RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#1 von Family-MoBahner , 28.10.2018 13:40

Liebe Stummis,

ich bin kurz vor der Explosion wegen des ÖPNV in unserer Region. Mein Sohn muss ca. 40 km zu seiner Schule überwinden und kommt dabei in bzw. durch drei Landkreise. Das klappt schon im Normalfall ganz schlecht, da Busse und Züge schlecht aufeinander abgestimmt sind und die Bahn notorisch verspätet ist. Klar sind 5 Minuten Verspätung im Fernverkehr kein Beinbruch. Wenn dann aber regelmäßig der Bus "grad weg ist" und wir ihn dann irgendwo mit dem PKW abzuholen haben, ist das ja eigentlich nicht Sinn der Sache.
Diese Woche sind nun Ferien in BW und da hat er "Projekte" in seiner Schule. Jetzt aber, mit anderen Schulzeiten, wird es eine mittlere Katastrophe, auch da gerade gleichzeitig Baustellen auf der Gäubahn sind und auf der Strecke Tübingen-Balingen (Bf. Hechingen!). Für die knapp 40 km ist er in dieser Woche teilweise 2,5 Stunden (einfach) unterwegs und zwar auch nur dann, wenn Züge und Busse einigermaßen pünktlich sind, so dass das Umsteigen klappt.
Ich weiß nur eins: Sobald der alt genug ist für einen fahrbaren Untersatz, braucht er er einen, weil bei uns der ÖPNV einfach nicht klappt und alle politischen Versprechen offenbar überall gelten, aber nicht bei uns.

Ich wollte nun mal alle die fragen, die auch auf dem Land Land wohnen (nicht die, bei denen eh alle 10 Minuten was fährt - also in den Spreckgürteln der Städte): Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem ÖPNV habt (schöne oder unerfreuliche)? Ist er bei Euch eine echte Alternative zum Auto oder genauso wenig wie bei uns?


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#2 von DerDrummer , 28.10.2018 16:00

Moin Sven
Ich selber wohne zwar in Hamburg, meine Großmutter dagegen ein Stück außerhalb.
Klar ist die Anbindung da nicht so gut wie bei mir in der Stadt, aber im allgemeinen in Ordnung. Man bekommt mehrmals stündlich einen Bus und kommt damit ohne Umsteigen zur S-Bahn. Von dort komme ich umsteigefrei in einer halben Stunde zum Hauptbahnhof. Alles liegt im tariflich im Großbereich. Fährt man aber mit dem falschen Bus, muss man für den Gesamtbereich bezahlen. Das ist nervig und schränkt die Verbindungen wieder ein. Allerdings soll der Großbereich erweitert werden, sodass es das Problem nicht mehr gibt.

Was mich viel mehr ärgert, sind die m.E viel zu hohen Preise. Man zahlt bereits mit 15 Jahren den vollen Preis von 6,40€ für eine Tageskarte. Von einem Taschengeld kaum bezahlbar, wenn man mehrmals im Monat fährt.
Braucht man 4 Ringe, zahlt man 12,80€, im Gesamtbereich 16,70€. Auch eine Jahreskarte kostet 40€ im Monat, wenn man kein Geld verdient unerschwinglich.

Lg Justus


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Wir geben 10 Milliarden für ‘ne schiefe Haltestelle aus, haben nicht mal 75% Pünktlichkeit und nur jeder 4. ICE fährt ohne Defekte? Scheißegal, wir kleben lieber grüne Streifen auf die Züge!


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#3 von Stephan Tuerk , 28.10.2018 20:08

Hallo Sven,

egal auf dem Land oder in der Großstadt, Öpnv rechnet sich nur da wo auch Menschenströme sind und befördert werden sollen.

Exotische Verbindungen gehören nicht dazu.

Schon mal nachgefragt , ob er unter der Woche als Untermieter bei einem Klassenkameraden unter kommen kann. Zumindest zu meiner Schulzeit gab es so was.


mfG Stephan Türk
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#4 von Peter Müller , 28.10.2018 20:43

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV
Für die knapp 40 km ist er in dieser Woche teilweise 2,5 Stunden (einfach) unterwegs und zwar auch nur dann, wenn Züge und Busse einigermaßen pünktlich sind, so dass das Umsteigen klappt.

Ich meine, in NRW gäbe es sogar ein Gesetz, dass 2,5 Stunden einfacher Schulweg nicht zulässig sind. Bei meinem Sohn haben 2 Stunden gereicht, dass ihm ein Internatsplatz zustand. Wenn es kein Internat an der Schule gibt, gibt es vielleicht eine andere Unterkunftsmöglichkeit?

Mein Sohn ist mit 16½ in die Fahrschule gegangen, hatte 14 Tage nach seinem 17. Geburtstag den Schein für begleitetes Fahren und konnte sich an seinem 18. Geburtstag den Führerschein abholen. Seitdem ist die Lage erheblich entspannter - und den Internatsplatz durfte er behalten.

Wobei die Kfz-Haftpflichtversicherung für einen 18-jährigen schon der Kracher ist, kostet mehr als das Auto Wert ist. Wenn ein eigenes Auto geplant ist, in Betracht ziehen, eventuell jetzt schon ein Zweirad zu versichern, dessen Prozente man auf einen PKW übertragen kann.


Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#5 von DB_1973 , 28.10.2018 20:57

Moin,

ich nutze in Hamburg den ÖPNV für den Weg zur Arbeit.
Bus - S-Bahn - Bus. Meine Erfahrung nach über 45 Jahren:
Fahrpläne kann man normalerweise vergessen. Busse und Bahnen kommen irgendwann schon.....
Also Morgens oder Mittags auf dem Weg zur Arbeit: rechtzeitig losgehen.
Beim Rückweg Mittags oder Abends froh sein, das irgendwann etwas ankommt.
Auf gut Deutsch, für 14 km mindestens 1 Stunde pro Weg, wenn es planmäßig läuft, 45 Minuten pro Weg.
Wenn ich nicht so faul wäre. könnte ich ja mit dem Fahrrad fahren....

Aber in meinem Alter sag ich mir: was soll´s, ich habe ja Zeit, versäumen tue ich ja Nichts mehr.....


Viele Grüße aus Hamburg
Tschüss Sven

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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#6 von Stummilein , 28.10.2018 21:28

Hallo,

grundsätzlich fahre ich ganz gerne mit der Bahn, aber es hängt davon ab, wohin.
Nach München zum Stammstisch fahre ich mit der Bahn (ca. 700 km), denn Auto und Flugzeug habe ich probiert und hier ist die Bahn am besten.

Wenn ich allerdings Sonntags nach Krefeld (ca. 43 km) fahren möchte und dabei um 9.00 Uhr in Krefeld ankommen möchte, muss ich einen Tag vorher fahren und mit ein Hotel nehmen.
Denn in meinem Ort fährt Sonntags der erste Bus nach Erkelenz-Bahnhof um ca. 10:30 Uhr und sowas finde ich schon heftig.
Somit muss ich einen Nachbarn bitten, mich zu fahren (Sonntag früh!!) oder mit dem Fahrrad (das dann anschließend wahrscheinlich gestohlen ist) oder mit dem Auto (was dann anschließend wohl aufgebrochen wurde).

Hört sich schlimm an, ist aber Realität und ich denke, es wird in der Zukunft eher schlimmer, weil es zählt nur eins in dieser Zeit: Profit!


Beste Grüße Ralf


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#7 von rhb651 , 28.10.2018 21:41

Zeitmäßig ist das Auto dem ÖPNV im Vorteil. Es stehen für 70km einfache Strecke 1h mit dem Auto oder 1h30 mit RE-RE/S gegenüber. Aber man kann auch entspannen sprich schlafen im Zug.

Natürlich nur, wenn kein Raucher in der Toilette rauchen muss und dann der Rauchmelder piepst und der Hauptschalter ausgeschaltet wird.


Viele Grüße,
Achim
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#8 von Viet Bui ( gelöscht ) , 28.10.2018 22:40

Guten Abend,

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Ist er [der ÖPNV] bei Euch eine echte Alternative zum Auto oder genauso wenig wie bei uns?


Diese Frage lässt sich ziemlich pauschal beantworten:
Nein, der ÖPNV in der Fläche ist keine Alternative zum Auto.
Das Auto ist schneller und fährt dann, wenn man es braucht.

Grundsätzlich muss man sich im Klaren sein, dass es verschiedene politische Zuständigkeiten gibt: Für den Schienenpersonnennahverkehr (SPNV) ist das Land Baden-Württemberg zuständig, für den Öffentlichen Personnenahverkehr sind grundsätzlich die Kommunen verantwortlich. Das bedeutet also, dass der Zug, der unterwegs in Hechingen hält, vom Land beauftragt und finanziert wird, während der Bus, der vom Bahnhof aus die Dörfer abfährt, vom Landkreis beauftragt und finanziert wird.

Die Eisenbahn ist das höherwertigere Verkehrsmittel, so dass grundsätzlich gilt, dass die Fahrpläne des Bus auf die Züge abzustimmen sind. Und hier ist das erste Problem, was Du anspricht: Die mangelnde Abstimmung zwischen Bus und Zug. Es kommt viel zu häufig vor, dass der Zug verspätet ist und der Bus stur pünktlich abfährt. Es gibt natürlich Ansätze, wie man dieses Problem grundsätzlich lösen kann, indem zum Beispiel die Leitstelle des Eisenbahnverkehrsunternehmen den Busfahrer über die Verspätung des Zuges informiert, allerdings kann ein „abnehmender“ Bus auch nicht unbegrenzt lange auf einen verspäteten Zug warten; auf der Rückfahrt soll der Bus schließlich andere Fahrgäste pünktlich zum Bahnhof bringen.
Es gibt Landkreise, die einen solchen Busverkehr konsequent auf die Abfahrtszeiten der Züge hin abstimmen, doch leider hat sich das nicht überall in den Amtsstuben herumgesprochen.
Außerdem werden solche Busangebote von Pendlern kaum angenommen, sondern hauptsächlich von Schülern, denen nichts anderes übrig bleibt. Viele Pendler fahren mit dem Auto zum Bahnhof.

Das Land Baden-Württemberg versucht natürlich, auch den ÖPNV auf dem Land zu stärken, das klappt allerdings nur bedingt, eben weil die entsprechenden Zuständigkeiten fehlen:
    Bürgerbusse werden nach dem LGVFG gefördert

    Das Land fördert sogenannte „Regiobuslinien“, die räumliche Lücken im SPNV-Netz erschließen sollen und entsprechend gegenüber gewöhnlichen Linienbussen auch einen gehobeneren Standard aufweisen, wie zum Beispiel eine stündliche Bedienung von 5 bis 24 Uhr oder eine Ausstattung mit WLAN.

Darüber hinaus gewährt das Land Zuschüsse zur Verbesserung des Busverkehrs auf dem Land.

