

Das Funkgerät quäkt: Iquosh, der Zugchef, ist am Telefon und fragt: Train ready, eh? - No, bud. Still taking some time.

Der Schlafwagen steht übrigens in Beaver Junction bei Porter's. The Shit hit the fan again - schon wieder der Tank übergelaufen. Die sollen sich mal in Montreal richtig drum kümmern - seit die Suits unsere Werkstatt hier dicht gemacht haben, muss Lumber Jill sich drum kümmern - die kann zwar viel, aber eigentlich kennt sie sich doch nur mit Harvestern und Schiffsdieseln wirklich aus...

Bite me! Alex flucht - die verdammte Weiche klemmt immer noch! Kann doch nicht so schwer sein, irgendwo her ne Mechanik für die Weiche zu bekommen. Und dann noch ne Weiche im Hauptgleis. So bekommt man den Fahrplan auch kaputt...

Nun aber ab Richtung Hafen... Alex muss erst einmal pfeifen, dass Jill aus ihrem Trailer kommt und ihm das Tor in ihre Halle aufmacht. I dealt with a lot of crap today ruft Jill ihm entgegen. Klempnerin für Schlafwagen sei sie ja doch nicht - sie freue sich jetzt erst einmal auf drei Tage ohne Reisezugwagen in ihrer Halle... Dennoch ist sie gewohnt kommunikativ: Wanna Beavertail? Och - so'nen Teigfladen nimmt Alex doch gerne als Proviant mit. By the Way: Kann Iquosh mir auf dem Rückweg noch ein paar Teile mitnehmen? Mein Händler fährt sie dann zu eurer Abstellanlage in Cheux... Der Winter kann noch mal kommen und wenn dann die Schneemobile nicht laufen... Und wenn ich den Kram per UPS versende, dann kann es sich hier erst recht niemand leisten - ach, whom am I talking to, Iqosh ist doch selber Mitglied der first Nations und kennt die Probleme...
Darauf kann Alex nur mit "Hey, we are all Canadians" antworten. Stimmt ja auch.

Bild 6: Da isser ja...



Ein Blick auf die Uhr: Oh, Rats, eigentlich müsste ich schon am Bahnsteig stehen. Alex nimmt die Hafenbahn unter die Räder - schließlich muss der Schlafwagen noch hinter den Dome Car - durch den Packwagen laufen ist ja verboten und wenn wir die Touristen von Lounge und Dome Car abschneiden gibts richtig Ärger...

Also löst er flugs die Kupplung und zieht Dome und Lounge Car noch einmal ab... Der reinste Timesaver hier. Und wieder muss er die kaputte Weiche in die Endlage prügeln. Wenn das im Winter immer noch so ist, wird er eigenhändig einen der Suits hier in die Provinz als Rangierhilfe entführen - und zwar ohne Weichenbesen...

Bild 7: immer noch Weichenprobleme


So, die Zugbildung ist abgeschlossen. Wo bleibt Iqosh? Bremsprobe kann er nicht alleine, und an den sich mit Touristen füllenden Bahnsteig fährt er ganz bestimmt nicht mit dem Bauchladen. Ach, da entsteigt er einem alten Van. Meine Güte, die fahren aber auch mit Allem... Er rückt seine Uniform zurecht, besteigt die Lounge und meldet sich. Alex macht es sich auf seinem Arbeitsplatz für die nächsten Stunden bequem und setzt zurück an den Hausbahnsteig.

Bild 8: Bereitstellung - Check!


Iwan - seine Eltern kommen vom nördlichen Jenissei - hat sich derweil einen Spaß gemacht und für die Gepäckverladung seine beiden Pferde, Wanja und Wowa, vor den Karren gespannt. Er genießt die Aufmerksamkeit durch die Touristenhorden.

Bild 9: Gepäckverladung.


