Hallo! Im Folgenden möchte ich die Realisierung einiger Straßenbahnmodelle nach österreichischem Vorbild mitels 3D-Druck präsentieren. Der Linzer Cityrunner der 1. Generation soll den Reigen eröffnen: Das Vorbild wurde von Bombardier Wien in den Jahren 2002-2005 sowie 2008 in 33 Stück gefertig und verkehrt dort auf den Linien 1 bis 3. Zunächst ein Screenshot noch Fertigstellung der Konstruktion:
Gestern kam der Probedruck aus Hennigsdorf von MeltWerk bei mir an. Schnell zusammengebaut präsentiert sich der Wagen nun folgendermaßen:
Wir wagen einen kurzen Blick ins Innere des 7teilers:
Besondere Aufmerksamkeit sei der Konstruktion der Bodenplatte geschenkt, die die Fußbodenhöhe auch in den Drehgestellwagen nahezu (+3/10mm) korrekt wiedergibt.
Angetrieben wird der CR später mit den Komponenten des Halling'schen E-Antriebes, wobei das Gelenk zwischen Motor und Drehgestell nur um die z-Achse drehbar ist, um das einknicken des Zuges durch die Last des Motors und das daraus resultierende Aushebeln des Drehgestells zu verhindern. Die Verbindung zwischen Motor und Getrieb erfolgt allerdigs nicht mittels einer Kardanstange, sondern wird durch einen Silikonschlauch realisiert werden, da sonst die Beweglichkeit des Drehgestells stark eingeschränkt werden müsste.
Die Drehgestelle sind im gesamten Zug beweglich gelagert, um Steigungsfahrten und das passieren von Gleisunebenheiten zu ermöglichen. Die gezeigte Leiterplatte unter den Rädern hat übrigens eine stärke von 1,5mm.
Ich hoffe der Wagen gefällt euch bisher. Updates folgen, sobald es berichtenswertes gibt. :-)
Sieh echt gut aus, nur die Oberfläche ist vielleicht etwas rauh. wirst du die noch verschleifen oder bleibt das so?
Eine Frage zur Konstruktion hätt ich noch: Wie dick sind denn die Griffstangen an den Sitzen? Meltwerk gibt ja 1mm mindestdicke an, das sieht mir bei der aber viel feiner aus.
Da ich Meltwerk noch nicht kannte, habe ich mal einen Preisvergleich mit shapeways gemacht. Festgestellt habe ich, das Meltwerk etwa 20% günstiger ist, wie shapeways. Schade das sie nur eine Qualität anbieten. Für Spur Z leider das falsche Material. Da brauchen wir schon eine bessere Auflösung, wie es dort möglich ist.
Detlev Spur Z - kleiner ist feiner - meine Modelle bei shapeways
Zitat von motteWie geht das da? Muss ich die Konstruktionspläne besorgen und denen denn zukommen lassen? Bin da nicht schlau draus geworden.
Nein das genügt nicht. Das Teil muss vollständig vorher in 3D konstruiert werden. Dafür gibt es Software, mit der solche Konstruktionen gemacht werden können. Die Teile werden dann in einem Format (STL), welches die Maschinen verstehen, abgespeichert. Diese Datei wird dem Hersteller geschickt. Meltwerk ist zwar billiger, macht aber auch keine Prüfung der Daten auf druckbarkeit. Wenn man also einen Fehler bei der minimalen Wandstärke hat, muss man auch den Schrott bezahlen. Bei shapeways wird das Teil dann abgelehnt und man bezahlt nichts.
Fazit: Prototyp bei shapeways > Serie bei Meltwerk
Detlev Spur Z - kleiner ist feiner - meine Modelle bei shapeways
Bekommt man bei Meltwerk dann kein Geld zurück, wenn man eine krumme Banane geliefert bekommt? Bei shapeways habe ich dann auch schon mal Geld zurück bekommen oder einen Nachlass, weil nur Teile unschön waren.
