RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#1 von Christian_Ndb , 25.01.2017 08:33

Guten Morgen allerseits!


Für den Probebetrieb meines gerade entstehenden Spur-1-Gleisplanes habe ich ja Tische aufgebaut, auf denen die Gleisbild-Varianten aufgelegt und probegefahren werden. Stück für Stück kommen da neue Teile dazu und mit Hilfe des Forums entsteht schön langsam ein ganz brauchbares System.
Damit das beim Probefahren nicht so fürchterlich klingt, habe ich auf die Tische so weiche "Unterdecken" gelegt. Diese liegen normalerweise unter den normalen Stofftischdecken und füttern nochmal auf. Sind ca. 3 bis 4 mm dick, schön weich und dämmen genial. Ich überlege schon, das später auch mitzuverwenden, denn das ist wirklich ein prima Zeug!

Jedenfalls habe ich zunächst mit Überlappungen gearbeitet, damit alles sauber abgedeckt ist und auch gemeinsam verrutscht werden kann. Das weiche Material in Kombination mit den großen Gleisen und dem schweren Rollmaterial, so dachte ich, da würden diese vereinzelten leichten Unebenheiten an den Übergängen gar nichts ausmachen. Taten sie grundsätzlich auch nicht, aber man sah schon beim Überfahren der Überlappungen ein leichtes Wanken / Bewegen des Rollmaterials. Soweit auch kein Problem, in den Kurven auch nicht, jedoch hörte man in einer bestimmten Kurve immer am selben Punkt einer bestimmten Überlappung und nur in einer Fahrtrichtung ein kurzes, leichtes Quieken. Es war die Lok, die beim (leichten) Wanken in der Kurve dieses Geräusch an den Schieneninnenflanken erzeugte. Zunächst dachte ich, dass die BR 75 vllt. nicht so geeignet wäre für den 1176er Radius, den ich an dieser Stelle hatte, aber später machte ich mir mal die Mühe, zog die Decken alle auseinander, legte sie auf Stoß so dass alles eben war und voila, schon hörte man gar nichts mehr.

Durch diese paar mal kurz Quieken ist natürlich weder an Gleis, noch an Lokrädern irgendeine Veränderung zu sehen, aber es regte trotzdem an, über dieses Rad-Schiene-System nachzudenken und sich damit zu beschäftigen...

So, daher jetzt die mich beschäftigenden Fragen

Kann jemand sagen etwas genauer, woraus z.B. bei den Spur 1 Lokomotiven die Räder gemacht sind und woraus die Schienenprofile (dieses "Neusilber") bzw. was da drin ist? Welche Eigenschaften sind wichtig, wer der beiden "Partner" Rad / Schiene muss härter sein bzw. worauf muss da geachtet werden? Weil... Diese kiloschweren Spur-1-Loks poltern ja schon heftig über Gleise, die Schienenstöße, so eng sie sind, rattern lautstark und sie fahren um Kurven und haben aber trotzdem nur die winzigen Kontaktflächen an den Rädern oben und Spurkränzen innen.

Dass das überhaupt lange gut geht? Kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, dass diese immens belasteten Teile da jahrelangen Spielbetrieb aushalten, so wie das bei sauberst verlegten Gleisen oft an den Stößen rattert - allein über den Weichen... flaster:

Finde das Thema interessant und würde mich freuen, wenn jemand etwas Wissen dazu in der Schublade hätte!


Wünsche Euch einen schönen Tag und viele Grüße,

Christian


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RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#2 von supermoee , 25.01.2017 08:58

Zitat

Guten Morgen allerseits!
Welche Eigenschaften sind wichtig, wer der beiden "Partner" Rad / Schiene muss härter sein bzw. worauf muss da geachtet werden?
Dass das überhaupt lange gut geht? Kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, dass diese immens belasteten Teile da jahrelangen Spielbetrieb aushalten, so wie das bei sauberst verlegten Gleisen oft an den Stößen rattert - allein über den Weichen... flaster:
Christian



Hallo Christian,

die selben Probleme gibt es bei der realen Bahn genauso, besonders seitdem Infrastruktur und Verkehr getrennt wurden. Jeder kocht seine eigene Suppe. Die Fahrzeuge bekommen neue, härtere Räder und Antischlupfsteuerungen um die Instandhaltungskosten zu senken und die Infrastruktur beklagt hohen Schienenverschleiss. Dann rüstet Infrastruktur mit neuen Materialien auf, um von ihrer Seite die Instandhaltungskosten zu minimieren, und die Fahrzeugbetreiber beklagen sich wegen kaputter Räder. Und so geht es immer hin und her. Die Materialien müssen aufeinander abgestimmt sein, aber dafür müssen gemeinsame Interessen herrschen und das geht nicht, wenn alles aufgeteilt ist.