Iqosh macht derweil noch einmal Lagebesprechung mit seinem Team: Susan übernimmt die Backpacker in Wagen 2, George verteilt die Pfadfindergruppe in Wagen 3, Linh hält mit ihrem Mandarin die Touristengruppe aus Harbin in Wagen 4 in Schach und Jamel und Ethan sorgen dafür, dass es den Prestigefahrgästen an nichts fehlt. Mit der musikalischen Unterhaltung der Fahrgäste verdient sich auf dieser Fahrt der Aussteiger Jacob die Fahrt zur Hochzeit seiner Nichte in Jaloux bei Montreal.

Langsam kommt auch Beimann Eugene angeschlurft. Von Natur aus nicht der Fleißigste, aber man kann es mit ihm aushalten und wenn es sein muss, kann man sich auch auf ihn verlassen.

So langsam sind alle fertig, Iwan hat das Gepäck verladen und das Zugteam meldet Iqosh, dass alle da sind und es losgehen kann. Jamel hat schon die ersten Drinks serviert und Linh und Ethan alles zu den Abteilen erklärt - vor allem wie man verhindert, dass Jill wieder ran muss...

Ein Pfiff und Alex lässt den Zug - immerhin schon mit +45 - aus dem Bahnhof auf die Strecke rumpeln. Da an den Gleisen im klimatisch anspruchsvollen Norden Kanadas nicht mehr als das Nötigste gemacht wird, wird der Zug erst im Vorortverkehr von Montreal die 45 Meilen pro Stunde überschreiten. Naja - besser als ne Nacht im Greyhound ists allemal.

Susan legt in ihrer direkten Art derweil schon einmal den Backpackern die Vorzüge einer Interraildusche ans Herz - unterwegs werden schließlich noch Andere zusteigen...

Der Zug rollt langsam durch Wälder und entlang von Seen und Flüssen.

A propos Zusteigen: "Beachcombers and Canoeists are bumming 'round over there, eh" murmelt Eugene. Alex bremst ab - zwischen See und Gleisen sitzen tatsächlich drei Leute neben einem Kanu und warten. Iquosh und Eugene lupfen das Kanu in den Gepäckraum und Susan öffnet den Einsteigenden die Tür.

Bild 10: Kanuverlad


Irgendwann steht die erste Kreuzung ins Haus. Die nördliche Weiche des Bahnhofes Moose Lake ist natürlich wieder nicht betriebsbereit, also muss hier ein auch im Winter verbreitetes Verfahren Anwendung finden: Iquosh schlängelt sich zwischen den Whiskey oder Bier trinkenden Loungebewohnern durch und meldet Alex das Passieren der südlichen Weiche. Der dort vorher abgesetzte Eugene wirft den Hebel um und rückwärts dirigiert Iquosh Alex unter den Blicken der Reisenden ins Ausweichgleis. Jetzt heißt es wie so oft warten.
George ruft zur "Smoke Break" und stellt eine Blechdose als Ascher auf den Schotter - das wiederum führt zu stärkeren Wanderungsbewegungen aus allen Wagen zur Tür von Wagen 3. Bald weht auch der eine oder andere süßliche Geruch durch den Wald - man ist hier eben liberal. Ob der Gast von Linh wirklich verstanden hat, das das keine reine Zigarette ist? Jedenfalls steigt er merklich redseliger in den Zug ein, als er ausgestiegen ist.

Bild 11: Gegenzug


Im Keller des Dome Car schmeißt Ethan die Küche an - einen separaten Koch wie im Canadian gibt es hier nicht. Nun ist nämlich erst einmal Zeit fürs Abendessen. Linh und Jamel haben mit ihren Passagieren die Zeiträume fürs Abendessen ausgehandelt. Linhs Wagen bevölkert zuerst den Speiseraum, dann kommen alle Anderen. Der Dome Car erfreut sich natürlich auch einiger Beliebtheit - die Landschaft ist zwar nicht so spektakulär wie die der Rockies, aber die sich windende Wagenschlange hat ja auch was für sich...

