1. Einleitung
2. Die Ausrüstung
3. Höhe und Länge des Hintergrundes
4. Die Motivauswahl
5. Standort, Perspektive, Entfernung
6. Zeitpunkt, Licht
7. Das Fotografieren
8. Erstellen der Panoramas
9. Ausschneiden
10. Das Vermessen der Anlage und die Umsetzung in eine Schablone
11. Skalieren und Zusammensetzen
12. Drucken
13. Montage an der Anlage
1. Einleitung
Vor ca. 1 ½ Jahren fing ich an mich mit einem notwendigen Hintergrund für meine Anlage ernsthaft auseinanderzusetzen. Fertige Hintergründe kamen für mich aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Und im Gegensatz zu einigen anderen hier im Forum bin ich nicht der große Meister mit dem Pinsel. Ich kann aber dafür einigermaßen fotografieren, daher habe ich mich für diesen Ansatz entschieden. Meine ersten erfolglosen, aber ungemein lehrreichen Gehversuche können in meinem Anlagenthread in den Beiträgen ab dem 22.08.14 nachgelesen werden. Auch die neuesten Ergebnisse sind dort ab dem 20.07.15 dokumentiert. Hier in diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen und meinen persönlichen Lösungsansatz erläutern. Von der Ausrüstung über die Motivwahl, die Bildbearbeitung bis hin zum Anbringen des Drucks hinter der Anlage möchte ich Nachahmern einen möglichen Weg aufzeigen.
2. Die Ausrüstung
a) Fotoapparat
Das wichtigste Utensil ist natürlich der Fotoapparat. Hier ist eigentlich alles geeignet was Bilder machen kann. Sogar eine alte analoge Einwegkamera wäre denkbar. Aber empfehlenswert sind solche Minimalapparate natürlich nicht. Für empfehlenswert erachte ich digitale Kameras mit folgender Mindestausstattung:
- Manuelle Belichtungseinstellung
- RAW Aufnahmeformat
- und Objektiv(e) mit einem Brennweitenbereich von 50 bis 200 mm bezogen auf Kleinbild
Die Sensorauflösung sollte heute kein Thema mehr sein. Selbst die billigsten Knipsen haben mittlerweile mehr als 10 Mpixel. Welche Auflösung man dann wirklich braucht und welche Sensorgröße sinnvoll ist, wird später noch klar.
Weit wichtiger ist das Objektiv. Ob man eine einfache Digitalkamera mit fest eingebautem Zoomobjektiv oder eine Systemkamera mit Wechselobjektiven verwendet ist nicht egal, aber sicher nicht ausschlaggebend. Das oder die Objektive daran sollten aber den erwähnten Brennweitenbereich in etwa abdecken. Warum erkläre ich noch in einem späteren Kapitel. Teurere Objektive sind in der Regel besser und führen zu besseren Bildern, aber man muss es nicht übertreiben.
Die Möglichkeit die Einstellungen für die Belichtung manuell vorzunehmen halte ich deswegen für empfehlenswert, weil ich damit für alle Einzelbilder eines Panoramas die gleiche Belichtung erzwingen kann. Eine Automatik korrigiert immer auf einen mittleren Grauwert. Zwei unmittelbar benachbarte Teilbilder könnten unterschiedlich belichtet werden, was zu Helligkeitsstreifen im Panorama führt.

Die weißen Wolken haben bei diesem Beispiel die Belichtung deutlich beeinflusst.
Und RAW empfehle ich, weil es im Vergleich zum JPG mehr Spielraum für die nachträgliche Bearbeitung lässt. Das kann z.B. für einen nachträglichen Weißabgleich notwendig sein. Aber auch dazu später mehr.
b) Stativ
Zwingend notwendig ist es vielleicht nicht, man könnte auch aus der Hand fotografieren. Aber leichter und sicherer kommt man mit einem sicheren Halt für die Kamera zum Ziel. Speziell wenn man eine weite Anreise zum Motiv hat, sollte man auf Nummer sicher gehen und nicht allzu viel dem Zufall überlassen.
Wie hochwertig und schwer so ein Stativ sein soll hängt auch stark vom Gewicht der Kamera mit Objektiv ab. Eine dicke Mittelformat-Spiegelreflex mit lichtstarkem Telezoom verlangt nach anderem als eine kleine Hemdtaschenkompakte. Ein Kugelkopf mit Panoramafunktion oder ein 3 Wegeneiger mit Schwenkfunktion sind ebenfalls hilfreich. Einen Nodalpunktadapter habe ich nicht vermisst.
Auf jeden Fall kann man ruhig etwas Geld in die Hand nehmen. Wenn das Stativ versagt und die Kamera auf den Boden aufschlägt hat man meist einen Totalschaden. Und letztendlich kann man ein gutes Stativ immer gebrauchen, auch im Modellbahnkeller.
c) Computer
Prinzipiell sollte die notwendige Bildbearbeitung auf allen halbwegs modernen Rechnern klappen. Das meiste habe ich auf einem 9 Jahre alten AMD Dualcore Rechner mit Vista Betriebssystem erledigt. Für das Zusammensetzen des Gesamtbildes, welches bei mir 14 m² und damit 504 Megapixel pro Ebene umfasst, kam ein i5 mit 8 Gigabyte Speicher allerdings an seine Grenzen.
Der Bildschirm sollte übrigens auch etwas größer und besser sein. Auf einem spiegelnden Laptopbildschirm mit 1300 x 800 Bildpunkten Auflösung hätte ich nicht arbeiten wollen.
d) Programme
Falls man, wie ich empfehle, Bilder im RAW Format macht, benötigt man ein RAW Entwicklungsprogramm. Die sind in der Regel bei der Kamera dabei. Als Freeware gibt es Raw Therapee. Ich selbst verwende schon länger DXO Optics pro in der Version 8.
Zum Zusammensetzen der Bilder zu einem Panorama benötigt man eine Panoramasoftware. Autostitch ist kostenlos, ich komme damit recht gut klar und die Ergebnisse sind in Ordnung. Allerdings wirft es bei recht großen Datenmengen das Handtuch, weswegen ich zusätzlich noch das, ebenfalls kostenlose, ICE von Microsoft verwendet habe.
Wenn wir dann die fertigen Panoramen haben, müssen diese noch weiter verarbeitet werden.
Das bekannteste Programm zur Bildbearbeitung ist wohl Paintshop. Aber auch hier gibt es kostenlose Alternativen. Ich verwende am liebsten Paint.Net. Da das aber bei Bildern mit mehr als 65000 Pixel Kantenlänge nicht mehr mitmachen wollte, kam noch das ebenfalls kostenlose Gimp zum Einsatz.
Die Schablone der Anlagenkante habe ich mit dem ebenfalls kostenlosen Vektorgrafikprogramm Inkscape erstellt.
3. Höhe und Länge des Hintergrundes
Bevor man anfängt zu fotografieren, sollte man sich Gedanken über die Abmessungen des angestrebten Hintergrundpanoramas machen.
Die Längenausdehnung wird wohl meist durch die Anlage bestimmt. In der Höhe hat man deutlich mehr Freiheiten. Hier ist in der Regel erst an der Zimmerdecke Schluss oder die maximale Druckbreite schiebt einem einen Riegel vor. Der Posterservice, den ich mir ausgesucht habe, kann z.B. bis maximal 1,6 m Breite drucken.
Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die Wirkung des Hintergrundes umso besser ist, je größer er ist, da man nicht so leicht über den Rand sehen kann.
Aber, je größer der Hintergrund, desto größer ist auch die Datenmenge, die man da zusammenstellt. Und letztendlich wird auch der Preis und die Arbeit mit jedem zusätzlichen Quadratzentimeter mehr. Hier heißt es den eigenen Kompromiss zu finden.
Wenn man dem Hintergrundpanorama mal eine erstrebenswerte Druckauflösung von 150 dpi zu Grunde legt, braucht man bei einem Meter Höhe eine Auflösung von 1000 / 25,4 x 150 = 5900. Das ist die Auflösung eines 24 Megapixelsensors an der langen Seite, also hochkant. Aber zum einen wird der Hintergrund aus mehreren in der Höhe gestaffelten Motiven zusammengesetzt, wodurch die Höhe pro Einzelmotiv so schon geringer ist. Und dann benötigt man bei einem Meter Betrachtungsabstand nur mehr 100 dpi für optimale Ergebnisse. Berücksichtigt man dies, kann man leicht mit 3000 bis 4000 Pixeln in der Höhe auskommen, was bereits Sensoren mit 6, bzw. 12 Megapixel liefern. Jedenfalls konnte ich meinen 116 cm hohen Hintergrund problemlos mit den Bildern meiner 12 Mpixel-Kamera mit 150 dpi erstellen.
Bezüglich der Länge muss man die gleiche Rechnung aufmachen. Ein 5 Meter langer und 1 Meter hoher Hintergrund hat demnach bei 150 dpi 6000 x 6000 x 5 = 180 Mpixel. Bei 100 dpi sind es nur noch 4000 x 4000 x 5 = 80 Mpixel.
Da man die Bilder für das Zusammensetzen überlappend fotografieren muss, kann man sich leicht ausrechnen, wie viele Einzelbilder erforderlich sind.
Man kann auch überschlagen, ob man mit der eigenen Ausrüstung überhaupt ein Panorama in der gewünschten Größe erstellen kann oder ob man vorher aufrüsten muss.
4. Die Motivwahl
Eigentlich müsste es „Die Suche nach geeigneten Motiven heißen“. Hier habe ich leider kein Kochrezept. Man muss sich da leider rein arbeiten und viel üben, den eigenen Blick dafür entwickeln. Aber einige Tipps kann ich doch geben.
Himmel zum Beispiel geht immer. Auf viel Himmel würde ich nicht verzichten. Er rundet das Panorama nach oben ab, schafft Weite.
Nachfolgend das gleiche Motiv zum Vergleich:
a) wenig Himmel:

b) viel Himmel:

Bäume und Büsche gehen eigentlich auch immer. Man kann Sie überall einsetzen, da es sie fast überall gibt. Unsere Bahnlinien und Straßen sind in der Regel von Bäumen, Büschen und Waldrändern gesäumt. Bäume und Büsche haben zudem den Vorteil, dass sie eine runde Form besitzen. Egal von wo aus man hinsieht, sie sehen immer gleich rund aus. Es entsteht also bei einem schiefen Blickwinkel auf das Bild nicht der Eindruck einer falschen Perspektive. Man kann Sie daher problemlos in allen Variationen überall in ein bestehendes Panorama integrieren. Die Bäume im Vordergrund der gezeigten Stadtansicht habe ich am Computer gepflanzt.
Gleiches gilt für Waldränder. Ein Waldrandpanorama ist kein „Hingucker“, kann aber fast überall problemlos integriert werden. Wenn man sie frontal fotografiert und nicht schräg! Schräg entsteht nämlich eine Fluchtlinie, die problematisch ist, warum erkläre ich im nächsten Kapitel.

Insgesamt kann und sollte man sich an der eigenen Anlage orientieren. Wenn man den Hintergrund als zweidimensionale Fortführung der Anlage versteht, weiß man welche Motive man benötigt. Die muss man dann suchen. Und man muss dann auch den geeigneten Aufnahmestandpunkt dazu suchen. Dabei sollte man sich nicht von teilweise verbauten Blickwinkeln ins Bockshorn jagen lassen. Benötigt man z.B. ein altes Fabrikgebäude, hat aber vom gewählten Standort aus störende Neubauten im Blickfeld, kann immer noch Bildbearbeitung helfen. Man kopiert z.B. einen typischen Teil des Fabrikgebäudes an die Stelle an der das störende Haus den Blick versperrt. Dort wo man jetzt die Narben der Operation sieht pflanzt man ein paar Büsche und fertig!
Die einzig wirkliche nicht korrigierbare Hürde ist der Aufnahmestandpunkt. Fotografiert man das gewünschte Motiv vom falschen Ort aus, hätte man sich die Mühe gleich sparen können. Warum das so ist, wird in Kapitel 5 deutlich.
In den Hintergrund führende Straßen, Leitungen, Flüsse, Wald und Wiesenränder, Hecken und dergleichen bilden die schon erwähnten Fluchtlinien, die sich für den Betrachter vor der Anlage stark mit dessen Standpunkt verschieben. Diese können daher nicht glaubhaft mit in den Hintergrund übernommen werden. Entweder man vermeidet so etwas bereits bei der Anlagenplanung oder man beendet diese Fluchtlinien am Hintergrund indem man z.B. die Straße in einen Tunnel, eine Unterführung, eine Allee oder dergleichen führt und diese damit optisch endet. Für meinen Hintergrund habe ich den Trick mit der Allee ein paar mal genutzt. Man sieht es im folgenden Bild unten in der Mitte.

Bäche kann man unter überhängenden Bäumen verschwinden lassen, Freileitungen hinter Bäumen verstecken etc. Diese Hilfsmotive muss man alle fotografieren und im Panorama anordnen.
Für eine „Heile Welt Anlage“ sind auch die eher romantischen Motive eine gute Wahl. Eine Burg, ein Volksfest, eine alte Stadt mit Stadtmauer, ein Campingplatz, ein romantisch gelegener Badesee. Man hat die Möglichkeit all das, was auf der Anlage keinen Platz hat, in den Hintergrund zu packen.
5. Perspektive und Aufnahmestandort
In Kapitel 4 schrieb ich bereits, dass ein falscher Aufnahmestandort nachträglich nicht korrigiert werden kann und damit zu unbrauchbaren Ergebnissen führt. Zu verstehen wie die Perspektive die zweidimensionale Darstellung des dreidimensionalen Motives beeinflusst, ist für die Suche nach dem richtigen Aufnahmestandort unverzichtbar.
Zur Verdeutlichung habe ich eine Schachtel aus verschiedenen Perspektiven fotografiert.
Im ersten Bild sind es ca. 2 Meter Abstand. Im zweiten Bild sind es nur mehr ca. 15 cm Zentimeter. Der seitliche Abstand zwischen den beiden Hälften der Bilder beträgt beide Male 20 cm.