Mach dir keine Sorgen, der Spielbetrieb ist nicht so schlimm. Das wird das Material aushalten. Wenn man sieht, wie lange die Schienen z.B. im Miniaturwunderland den täglichen 8h Betrieb stand halten, bekommen wir mit unseren paar Spielstunden pro Woche so schnell keine Probleme.

Gruss

Stephan


Der Trend geht deutlich zur Zweitanlage hin.


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RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#3 von Christian_Ndb , 25.01.2017 11:28

Grüß' Dich Stephan,


so ähnlich stelle ich mir dass vor, bei der echten Bahn. Vor allem haben ja dort die Geschwindigkeiten und damit verbunden die mechanischen Einwirkungen auf das Material in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Da wird es immer schwieriger werden, einen "gerechten" und dauerhaft gebrauchstauglichen Kompromiss zu finden.

Was mich nun im Besonderen und konkret interessiert:

Welche Werkstoffe werden bei der Modellbahn verwendet, insbesondere bei Spur 1, wo die Gewalten nochmals ganz andere sind als bei den H0-Fahrzeugen. Was macht man DA härter, die Räder oder das Gleis? Allein die BR 75 bringt ja bereits rund 5 kg auf die Waage, das sind auf die minimalen Aufstands- und Kontaktflächen nochmals andere Dimensionen hinsichtlich der Einwirkungen je Flächeneinheit.

Auch wenn die Gleise noch so sauber verlegt sind, klopft es ordentlich beim Überfahren derselben. Das Überfahren einer Weiche poltert ebenfalls so spür- und hörbar, dass man sich fragt, wie lange sowas denn überhaupt hält bzw. welche Einsatzdauer so Spur-1-Fahrzeuge grundsätzlich zugestanden wird...? Es sind ja doch einige Kilo, die da ständig über scharfkantige Schienenstöße rattern und durch die Weichen poltern...

Wäre sehr interessant, wenn jemand da Genaueres berichten kann. Auch bezüglich Lebensdauer seiner Fahrzeuge, denn für mich ist dieser mit H0 auch hinsichtlich der beim Betrieb herrschenden Gewalten nicht vergleichbare Maßstab ja Neuland.


Viele Grüße,

Christian


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RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#4 von absolute_Null ( gelöscht ) , 25.01.2017 12:08

Hallo Christian,

Es werden die gleichen Materialien verwendet, wie bei H0: Messing, Neusilber, Edelstahl und Kunststoff.

Hinsichtlich der Haltbarkeit des Rad-/Schiene-Systems werden die Gleise und Fahrzeuge Dich sicherlich überleben! Da musst Du Dir keinen Kopf machen!
Problematischer sind da eher andere Stellen, die aber auch in anderen Baugrößen dem mechanischen Verschleiß unterliegen: Getriebe, Motoren, Gestänge...
Hinzu kommt der "elektrische" Verschleiß der Decoder und noch der Verschleiß durch die bloße Handhabung: Abbrüche, Abgriff usw.

Was das Rad-/Schiene-System insgesamt angeht, kommt das Poltern durch die alte (leider immer noch angewandte) NEM zustande. Finescale-Fahrzeuge "fallen" regelrecht in die Herzstücke und andere Fahrzeuge "suchen" sich eher den Weg als dass sie darübergleiten.
Dies lässt sich nur vermeiden, indem man insgesamt eine feinere Norm zugrunde legt, was aber auf Kosten der einsetzbaren Fahrzeuge geht.

Wenn Du Dich irgendwann mal vom "Tischbahning" verabschiedest und zur "Modell"-bahn findest, dann werden Dich eher Fragen nach einem vorbildlichen Gleis-, Fahrzeug- und Landschaftsbau beschäftigen. Diese werden dann auch den möglichen Verschleiß noch weiter minimieren.

Bis dahin genieß das "Tischbahning"!


Gruß
Joachim


absolute_Null

RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#5 von Christian_Ndb , 26.01.2017 07:37

Guten Morgen Joachim und Kollegen,


diese Entwicklung von Spielbahn zur Modellbahn habe ich in H0 bereits beschritten und meine ganz persönlichen Erfahrungen dabei gemacht Zunächst war die Eisenbahn "nur" als Spielzeug für zwischendurch gedacht; bisschen Gleisbild zusammenstecken, paar Häuschen rein, hier und da mal ein Baum, vier, fünf Herpa-Autos und mehr sollte da nicht passieren. Hauptsache, man kann ein bisschen fahren, rangieren, Züge wechseln und gut ists.