Bild 12: Blick aus dem Dome Car


Bild 13: Vergleichsbild - Fun Fact: Die erste Lok ist #6404


Nun kommt der erste Verkehrshalt in Sicht - Matières sur Bois. Niemand weiß so recht, warum dieses Städtchen einen französischen Namen bekommen hat, aber nun gut. Tatsächlich steigen hier noch Einige zu. Jamal und Susan können jedenfalls die letzten Häkchen auf ihrer Passagierliste setzen.

Ein paar Kilometer südlich baut sich Doug gerade seinen local zusammen. Sein Boss mag gerne alte Lackierungen, und daher kommt seine Moose Rail GP38 auch eher amerikanisch rüber .

Bild 14: Doug rangiert


Bild 15: Sichtkontrolle


Die Bachmannwagen mit Lok sind übrigens meine ersten außereuropäischen Fahrzeuge gewesen: Gekauft habe ich sie auf einem Farmer's Market in London (Ontario) - mit einer Charmeoffensive habe ich sie vor mittlerweile 15 Jahren auf den Restbetrag meines damaligen CAN-$-Bestandes heruntergehandelt und wie einen Schatz im Handgepäck nach Hause gebracht. Leider ist der Motor fritte... Vor zwei Jahren habe ich bei T&P in Hannover dann noch zwei Güterwagen gekauft, die allerdings bis vor zwei Wochen verschollen waren...

Zurück zu Doug: Nach einer letzten Kontrolle meldet er Abfahrbereitschaft und darf sich auch kurz danach in Richtung Fraiser aufmachen. Nach zwanzig Meilen entspannter Fahrt röhrt der Motor im Leerlauf auf einmal auf - Doug schaltet schnell und zieht die Bremse, dreht auf volle Motorleistung und schaltet die Kraftstoffpumpe ab. Langsam fällt die Motordrehzahl wieder - in den gelben, in den grünen Bereich und schließlich steht der Motor. Puuh, noch mal Glück gehabt. Doug schnappt sich - nach dem Öffnen des Batteriehauptschalters - erst einmal einen Feuerlöscher und marschiert einmal um die Lok herum. Da er nicht sieht und hört, öffnet er vorsichtig die Klappen - nicht ohne vorher die Grifftemperatur getestet zu haben. "What the heck" - das riecht doch nach verbranntem Öl - Bite me, das hätte wirklich in die Hose gehen können - der Motor hat Öl gezogen!

Für diejenigen, die nicht wissen, worum es geht:
https://youtu.be/NO82juXyV6M?t=186
https://www.youtube.com/watch?v=S4dSKmAfLis&t=27s

Das wird jedenfalls teuer für den Boss - der Motor braucht ne Überholung. Erst mal die Störung melden - alleine gehts hier jedenfalls nicht weiter - und die Strecke ist auch blockiert - das wird ja schon einmal für Begeisterung sorgen. Die nächste Lok von Moose Rail steht natürlich sonstwo.

Erstes Problem: Wie bekommen wir jetzt die Strecke frei?
Zweites Problem: Die Kunden hätten schon ganz gerne ihre Ware...

Eine Anfrage bei der Fahrdienstleitung ergibt, dass der nächste Zug #76 sein wird. Auch noch ein Personenzug! Bei CN hilft man ja schon mal aus, aber bei VIA?

Schon am Gesichtsausdruck von Eugene bemerkt Alex, dass irgendwas nicht nach Plan läuft und der pünktliche Feierabend in weite Ferne rückt. Schnell ist Iquosh über die neue Situation informiert. Immerhin ist fünf Meilen vor dem Havaristen ein Ausweichgleis, da kann man ja mal sehen, was so geht... Gut, dass es nicht Winter ist, sonst würde es doch ziemlich kalt in den Wagen werden, wenn die Lok zu einem Rettungseinsatz ausrückt.

Angekommen in Logger's Junction werden die Wagen abgekuppelt und Eugene und Alex machen mit dem Befehl, ab einer Meile vor dem Havaristen nur noch 15 Meilen pro Stunde zu fahren, auf.