Ein grundsätzliches Problem des ÖPNV auf dem Land ist seine geringere Attraktivität. Ein Bus, der am Wochenende erst um 10.30 Uhr und alle zwei Stunden fährt, ist einfach kein ernstzunehmendes Angebot, so dass die Menschen eben das Auto nutzen. Das stellt aber auch kein Problem dar, ich habe noch nie gehört, dass es auf dem Land ein Problem mit der Luftreinhaltung gäbe. Zwar erzeugt ein besseres Angebot auch eine höhere Nachfrage, allerdings ist die Siedlungs- und Bevölkerungsdichte auf dem Land zu gering, um ein besseres ÖPNV-Angebot zu rechtfertigen, Kosten und Nutzen stünden in keinem darstellbaren Verhältnis dar. Das, was auf dem Land herumfährt und sich stolz ÖPNV nennt, stellt lediglich ein Grundangebot dar, weil der ÖPNV ein Beitrag zur öffentlichen Daseinsvorsorge darstellt, die im Grundgesetz gefordert wird. Genau das stellen die Landkreise sichern.

Allerdings muss man sich Gedanken machen, ob das noch haltbar ist. Gerade die demografische Entwicklung ist auf dem Land ein Thema und man muss sich Gedanken machen, wie der Nahverkehr in Zukunft aussehen muss, damit auch ältere Mitbürger die Möglichkeit haben, gesellschaftlich teilzuhaben oder um Dinge des Alltags zu erledigen. Vielleicht setzen sich im ländlichen ÖPNV abseits von Schülerverkehren bedarfsorientierte Angebote mit autonom fahrenden Fahrzeugen durch.

Grüße
Viet


Viet Bui

RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#9 von Miraculus , 28.10.2018 23:05

Guten Abend,

also bei uns hier im östlichen Enzkreis, der bekanntlich auch im Ländle liegt , ist die Anbindung des ÖPNV durchwachsen.

Der Schienenverkehr mit der S 5 von Bietigheim-Bissingen, über Mühlacker und Pforzheim nach Karlsruhe ist im Halbstundentakt echt gut (mal abgesehen von der derzeitigen Baustellensituation). Die Kooperation zwischen den Kreisen Calw, Pforzheim, Enzkreis und Karlsruhe mit dem Verbundticket ist klasse. Mit der S 9 von Mühlacker über Bretten und Bruchsal gilt das Gleiche. Damit komme ich sogar bis nach Speyer in der Pfalz, oder Heilbronn (z.B. zum Weihnachtsmarkt).

Was vor allem am Wochenende ne absolute Katastrophe ist, ist der Zubringerdienst mittels Bus zum etwa 1,5 km entfernten Bahnhof. Zwei Busse am Tag . Geht gar nicht. Hier schlägt Viets Erklärung mit den Zuständigkeiten zu.

Was dann auch nicht so dolle ist, wäre am WE eine Nutzung des Schöne-Wochenendtickets (gibts das noch?), um z.B. nen Tripp an den Bodensee zu machen. Fahrtzeiten mit Umsteigen von 6 oder gar 8 Stunden, einfach. D.h. dann runterfahren umsteigen, heimfahren. Echt schlecht.

Da könnte mehr bei rumkommen.


Gruß


Peter

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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#10 von Instandsetzung , 29.10.2018 01:32

Hallo Sven,

Dein Sohnemann kann froh sein, daß er innerhalb der Ferien überhaupt weg kommt.
Ein Bekannter wohnt in einem kleinen Ort in Waldhessen und dort fährt der Bus nur während der Schulzeit dreimal pro Tag und Richtung.
Morgens zur Schule, Mittags mit den Grundschülern zurück und nachmittags mit den Schülern der weiterführenden Schulen zurück.

Der Ort überaltert und die Älteren schliessen sich zu Fahrgemeinschaften zusammen, damit sie überhaupt noch einkaufen können, da es in diesem Ort überhaupt kein Geschäft mehr gibt.
Viet sprach da schon die demografische Entwicklung an.
Wenn nicht bald Lösungen gefunden bzw. z.B das autonome Auto straßentauglich ist, werden solche Siedlungen vermutlich aufgegeben werden müssen.
Klingt hart, wird vermutlich auch keiner so richtig freiwillig machen wollen, aber wenn z.B auch die ärztliche Versorgung dort nicht mehr gewährleistet ist, will man aber bestimmt auch nicht warten wollen, bis sich dieses Problem auf natürliche Weise löst.

MfG
Oliver


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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#11 von Noschtrum , 29.10.2018 06:59

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem ÖPNV habt (schöne oder unerfreuliche)? Ist er bei Euch eine echte Alternative zum Auto oder genauso wenig wie bei uns?



Hallo!

Ich bin bahnseitig recht gut angebunden - meint man, wenn man an der Filsbahn wohnt (auch wieder einer aus Baden-Württemberg ) - aber die Bahn ist recht unzuverlässig. Der Fahrplan ist nur ein grober Anhaltspunkt.

Für meinen Arbeitsweg würde ich gern die Bahn nehmen, jedoch räumt mir mein AG nicht die Flexibilität in der Arbeitszeit ein, die ich für diese lediglich 8km Bahnfahrt bräuchte.
Und es mit den idealen Zügen würde es passen, wären sie immer Pünktlich. 5 Minuten Verspätung bringen mich schon in Bedrängnis.
Klar, man könnte einen Zug früher zu Hause abfahren und ein später nach Hause, aber das steht zeitlich in keiner Relation zur Entfernung. Ich verplemper doch nicht täglich 1 1/2 Stunden Lebenszeit. Da leiste ich mir doch den Luxus einen Autos und fahre die Strecke in 10 Minuten. (der Zug ist nicht nennenswert langsamer, wenn er fährt. Kommt nur der Fußmarsch von/zu den Bahnhöfen hinzu)

Spaßfahrten unternehme ich gern mit der Bahn, aber wenn es drauf an kommt, fahr ich mit dem Auto.

Gruß
Torsten


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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#12 von Family-MoBahner , 29.10.2018 09:30

Das klingt ja alles sehr ernüchternd.

Denn leider ist (das ist die persönliche Schiene) eine Internat-Unterbringung meines Sohnes nicht so einfach, da er mit einer ganz speziellen Behinderung kämpft (besondere Form des Autismus) und die Nähe zur Familie (hauptsächlich nachts) braucht. Es tut ihm (gerade mit seiner Krankheit) so gut, festzustellen, dass er, mit seinen (fast) 14 Jahren, den Transport per Bus und Zug alleine und selbständig hinkriegt (natürlich ruft er dabei meist 3-5 Mal pro Fahrt an, aber er schafft es, wenn die Fahrzeuge einigermaßen pünktlich sind), während Bahnhof-Aufenthalte für ihn mehr als eine Tortour sind. Leider ist der ÖPNV für die Eltern eine Tortour, besonders wenn da mal was anders läuft als 0/8-15-Standard-Schüler-Fahrzeit/Strecke. Das ist persönlich frustrierend, v.a. dass die Busse nicht recht auf den Zug eingetaktet sind, sondern eben einfach abfahren.

Viel deprimierender (das ist die öffentliche Schiene) find ich aber, dass das Problem bekannt und flächendeckend ist aber mal wieder alles nach Profit geht, d.h. dass man das Land ausbluten lässt, während die Politiker vollmundig vom Ausbau des ÖPNV reden, um mehr Autos von Straße und Autobahnen weg zu bekommen. Die öffentliche Verantwortung der Kommunen, Länder und des Bundes kann nunmal nicht allein mit monetären Faktoren berechnet werden, die kurzsichtig nur den schnell gefüllten (oder leeren) Geldbeutel kalkulieren. Landflucht hat auch ihre Probleme, besonders für die Städte und umwelttechnisch erzeugt meine Rumkutschiererei zwar keinen Feinstaub, der die Stuttgarter in Atemnot versetzt, aber die alle Schadstoffbilanzen spotten mittelfristig jeder Beschreibung (genau wie beim Warentransport per Schiff oder LKW). Die werden die diversen Geldbeutel erst in 40-50 Jahren belasten, aber sie werden es tun, genau wie wir die Folgen der (verkehrs-)politischen Entscheidungen von vor 50, 80 oder 100 Jahren heute tragen und bezahlen.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#13 von Dölerich Hirnfiedler , 29.10.2018 09:53

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV


Viel deprimierender (das ist die öffentliche Schiene) find ich aber, dass das Problem bekannt und flächendeckend ist aber mal wieder alles nach Profit geht, d.h. dass man das Land ausbluten lässt, während die Politiker vollmundig vom Ausbau des ÖPNV reden, um mehr Autos von Straße und Autobahnen weg zu bekommen. Die öffentliche Verantwortung der Kommunen, Länder und des Bundes kann nunmal nicht allein mit monetären Faktoren berechnet werden, die kurzsichtig nur den schnell gefüllten (oder leeren) Geldbeutel kalkulieren. Landflucht hat auch ihre Probleme, besonders für die Städte und umwelttechnisch erzeugt meine Rumkutschiererei zwar keinen Feinstaub, der die Stuttgarter in Atemnot versetzt, aber die alle Schadstoffbilanzen spotten mittelfristig jeder Beschreibung (genau wie beim Warentransport per Schiff oder LKW). Die werden die diversen Geldbeutel erst in 40-50 Jahren belasten, aber sie werden es tun, genau wie wir die Folgen der (verkehrs-)politischen Entscheidungen von vor 50, 80 oder 100 Jahren heute tragen und bezahlen.



Hallo Sven,

Das es eine Gegend in Baden Württemberg gibt in der der ÖPNV heute schlechter als vor 20 oder 30 Jahren ist, hätte ich gerne exakt belegt. Das glaube ich nämlich nicht. In meinem Dorf fuhr vor 30 Jahren am Wochenende zum Beispiel gar kein Bus. Und auch sonst nichts. Und werktäglich abends der letzte Bus um 17:15 Uhr ab. Und keiner mehr zurück. Der Bus brauchte dann für die 12km in die nächste Stadt 55 Minuten. Vor 50 Jahren fuhr ein Bus wöchentlich. Immer Mittwochs in die Kreisstadt. Morgens hin, Mittags zurück. Jetzt fahren die Busse im Halbstundentakt, fahren 20 Minuten in die Stadt und im Stundentakt bis tief in die Nacht. Auf der Kraichgaubahn fuhr am Wochenende kein Zug. Und abends auch nicht. Und wer Freitags Abends vom Wehrdienst aus Nordhessen kam der war aufgeschmissen, wenn er nicht jemand kannte, der ihn 30km vom Bahnhof abholte. Natürlich kann nur der Bus und der Zug unzuverlässig sein, der überhaupt fährt. Und die Behauptung: "Früher gab es nicht so viele Verspätungen" ist sogar richtig. Weil gar nichts fuhr, was verspätet hätte sein können.

mfg

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Aus einem Märklin-Patentantrag von 1975.


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#14 von Stadtbahner , 29.10.2018 10:06

Hier in Berlin kann ich über den ÖPNV nicht klagen. Es gibt alles was man braucht: Bus, Straßenbahn, U-Bahn, S-Bahn und schnelle Regios, wenn man von einem Ende zum anderen Ende der Stadt oder ins Brandenburger Umland will. Sogar ein paar Fährverbindungen sind dabei.

Ein Auto kann ich mir darum sparen, wenn ich zur Arbeit oder zu Freunden möchte.


Natürlich darf sich gerne noch was verbessern:
Der U-Bahnwagenpark der BVG ist im vergangenen Jahrzehnt hinter dem Bevölkerungswachstum zurückgeblieben. Nun ist er stark erweiterungsbedürftig, um den steigenden Nutzungszahlen Herr zu werden. Dass die U-Bahn historisch bedingt mit zwei verschiedenen Wagenkastenprofilen (ergo Tunnelprofilen) und Stromschienensystemen fährt, verkompliziert etwaige Fahrzeugbestellungen etwas, aber ist rational gesehen überhaupt kein Beinbruch. Derzeit wird auch viel in die Infrastruktur (Gleisverbindungen, Stellwerkstechnik, etc.) gesteckt, was für den Fahrgast zunächst nervig ist. Hat aber den Sinn, um anschließend bei künftigen Bauarbeiten am Liniennetz Komplettunterbrechungen zu minimieren und Bahnhöfe barrierefrei zu gestalten.
Ich sehe der Entwicklung gelassen entgegen - die S-Bahn Berlin GmbH hat sich nach deren Krise vor zehn Jahren inzwischen auch wieder aufgerappelt und ist auf dem Weg der Besserung.


Details und interessante Diskussionen unter Fahrgästen und Insidern finden sich hier:
https://www.bahninfo-forum.de/list.php?9


Viele Grüße, Stadtbahner

Meine kleine Parkettbahn "Bärlin", neu: Gleisplan #024 mit BR 023, 80 und 218 .
Dieser Beitrag endet hier. Sie können noch bis zum nächsten Beitrag mitlesen.


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#15 von Family-MoBahner , 29.10.2018 10:24

Lieber Dölerich,
das habe ich nie behauptet.

Mir ging es nur darum, dass man bei der Frage, was sich lohnt (z.B. im ÖPNV) als Kommune oder Staat nicht nur kurzfristig die Kosten oder den Gewinn für aktuelle Haushalte usw. rechnen darf, sondern damit womöglich die (Neben-)Kosten der Kinder- und Enkelgeneration auflastet. Ich denke verkehrspolitisch z.B. an jünger Entwicklungen wie "Lagerhaltung auf der Straße", "Globalisierung von Produktion und Handel mit (unendlich) langen Transportwegen" oder ältere Entwicklungen wie "weg von Schiene und Bus zum (Zweit- und Dritt-)PKW in der Familie", "Baukosten für Autobahnen oder Autobahnbrücken (die heute alle äußerst teuer saniert werden müssen bis hin zu Dingen, die man dabei damals wusste: Mein Schwiegervater war als Bodengutachter an zwei Stellen der A 81 beteiligt und warnte eindringlich, nicht zu bauen bzw. ermutigte er, anders zu bauen. Genau an den Stellen wird heute alle 2 Jahre der Belag, der Unterbau, die Brücke saniert! Alle 2 Jahre, weil die Baukosten damals in der ausgeführten Variante einfach niedriger waren!). Oder denken wir an geplante, aber nie gebaute Bahntrassen oder so ein Wahnsinn wie Stuttgart 21 (ein ICE-Bahnhof an der Messe mit S-Bahn-Anschluss in die Innenstadt wäre effektiver, billiger und hätte weniger Erdbewegung gebraucht). Das alles zahlen nicht nur wir, sondern auch künftige Generationen. Statt des Kopfbahnhofs in Stuttgart wäre auch in der Bauzeit damals eine andere Variante möglich gewesen und heute wäre diese Frage sehr viel entspannter.

Zu kurzfristiges Geldbeuteldenken hat Auswirkungen auf zukünftige Generationen. Und wenn sich heute kein enger getakteter und abgestimmter ÖPNV in der Fläche "lohnt", trägt dennoch die Zukunft die Folgekosten (Landflucht mit allen "tollen" Folgen für die Städte, unzählige Privat-PKW die Straßen verstopfen und Abgase raushauen - auch das E-Auto oder E-Loks sind da keine Alternative, solange Strom noch irgendwie "nicht-regenerativ" erzeugt werden muss oder gar per Atomenergie! u.a.). Mehr wollte ich gar nicht sagen, v.a. nicht, dass der ÖPNV heute schlechter wäre als früher. Aber er ist m.E. uf dem Land aktuell mehr als unzureichend.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#16 von Djian , 29.10.2018 10:49

Moin,

ich wohne in einem kleinen Ostholsteiner Dorf mit 96 Briefkästen. Wir liegen in jeder Richtung gut 4 Kilometer abseits der Landesstraßen. Dort findet ÖPNV statt. Bei uns gibt es morgens und mittags je 2 Schulbusse und in den Ferien nichts.
Ein Auto ist hier zwingend notwendig.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#17 von Viet Bui ( gelöscht ) , 29.10.2018 11:20

Guten Tag zusammen,

auch der ÖPNV in Ballungszentren leidet unter Problemen: Die Kapazität! Seit dem 15. Oktober verkehrt in Stuttgart die neue „Schnellbus“-Linie X1, weil die Schiene am Anschlag ist: Die Stadtbahn fährt bereits mit den maximal möglichen Kapazitäten und die S-Bahn soll in Zukunft häufiger fahren als es die Infrastruktur zulässt. Genauso wie auf dem Land sind auch in Ballungszentren erhebliche Investitionen erforderlich, um dieses Problem nachhaltig zu lösen.
Außerdem wird das Bahnfahren durch den neuen Landestarif und durch die VVS-Tarifreform deutlich günstiger. Ich bin gespannt, wie sich das auf die Fahrgastzahlen auswirkt.