Was sagt uns das nun?
Zunächst sagt es uns, dass ein Objekt, hier die Schachtel, sein Aussehen verändert, wenn wir es aus einer anderen Perspektive betrachten. Dann sagt es uns, dass der Schritt zur Seite keine so große Änderung bewirkt wenn wir weiter weg stehen, der Betrachtungswinkel sich also nur wenig ändert. Und dann sagt uns vor allem Bild 2b, dass frontal aufgenommene Schachteln nicht dreidimensional wirken.
Bleiben wir aber mal bei der ersten Beobachtung. Ich habe jedesmal die gleiche Schachtel fotografiert. Und trotzdem sieht sie auf jedem Bild anders aus. Bild 1a und 2a sind sogar aus dem gleichen Blickwinkel fotografiert und dennoch sind die Unterschiede enorm. Geschuldet ist dies der unterschiedlichen Perspektive und damit der geänderten Umsetzung des dreidimensionalen Körpers auf das zweidimensionale Bild. So schön das für uns im echten Leben ist, da wir so überhaupt erst räumlich sehen können, so ungünstig ist das für unseren Hintergrund. Ist der zweidimensionale Hintergrund nämlich so fotografiert, dass er von einer Betrachterposition aus perspektivisch perfekt zum dreidimensionalen Vordergrund passt, wird die Illusion bei der ersten kleinen Kopfbewegung zerstört. Die Perspektive des Vordergrunds ändert sich nämlich und die des Hintergrundes nicht! Ich will hier kein fremdes negatives Beispiel einstellen, aber jeder kennt die Versuche eine Straße oder einen Fluss im Hintergrundbild fortzusetzen. Es gelingt nie, weil es physikalisch nicht möglich ist.
Jetzt haben wir aber beim Betrachten der Bilder noch zwei andere Beobachtungen machen können. Und diese beiden helfen uns jetzt, Gott sei Dank, zu einer vertretbaren Lösung.
Betrachte ich ein Objekt aus größerer Entfernung, muss ich mich sehr weit bewegen um eine deutliche Veränderung der Perspektive zu erreichen. Bild 1a und 1b sehen sich sehr ähnlich, obwohl die absolute Veränderung des Aufnahmestandortes genauso groß ist wie von 2a nach 2b. Für unseren Hintergrund bedeutet das, dass alle Objekte im Hintergrund, die von weit weg fotografiert wurden, erst perspektivisch falsch wirken, wenn ich mich sehr weit vom optimalen Standpunkt wegbewege. In der Praxis wird also ein solches Objekt nicht negativ auffallen, wenn sich der Betrachter vor der Anlage bewegt.
Gleiches gilt für Objekte, die wie in Bild 2b frontal aufgenommen wurden. Dadurch, dass hier die dreidimensionale Wirkung fehlt, kann sie auch nicht falsch wirken.
Machen wir uns dies also für unseren Hintergrund zu Nutze. Dreidimensional wirkende Motive müssen in den Hintergrund des Hintergrundpanoramas, nur zweidimensional wirkende Motive dürfen auch in den Vordergrund.
Damit fehlt unserem Panorama zwar einiges an Information zur Perspektive, aber was nicht da ist, kann auch nicht negativ auffallen. Die Tiefenwirkung muss nun allein von der Größenanpassung der einzelnen Motive kommen. Für Bereiche die ganz weit nach hinten zum fiktiven Horizont reichen, kann man noch mit zunehmendem Blau nachhelfen um einen Entfernungseffekt zu erzielen. Die von Malern und Landschaftsfotografen gern genommenen Telegrafenleitungen, Straßen oder Hecken die als Fluchtlinien vom Vordergrund in den Hintergrund des Bildes führen sollte man tunlichst meiden.
Wie setze ich diese Theorie zur Perspektive jetzt in die Praxis um und was genau führt zum Ziel und was lass ich besser bleiben?
Nun, beim Himmel kann man diesbezüglich nichts falsch machen. Das Blau ist die Unendlichkeit und Wolken sind auch sehr weit weg. Den Himmel sehen wir selbst auf hohen Bergen von unten und von unten werden wir Ihn wohl auch fotografieren. Die Perspektive wird immer stimmen. Ein reines Himmelpanorama als Hintergrund ist sicher nicht die schlechteste Lösung.
Etwas kniffliger wird es bereits bei weiter entfernten Landschaften. Es ist sehr verlockend ein entsprechendes Panorama von oben zu fotografieren. Von oben hat man meist einen unverbauten, freien Blick. Für den Modellbahnhintergrund ist dies aber meist falsch, nicht der freie Blick, sondern die Blickrichtung. Fotografiert man von oben, zeigt auch das fertige Bild das Motiv aus erhöhter Perspektive. Für den Betrachter der Anlage sieht es dann so aus als ob die Landschaft im Hintergrund tiefer liegt als die Anlage selbst. Die Anlage liegt damit optisch auf einem Hügel oder Berg. Betrachtet man jetzt die Anlage auf Augenhöhe, wechselt also zu einer tieferen Perspektive, dürfte man eigentlich nur noch Himmel sehen. Man sieht aber immer noch die tiefer liegende Landschaft und die Wirkung des Hintergrunds ist zerstört. Die meisten Anlagen sind zudem eher so angelegt, dass das Gelände nach hinten ansteigt oder hinter der Anlage ansteigen müsste. Auch beim folgenden Bildbeispiel ist das so. Der Hintergrund passt nicht zum Bach, der unter der Brücke nach vorne talwärts fließt.

Folglich sollte das Landschaftsmotiv eher von einem tieferen oder gleich hohen Standort fotografiert werden. Ich möchte hier das Wort Zentralperspektive ins Spiel bringen. Es ist eigentlich nie verkehrt wenn man ein Motiv, das man für einen Modellbahnhintergrund verwenden will, aus der Zentralperspektive ablichtet. Das heißt, man stellt sich mittig (zentral) vor das Motiv und fotografiert es, so wie bei Bild 2b geschehen.
Wenn man jetzt also darauf verzichtet die Landschaft von oben aufzunehmen, wird man merken, dass der Blick zum Horizont eh nicht gegeben ist. Man hat also wieder eher mittelweit entfernte Motive, wie z.B. ein Dorf auf einem Hügel, einen Waldrand, einen Berghang und ähnliches. Bei diesen Motiven besteht wieder die Gefahr, dass mit extremen Perspektiven eine zu starke Tiefenwirkung erzeugt wird, die wiederum nur eine sehr eingeschränkte Betrachterposition vor der Anlage zulässt. Auch hier heißt die Lösung Zentralperspektive. Frontal aufgenommen entsteht ein sehr flaches Abbild des Motives und damit gibt es keine perspektivischen Probleme. Einzelheiten aus dem Motiv, wie z.B. ein Haus oder eine Halle, sind wiederum im Vergleich zur Größe so weit weg, dass es nicht negativ auffällt.
Das nachfolgende, bereits bekannte Stadtpanorama, zeigt genau das.

Nahezu ein Muss ist die Zentralperspektive dann für Motive die im Vordergrund des Hintergrundpanoramas platziert werden sollen. Wie man sieht, nutze ich hierfür sehr gerne Bäume und Büsche, da sie erstens von allen Seiten frontal aufgenommen werden können, Kannten gibt es nicht. Und zweitens kann man sie so schön in der Größe verändern, ohne dass es negativ auffällt.
6. Zeitpunkt, Licht
Fotografieren heißt Malen mit Licht. Folglich spielt das Licht eine besondere Rolle an unserem Ergebnis. Es ist für unseren Hintergrund nicht so entscheidend wie die richtige Perspektive, aber man sollte schon wissen, welchen Einfluss es hat, was das bedeutet und wie wir es für ein besseres Ergebnis nutzen können.
Unterscheiden wir zunächst einmal zwischen diffusem (weichem) und gerichtetem (hartem) Licht. Diffuses Licht haben wir bei bewölktem Himmel, unter einer Wolke oder wenn es sehr diesig ist. Diffuses Licht leuchtet ein Motiv nicht sehr stark aber doch sehr gleichmäßig aus. Die Kontraste sind gering und das Motiv wird nicht sehr plastisch abgebildet. Je dünner die Wolkendecke wird, desto gerichteter wird das Licht. Stark gerichtetes, sehr hartes Licht erkennt man an dunklen Schatten. Für unser Motiv bedeutet das, dass die Ausleuchtung zwischen Licht und Schattenpartien sehr unterschiedlich ist. Die Kontraste sind sehr hoch und das Motiv wird plastisch abgebildet. Je klarer die Luft ist und je kürzer der Weg der Sonnenstrahlen durch diese Luft ist, desto gerichteter ist das Sonnenlicht. Das bedeutet auch, dass die Härte des Lichtes sich über den Tag verändert. Morgens und abends, wenn die Sonne tief steht, haben wir in der Regel weicheres Licht als zur Mittagszeit.
Dann wird Licht noch nach der Farbtemperatur unterschieden. Es gibt warmes, zu orange und rot tendierendes, und kaltes, zu blau und violett tendierendes, Licht. Kaltes Licht haben wir im Schatten, bei bewölktem Himmel und nach Sonnenuntergang. Warmes Licht gibt es in der Früh und am Abend.
Und zu guter Letzt müssen wir noch zwischen Gegenlicht, Streiflicht und Mitlicht unterscheiden. Die Erklärung dazu verkneife ich mir. Hier sind die Bilder:

Welches Licht ist jetzt am besten geeignet und welches sollte man vermeiden?
Nun, das ist sicherlich auch irgendwo Geschmacksache. Aber schauen wir uns mal die Extreme etwas genauer an. Wenn man mal von Dunkelheit absieht, ist das eine Extrem das Licht unter einem wolkenverhangenen Himmel. Alles ist kalt, trist und grau in grau. Und genau das kommt auch auf dem Foto rüber. Das andere Extrem ist das Licht an einem Frühsommertag um die Mittagszeit nach einem reinigenden Gewitter. Licht und Schatten sind extrem weit auseinander. Die hellen Stellen werden auf dem Foto nur weiß, in den Schatten sieht man dafür nur schwarz. Beide Extremlichtsituationen taugen zum Fotografieren nur bedingt.

Für den normalen Fotografen als ideal erwiesen hat sich das warme Licht am Morgen oder Abend, wenn die Schatten schon länger werden, aber auch nicht mehr so dunkel sind, und die Sonne nicht mehr ganz so hell ist.

Lange Schatten sind aber wieder kritisch, wenn man die Motive frei kombinieren will. Es sieht einfach komisch aus, wenn der Schatten mal nach links und wenig daneben nach rechts geworfen wird.
Um all diese Widrigkeiten zu umgehen sieht meine Lösung so aus, dass ich meine Aufnahmen an einem möglichst leicht diesigen, aber sonnigen Tag mache. Dabei kommen entweder der Vormittag oder der Nachmittag in Frage. Jedenfalls wähle ich die Tageszeit so, dass ich Mitlicht habe und es zu wenig Schattenwurf kommt. Mit dieser immer gleichen Lichtsituation bekomme ich automatisch auch recht gut kombinierbare Bilder.
Aber nicht nur die Tageszeit darf in unseren Überlegungen eine Rolle spielen. Auch auf die Jahreszeit heißt es Rücksicht zu nehmen. Zeigt die Anlage ein Frühsommermotiv, wird ein Hintergrund mit wunderschönen goldfarbenen Herbstmotiven wohl nicht so gut harmonieren.

Was das bedeutet, musste ich in den letzten Wochen leidvoll erfahren. Da zu oft das Wetter nicht passte, musste ich an den schönen Tagen ganz schön hetzen um an meine Fotos zu kommen. Eine gute Planung im Vorfeld half.
Zu guter Letzt habe ich noch einen Nachbrenner, den ich bis vor wenigen Tagen nicht auf dem Schirm hatte, nämlich den Wind. In Süddeutschland sind wir ja weitestgehend davon verschont und gerade an sonnigen Tagen weht meist nur ein laues Lüftchen. In den letzten Tagen war das aber anders und in Norddeutschland ist das meistens anders. Auf Fotos ist starker Wind gut zu erkennen. Blätter und Gräser zeigen Bewegungsunschärfe und neigen sich mit dem Wind in eine Richtung. Entweder man achtet darauf, dass der Wind immer aus der gleichen Richtung kommt oder man meidet Tage mit starkem Wind. Ich empfehle letzteres.
7. Das Fotografieren
Bevor es losgeht, sollte man seine Tour planen. Planung ersetzt nämlich Zufall durch Irrtum. Es fällt einem leichter den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen. Habe ich alles dabei, Fotoapparat, Stativ, Wanderschuhe, Sonnencreme, Getränke, ….?
Haben wir die Stelle erreicht, von der aus wir unser Motiv fotografieren wollen, und ist auch die Sonne schön im Rücken, kann man mit einem Blich durch den Sucher oder auf das Display der Kamera erst mal überprüfen, ob die Stelle auch wirklich passt oder ob man vielleicht doch noch etwas näher muss oder weiter weg kann oder einen Schritt zur Seite machen sollte.
Passt wirklich alles kann man das Stativ, sofern man eines hat aufbauen. Bei einem Einzelbild ist es relativ egal wie es steht, bei einem Panorama sollte es gerade stehen. Viele Stative sind dazu mit kleinen Wasserwagen oder Libellen ausgestattet.