Bild 16: Abkuppeln


Angekommen, stellt sich Doug erst mal vor - "by the skin of my teeth - that was a close call". Stimmt schon, wenn der Motor richtig abgegangen wäre, dann stände hier ne ausgebrannte Lok und alles wäre erheblich komplizierter. Gut das Bachmann und Kadee-Kupplungen wenigstens kuppelbar sind...

Bild 17: Ankuppeln


Bild 18: Illustre Garnitur


Jetzt ist die Stunde von Eugene gekommen - er darf auch mal an den Regler, während Alex sich hinter die Hecktür in den Ausguck begibt - ja, "european style locos" mit zwei Führerständen hätten jetzt schon was...
Doug geht wieder auf seine Lok, um eventuelle Unregelmäßigkeiten mitzubekommen. Nicht das es dann doch richtig brennt und wir den ganzen Wald abfackeln...

Zurück in Logger's Junction muss erst einmal sortiert werden: Um das Ausweichgleis nicht zu blockieren, soll der Zug erst einmal weitergeschleppt werden - allerdings müssen dafür die Personenwagen direkt hinter die Lok. Aber wie?

Erst einmal wird die ganze Fuhre nach Norden gedrückt...

Bild 19: umgekehrtes Sandwich


Dann setzt die Garnitur von #76 als Ganzes um...

Bild 20: Nasenvergleich


An der GP38 musste ich damals eine Kupplung improvisieren... Aber auch das passt zu den Kadeekupplungen von Walthers.

Doug prüft nach der Bremsprobe noch einmal die Kupplung und macht einen Rundgang um die Lok um sicher zu stellen, dass auch ja nix kokelt... Iquosh bietet Doug einen Platz in der Lounge an - der Blick "hintenraus" ist jetzt ja sowieso nicht mehr so toll und es wird sowieso dunkel.

Eugene hat heute Glück: Doug fragt, ob er nach vorne darf - er kennt die Strecke aus Güterperspektive besser. "OK, that's right up my alley!" meint Eugene und trollt sich. Alex ruft noch "Don't get Sugar Mummied!" aber Eugene hat schon die Tür vom Gepäckwagen zugezogen.

Los gehts. Nun sind natürlich die Geschwindigkeiten für Güterzüge einzuhalten - statt 30 mph 25 mph und so weiter...

Ethan kocht derzweil für die Nachzüglier aus Matières einen kleinen Nachtsnack - Linhs Raucher kratzt auch an der Küchentür - mit ner Poutine oder einer 'Za kann Ethan nicht dienen, aber irgendwas gegen die Munchies kann er unternehmen. Genüsslich naschend zieht der Stonernovize mit 6 Hash Browns und Speck ab...

Doug genießt derweil die Gesellschaft - auf den Locals gibt es keinen Beimann. Außerdem ist die F40PH ja schon um einiges gemütlicher als sein normales Pferdchen, die eben nur für kurze Bedienungen gemacht ist. Dougs Boss und der Dispatcher haben derweil auch schon geklärt, dass der local an Via #76 bis zum nächsten Halt Kitchener NS bleibt. Die Gondola wird dadurch zwar etwas sinnlos durch die Lande gefahren, aber immerhin kommen die Boxcars und die Kesselwagen schon mal fast an ihr Ziel - zwei Anschlussgleise in Fraiser.

Dieser Bahnhof wird schließlich auch erreicht - aber leider ist das Ausweichgleis etwas kurz für diese gesamte Garnitur. Also ist wieder tricksen angesagt. Doug hat auch schon einen Plan: Er geht auf Höhe der Einfahrweiche von der Lok und kuppelt seinen Zug ab. Alex stellt die Personenwagen am Hausbahnsteig ab und holt den Güterzug, um ihn in ein Siding zu fahren.