Der ÖPNV auf dem Land ist stark vom Schülerverkehr geprägt: Weit über 50 % der Fahrgäste in den Bussen dürften Schüler sein. Entsprechend ist das Fahrplanangebot ausgerichtet und weist für andere Nutzergruppen erhebliche Defizite auf. Aufgrund der Veränderung der Bevölkerungsstruktur werden die Schülerzahlen auf dem Land mittelfristig sinken und damit auch das ÖPNV-Angebot. Sinkende Einwohnerzahlen führen auch zu sinkenden Steuereinnahmen und Mittelzuweisungen, so dass gespart werden muss. Und das entwickelt sich zu einem Teufelskreis: Die Bevölkerung in Baden-Württemberg wächst, doch wer will sich auf dem Land niederlassen? Die Menschen ziehen in die Städte oder in die Speckgürtel mit S-Bahn-Anschluss. Man beachte die Korrelation zwischen S-Bahn-Anschluss und der Immobilien-/Mietpreise.

Trotzdem muss ein Grundangebot sichergestellt werden (Stichwort: Öffentliche Daseinsvorsorge), schließlich gibt es Bevölkerungsgruppen, die auf ein brauchbares ÖPNV-Angebot angewiesen sind, wie Schüler oder Rentner. Letztere müssen auch stärker in den Fokus rücken, sie werden nicht nur mehr, sondern auch älter.
Wir müssen uns aber, wenn wir an ein ÖPNV-Angebot auf dem Land denken, von alten Denkmustern lösen: Ich habe bereits oben beschrieben, dass der ÖPNV auf dem Land bedarfsorientierter werden muss.
Abseits der Schülerverkehre können beispielsweise kommunal finanzierte Ruftaxis verkehren, genauso Bürgerbusse und darüber hinaus könnte man beispielsweise die Anschaffung eines Motorrollers subventionieren, damit auch junge Menschen nicht von der gesellschaftlichen Teilhabe mangels ÖPNV ausgeschlossen werden. Das Land hat für die Förderung von E-Rollern bereits ein Pilotprojekt gestartet.

Grüße
Viet


Viet Bui

RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#18 von Erich Müller , 29.10.2018 11:42

Hallo Sven,

ich ahnte schon, dass eine spezielle Situation dahinter steckt, denn ohne Not oder besondere Hartnäckigkeit der Eltern wird kein Kind drei Landkreise weiter und mit mehrstündigen Fahrten eingeschult.
Das ist nun aber auch die klassische Konstellation, auf die öffentliche Verkehrsplanung nicht eingehen kann. Wie viele Personen fahren regelmäßig auf dieser Verbindung, sei es ein Teilstück oder die Gesamtstrecke (oder gar weiter)?
Für eine oder zwei Personen täglich eine Buslinie einrichten war noch nie rentabel, und die öffentliche Hand steht auch in der Pflicht, das Geld so ei zusetzen, dass es möglichst vielen Menschen dient.

Ich bin aber gleichzeitig ziemlich überzeugt, dass andere Wege, die von vielen Menschen täglich oder auch nur regelmäßig zurückgelegt werden, im ÖNV bei euch gut erschlossen sind. Da, wo viele Schüler zum Gymnasium oder der Mittelpunktschule fahren, wo du zum Einkauf oder für Behördengänge, für Arztbesuche und ins Kino hinfährst, da hast du auch eine gute Nahverkehrsverbindung.

Ein altes Sprichwort sagt, "pflastere einen Weg da, wo schon ein Pfad getreten ist". Modern ausgedrückt, da wo viele Autos fahren, lege eine Buslinie an.


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#19 von Dölerich Hirnfiedler , 29.10.2018 12:00

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Lieber Dölerich,
das habe ich nie behauptet.





Du hast hier behauptet:

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV



Viel deprimierender (das ist die öffentliche Schiene) find ich aber, dass das Problem bekannt und flächendeckend ist aber mal wieder alles nach Profit geht, d.h. dass man das Land ausbluten lässt,....



Wenn man es etwas "ausbluten" lässt, so impliziert das, das sich Verhältnisse verschlechtern. Das kannst Du aber scheinbar nicht erklären oder mit Fakten belegen. Zur Erinnerung: Es geht um den ÖPNV. Nicht um Deinen Schwiegervater oder die A81. Oder Dein Lebensgefühl.

mfg

D.



Aus einem Märklin-Patentantrag von 1975.


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#20 von Family-MoBahner , 29.10.2018 12:05