Das Ablehnen der Prototypen umgehe ich mittlerweile mit der "Print it anyway" Option meistens. Mit der neuen Ansicht zeigt shapeways ja schon Online die Schwachstellen, danach entscheide ich, ob ich das Risiko eingehen möchte. Dieses Tool finde ich ganz praktisch, mitunter kommen die Daten von Tinkercad nämlich nicht so gut bei shapeways an. Gestern erst fehlte ein Fenster im Gehäuse
Bekommt man bei Meltwerk dann kein Geld zurück, wenn man eine krumme Banane geliefert bekommt? Bei shapeways habe ich dann auch schon mal Geld zurück bekommen oder einen Nachlass, weil nur Teile unschön waren.
Das Ablehnen der Prototypen umgehe ich mittlerweile mit der "Print it anyway" Option meistens. Mit der neuen Ansicht zeigt shapeways ja schon Online die Schwachstellen, danach entscheide ich, ob ich das Risiko eingehen möchte. Dieses Tool finde ich ganz praktisch, mitunter kommen die Daten von Tinkercad nämlich nicht so gut bei shapeways an. Gestern erst fehlte ein Fenster im Gehäuse
Grüße, Torsten
Hallo Torsten, ich habe Meltwerk noch nicht getestet. Ich vermute mal, das man bei Reklamationen nicht so großzügig wie Shapeways ist. Für mich ist das zur Zeit nur bedingt eine Option.
Detlev Spur Z - kleiner ist feiner - meine Modelle bei shapeways
Hallo! Vielen Dank für eure Kommentare! @Torsten: die Fenster werden aus Folie von außen bündig mit der Außenhaut eingeklebt. Die Front- und HEckscheiben sowie die angrenzenen gewölbten Seitenscheiben möchte ich drucken lassen. Hier stehen ein paar Varianten im Raum, die ich in nächster Zeit erörtern werde. Einige Kollegen haben bereits annehmbare Ergebnisse mit "transparent detail" von Shapeways gemacht, was mir selbst jedoch noch nicht so recht gelingen wollte.
@Motte: wie Detlev schon geschrieben hat, lädt man bei den Druckanbietern eine fertige 3D-Datei hoch, die dann entsprechend physisch in Form gebracht wird. In meinem Fall konstrueire ich die Modelle mit der Freeware "SketchUp" die zwar ihr schwächen im Umgang mit Kurven etc. hat, jedoch ansonsten wirklich "watscheneinfach" zu bedienen ist. Mit AutoCAD und ähnlichen konnte ich mich im BEzug auf Modellkonstruktionen einfach noch nicht anfreunden...
@Georg: die Oberfläche ist in der Tat sehr rau, lässt sich aber mit mehr oder weniger moderatem Aufwand glätten. Dennoch habe ich bei bisherigen Modellen oft 3-4mal gespachtelt/lackiert und geschliffen, bis das Resultat in meinen Augen ennehmbar war. Nachdem ich aber üblicherweise mehr zeitliche denn pekuniäre Ressourcen besitze, entscheide ich mich gerade bei größeren Modellen gern für WSF und Konsorten. Die Griffstangen sind in der Tat etwas schlanker: ich habe sie mit 0,75x1mm dimensioniert. Nachdem sie aber nicht wirklich freistehend oder anderwertig belastet sind, ist das ohne probleme machbar.
@Detlev: ja, die Auflösung ist schon in H0 grenzwertig - siehe oben - und erfordert einiges an nacharbeiten. Zusammensetzung der Preise ist bei Meltwerk generell anders aufgebaut als bei Shapeways. Für den CR waren es jetzt bei Meltwerk knapp 61€, wohingegen es bei Shapeways 208€ gewesen wären. Das liegt aber vor allem auch an der hohen Anzahl an Einzelteilen. Die Prüfung sollte man vor dem Erteilen des Druckauftrages selber sowieso sehr akrabisch durchführen. Ich sehe es nicht als Nachteil, dass Modelle mit geringeren Wandstärken nicht sofort abgelehnt werden. So hat der Kunde doch bedeutend mehr Freiheit im Design. Knowhow vorausgesetzt.
Meine bisherigen Reklamationen bei Shapeways betrafen nie WSF-Bestellungen sondern ausschließlich Modelle aus F(U)D. Bei WSF und änlichen Sintermaterialen kann es mMn technisch nicht zu den "krummern Bananen" also komplett verzogegen Modellen kommen, wie auch ich sie schon öfter bei Shapeways beanstandet habe. Oft sind allerdings fehlende Streben zB zwischen den Innenseiten eines Wagenkastens oä Grund des Übels.