So, nach einigen Spielens und zunehmenden Beschäftigens mit der Materie nahm das "Übel" seinen Lauf... Man sieht dann, was Andere so machen, was die für tolle Anlagen bauen, wie "vorbildgerecht" (dieses Wort hängt mir mittlerweile zum Hals raus) die kleine Welt aussehen müsste und dass nur, wenn alle vorhandenen Möglichkeiten nach sämtlichen Regeln der Kunst ausgeschöpft sind, kann das Spielen erst richtig Spaß machen... Plötzlich müssen nicht nur epochenreine Züge fahren, man recherchiert auf einmal, ob diese Lok überhaupt schon mal so einen oder jenen Wagen am Haken hatte; ach ja, das C-Gleis ist eigentlich sowieso der letzte Schrott, weil Plastikschotter in 0815-grau, viel zu enge Radien, die meisten Weichen auf meiner Bahn sind auch alle völlig fern der Realität, oh Mann ist meine Anlage beschämend, hoffentlich sieht sie ja nie einer der elitären ultravorbildgerechten Modellbahner, die sich auch noch teilweise herabschauend über den Pöbel äußern, der nur leichtfertig mit diesem geweihten Thema der Modelleisenbahn umgeht

Das war jetzt natürlich ein wenig übertrieben und bitte nicht persönlich davon angesprochen fühlen; ich möchte damit lediglich sagen, dass ich bei Spur 1 nicht noch einmal den Fehler machen werde, vor lauter Hinterhereiferns einer sogenannten Vorbildgerechtigkeit, den Spielspaß mit diesem Spielzeug (mehr ist es nicht, auch wenn es noch so teuer und exklusiv hergestellt wird) ganz zu vergessen. Das versuche ich diesmal bewusst zu praktizieren und störe mich nicht mehr an Dingen, die zu vermeiden oder geringfügig zu verbessern überproportional viel Energie in Form von Zeit oder Geld verschlingen würden. Wobei ich jenen Freunden der Eisenbahn natürlich von Herzen jeden Spaß gönne und das völlig in Ordnung finde, wenn auch in winzigste Details für deren perfekte Ausarbeitung viel investiert wird - jeder muss und darf es gerne selbst entscheiden, wie es IHM gefällt.

So, weg vom OFF-TOPIC und wieder zurück: Ich denke also, dass ich mit den normalen Hübner-Gleisen von Märklin und der Werkskonfiguration des Rollmaterials grundsätzlich gut leben kann.

Sind dann die Räder von Lokomotiven auch aus Neusilber? Die Speichenräder der BR 75 z.B. glänzen viel silbriger als die Schienen (die ja auch aus Neusilber sind) und irgendwie machen sie beim Beklopfen oder über-die-Rillen-streichen mit dem Fingernagel ein Gefühl, als wären sie irgend ein Guss? Das Neusilber der Schienen ist ja nicht sooo besonders hart, bilde ich mir zumindest ein.

Gruß,

Christian


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RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#6 von steve1964 , 26.01.2017 10:40

-
Das Klackern unter solchen Gewichten würde mich auch stören, ich hätte -
auch wenn es real nicht so ist - ständig das Gefühl, mein Gleis und meine
Lok würden Schaden nehmen.
Wäre es denn denkbar, die Schienenstöße zu verlöten und glatt zu polieren ?
Bzw. in die Spalten 2-Komp oder Acryl zu füllen und überzuschleifen ?
VG
Steve
-


Ich baue, also bin ich.


 
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RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#7 von Schwanck , 26.01.2017 12:24

Moin zusammen,

eine Zusammenstellung der Materialpaarungen wird verdammt schwierig, weil jeder mit Spur 1 befasste Herrsteller, egal ob Bereich Gleise oder Fahrzeuge, da sein eigenes Süppchen kocht.


Tschüss

K.F.


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RE: Materialkunde zu Rad-Schiene-System

#8 von Christian_Ndb , 26.01.2017 16:29

So in etwa habe ich das schon befürchtet, dass da jeder seine eigene Rezeptur mischt und da keine genaueren Einblicke zulässt. Dachte lediglich, dass es vielleicht praxisbewährte Grundlegierungen gibt, die alle nehmen, die Details aber natürlich geheim bleiben. Das Neusilber z.B. scheint ja für Schienen allgemein erste Wahl zu sein.

Was mich am meisten interessieren würde, wäre die Aussage eines echten Spur-1-Bahners, der das auch schon länger mit gleichen Fahrzeugen betreibt, mit den Teilen schon einiges gefahren ist (z.B. längerstreckige Gleisanlage) und über Abnützungen eine real und selbst beobachtete Aussage treffen kann wie z.B. "...habe ich schon 15 Jahre, bin viel damit gefahren, keine Verschleißschäden an Rädern sichtbar..." oder "...nach 20 Jahren schauen die Spurkränze meiner Rangierlok aus wie abgekaut...".

Das wäre echt interessant, weil die Räder der Stehzeuge haben auch meist im Alter keine Probleme

Grüße,

Christian


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