[quote="Erich Müller" post_id=1672660 time=1490811490 user_id=26147]
Sagt mal, wenn ich das so lese, hat der (angenommene) durchschnittliche 15jährige aber deutlich mehr Budget für seine Vergnügen als ich...
Wobei da was nicht stimmen kann, denn ein 15jähriger ist weder berechtigt, einen Handyvertrag abzuschließen, noch Alkohol jeder Art zu kaufen - erst recht nicht in Schankwirtschaften. Und da könnt ihr drauf setzen, da lässt sich kein Wirt drauf ein, einem Jüngling ohne Haare am Kinn auch nur einen Tropfen Alkohol zu verkaufen, der braucht seine Lizenz noch.
Also, ich habe große Zweifel an dieser Darstellung, sie klingt doch arg nach "irgendwo aufgeschnappt".
Und die Kollegen, die so mal eben dem 15jährigen von Summen von 800€ aufwärts erzählen, möchten doch bitte erwägen, dass sie damit das Monatseinkommen so mancher Familie nach Miete, Versicherung und und Energie kräftig übersteigen - und viele Jugendliche haben auch nur 20€ oder 25€ im Monat zur Verfügung, wenn die notwendigen (!) Ausgaben getätigt sind. Wie lange muss man da für 800€ sparen? Richtig: von jetzt bis Weihnachten 2020.[/quote]
Grüß Dich, Erich,
die Realität sieht nun mal so aus. Ich kenne einige Kneipen in meiner letzten Wahlheimat Überlingen, in denen jedes Wochenende Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt wurde - wenn auch oft ohne das Wissen der Betreiber. Es ist auch nicht unbedingt schwer da ran zu kommen. Seien wir ehrlich, an Bahnhöfen, Schulen und hinterm Aldi, Lidl und Penny sieht man zu hauf minderjährige, oft nicht mal 16, die rauchen oder Bier trinken. Das ist in Großstätten wie Ulm so, in überschaubaren Städten wie Überlingen, Biberach und Laupheim so und auch in kleinen Städten wie Munderkingen und Bad Buchau so. Auf dem Land, in den "Buden", ist das noch viel einfacher an Alkohol zu kommen, immer wieder interessant was sich nachts um drei Uhr noch am Wegerand tummelt. Was neue Handys angeht, ist das natürlich etwas schwieriger, aber die Eltern helfen da gerne aus. Ich greife nochmal das Beispiel aus München 2015 auf, welches ich miterleben durfte (habe ich glaube ich auch mal in einer der Endlosdiskussionen wieder gegeben, war aber wohl in den Tagesthemen). Ein Kind reibt sich am Schaufenster des "Gleis 11" die Nase, zeigt mit dem Finger auf eine Märklin Startpackung mit Zentrale, zwei Loks und ein paar Wagen plus Gleise. Die Mutter dazu: "Was? 800€? Da bekommst du zu Weihnachten lieber das neue iPhone und das iPad!"
Und aus 14 vergangen Jahren Schule kann ich mit guten Gewissens behaupten, dass für derlei Dinge genug Geld da ist. Bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Alle zwei Jahre ein neues Handy ist für viele Standard. Tendenz zu einjährigen Deals. Da wirken die Verträge sicher viel mit ein, durch automatischen Handywechsel für "einen Euro". Aber die Handys sind im Vertrag schon mit eingerechnet. Keiner verkauft Top-Handys für solche Preise, die zahlt man im Vertrag ab - über die Eltern. Dazu kommt noch das Wegegeld, was den Eltern fürs Wochenende, Shoppen oder zum Ausgehen aus der Tasche gebettelt wird. Wirkliches Taschengeld bekommen meiner Erfahrung nach viele doch gar nicht mehr. Zumindest nicht konsequent umgesetzt. Rechnet man nun auch noch das Geld für Zigaretten ein, das die jungends und mädchens vom "Essensgeld" verrauchen sind wir zusätzlich auch noch mal bei einigen Euro fünfzig. Die Zeit des Sparens ist für viele Jugendliche lange vorbei, oder nie ein Thema gewesen. Kommerz und "Leben" steht im Vordergrund, das ist aus meiner Sicht nicht gut zu heißen und der falsche Ansatz den Umgang mit Geld zu lernen, aber heute leider vielerorts gängige Praxis. Zumindest im reichen Bayern und Baden-Württemberg. So kann ich jetzt auch schon sicher sagen, dass viele Mitschüler aus der Berufsschule sowie ehemalige Schulkameraden und jetzt "arme" studierende, auch das kommende Wochenende wieder viel Geld in Buden, Clubs und Bars liegen lassen werden. So wie jedes Wochenende, teils Freitag und Samstag und wenn Montag keine Uni ist, auch Sonntag... Eines eint sie aber alle: Jeder behauptet, er habe kein Geld.
[quote="Erich Müller" post_id=1672660 time=1490811490 user_id=26147]
Tatsache ist, man kann einiges kaufen oder aber selbst machen.
Fakt ist aber auch: für meine erste selbst erworbene Märklin-Lok habe ich über ein Jahr mein ganzes Taschengeld zurückgelegt.
Das war insofern kein Problem, als man damals noch auf den Katalog zählen konnte und auch halbwegs sicher sein durfte, dass ein Modell dieses Jahres auch im nächsten Jahr noch erhältlich sein würde. Man konnte sich Züge Wagen für Wagen zusammenstellen und -sparen, einige meiner Züge bekamen über mehrere Jahre jeweils zu Geburtstag und Weihnachten Zuwachs. Heuer zu Weihnachten den 4231, zum Geburtstag den 4232 und nächste Weihnachten den 4233. Heute kommen die Wagen als Zugpackung für den Preis einer Lokomotive, und bis man den Preis zusammengespart und (bei Opas und Onkels) -gebettelt hat, ist die Serie ausverkauft.
Die reichen alten Herren mit ihrem Sammelwahn und ihrer Sucht nach Einmalserien machen es den jugendlichen und dauerklammen Einsteigern wahrlich nicht leicht...[/quote]
Die Tatsache kann ich nur unterstreichen. Wie aber erwähnt, das mit dem Sparen läuft in der schnelllebigen Welt von heute eben nicht mehr so, wie früher. Und dennoch könnte jeder Jugendliche, würde er die Prioritäten anders setzen, eine kleine Modellbahn unterhalten. Oder einen RC Renner, oder, oder...
Gruß
Mario
[quote="Erich Müller" post_id=1672660 time=1490811490 user_id=26147]
Und da könnt ihr drauf setzen, da lässt sich kein Wirt drauf ein, einem Jüngling ohne Haare am Kinn auch nur einen Tropfen Alkohol zu verkaufen, der braucht seine Lizenz noch.[/quote]
Ich hab in Kneipen und Landgasthöfen schon zwölfjährige am Nebentisch gehabt, mit der Halben vor der Nase... Häufig in Bayern, die haben aber ohnehin ein besonderes Verhältnis zum Bier.