Sonst war dieser Druck auch mein erster Kontakt mit MeltWerk und ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden! Die Stufen, die an den Wänden der kurzen Fahrwerksmodule sichtbar sind, haben ihren Ursprung in der ungünstigen Positionierung dieser Teile in meiner Datei. Darauf werde ich in Zukunft besser achten.
LG aus Wien Benedikt
PS: ich habe von MeltWerk einige 20€ Gutscheine erhalten. Bei Interesse daran -> PN an mich... PPS: wie glatt ein WSF-Modell nach entsprechender Nachbearbeitung ausschauen kann, zeigt dieses Modell des Wiener E2:
Aber auch zum E2 wird es einmal einen ausführlichen Beitrag geben.
Schoenen guten Morgen Benedikt, welche "Tröpfchengrösse" hat dieses 3d-Verfahren? Ich habe vor kurzem mit der Firma Alpha-cam in 1200 Wien Telefoniert, die machen 15 my. Das muesst selbst bei den grossen senkrechten Flächen eine tolle Oberflächenqualität ergeben. Von Shapeways habe ich mir 2 Kastl gekauft - E2 und Draisine - aber ist nicht zu verwenden. Und ein Mann aus Deutschland hat seine Zillertaler C19 etc wieder komplett gestoppt.
Muss mal mit meinem Kollegen sehen was der FDM printer & Polyjet so wirklich kann. mfg Josef, Wien14
Hallo Joseph! Der Sinterdruck bei Shapeways hat durchschnittliche Partikelgrößen von 56μm. Wenn man Willens ist, sind auch solche Oberflächen glatt zu bekommen (siehe Haube des CR im letzten Bild dieses Beitrags).
Nun sind seit dem letzten Beitrag wieder ein paar Tage ins Land gezogen. Mittlerweile ist ein Ausdruck des Gehäuses des kleinen Bruders des Cityrunners in FUD bei mir angekommen und wurde bereits ein erstes Mal grundiert. Doch zunächst zwei Screenchots der Plandatei:
Und einmal von oben. Gut zu sehen der detaillierte Dachaufbau:
Und zuletzt noch ein Materialvergleich. MR in FUD vs. CR aus dem Sintermaterial von Meltwerk, verspachtelt, verschliffen, grundiert.
LG aus Wien Benedikt
PS: demnächst gibt es auch etwas passenderen Oberbau für das Fahrzeug... Aber noch fehlen ein paar Gleisprofile.
Danke @Motte! Für die Verglasung hat mir ein Bekannter einen Stereolythographen empfohlen, der angeblich glasklare Objekte erstellen kann. Sollte das nichts werden, werden die Scheiben aus Kunstharz gegossen.
also die Tram in FUD Materialqualität sieht richtig gut aus, gefällt mir deutlich besser als die andere. Die reine Konstruktion der beiden ist außer Frage ohnehin top!
Der TWON wirkt auf mich recht plump und die kleinen Räderchen auf schlechter werdenden Gleisanlagen?
Guten Abend! @Motte: das TWON-Fahrzeug sieht sehr interessant aus! Zumindest in puncto Design! jedenfalls eine eindrückliche Studie. Was ich als mit dem ULF-gequälter Wiener mit großer Skepsis betrachte, ist die Ausführung der Fahrgestelle als Portalfahrwerk. Dieses System hat sich in Wien in den letzten 20 Jahren nicht bewährt, ja sogar als grob ungeeignet erwiesen. Näheres dazu findet man in einschlägigen Foren, etwa hier: http://www.tramwayforum.at Das Fahrzeug ist leider ein unglaubliches Politikum geworden, im Moment werden die letzten 20 Fahrzeuge geliefert. Danach folgt Gott sei Dank ein vernünftiges Fahrzeug: eine Weiterentwicklung des Flexity 2 von Bombardier. Ein Fahrzeug mit herkömmlichen Drehgestellen.