Aber Vorsicht mit Wasserwagen, die wie die Libelle auf dem Bild direkt an der Kugel des Kugelkopfes angebracht sind. Das Stativ steht damit nicht zwingend gerade, nur die Kamera. Schwenkt man dann die Kamera mithilfe der Panoramaplatte unten am Kugelkopf, ist wieder alles schief.
Steht das Stativ, falls eines benutzt wird, widmen wir uns der Kamera. Mit der Vorstellung wie groß das Motiv in die Hintergrundkulisse integriert werden soll, weiß ich welche Pixelanzahl es haben muss. Aus der Kameraauflösung ergibt sich damit ob ich ein Panorama anfertigen muss oder ob es ein Einzelbild sein kann. Ich weiß auch ob ich Bilder im Hochformat- oder im Querformat benötige. Mit dieser Überlegung kann ich den notwendigen Bildausschnitt bestimmen und die erforderliche Brennweite wählen. Nach meinen Erfahrungen ergibt sich aus dem Abstand und der Größe des Motives eine Brennweite im Bereich von 100 bis 200 mm bezogen auf Kleinbild. Bei einem Busch oder Baum kann es auch mal weniger sein. Panoramen mit mehreren Reihen übereinander musste ich nicht machen. Hochformatbilder aus meiner 12 MP-Kamera hatten immer ausreichend Auflösung. Etwas Reserve nach oben und unten sollte man für ein Panorama lassen, falls der Schwenk doch etwas rauf oder runter geht. Ohne Stativ wird die Reserve etwas größer ausfallen müssen. Diese Reserve sollte man bei den vorangegangenen Überlegungen berücksichtigen.
Bevor ich die Kamera nun auf dem Stativ montiere, stelle ich noch die Belichtungsparameter ein. Die Empfindlichkeit (ISO) sollte möglichst weit runter, also 100 oder weniger, damit der Sensor auch sein volles Potential entfalten kann. Die Blende stelle ich bei meiner APS-C Kamera immer auf ca. 5,6 bis 8, auf alle Fälle blende ich leicht ab. Objektive haben so in der Regel ihre beste Abbildungsleistung. Bei Kompaktkameras sieht das wegen des kleinen Sensors vermutlich anders aus, aber leicht abblenden ist immer gut! Aufgrund der gewählten Perspektive hatte ich selbst bei Blende 5,6 noch keine Probleme mit mangelnder Schärfentiefe. Für die Belichtungsmessung wäre jetzt ein separater Handbelichtungsmesser ideal, mit dem man die Lichtverhältnisse vor Ort genau bestimmen könnte. Man könnte auch mit der Kamera die Reflexion einer 18% Graukarte messen. Ich behelfe mir immer mit meiner Handinnenfläche, die in etwa den doppelten Reflexionsgrad hat. Also, die sonnenbeschienene Handfläche vor das Objektiv halten und Belichtung messen, die Zeit verdoppeln und fertig! Achtung, das Doppelte von 1/1000 ist 1/500. An einem sonnigen Nachmittag wird man bei Blende 5,6 eine Zeit um 1/500 Sekunde einstellen müssen.
Es kann jetzt sein, dass diese Handflächenmethode nicht zu ganz exakten Ergebnissen führt. Aber eine Automatik kann das auch nicht leisten. Im Gegensatz zur Automatik ist meine Methode aber immer gleich falsch und damit reproduzierbar, bzw. die Korrektur ist immer gleich. Eventuell notwendige Korrekturen im größeren Umfang an der Belichtung sind anhand eines RAWs übrigens problemlos möglich. Speichert die Kamera nur JPGs ab, ist man auf der sicheren Seite wenn man Belichtungsreihen macht, +/- 1 Lichtwert in 1/3 oder ½ Belichtungsstufen reicht.
Nachdem also die Belichtungsparameter auch eingestellt sind, kann die Kamera aufs Stativ und ausgerichtet werden.
Der nächste Schritt ist auf das Motiv scharfzustellen, was wir der Automatik überlassen können. Wenn die nicht unbedingt einen Punkt im Vordergrund anvisiert, gelingt das auch meist sehr gut. Viele Kameras haben die Möglichkeit den Fokuspunkt zu verschieben, davon sollte man erforderlichenfalls Gebrauch machen.
Ist scharfgestellt, kann man den Autofokus ausschalten. Wenn das die Kamera nicht ermöglicht, muss man vor jedem Bild darauf achten, dass die Automatik den Fokus nicht verstellt.
Zuletzt überprüfe ich vor dem ersten Bild immer nochmal, ob ich beim Schwenken auch wirklich alles erfasse, was aufs Bild soll.
Der Rest ist knipsen. Zwischen den Bildern muss man nur noch darauf achten, dass sich die verschiedenen Bilder für ein Panorama deutlich überlappen müssen. Panoramaplatten mit Gradeinteilung erleichtern dies, es geht aber auch ohne. Sollte man dabei leicht nach unten oder oben fotografieren müssen, also eine leichte Frosch- oder Vogelperspektive haben, muss man noch darauf achten, dass die Bilder beim nach oben fotografieren oben etwas weiter auseinander klaffen und beim nach unten fotografieren unten.
Die Bilder für ein Himmelpanorama müssen nach meinen Erfahrungen auch einen Teil Landschaft (um die 20%) enthalten, sonst kann die Software nichts zusammenfügen.
Falls man einen Fernauslöser hat, eine Spiegelvorauslösung bei der Spiegelreflex, einen Nodalpunktadapter oder sonstige Hilfsmittel, sollte man die auch benutzen.
Schiebt sich während der Aufnahmen eine Wolke vor die Sonne, muss man halt warten, bis die Sonne wieder lacht.
Hat man laufend Autos, Radfahrer oder sonstige sich bewegende teilweise störende Objekte im Bild, hilft es eine Einstellung zweimal zu knipsen und aus den beiden Bildern später eins ohne störende Elemente zu machen.
Ob die Aufnahmen etwas werden kann mit mithilfe des Histogramms und dem Kameradisplay an Ort und Stelle schon etwas beurteilen. Aber erst am Computer wird sich herausstellen, was die Aufnahmen taugen.
8. Erstellen der Panoramen
Bevor die Panoramasoftware Ihre Arbeit verrichten kann, müssen erst die geeigneten JPGs zusammengesucht, bzw. entwickelt werden.
Im Idealfall kann man einfach die JPGs aus der Kamera nehmen, diejenigen die genau gemäß Belichtungsmessung, also ohne Korrektur, belichtet wurden.
Diese lädt man in das Panoramaprogramm und dieses spukt nach getaner Arbeit das Panorama aus.
Kostenlos und sehr simpel ist Autostitch. Und weil ich mit den Ergebnissen auch noch zufrieden bin, benutze ich es sehr gerne.
Nach dem Starten des Programms empfehle ich immer zuerst einige Standardparameter zu ändern. „Output Size“ z.B. auf 100%. Das Panorama soll ja so groß wie möglich sein. Achtung, diese Änderungen sind bei jedem Neustart des Programms erforderlich.

Im nächsten Schritt wählt man die Bilder, aus denen das Panorama erstellt werden soll.

Nach dem Klick auf “Öffnen” erscheint nur noch das “Status”-Fenster.

Abschließend öffnet sich das frisch errechnete Panorama im Standardbildbetrachter.

Dem frisch geschlüpften Panorama sollte man sofort einen eigenen Namen geben. Autostitch nennt nämlich alle „pano.jpg“.
Dass ich Autostich sehr gerne benutze, erwähnte ich bereits. Leider kann es keine wirklich großen Panoramen errechnen. Für diese Fälle nehme ich dann ICE (Image Composite Editor) von Microsoft, welches ebenfalls kostenlos ist.
Über „New Panorama From Images“ kann man die für das Panorama notwendigen Bilder auswählen.

Die Auswahl erfolgt analog zu Autostitch über das Anwählen der Bilder und den Button „Öffnen“.

Jetzt werden die Bilder importiert und erscheinen nach Dateiname sortiert im Fenster. In der Regel ist das auch die richtige Reihenfolge und man kann es so lassen. Wenn nicht, sollte man die Dateien vor dem Import umbenennen. Die Dateien nach der Aufnahmezeit sortieren zu lassen bringt meiner Meinung nach keinen Vorteil.
Man könnte jetzt über „Add images..“ auch noch weitere Bilder hinzufügen oder über „Remove selected“ Bilder entfernen.
Im Bereich „Camera motion“ kann man einstellen wie die Kamera während der Aufnahme bewegt wurde. Perspektivische Fehler, die zu Verzerrungen führen, können mit diesen Angaben aus dem Panorama herausgerechnet werden. Ich finde die Einstellung „Auto-detect“ erledigt die Arbeit aber ganz gut.
„Simple Panorama“ ordnet die Bilder grundsätzlich nebeneinander zu einem Panorama an.

Mit „Structured panorama“ kann man auch mehrzeilige Panoramen erstellen. Diese Funktion habe ich noch nicht benutzt.
Mit einem Klick auf „Next“ werden die Bilder zusammengesetzt.

Als nächstes kommt eine Information, bzw. Auswahlmöglichkeit über die Projektion des Panoramas auf eine geometrische Figur. Darauf komme ich später noch zurück. „Auto-detect“ hat diesmal bei mir eine planare Kamerabewegung erkannt und deshalb gibt es keine Auswahlmöglichkeit.

Mit einem Klick auf „Next“ projiziert das Programm das Panorama auf die ausgewählte Fläche.

Die Möglichkeit zum Beschneiden und Verkleinern überspringe ich auch mit „Next“.

Mit „Export to disk…“ kann das Panorama unter einem beliebigen Namen abgespeichert werden.
Auch Einstellungen zum Dateiformat und zur Qualität sind möglich. Ich habe wieder JPG mit einer möglichst hohen Qualität gewählt.

Der Abschlussbildschirm ist dann wieder ziemlich unspektakulär.

Das fertige Bild schaut ungefähr so aus wie das, das ich mit Autostitch erhalten habe. Den Unterschied sieht man mit der hier nötigen Verkleinerung nicht. Die Ränder sind aber etwas mehr nach oben gezogen, was im Vergleich unnatürlich wirkt. Ich vermutete, dass der Unterschied in der „Auto-detect“ Funktion zu suchen ist. Diese hatte ja eine planare Kamerabewegung erkannt. Ich hatte aber die Kamera bei den Aufnahmen um einen Punkt gedreht. Daher habe ich einen weiteren Durchlauf mit geänderter Einstellung vorgenommen. Statt „Auto-detect“ wählte ich „Rotating motion“.

In dem Fall erhält man dann auch die Auswahlmöglichkeit der Projektionsfläche.

Mit der Wahl „Cylindrical“ war dann das Ergebnis auch mit dem von Autostitch nahezu identisch.
„Im Idealfall kann man einfach die JPGs aus der Kamera nehmen,…“ schrieb ich zu Anfang dieses Kapitels. Was ist aber im Nichtidealfall?
Was ist, wenn die Kontraste zu stark sind oder die Bilder zu flau? Was ist wenn sie zu bunt sind oder gar einen Farbstich haben? Was ist, wenn sich bei einem oder mehreren Bildern doch eine Wolke leicht vor die Sonne geschoben hat und wir das nicht bemerkt haben?
Die möglichen Gegebenheiten, die den Idealfall verhindern, sind sehr vielfältig und zahlreich. Und je größer das Panorama und damit die Anzahl der notwendigen Einzelbilder wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Nichtidealfall eintritt.
Die Lösung für diesen Nichtidealfall ist die Korrektur der Bilder bevor man das Panorama zusammenfügt.
Dass ich deswegen empfehle in RAW zu fotografieren erwähnte ich schon. Und ich schrieb auch, dass das RAW mehr Spielraum für die nachträgliche Bearbeitung hat. Aber warum ist das so und was bringt das?
Unsere digitalen Bilder bestehen aus Bildpunkten. Jeder Bildpunkt wird mit einer Helligkeitsinformation für die drei Grundfarben rot, grün und blau abgespeichert. Stark vereinfacht gesagt ist beim JPG die Helligkeitsinformation in 8 Bit pro Farbkanal enthalten. Das sind 256 Helligkeitswerte pro Farbe und damit 256 hoch 3, also 16,7 Millionen verschieden Farbtöne. Das reicht um unserem Auge den Eindruck eines kontinuierlichen Farbspektrums zu vermitteln. Das reicht sogar noch dann, wenn man das JPG komprimiert. Die JPG Formate sind genormt und Bilder in diesen Formaten daher sehr universell einsetzbar.
Bei RAW gibt es zwar seit einigen Jahren auch einen Standard, aber kaum ein Hersteller nutzt diesen. Eigentlich hat jede Kamera ihr eigenes RAW Format. Selbst wenn man bei einer Kameramarke bleibt, speichern das Modell 47/11 und das Modell 08/15 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Bilder nicht im gleichen Format. Aber das macht nichts. Die RAWs sind nur die Grundlage aus denen die Bilder entwickelt werden. Ein RAW ist wie ein Negativ, dass Ältere unter uns sicher noch aus der Analogära kennen. Mit einem RAW kann man erst mal nichts anfangen, nicht mal betrachten. Es muss erst ein Bild daraus entwickelt werden, zum Beispiel ein JPG.
Keine Kamera speichert die Daten, die vom Sensor kommen, so ab wie sie vom Sensor kommen. Immer werden die Daten interpretiert, den einzelnen Werten Farben und Helligkeiten zugewiesen, zusätzliche Aufnahmeparameter dazu genommen und letztendlich liegen die Bildrohdaten vor. Diese können dann bei vielen Kameras als RAW abgespeichert werden. Auch die RAWs sind also schon bearbeitet oder besser gesagt aufbereitet. Aber speichert die Kamera im JPG ab, kommt noch massive Bildbearbeitung hinzu. Verändert werden meist nur Kontrast, Sättigung, Schärfe und Farbtemperatur. Je nach Bildstyle können aber noch Weichzeichner, Farbtonverfälschung, perspektivische Verzerrung, Objektivkorrekturen, Vignetten etc. dazukommen. All diese Änderungen können nicht mehr ohne Verluste zurückgenommen werden und sie erfolgen automatisch.
Ein RAW bleibt immer wie es ist, Änderungen wie die vorgenannten werden immer nur auf die Entwicklung übertragen. All diese Änderungen und Korrekturen kann ich bewusst steuern. Und dazu stehen mir auch noch wesentlich mehr Daten zur Verfügung. Das Standard-JPG hat 3 mal 8, also 24 Bit Farbtiefe. RAWs haben 3 mal 10, 3 mal 12 oder manchmal gar 3 mal 14, also bis zu 42 Bit Farbtiefe. Das ist 2 hoch 18, also 262144 mal mehr Information! Und das ist nur die Information, die die Bildpunkte betrifft.
Genug der Werbung und der Theorie. Hier ist die Praxis. Oben die unkorrigierte Entwicklung, unten die nach meinem Geschmack aufbereitete Version.

Damit aber keine Missverständnisse aufkommen, ein derart flaues Bild wie mein Ausgangsmaterial würde keine Kamera als JPG auswerfen. Selbst in der Einstellung „natürlich“ würde ein entsprechend meinem Endprodukt aufgehübschtes Ergebnis herauskommen. Diese in den Kameras integrierten JPG-Entwicklungsautomatiken sind schon ganz gut und liefern sehr ansehnliche Ergebnisse. Aber es sind halt Automatiken und einige Leser werden es schon gemerkt haben: Die wichtigste Funktion einer Automatik ist die Ausschaltfunktion.
Man kann übrigens auch die Automatikfunktion des RAW Entwicklungsprogramms nutzen. Und viele Einstellungen überlasse ich auch der Automatik, aber manches korrigiere ich gerne selbst nach meinen Vorstellungen.

Die hier vorgenommene Absenkung der mittleren Helligkeitstöne ist übrigens auch so ein typischer Fall für ein RAW. Bei einem JPG als Ausgangsmaterial würden an Stelle der abgedunkelten Bereiche Lücken im Helligkeitsspektrum entstehen. Ein RAW hat die Informationen zum Füllen der Lücken enthalten. Wenn man es beim JPG aber nicht übertreibt, wird man diese Lücken nicht sehen können. Und damit wir nicht übertreiben müssen, haben wir ja eine Belichtungsreihe geschossen.
Aber zurück zu unserem Panorama, das wir anfertigen wollen. Es wird wie schon angedeutet aus den JPGs zusammengesetzt. Normalerweise klappt das auch mit den direkt aus der Kamera kommenden problemlos. Auch sollten die zusätzlichen Bilder mit der abweichenden Belichtung nicht notwendig sein. Die aus den RAWs entwickelten können und sollen eigentlich auch alle mit den gleichen Einstellungen entwickelt werden.
Manchmal gibt es aber dann im fertigen Panorama doch Stellen, die einer anderen Belichtung bedurft hätten. Dunkle oder helle Streifen sind im Panorama. Irgendwo sind viel zu dunkle, schwarze Stellen, weil dort zu viel Kontrast herrscht. Oder das Gegenteil, zu helle Stellen, ist der Fall. Eine Stelle oder das ganze Bild hat einen falschen Farbton, der heraussticht. Oder, oder, oder….
Korrigiert man dann das eine Bild, so dass es stimmt, kann es sein, dass man die benachbarten Bilder auch etwas anpassen muss, so dass die Übergänge zur Korrektur fließend sind.
Alle möglichen Bildfehler und deren Korrekturmöglichkeit, will ich hier nicht beschreiben. Das würde den Rahmen dieser Anleitung komplett sprengen. Außerdem weiß ich auch nicht annähernd genug darüber. Ich möchte nur auf die Korrektur einiger weniger Fehler eingehen, die mir auch immer wieder unterkommen.
Belichtung:
Entweder wir haben aus irgendeinem Grund falsch belichtet oder, selbst wenn die Belichtung messtechnisch stimmt, kann es sein, dass wir es aus unterschiedlichen Gründen gerne anders hätten. Per Schieberegler kann mit vielen Programmen die Belichtung des gesamten Bildes angepasst werden. Sind die gewünschten Änderungen größer, kann man auf ein anderes Bild der Belichtungsreihe zurückgreifen. Wollen wir nur Teilbereiche heller oder dunkler machen, gibt es entweder auch Schiebregler oder man erledigt dies über die Gradationskurve.
Kontrast:
Ist das Bild zu flau, kann man versuchen es mit höherem Kontrast aufzupeppen. Sind sowohl helle Stellen zu weiß, als auch dunkle Stellen zu schwarz, kann man eine Korrektur mit geringerem Kontrast versuchen. Bei einem JPG wird eine Kontrastverringerung nur per Belichtungsreihe und HDR-bearbeitung gehen.
Farbsättigung:
Ist das Bild zu wenig farbig oder sind die Farben zu grell, bieten die Pragramme wieder einen Schieberegler zur Korrektur an. Bitte nicht übertreiben, es sei denn die Modellbahn ist nach chinesischen Motiven gebaut.
Farbtemperatur:
Für RAWs haben die Entwicklungsprogramme einen Schieberegler und eine Pipette, mit der man eine weiße Stelle im Bild anklicken kann. Damit kann die richtige oder die gewünschte Farbtemperatur eingestellt werden.
Manche Bildbearbeitungsprogramme, wie z.B. Gimp, stellen eine ähnliche Funktion auch für JPGs zur Verfügung.
Schiefer Horizont:
Gerade wird das Bild per Gradeingabe oder über einen Schieberegler. Hilfslinien an denen man erkennen kann sind dabei hilfreich.
Insgesamt rate ich zu möglichst dezentem, zurückhaltendem Arbeiten. Eher weniger Kontrast, eher weniger Farbe, eher weniger Änderung. Wir arbeiten an einem Hintergrund!
9. Ausschneiden
So, jetzt kommt das „Einschottern“ unter den Arbeiten für den Hintergrund. Das Motiv gehört von allen störenden Elementen befreit. Diese Arbeiten sind langweilig, eintönig und man kann nichts kaputt machen.
Vorweg, ich kann unmöglich alle Wege zeigen, die hier zum Ziel führen. Auch Spezialsoftware lasse ich bei meinen Betrachtungen außen vor. Ich arbeite mit Paint.Net und anhand dieses Programms werde ich ein paar Arbeitsschritte erläutern.
Als erstes möchte ich die Arbeitsschritte anhand eines Baumes erläutern.

Den Baum habe ich bewusst vor einem möglichst einfarbigen Hintergrund fotografiert, damit mir das Ausschneiden leichter fällt.
Mit dem Werkzeug Zauberstab und einer eingestellten Toleranz von 28% klicke ich mit gedrückter Shift-Taste auf das Blau des Himmels. Damit markiere ich alle Punkte des Bildes, die innerhalb der Toleranz die gleiche Farbe haben wie der angeklickte Punkt. Mit der Entfernen-Taste lösche ich alle diese markierten Punkte.

Paint.Net zeigt an Stellen ohne Pixel ein weiß graues Schachbrettmuster. Wie man sieht, ist schon ziemlich viel weg. Aber bei weitem nicht alles störende vom Himmel ist verschwunden.
Vergrößert man einen Teil des Laubes mit dem Vergrößerungsglas auf deutlich über 100%, dann sieht man um das grün herum immer noch grau. Jetzt stört es nicht, bei entsprechendem Hintergrundmotiven wird man dieses Grau aber sehen können.

Diese Pixel beseitigt man auf die gleiche Weise wie die ersten auch. Mit dem Zauberstab geht man auf einen dieser Pixel. Hier hilft eine sehr hohe Vergrößerung. Die Toleranz von um die 28% ist auch diesmal wieder richtig. Die so markierten Bildpunkte löschen wir wieder mit der Entfernen-Taste.

Jetzt ist nur noch der Boden da. Diesen können wir nicht auf die gleiche Weise per Zauberstab markieren und entfernen. Der Boden hat die gleiche Farbe wie die Blätter, grün. Aber da die gemeinsame Grenze Baum / Boden nur sehr kurz ist und am Stamm entlangführt, kann man diese Bildpunkte sehr schön mit dem Radiergummi entfernen.

Mit dem Durchmesser 5 führe ich den Radiergummi entlang des Stamms nach unten bis der Baum komplett frei ist. Den Rest der störenden Bodenbepflanzung entferne ich dann ebenfalls mit dem Radiergummi, aber mit zunehmend größerem Durchmesser je weiter ich vom Baum weg bin.

Ist der Baum komplett frei, muss nur noch das Bild beschnitten werden. Dies könnte man auch ganz am Anfang schon machen. Nein, man sollte es schon ganz am Anfang machen, denn dann ist das Bild von Anfang an kleiner. Die Arbeitsschritte sind aber die gleichen.
Über die Menüpunkte „Bild – Zeichnungsbereichgröße“ öffnet sich folgendes Fenster.

Mit den rot umrandeten Feldern kann man einstellen wieviel an den Seiten geschnitten werden soll. Hat man, alles was zu viel ist, abgeschnitten, ist das Bild kleiner, nur der Baum ist noch genauso groß.

Jetzt können wir unser befreites Motiv speichern. Aber Vorsicht, das JPG Format kennt keine Transparenz. Speichert man im JPG Format, wird das Nichts durch Weiß ersetzt, was uns nichts bringt.
Da das PNG Format auch das „Nichts“ speichern kann und auch Gimp PNG unterstützt, habe ich mich für dieses Format entschieden.
Im Menü „Datei – Speichern unter…“ kann man dem Bild einen aussagekräftigen Namen geben und abspeichern.

Etwas komplizierter ist es, wenn die im Himmel vorkommenden Farbtöne auch im Motiv enthalten sind. Ich habe bei solchen Voraussetzungen immer eine etwas erweiterte Vorgehensweise verwendet, die ich auch noch kurz vorstellen möchte.
Als Motiv dient mir ein bewaldeter Hang mit Felsformationen.

Nach dem Laden der Datei erzeuge ich gleich als erstes eine zweite Ebene mit der Kopie des Bildes. Das geht über „Bearbeiten - Alles Auswählen“, „Bearbeiten – Kopieren“ und „Bearbeiten – In neue Ebene Einfügen“. Im Fenster zur Ebenenverwaltung hat man jetzt die Ebenen „Ebene 2“ und „Hintergrund“.
Dann erzeuge ich noch eine dritte Ebene mit “Ebenen – Neue Ebene Hinzufügen“. Diese dritte Ebene (Ebene 3) markiere ich im Ebenenverwaltungsfenster durch Mausklick als aktiv. Sie wird dann dort hellblau angezeigt. Es wird jetzt nur diese dritte Ebene bearbeitet. Diese färbe ich komplett rot ein, indem ich im Farbauswahlfenster die Farbe rot wähle und dann mit dem Farbeimer auf die Ebene klicke. Die rote Farbe wähle ich immer, weil sie in Landschaftsbildern besonders auffällt. Die Ebene 3 dient mir nämlich als Kontrollebene.

Diese dritte, rote Ebene liegt jetzt über den beiden anderen und deckt diese zu. Mit dem blauen, nach unten zeigenden Pfeil im Ebenenverwaltungsfenster schiebe ich die Ebene 3 um eins nach unten. Es wird jetzt wieder die Ebene 2 sichtbar. Im Ebeneverwaltungsfenster markiere ich jetzt diese Ebene 2 durch Mausklick um den Himmel wie bereits beim Baum durchgeführt per Zauberstab zu markieren und dann in mehreren Schritten komplett zu entfernen. Dort wo der Himmel entfernt wurde, wird jetzt die rote Ebene sichtbar.

Was aber durch die rote Kontrollebene deutlich wird, ist, dass ein Teil der Felsen auch verschwunden ist. Das ist auch nicht verwunderlich, da es sich um ähnliche Farbtöne wie beim Himmel handelt.
Um diese fehlenden Pixel jetzt wieder zu ergänzen brauche ich die Ebene mit dem Namen „Hintergrund“. Ich schiebe die Ebene 3, meine Kontrollebene ganz nach unten, mache die Ebene 2 durch entfernen des Häkchens unsichtbar und markiere die Ebene „Hintergrund“ per Mausklick als aktiv.
Dann entferne ich in dieser Ebene den Himmel in allen Bereichen großzügig mit dem Radiergummi. Darunter wird wieder die rote Kontrollebene sichtbar.

Wenn ich jetzt die Ebene 2 per Häkchensetzen wieder sichtbar mache, kann ich mich vom Ergebnis schon überzeugen. Die Ebenen „Hintergrund“ und „Ebene 2“ ergänzen sich perfekt.

Ich muss jetzt nur noch die Ebene 3 im Ebenenverwaltungsfenster markieren und mit dem roten Kreuz löschen.
Im letzten Arbeitsschritt vor dem Speichern führe ich noch „Ebene 2“ und „ Hintergrund“ mit dem Klick auf das entsprechende Icon im Ebenenverwaltungsfenster zusammen.

Das fertige Bild speichere ich natürlich wieder im PNG Format.
So, dass waren jetzt zwei praktische Möglichkeiten sich das Ausschneider der Motive zu erleichtern. Es gibt sicher noch einfachere und vor allem wohl auch unendlich viele andere Möglichkeiten wie man zu ansehnlichen Ergebnissen kommt ohne jedes störende Pixel einzeln entfernen zu müssen. Ich kenne nicht alle, bin kein Experte und begnüge mich daher mit der Beschreibung dieser beiden Arbeitsweisen.
wird fortgesetzt mit Kapitel 10... aber leider in einem anderen Beitragsfenster, da mehr als 60.000 Zeichen nicht möglich sind.
Zu Kapitel 10 geht's über meinen Beitrag vom 25.09.2015 hier in diesem Thread.