Eugene wird also aus seinem Ausguck geholt, Iquosh über einen erneuten Ausfall des Heizstroms informiert und das Prozedere in Gang gesetzt.

Bild 21: Doug steigt ab


Doch die ganze Planung nützt nichts, wenn sie zerfällt: Der eigentlich kreuzende Güterzug ist leider massiv verspätet. Außerdem soll die GP38 doch noch eine Station weiter nach Wilmton fahren, dort gibt es das gut ausgestattete BW von Goosetrain, die sich den Motor mal richtig ansehen wollen. Also noch einmal zurück das Ganze:

Alex setzt sich wieder an die Spitze des Zuges, dessen Fahrgastwechsel schon abgeschlossen ist und drückt zurück, um die GP38 anzukuppeln. Dann drückt er die ganze Garnitur zurück in ein Siding, um sich den Güterwagen zu widmen. Doug hätte sich auch nicht unbedingt träumen lassen, dass er heute an der Spitze einer Personenzugrangierabteilung stehen wird...

Bild 22: Doug überwacht das Drücken.


Der Gegenzug meldet eine Verspätung von drei Stunden - Doug, wo sollen die beiden Boxcars denn hin? Das Ziel ist tatsächlich nur ein Ausweichgleis, eine Meile von hier... Gut, dass die Budd-Wagen so gute Batterien haben.

Bild 23: Übergabe mit F40 PH - mal was Anderes...


Die Box Cars werden zunächst abgezogen und auf die freie Strecke gedrückt. Während Doug entspannt aus dem Seitenfenster lehnt, ist es doch für Alex etwas ungewohntes Fahren.

Nachdem die Wagen abgeliefert sind, müssen die anderen Wagen auch noch verteilt werden: Der Gondola muss dahin, wo er nicht stört - und der Kesselwagen zum Empfänger. Dummerweise sind beide Gleise nur durch eine Sägefahrt in ein vom #76 besetztes Gleis zu machen - unbewusst habe ich mir ja wirklich einen ziemlichen Timesaver ins Haus geholt...

Zunächst wandern beide Wagen in aufs Streckengleis.

Bild 24: Rangierabteilung Collaborateur I in Aktion.


Bild 25: Es ist wirklich nicht viel Platz auf dem Siding


Bild 26: Geschafft.


Doug bedankt sich noch und verschwindet auf die Dienststelle wegen des Papierkrams. So lustig die ganze Rangiererei ist, irgendwie reicht es jetzt auch. Deswegen ist er froh, als er endlich mit Eugene, der sich von den mittlerweile dank der Barerzeugnisse angeheiterten Reisenden den Einen oder Anderen Alkoholfreien hat ausgeben lassen lediglich mit der GP38 behängt den Bahnhof Kitchener und die Box Cars hinter sich lässt.

Bild 27: Fast normaler #76 passiert Güterwagen


Mit nur einer GP38 im Schlepp zählt der Zug auch endlich wieder als Personenzug und kann die letzten Stunden der Schicht etwas schneller unter die Räder nehmen.

Im Zug sind derweil schon die meisten Betten heruntergeklappt und mit Ausnahme von ein paar Schnapsdrosseln im Dome Car ist weitestgehend Ruhe eingekehrt.

Bild 28: Pullmannabteil mit klappbaren Betten


Bild 29: Blick aus dem Dome Car (Die Schilder der GP38 sind tatsächlich beleuchtet - hatte ich gar nicht auf dem Schirm)


Am nächsten Halt, Wilmton, ist dann für Alex und Eugene endlich Feierabend - 3 Stunden Verspätung sind ja noch nicht einmal ein so schlechter Wert, aber normalerweise wartet man ja nur auf die Gegenzüge und muss nicht rangieren bzw. loksitten...