@Torsten: Danke! Ja, da stimme ich Dir zu. Die schärferen Konturen machen richtig Spaß trotzdem kommt man am Gruff zum (wenn auch sehr feinen) Schleifpapier nicht vorbei. Ich warte jetzt nur noch auf ein Lackdoserl Elfenbein und dann kann die finale Lackierei starten!
was du da baust ist ja unglaublich, was es nicht alles für den Modellbau gibt . Ich merke es schon, langsam werde ich alt und bin weiterhin froh, dass es mir im Idealfall gelingt, ein spaltenfreies Häuschen zusammen zu bauen.
Bin beim Stöbern auf deinen Thread gestoßen. Die Modelle sehen auch schon vor dem ersten Farbauftrag sehr stimmig aus. Vorallem die im Gegensatz zu den üblichen 3D-Modellen anscheinend sehr glatte Oberfläche wirkt wunderbar. WIe hast du das hinbekommen? Wurden die Wagenkästen hierfür bereits bearbeitet oder liefert dein Drucker so glatte Oberflächen?
Du hast in deinem "Vorstellungsposting" einen B gezeigt. GIbts da vielleicht mehr Bilder?
Zitat von 1zu87Hallo Benedikt, was du da baust ist ja unglaublich, was es nicht alles für den Modellbau gibt . Ich merke es schon, langsam werde ich alt und bin weiterhin froh, dass es mir im Idealfall gelingt, ein spaltenfreies Häuschen zusammen zu bauen.
Hallo Karl-Heinz! Danke für die Blumen! Ich bewundere und verfolge deinen Thread schon seit langem - vor allem auch, weil ich als Architekturstudent großes Interesse an wirklich gelungenem Architekturmodellbau habe! Der 3D-Druck ist zwar ein sehr nützliches Medium, aber im Moment noch nicht im Ansatz dazu geeignet, bei Modellen wie den deinigen Polysterol, Cutter und co. zu ersetzen.
Zitat von 2043erHallo Benedikt! Bin beim Stöbern auf deinen Thread gestoßen. Die Modelle sehen auch schon vor dem ersten Farbauftrag sehr stimmig aus. Vorallem die im Gegensatz zu den üblichen 3D-Modellen anscheinend sehr glatte Oberfläche wirkt wunderbar. WIe hast du das hinbekommen? Wurden die Wagenkästen hierfür bereits bearbeitet oder liefert dein Drucker so glatte Oberflächen?
Du hast in deinem "Vorstellungsposting" einen B gezeigt. GIbts da vielleicht mehr Bilder?
Hallo Markus! Freut mich sehr, dass Dir meine Modelle gefallen! Beim Pöstlingberger war der Wagenkasten schon sehr glatt, wurde aber vor dem Grundieren mit 1200er Schleifpapier etwas bearbeitet. Das war aber kaum der Rede wert. Shapeways frosted Materialien sind diesbezüglich wirklich schon sehr zufriedenstellend, was sie sich aber auch teuer bezahlen lassen. Zum B: Mein Wagen steht halbfertig im Regal. Aber ein Kollege hat seine Garnitur bereits vollendet:
Servus! In den Jahren 1985 und 1986 beschafften die Linz Linien – damals noch ESG Linz – bei Bombardier-Rotax und Siemens 16 Straßenbahnfahrzeuge, die an den DÜWAG-Typ M/N angeleht wurden. Die, als GTW 10 der 3. Serie bezeichneten Fahrzeuge, sollten die letzten Hochflurgarnituren der Linzer Straßenbahngeschichte sein und waren bis zuletzt vor allem auch auf der Linie 3 unterwegs. Im Jahr 2012 verschwanden die Letzten der 10-Achser von den Linzer Straßen und wurden ohne Ausnahme verschrottet.
Durch die Verwandschaft mit dem Typ Mannheim war es nicht schwer, dem Konstruktionswunsch von User Maxmobil nachzukommen und die „3.Serie“ als 3D-Modell umzusetzen.
Vor kurzem ist der erste Wagenkasten des GTW 10 von iMaterialize in PrimeGrey geliefert worden; das Fahrwerk folgt Anfang dieser Woche von MeltWerk. Hier ein erster Eindruck: