RE: Merkmale (nicht nur) preußischer Ringlokschuppen

#1 von DB-IV-Proto87 ( gelöscht ) , 04.01.2017 18:00

Hallo zusammen,

Die zahlreichen gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Ringlokschuppen preußischer Bauart weisen einige typische Merkmale auf, von denen die Modelle „von der Stange“ leider deutlich abweichen. Eine hervorragende Quelle für Vorbildinformation ist natürlich hier zu finden: http://www.modellbundesbahn.de/die-buecher/das-buch

Wichtigster Aspekt ist sicherlich der Winkel zwischen den Ständen, dieser liegt typisch im Bereich von 11° bis 12°, mit Abweichungen einzelner (!) Stränge nach unten (ca. 9° bei Platzmangel) und oben (etwa 14° bei späterer Erweiterung unter – teilweisem – Erhalt der ehem. Außenwand) – jedenfalls keine „schönen“ Werte als ganzzahlige Teiler von 180° bzw. 90°, wie sie uns die meisten Hersteller von Modelldrehscheiben aufzwingen wollen. Während man Loks heute gerne mit jeder Menge Digitalfunktionen vollstopft, ist eine frei programmierbare Schrittmotoransteuerung für die Bühne immer noch die große Ausnahme.

Die Giebelwände verlaufen parallel zu den zwei äußersten Ständen (nicht unbedingt mit gleichem Abstand auf beiden Seiten!) und keineswegs ebenfalls radial; eine solche Vorgehensweise hat man erst bei jenen größeren Anlagen im 20. Jahrhundert gewählt, bei denen eine später mögliche Erweiterung der Standzahl von Anfang an mit eingeplant gewesen ist. Die Torpfeiler haben eine plane Vorderseite, d. h. sie sind nicht aus zwei „Hälften“ in Verlängerung des oben liegenden Bogenmauerwerks zusammengesetzt.

Die später mit den immer größeren Loks erforderlichen Standverlängerungen sind auf die vorhandene Dachstützkonstruktion abgestimmt worden. Ein bloßes „Anstückeln“ an die Rückwände hätte wegen deren geringer Traufhöhe nicht ausgereicht, um im Schuppen dann noch insgesamt akzeptable Verhältnisse bei Lichteinfall und Rauchabzug zu erzielen. Letzterer erfolgt in der Mehrzahl der Anlagen (einzeln oder später auch mit Sammelsystemen) hinten, also bei Standverlängerungen dort, denn die Loks fahren vorwärts ein! Das ist auch logisch, wenn man an die erforderlichen Arbeiten denkt, die meistens im Bereich der Rauchkammer erfolgen (also auch Ausblasen und –waschen). Dabei möchte man natürlich möglichst viel Platz und Licht haben, was beim viel engeren Gleisabstand auf der Torseite nicht gegeben ist.

Die Umsetzung im Modell ist hier beschrieben:
viewtopic.php?f=15&t=144815

Grüße aus Nürnberg,

Alexander


DB-IV-Proto87

RE: Merkmale (nicht nur) preußischer Ringlokschuppen

#2 von Bendan , 05.01.2017 12:47

Hallo Alexander,

ich finde es interessant, dass anscheinend die preußische Bahnverwaltung solche Maße benutzt hat. Weißt du was die Gründe dafür sind, solch "krumme" Werte zu nutzen?

Zitat
ca. 9° bei Platzmangel



Der Platzbedarf bei einem kleineren Winkel zwischen den Gleisen sollte größer sein als bei einem großen Winkel, weil man mehr Wegstrecke braucht um die Lichtraumprofile zu trennen, man kann aber natürlich mehr Loks pro Drehscheibe abstellen.

Zitat
Die Giebelwände verlaufen parallel zu den zwei äußersten Ständen (nicht unbedingt mit gleichem Abstand auf beiden Seiten!) und keineswegs ebenfalls radial



ja hätte ich das mal vorher gewusst... Wobei das in Bayern ja vllt. anders war, die haben ja schon immer ihr eigenes Süppchen gekocht

Zitat
jedenfalls keine „schönen“ Werte als ganzzahlige Teiler von 180° bzw. 90°, wie sie uns die meisten Hersteller von Modelldrehscheiben aufzwingen wollen. Während man Loks heute gerne mit jeder Menge Digitalfunktionen vollstopft, ist eine frei programmierbare Schrittmotoransteuerung für die Bühne immer noch die große Ausnahme.



Die Kritik kann ich leider nicht nachvollziehen, wenn man was individuelles haben will, muss man das halt selbst machen. Ich denke das 90% der Leute die ne Drehscheibe haben wollen nicht erst Stunden mit Einstellen und ausrichten von Gleisen verbringen wollen, abgesehen davon kann man bei der Roco Drehscheibe glaube ich sogar individuelle Winkel einbauen. Zwar hatte ich selber schon das Problem, aber das trifft eher die nicht Großserienhersteller wie Hapo, die wie ich finde keine schöne Lösung zum ansteuern haben. (Wink mit dem Zaunpfahl ) Ich werde jetzt eine analog-mechanische Ansteuerung per Handkurbel umsetzten, hat auch was

lg
Felix


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