Guten Abend zusammen,
ausgehend von der Diskussion um Rolleigenschaften bei Brawa Güterwagen, an deren Ende die Frage nach einer eigenen Artikelserie stehen könnte oder sollte, möchte ich hier nun Grundlagen und Erfahrungen von interessierten Teilnehmern sammeln und präsentieren.
In diesem Anfangsbeitrag möchte ich dann die (hoffentlich zahlreichen) Anmerkungen und Erfahrungen einbinden. Zuerst mal ein Konzept, welche Inhalte zur Sprache kommen sollten. Folgenden Aufbau habe ich mir vorgestellt:
1.) Einleitung (Begriffsdefinitionen, wo spielen Roll- und/oder Fahrwiderstände eine Rolle, wie groß sind diese Widerstände, Materialfragen)
2.) Fahr- und Rollwiderstand, Bezug zur Lokbelastung, Umrechnung in Zugmasse bzw -kraft.
3.) Messung des Fahrwiderstands
4.) Beeinflussung der Fahrwiderstände
5.) Messergebnisse
Unter Umständen könnte das Konzept in einem Grundlagenartikel ausgelagert werden, damit hier die Diskussion stattfinden kann und die Inhalte davon ungestört bleiben.
Nun bitte ich um Kommentare zum Konzept bzw. Aufbau des Artikels. Beginn mit dem ersten Teil:
1.) Einleitung
Wann immer auf einer Modellbahn Wagen zu Zügen zusammengestellt werden, bestimmen sie alle weiteren Eigenschaften und betrieblichen Aspekte auf versteckte Weise. Letzteres dürfte auch
der Grund sein, weshalb sich nur Wenige für die Hintergründe interessieren. Doch mit ein wenig Theorie und durch einfaches Ausprobieren kann man diese verborgenen Zusammenhänge
beleuchten.
Doch zuvor ist es notwendig, ein paar Vergleiche zwischen Modell und Vorbild zu ziehen: Beim Vorbild sind die Wagen zwecks besserer Rollfähigkeit mit Wälzlagern ausgestattet, sodass eine
relativ einheitliche Berechnung der Lokbelastung z.B. mit den "Bremshunderstel" möglich wurde. Was beim Vorbild funktioniert könnte auch im Modell funktionieren. Doch dem sind in den
kleinen Nenngrößen H0 und kleiner mechanische Grenzen gesetzt und Wälzlager gibt es so gut wie gar nicht. Somit ist eine Übertragung der Vorbildeigenschaften auf das Modell nicht möglich.
Vielfach werden die Laufeigenschaften nur qualitativ beschrieben, mit "läuft gut" oder "läuft schlecht". Weitere Informationen, vor allem quantitative sucht man vergeblich. Ein Grund
dafür könnte auch darin liegen, dass die quantitative Beschreibung mit Zahlen viele wegen der physikalischen bzw. mathematischen Zusammenhänge scheuen. Ein semiempirisches Beispiel zur
Herleitung einer Formel sei am Beispiel Online-Rechner Zugmassebestimmung angeführt. Der hier verfolgte Ansatz ist
jedoch nicht theoretisch, sondern rein praktisch und kann auf (fast) alle in obigem Querverweis aufgelisteten Einflüsse angepasst werden.
Bevor es nun an Anleitungen und Details geht, seien erst ein paar Definitionen zusammengestellt:
Begriff | Definition |
---|---|
Fahrwiderstand | Summe aller Widerstände gegen die Bewegung |
Koeffizient | Fachbegriff für einen einheitenlosen Faktor, wird auch in Verbindung mit Fahr- bzw. Rollwiderstand auch -Beiwert genannt |
Nadelachse | Achse mit nadelförmigem Ende im Achslager, oft mit "Nadellagerachse" bezeichnet. wt,rel 1,5 bis 3,5% |
Rollwiderstand | Widerstand gegen die Bewegung durch das reine Rollen der Räder |
Spitzachse | Achse mit kegelförmigem Ende im Achslager wt,rel 0,8 bis 2,2% |
Stummelachse | Achse mit gleichdickem Ende im Achslagerwt,rel 3 bis 6% |
wt,rel | Benutztes Formelsymbol für den Fahrwiderstandsbeiwert |
Zugkraft | Kraft des angetriebenen Modells, die auf die Schienen übertragen werden kann |
Zugkraftbedarf | Zur Bewegung des kompletten Zugs oder einzelner Wagen benötigte Kraft |
Zugmasse (Modell) | Masseäquivalent zur Zugkraft |
Zugmassebedarf (Modell) | Masseäquivalent zum Zugkraftbedarf |
mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn