"Ende der 50er Jahre tauchte im Bw München-Ost eine der letzten preußischen G4.3 auf. Die BR 53 7752 (ehem. Danzig 3915) der Deutschen Reichsbahn hätte in Süddeutschland zerlegt werden sollen. Auf verschlungenen Wegen entkam Sie dem Schneidbrenner und blieb weiter im Betrieb bei einer bayrischen Lokalbahn im Vorortverkehr zwischen Großstadt und Umland. Nach der Übernahme der Strecke durch die Deutsche Bundesbahn galt es zu entscheiden, wie es mit dem Erbstück weitergehen sollte. Da das Personal ihre Maschine ins Herz geschlossen hatte und auf absehbare Zeit keine Ersatzmaschine zur Übernahme des Dienstes im Vorortverkehr bereitstand, entschied sich die BD München dazu BR 53 7752 einer Revision zu unterziehen und sie mit dem neuen optischen Erscheinungsbild der DB zu versehen..." So, oder so ähnlich könnte die Geschichte dieser Lok beginnen.
Tatsächlich ist die BR 53 von Fleischmann mit der Artikelnr. 4124 ein Erinnerungsstück aus der Frühzeit meiner Modellbahnkarriere. Ende der 80er hatte ich diese Lok bekommen und lieb gewonnen. Nach ungefähr 20 Jahren Modellbahnpause ist sie mir im Zuge der Reaktivierung des Modellbahnhobbys wieder in die Hände gefallen. Tja, da lag sie dann vor mir: in OVP, top erhalten, analog, mit der Originalbeschriftung (DRG). Da ich mich mittlerweile für den Digitalbetrieb entschieden habe und die aktuelle Anlagenplanung - wie auch die Erweiterung des Fahrzeugbestandes - in der Epoche III angesiedelt ist war es Zeit für eine Modernisierung, technisch und optisch.
An dieser Stelle möchte ich noch die Traditionalisten beruhigen: Mir ist klar, dass es sich bei der Lok um eine "Fantasielok" handelt. Mir ist nicht bekannt, dass eine G4.3 nach dem Krieg noch allzu lang im Betrieb war. Auch die Detailmängel des Modells sollen hier nicht tiefer behandelt werde.
Ziel war es: 1. Ein Stück persönlicher Modellbahngeschichte aufzuarbeiten 2. Die Lok fit zu machen für den Digitalbetrieb 3. Das optische Erscheinungsbild der DB auf diese Lok zu übertragen, um sie in die übrigen Loks (BR 80, 64, 94) der Anlage einzureihen 4. Die eigenen Modellbaufähigkeiten zu erproben und zu verbessern 5. Spaß am Tüfteln und Basteln
Da ich die Lok im Ursprungszustand leider nicht fotografiert habe, hier nochmal das (Original-)Bild der Fa. Fleischmann:
EDIT: Bild entfernt. - Moderation -
Es würde mich freuen, wenn dieser Beitrag den ein oder andern dazu motiviert, auch eine ähnliche Modernisierung in Angriff zu nehmen. So, dann ging es los...
Zunächst wurde die Lok zerlegt, um einen Einblick in die technischen Komponenten zu erhalten. Am interessantesten war natürlich der verbaute Motorschild, da dieser zu Digitalisierung überarbeitet werden musste.
Hier der vorgefundene Originalzustand
Als nächstes wurde der Motor gereinigt und das Gestänge entfernt, bis die Lok bis auf den Basisantrieb abgerüstet war.
Der Motorschild war natürlich ein "Problemmotorschild", d.h. der im Bild rechte Motorpol ist nicht vom Fahrgestell isoliert. Auf dem Bild der Zustand nach der Bereinigung von nicht mehr benötigten Teilen.
Nachdem es kein Ersatzmotorschild in der isolierten Version gab musste der bestehende modifiziert werden, d.h. Leiterverbindungen getrennt werden um saubere "+", "-", "Motor links/rechts"- Anschlüsse zu haben. Erste Versuche habe ich mit der Feile unternommen, dann aber das ganze doch nochmal mit der Fräse überarbeitet (Anm.: hierzu gehe ich immer gerne in eine "Offene Werkstatt" bei uns im Viertel http://www.hei-muenchen.de/)
Nach dem Anlöten der Anschlüsse des Decoders präsentierte sich der Umbau so:
Mittlerweile war die Lok koplett zerlegt und gereinigt. Die rote Anschlusslitze zur Stromabnahme am Unterboden wurde neu angelötet. Das Gestänge wurde gereinigt und die Gehäuseteile zum späteren lackieren zerlegt.
Das Gestänge sollte dann der nächste Arbeitsschritt werden
Bei meiner 53 werkelt ein Kühn N25 hinter dem Vorhang. Der passt ganz knapp dort hinein. Die Fahreigenschaften sind unerwartet gut und sie ist relativ leise. Das hätte ich vorher nicht von dem Rundmotor erwartet. Es lohnt sich die Lok zu digitalisieren.
Ich habe den ESU LokPilot verbaut, wegen der zu erwartenden Leistungsaufnahme. Leider ist der doch recht groß. Mein Plan ist momentan den Decoder im Tender zu verstecken, den Vorhang weg zu lassen und den Motor mit einer schwarzen Blende und Lokpersonal zu kaschieren. Mal sehen
Aber die ersten Fahrversuche auf dem Testgleis stimmen wirklich positiv.
Das Gestänge wurde im nächsten Schritt farblich nachbehandelt. Die bewegten Teile des Gestänges wurden mit Klever Schnellbrünierung behandelt. Teile, welche konstruktiv eher zum Rahmen (Fangbügel etc.) gehören, wurden rot lackiert. Das Ergebnis sieht dann so aus:
Die Brünierung wird vor der Endmontage nochmal überarbeitet und frisch mit Balistol behandelt
Nach dem Gestänge wurde mit der Überarbeitung des Gehäuses begonnen.
Nachdem aus der DR- eine DB-Lok werden sollte mussten die vorhandenen Anschriften weichen. Diese wurden mit Nagellackentferner (acetonfrei!) entfernt. Das Gehäuse war an diesen Stellen etwas matt geworden und so war die geplante Neulackierung zwingend notwendig. Parallel wurde der neue Beschriftungssatz nach den Normen der DB am PC erstellt.
Ein Probeausdruck wurde bereits testweise auf dem Lokgehäuse plaziert.
Nachdem die Kunststoffoberfläche stellenweise matt geworden war und um keinen Farbunterschied im Fahrwerksbereich mit den neu lackierten Gestängeteilen zu haben wurde die Komplettlackierung vorbereitet. Dazu wurde abgeklebt und mit Weinert-Farben per Airbrush lackiert - das ganze zweimal. Im ersten Schritt der Fahrwerksbereich von Lok und Tender in Rot RAL 3002
Im zweiten Schritt das Lokgehäuse und der Tender in Schwarz RAL 9005
Nach der Lackierung präsentiert sich die Lok in edlem seidenmatten Look. Die Oberflächenschäden durch die Schriftentfernung sind nicht mehr zu sehen.
Als nächstes wird die bei Andreas Nothaft in Auftrag gegebene Beschriftung aufgebracht und die Lok einer dezenten Alterung unterzogen. Aber davon mehr, sobald der Beschriftungssatz eingetroffen ist...
Wie heißt es immer: Bei der Modellbahn geht alles, man braucht nur die richtige Ausrede eine pr. G4 in München ist in der Hinsicht schon eine Herausforderung
der Lack sieht jedenfalls toll aus, ich glaube den versuche ich auch mal habe noch eine Handvoll Model Loco Bausätze zu liegen ...
Zitat von Ulf325Wie heißt es immer: Bei der Modellbahn geht alles, man braucht nur die richtige Ausrede eine pr. G4 in München ist in der Hinsicht schon eine Herausforderung ...
Ich habe mir doch extra Mühe gegeben mit der Vorgeschichte Also ich fand meine Ausrede durchaus annehmbar. Die Wege des Schrotts sind manchmal unergründlich. Ich bin beruflich ja auch Teil einer Behörde und weiß daher, dass abgeschrieben und ausgemustert nicht gleich bedeutet, dass das Gerät nicht mehr im Einsatz ist...
Den Weinert Lack kann ich auch als "Schmalspurlackierer" nur empfehlen. Mit der entsprechenden Verdünnung lässt er sich hervorragend per Airbrush verarbeiten. Nach dem Versuch an dieser Lok bin ich sogar motiviert meine Fleischmann V60 von ozeanblau in purpurrot (RAL 3004) umzuspritzen. Wieder eine Epoche III-Anpassung, aber die gab's dann auch wirklich in München
Sehr schöner Umbau. Noch ein Tipp von mir, die Firma Reitz hat ein kleines Ätzblech im Angebot, daß das hässliche Zahnrad kaschiert. Art. Nr.: 1503 Abdeckblech BR 53.
Edit sagt ich habe nun doch ein Bild:
Zwischen B und C Achse ist das kleine Blech an den Rahmen geklebt. Die Pfeife auf dem Dach ist auch von Reitz.
#14 von
UlrichRöcher
(
gelöscht
)
, 04.02.2015 22:52
Hallo,
hübscher Umbau, sieht gut aus.
Diese Lok liegt als Länderbahnvariante bei mir auch noch herum und wartet auf einen Totalumbau. Allerdings werde ich das weniger behutsam machen als Du. Bei mir wird der komplette Motor samt Getriebe vollständig entfernt werden. Einen neuen Motor gibt es als gut laufenden Tenderantrieb einer Piko G7.1, der unten 'rum farblich angepasst werden muss. Oben setze ich das GFN-Tenderoberteil wieder drauf. Bei der Gelegenheit kann ich dann auch ein freies Führerhaus komplett ausbauen.
Aber, wie gesagt: Zukunftsmusik. Ich habe zwar schon die Teile (Lok und Antriebstender), aber andere Dinge sind derzeit prioritär.
Zitat von münchenostSchritt 2: Motorschild modfizieren/Decoderanschlüsse
Nachdem es kein Ersatzmotorschild in der isolierten Version gab
Man sollte mal in die Ersatzteillisten schauen ->50 4731 Lagerschild m. Schnittstelle ->00504731 LAGERSCHILD ISOL.M.SCHNITTST. 13,30 € [Verfügbar]
Sehr richtig - eigentlich. Als ich angefangen habe war der isolierte Motorschild nicht lieferbar. Welche Ausführung mit Schnittstelle eine passende Alternative darstellt habe ich übersehen ops: Aber vielleicht steig ich noch um. Der Umbau des Motorschilds hat mich bisher ja nichts gekostet... Danke für den Tip!
Nachdem mittlerweile die Beschriftung von Andreas Nothaft eingetroffen ist war heute mal wieder Zeit für Modellbau. Hier die Decalbögen in ansehnlicher Qualität:
Nachdem zwei DB-Logos mit ruhiger Hand ausgeschnitten waren wurde eine Probepositionierung vorgenommen:
Vorbild war diese BR 55 ( aus Udo Paulitz: "Dampfloks in Deutschland")
Und so sieht der erste Schritt in die DB-Zeit aus:
So, das wars für heute. Als nächstes kommt der Rest der Beschriftung für den es nur einen Versuch gibt... Einen schönen Abend, liebe Stummis!
Zitat von münchenostSchritt 2: Motorschild modfizieren/Decoderanschlüsse
Nachdem es kein Ersatzmotorschild in der isolierten Version gab
Man sollte mal in die Ersatzteillisten schauen ->50 4731 Lagerschild m. Schnittstelle ->00504731 LAGERSCHILD ISOL.M.SCHNITTST. 13,30 € [Verfügbar]
Sehr richtig - eigentlich. Als ich angefangen habe war der isolierte Motorschild nicht lieferbar. Welche Ausführung mit Schnittstelle eine passende Alternative darstellt habe ich übersehen ops: Aber vielleicht steig ich noch um. Der Umbau des Motorschilds hat mich bisher ja nichts gekostet... Danke für den Tip!
Gerne ich bau zzt alle Fleischmänner so um kosten 13-20€ für das Motorschild spart Ärger und Arbeit.
ich möchte dieses alte Thema nochmal ausgraben, um nicht extra ein neues zu eröffnen. Da ich gerade eine neue Anlage aufbaue, sind im Zuge dessen noch ein paar alte analog Loks zu digitalisieren.
Unter anderem eine Fleischmann BR 53 320, voll funktionsfähig. Der einfachheit halber habe ich mir das hier empfohlene "00504731 LAGERSCHILD ISOL.M.SCHNITTST" besorgt und heute eingebaut.
Zitat
Zitat von münchenostSchritt 2: Motorschild modfizieren/Decoderanschlüsse
Nachdem es kein Ersatzmotorschild in der isolierten Version gab
Man sollte mal in die Ersatzteillisten schauen ->50 4731 Lagerschild m. Schnittstelle ->00504731 LAGERSCHILD ISOL.M.SCHNITTST. 13,30 € [Verfügbar]
Nun habe ich zwei Probleme:
1. Ich weiß nicht, wo ich das freistehende Kabel anschließen muss. Ohne das kabel leuchtet das Licht bei analog und digital.
2. Die Lok fährt aber nicht, weder analog, noch mit einem DCC Decoder
Pin 1 des Steckers ist bei dem Schild nahe der Schildmitte. Wenn man nun die Leiterbahn von Pin 4 (schwarz) verfolgt, kommt man auf das runde Lötpad unterhalb der rechten Schraube. Dort würde ich es versuchen - allerdings ohne Gewähr Fehlt noch der Anschluss von "rot".
Gilt nur für Analog: ich bin der Meinung, dass der Draht an die linke Motorkohle (gemäß deinen Fotos) muss. Eigentlich an die rechte Motorkohle, aber dein Schild steht ja auf Kopf ; von daher also die linke Motorkohle. Wenn du das Schild ausbaust und gegen ein Licht hälst, erkennt man die Leiterbahnen besser. Geeigneten Kontakt zur linken Kohle suchen, den Draht dort anlöten, probeweise an der Kohlenrohrkappe einklemmen. Der rechte Gleiskontakt ("Masse") ist über die Motorschildschrauben bereits vorhanden.
Digital: obiges darf für Digital nicht so angewendet werden, Zerstörungsgefahr für den Decoder! Für Digital musst du entsprechend der Pinbelegung den richtigen Gleiskontakt suchen. Ist für deinen Draht PIN3. Der Kontakt für PIN3 müsste der blanke Kontakt zwischen der linken Schraube und der linken Motorkohle sein, gemäß deinem Foto. PIN4 ist bereits die Masse vom Fahrwerk über die Befestigungsschrauben ans Schild, da musst du nichts mehr machen.
Mein Vorschlag: auch für Analog die Methode für Digital anwenden. Analog testen mit Brückenstecker, wenn ok, dann Decoder rein.
Edit: alle Angaben fürs Motorschild wie "links" und "rechts" beziehen sich auf das eingebaute Motorschild, wie in Joggl125s Beiträgen. Bitte beachten. Das Bild aus Google ist entsprechend um 180° gedreht.
Hallo ihr zwei, dank eurer Hilfe läuft meine kleine BR53 nun auf DCC Allerdings funktioniert die Lok nur mit der Drossel vom alten Motorschild. Also hab ich die mit angelötet.
Und umso mehr ich mich mit der Materie beschäftige, desto größer wird mein Verständnis dafür. Jetzt nur noch den Decoder verstauen...
Habe hier noch etwas gefunden, ist die BA von Fleischmann für die überarbeitete Version mit DSS. Und ganz nebenbei auch eine Drossel (obwohl es ohne Drossel auch klappen müsste?!?) http://www.fleischmann.de/doc/AN/2/DE/BA_4124_200791.pdf
Servus zusammen! Angeregt durch diesen schönen Umbaubericht habe ich mich über meine GFN 53er hergemacht. Zuerst wurde ihr hinten links ein Haftreifen (4006 GFN) verpasst. Methode: Bohrmaschine & Säge/Schlüsselfeile. Die erste und letzte Tenderachse werden schon lange beidseitig zur Stromabnahme herangezogen. Noch ein paar Farbausbesserungen und einen Lenz 1024 (uralt aber gut) Decoder eingebaut - und siehe da; das Stück von Weihnachten 1982 läuft und zieht tadellos! Vielleicht noch einen SB Flachläufer............? Und das weiter oben genannte Blech von Reitz? Gruß aus Franken; Barney