In Wilmton übernehmen Gerard und Michel den Zug bis Montreal. Eugene hat derweil dick in die Unterlagen eingetragen, dass sie in Dignes-en-Bracq doch bitte die GP38 wieder abhängen mögen - nicht dass die Lok mit einem Mal in Montreal aufschlägt und mangels besserem Wissen mit dem Adirondack in die USA einreist - das ist eben das Restrisiko, wenn man alten Lackierungen amerikanischer Bahngesellschaften nacheifert...


Ich danke euch fürs Mitkommen - mir hat es einen riesigen Spaß gemacht, sich einmal so richtig in die Teppichbahn hineinzudenken - eben zu spielen. Insgesamt habe ich allerdings auch sicher zehn Stunden an Regler und Tastatur zuzüglich zwei Stunden Auf- und Abbau sowie zwei Stunden Berichtsaufbereitung investiert.

Weil ich immer mal wieder an einen "richtigen" Timesaver denke: Hat wer eine günstige Möglichkeit, wie ich an den Spielwagen von Bachmann irgendetwas montieren kann, was besser mit den Kupplungen von Walthers harmoniert als die Bachmannkupplungen? Die Kupplungen sind einfach eingeschraubt - wie auch bei den Walthers-Wagen. Ich kenne jetzt nur die teuren Kadee-Kupplungen, die aber meistens für Normschächte verkauft werden.

Ebenso habe ich noch keine elegante Entkupplungstechnik gefunden - könnt ihr mir da weiterhelfen?

Als dritte Frage: Bei meinen kaputten Weichen scheint es, als hätte ich beim Demontieren der Gummibettung den Stelldraht einfach herausgezogen - und deswegen schalten sie nicht mehr. Kennt wer einen Trick, wie ich sie reparieren kann?

Danke schon einmal für eure Tipps!


In dem Sinne: See ya, wouldn't wanna be ya buddies!


Railbuzzer hat sich bedankt!
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RE: Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

#2 von Joeys Teppichbahn , 01.05.2020 15:23

Moin Moin,

das ist ja mal ein gewaltiger Einsteiegsbeitrag! Ich verstehe nicht so ganz, warum hier vor mir noch kein anderer drauf geantwortet hat. Vielleicht hat's die alle erschlagen...
Auf jeden Fall ein unter den Teppichbahnern. Dein (unter Europäern) eher exotischer Fuhrpark sehr! Eine wunderschöne Geschichte von "Alex's Abenteuern" hast du uns da erzählt, ich freue mich auf mehr!

Zitat von Schindlerdosto im Beitrag Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

Zurück zu Doug: Nach einer letzten Kontrolle meldet er Abfahrbereitschaft und darf sich auch kurz danach in Richtung Fraiser aufmachen. Nach zwanzig Meilen entspannter Fahrt röhrt der Motor im Leerlauf auf einmal auf - Doug schaltet schnell und zieht die Bremse, dreht auf volle Motorleistung und schaltet die Kraftstoffpumpe ab. Langsam fällt die Motordrehzahl wieder - in den gelben, in den grünen Bereich und schließlich steht der Motor. Puuh, noch mal Glück gehabt. Doug schnappt sich - nach dem Öffnen des Batteriehauptschalters - erst einmal einen Feuerlöscher und marschiert einmal um die Lok herum. Da er nicht sieht und hört, öffnet er vorsichtig die Klappen - nicht ohne vorher die Grifftemperatur getestet zu haben. "What the heck" - das riecht doch nach verbranntem Öl - Bite me, das hätte wirklich in die Hose gehen können - der Motor hat Öl gezogen!

Mir schein, er ist ein Glückspilz, dass da nicht mehr passiert ist...

Zitat von Schindlerdosto im Beitrag Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

Hat wer eine günstige Möglichkeit, wie ich an den Spielwagen von Bachmann irgendetwas montieren kann, was besser mit den Kupplungen von Walthers harmoniert als die Bachmannkupplungen? Die Kupplungen sind einfach eingeschraubt - wie auch bei den Walthers-Wagen. Ich kenne jetzt nur die teuren Kadee-Kupplungen, die aber meistens für Normschächte verkauft werden.

Ebenso habe ich noch keine elegante Entkupplungstechnik gefunden - könnt ihr mir da weiterhelfen?

Als dritte Frage: Bei meinen kaputten Weichen scheint es, als hätte ich beim Demontieren der Gummibettung den Stelldraht einfach herausgezogen - und deswegen schalten sie nicht mehr. Kennt wer einen Trick, wie ich sie reparieren kann?


Auf deine 3 Fragen zum Schluss habe ich leider keine (richtige) Antwort.
Wenn deine Kupplungen über Vorentkupplung verfügen, könntest du vllt die Roco Entkupplungsgleise probieren.

Die Gummibettung an Weichen soll (bzw. kann) laut Roco nicht ohne Beschädigungen an der Weiche demontiert werden. Ich würde einfach mal Roco kontaktieren und schauen, was sie dir antworten.


Nochmal vielen Dank für deinen wahnsinns Beitrag und all die Mühen, die du dir mit diesem gemacht hast. Vielleicht hast du ja mal Lust und präsentierst uns in Zukunft eine Fortsetzung.


LG, Joey ;)

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RE: Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

#3 von Anth0lzer , 02.05.2020 19:36

Wow was für eine Geschichte
Mal ganz was anderes mit dem Canadian. Sind schon mächtige Maschinen. Lustigerweise erst letztens einen Bericht über Canada gesehen.
Und DMAX hatte da doch auch mal ne Serie im Programm.
Auf alle Fälle merkt man das da warst.
Man braucht aber auch die Muse so eine lange Geschichte in eine, durchzulesen, passt bei dem Regenwetter gerade aber perfekt.
Ich hoffe doch auf mehr von Deinen Teppichbahngschichtln.

Grüße

Hubert


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RE: Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

#4 von Schindlerdosto , 03.05.2020 21:24

Hallo Hubert, hallo JoMä,
danke für eure Rückmeldungen. Ich merke schon - viele Stummis sind eher Goldfische und wollen ihr Dopamin in Form von vielen Bildern, langen Zügen und Videos... Ich muss aber ohnehin gestehen, dass ich tatsächlich selber ziemlich tief in meine Bodenbahn eingetaucht bin - und irgendwas muss man ja machen während der stundenlangen Fahrten durch die Wälder.

Bezüglich der Weichen muss ich also mal Roco kontaktieren - na toll. Mal sehen ob sich noch ein Nutzer bezüglich der Kupplungen meldet. Ansonsten hilft mir Menzel gegen Entgelt sicher auch weiter.

Auf Lager habe ich jedenfalls noch Einiges an Exotischem...

Vg,

Schindlerdosto


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RE: Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

#5 von BR180 , 02.07.2020 17:04

Zitat von Schindlerdosto im Beitrag Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

Mal sehen ob sich noch ein Nutzer bezüglich der Kupplungen meldet.



Wo ist das Kupplungsproblem ? Alle US-Modelle haben nach meiner Kenntnis eine genormte Couplerpocket, da past jede Kadee rein, Außer die mit den Euronormschaft, für die Märklinisten.
Hier kannst Du alles von Kadee kaufen.
https://www.rd-hobby.de/Catalog/List/55?m=1&ps=100


Gruß BR180
Ich bin hier mal fast weg, bzw selten hier.
Alles was ich je hier geschreiben habe, entsprach ausschließlich meiner persönlichen Meinung und Auffassung zum Zeitpunkt des Beitrages.


 
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RE: Canada, eh! - Oder Teppichbahning mit Urlaubserinnerungen (m29B)

#6 von Schindlerdosto , 02.07.2020 21:57

Hallo Maurice,
danke für deinen Link. Dann kann ich mal alle Wagen auf die passenden Kupplungen umrüsten - wollte mit dem ganzen Gerödel mal einen Timesaver aufsetzen, zumal mir eine kleine Überraschung in die Samlabox gefallen ist.

Viele Grüße,

Schindlerdosto


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