Schön wäre es, Erich.
Aber wir haben ja nicht nur ein Kind. Das zweite, jetzt auf dem Gymnasium, hat ähnliche Umstände, wenn auch die Strecke etwas kürzer ist und er (bis jetzt) in den Ferien nicht fahren muss. Ähnlich geht das allen Kindern, die auf weiterführende Schulen gehen. Da ist man z.T. 1 h 15 Minuten unterwegs für 12 oder 15 Kilometer und die Eltern fahren dann trotzdem noch, weil nicht alle Orte an die Buslinien angeschlossen sind. Natürlich gibt es einige, ganz wenige Strecken, die ganz ordentlich (von gut spreche ich nicht) funktionieren, aber das gilt nicht in der Breite.
Und da frage ich durchaus: Da will man, dass Kinder hochqualifiziert (z.B. spezialisierte Gymnasien, die dann nochmals ganz andere Fahrwege nötig machen) werden, aber wie die an die Ausbildungsstätten kommen, ist das Problem der Eltern und nicht der Gesellschaft, die durchaus mindestens genauso Interesse an dieser Qualifizierung hat? Wer meint, er müsse alles an "Zentren" verdichten, muss in Kauf nehmen auch wegen zwei oder drei Kindern eine Anbindung schaffen. Als noch alle möglichen Schulen (bei uns außer der Realschule) vor Ort waren, war das kein so gewaltiges Problem. Aber das haben doch nicht die Eltern geändert, sondern dass "es sich nicht mehr gelohnt hat". Aber die Folgekosten tragen die Eltern, die ja eigentlich (laut Gesellschaft) beide berufstätig sein sollten und nicht in der Gegend herum fahren um die Kinder von ... nach ... zu bringen.
Das mit dem schlechten ÖPNV geht soweit, dass man bei uns (z.T extrem verkehrsgefährdend. Wir hatten erst letztens einen tödlichen Unfall, den ein 85-jähriger verursacht hat, der nicht mehr adequat reagieren konnte) bis weit in die 80er Jahre hinein Auto fährt, nur damit man zum Arzt oder zum Einkaufen kommt. Nur gut, dass wir noch traditionelle Familienstrukturen haben und viele alten Leute doch noch die Chance haben, dass sie jemand fährt. Denn bei uns gibt es ja noch nicht einmal direkt ein Taxi-Unternehmen (nur in den nächsten größeren, 12 bzw. 15 km entfernten, Orten. Die lassen sich die "Anfahrt" natürlich zahlen).

@Dölerich. Siehst Du, ich hab nie behauptet, dass der ÖPNV vor 30 oder 40 Jahren bei uns (oder bei Euch, vgl. Deine Erinnerung an die Wehrzeit, der ich meine Erfahrungen aus meiner Schulzeit zur Seite stellen kann. Es ist kein Zufall, dass meine Heimat im Schwarzwald (da wohn ich schon über 20 Jahre nicht mher) immer mehr überaltert und die Jungen und Dynamischen in die Ballungszentren abwandern) besser war als heute. Aber alle Posts zeigen, dass er heute fast überall (also flächendeckend) unzureichend ist, "weil er sich nicht lohnt" (vgl. Profit). Und das lässt den Schluss zu, dass man "das Land ausbluten lässt" und diesen fürchterlichen Trend der Landflucht auch noch fördert.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

John 3:16! --- Denn der Mensch lebt nicht von MoBa allein


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#21 von MTB_Rider , 29.10.2018 12:48

Hallo zusammen,

ich komme auch aus dem Ländle und nutze den ÖPNV auch um zur Arbeit zu kommen.

Meine Strecke ist von Tamm bis nach Degerloch. Dazu muss ich mit dem Bus zum Bahnhof fahren, das geht morgens noch ohne probleme. Dann ist in der Regel ca 10 Minuten warten auf die S-Bahn nach Stuttgart angesagt. Im Sommer ja okey, im Winter nervig da es kein Wartehäuschen gibt das einen vor Wind und Wetter Schützt.
In Stuttgart muss ich dann noch in die Stadtbahn umsteigen. Abends das ganze Spielchen umgekehrt.

Im Regelfall soll eine Fahrt ca 1 Stunde dauern.

So nun kommen Wir zu den Störfällen und dem Wochenende. Samstags gibt es bei mir noch jede Stunde eine Bus Verbindung zum Bahnhof. Am Sonntag sind es nur noch 5 glaube ich. Also total in akzeptabel. Und somit ist ein Auto Pflicht um mobiel zu bleiben.

Wenn es dann mal Störungen gibt bei der S-bahn ist meistens der Bus am Bahnhof weg der dich abens heimbringt, das heist dann 20 Minuten warten wenns gut läuft oder über ne Halbe wenn es schlecht läuft.
Und es fahren nur 2 Stunden lang die busse im 15 Min Takt passend zu S-Bahn.

Also hier sehe ich eine wesendliches Verbesserungspotiental für die Pendler.

Wenn bei der Stadtbahn in Stuttgart was passiert ist nicht so schlimm weil kommt ja in 2 Min die nächste bahn. Das ist vorbildlich.

Kurtz um, in der City ist es gut aber sobald es in den Speckgürtel geht wird es mau und lückenhaft.
Wo kein Angebot da Keine Nachfrage. Klar bringt es nix am Sonntag die Großen Busse fahren zu lassen, aber so Sprinter würden da schon bei mir langen und die ganze sache verbessern.

So das Sind meine Erfahrungen damit.

Beste Grüße

Markus


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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#22 von Djian , 29.10.2018 13:05

Moin,

wir hoffen hier in unserem Dorf auf den autonom fahrenden ÖPNV. In Eutin soll (wann auch immer) ein Pilotprojekt mit so einem Bus stattfinden.

Unabhängig von den unterschiedlichen technischen und ethischen Bedenken, die so ein Verkehrsmittel auslöst und die ich hier auch nicht diskutieren will wäre für uns so ein Gefährt prima. Er könnte stündlich in Eutin den Anschluß an den Regionalexpress nach Lübeck und Kiel herstellen (die beiden kreuzen in Eutin) , führe auf dem Weg Haltestellen in der Stadt an und könnte auf dem Weg dorthin über die Supermarkt-Mall auf der grünen Wiese geleitet werden. Dies könnte er auch an den Wochenenden und Tagesranlagen/ Abenden. Es müsste kein riesiger 60 Personenbus sein. Ein 9-Sitzer würde für den Anfang völlig genügen.
Neben den reinen Fahrzeugbetriebskosten sind die Personalkosten ein Faktor, der zu Unrentabilität und Einstellung gerade auf den schwach fraquentierten Strecken führt. Dieser entfiele. Arbeitsplätze würden hierdurch ebenfalls nicht vernichtet, da bisher auch nicht existent. Im Gegenteil, es würden welche in der Watung und Instandhaltung geschaffen. Wir sind nicht das einzige Dorf hier in der Umgebung, welches aufgrund des geringen Personenaufkommens vom ÖPNV abgeschnitten sind. Ein Konzept wären mehrere kleine Fahrzeuge, die autonom sternförmig vom Bahnhof als nächsten Verteiler in die einzelnen Dörfer führen. Statt eines einzigen großen Fahrzeuges, der um 5 Dörfer anzufahren gute 1 1/2 Stunden benötigen würde (was aus genau dem Grunde nur wenige Hartgesottene nutzen würden), läge der Bahnhof beim Einsatz kleiner Fahrzeuge nur jeweils 20 Minuten entfernt. Hier bietet das Auto keinen nennenswerten Zeitgewinn. Darüber hinaus wären Ältere wie auch jüngere Menschen und al diejenigen die auf ein Auto verzichten möchten, dies aber aufgrund des bisherigen ÖPNV nicht können, nicht nur unabhängiger, sondern zudem (er fährt ja jede Stunde) auch zeitlich flexibel.
Es wird sicher genug Stimmen geben, die sagen "das geht nicht", aber wie will man das in letzter Bestimmtheit wissen, wenn man es nicht einmal versucht. Ich meine man sollte nichts unversucht lassen, man wird nicht umhin kommen neue Wege zu beschreiten. Hätte doch damals auch keiner damit grechnet, dass der schienengebundene ÖPNV seit der Regionalisierung und Privatisierung einen derart großen Aufschwung erleben würde; am wenigsten die damals prädestiniertesten Schienenverkehrsexperten: die Deutsche Bundesbahn. Und ... wie hat sich das entwickelt?

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#23 von Viet Bui ( gelöscht ) , 30.10.2018 11:03

Guten Tag,

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Meine Strecke ist von Tamm bis nach Degerloch. Dazu muss ich mit dem Bus zum Bahnhof fahren, das geht morgens noch ohne probleme.

Heute zahlst Du für diese Strecke vier Zonen (1430 € p.a.), ab April 2019 sind es nur noch drei Ringe (1130 € p.a.). Würdest Du von Asperg fahren, wären es zwei Ringe (865 € p.a.).

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Dann ist in der Regel ca 10 Minuten warten auf die S-Bahn nach Stuttgart angesagt.

In Zukunft verkehrt die S-Bahn von 6 Uhr bis 20.30 Uhr im durchgehenden 15-Minuten-Takt.
Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Und somit ist ein Auto Pflicht um mobiel zu bleiben.

Deshalb sollten die Kommunen an den S-Bahn-Stationen Parkmöglichkeiten schaffen. Damit Pendler, die ein schlechtes Busangebot vorfinden, mit dem Auto zum Bahnhof fahren, dort ihr Auto abstellen und dann umweltfreundlich mit der S-Bahn in die Stadt fahren.
Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Wenn es dann mal Störungen gibt bei der S-bahn ist meistens der Bus am Bahnhof weg der dich abens heimbringt, das heist dann 20 Minuten warten wenns gut läuft oder über ne Halbe wenn es schlecht läuft.
Und es fahren nur 2 Stunden lang die busse im 15 Min Takt passend zu S-Bahn.

Um die Störanfälligkeit der S-Bahn zu mindern, diskutiert man über die Einführung von ETCS, um die Leistungsfähigkeit des Stammstreckentunnels zu erhöhen.
Die Landkreise werden auch gezwungen sein, das Busangebot auf die S-Bahn besser abzustimmen, sonst wäre der Nutzen eines durchgehenden 15-Minuten-Taktes geringer.
Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Wenn bei der Stadtbahn in Stuttgart was passiert ist nicht so schlimm weil kommt ja in 2 Min die nächste bahn. Das ist vorbildlich.

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG ist mit ihrer Stadtbahn auch Qualitätsführer in Deutschland. Schaue Dich mal in NRW um, wie schlecht es da um die Qualität der Stadtbahn bestellt ist.

Grüße
Viet


Viet Bui

RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#24 von LukasLokführer , 30.10.2018 17:43

Zitat von Stummilein im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Wenn ich allerdings Sonntags nach Krefeld (ca. 43 km) fahren möchte und dabei um 9.00 Uhr in Krefeld ankommen möchte, [...] mit dem Fahrrad (das dann anschließend wahrscheinlich gestohlen ist) oder mit dem Auto (was dann anschließend wohl aufgebrochen wurde).


Hallo Ralf,

Ich hatte Krefeld bisher nicht als Kriminellen-Hochburg im Gedächtnis.

Gruß,
Lukas


 
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RE: Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

#25 von Stummilein , 30.10.2018 19:06

Zitat von im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Zitat von Stummilein im Beitrag Eure Erfahrungen mit dem ÖPNV

Wenn ich allerdings Sonntags nach Krefeld (ca. 43 km) fahren möchte und dabei um 9.00 Uhr in Krefeld ankommen möchte, [...] mit dem Fahrrad (das dann anschließend wahrscheinlich gestohlen ist) oder mit dem Auto (was dann anschließend wohl aufgebrochen wurde).


Hallo Ralf,

Ich hatte Krefeld bisher nicht als Kriminellen-Hochburg im Gedächtnis.

Gruß,
Lukas


Hallo Lukas,

sorry, Krefeld war nur ein zufälliges Beispiel, weil ich dort tatsächlich bald hin muss.
Aber heutzutage muss man in einigen Bereichen in NRW schon mit solchen kriminellen Aktivitäten rechnen.


Beste Grüße Ralf


 
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