[sebastians]

Hallo zusammen,

ich bin auf unten abgebildeten Bahnhofsgleisplan gestoßen (u.a. im Märklin Magazin 5/95 und 6/95). Er wurde als typisch württembergischer Bahnhof bezeichnet. Ich finde die Rangiermöglichkeiten recht charmant und könnte mir vorstellen, ihn zu bauen. Wie findet ihr den Gleisplan? Ist er vom Prinzip her realistisch? Gibt es reale Vorbilder (die Bezeichnung Dettingen/Teck ist meines Wissens nur auf das Bahnhofsgebäude bezogen)? Was ist aus Eurer Sicht zu beachten oder zu korrigieren/verbessern?



Bon Voyage, Sebastian

[Y-Weiche]

Hallo Sebastian,

ich beziehe mich mal auf das Bild mit dem aufgebauten Exemplar: Der Leitende Beamte, der sowas in Auftrag gegeben hätte, wäre sicher auch im gemütlichen Württemberg standrechtlich füsiliert worden. Das Bekohlungsgleis als Ausziehgleis zu verwenden, um darüber das Güterschuppengleis zu erreichen, das - um es mal in moderem Sprech zu sagen - "geht überhaupt nicht".

Suchst du einfach einen schönen kleinen Bahnhofsplan nach Vorbild aus dem süddeutschen Raum? Dann könntest du u.a. hier fündig werden:
http://lokalbahn-reminiszenzen.de/start.htm

Schöne Modellbahnhöfe für den kleinen Platz haben unsere Minimaxler hier gezeichnet:
viewtopic.php?t=122012

Deren Module führen zwar durch Norddeutschland, aber die Gleispläne darf man sicher mit Fug und Recht als universell bezeichnen. Das Lokalkolorit kommt in der Regel über die Hochbauten rein.

Dazu siehe z.B hier


Schöne Grüße
Andreas

[sebastians]

Hallo Andreas,

danke für die Rückmeldung. Zum Glück war ich hier nicht der planende Beamte.
Würde es die Sache besser machen, wenn die Bekohlung nicht da oder wonders wäre?

Bei den Minimax-Bahnhöfen, auf die Du mich hingewiesen hast, ist ja gleich der zweite ("Ohr") ziemlich ähnlich. Würdest Du diesen Gleisplan mit der Kreuzung bevorzugen? Da kämen die Waggons auf jeden Fall einfacher an den Güterschuppen ran ...

Der Lokalkolorit ist mir tatsächlich nicht wichtig und wie Du sagst, sind die Gleispläne sind ja relativ universell.

Schönes Wochenende, Sebastian

[Y-Weiche]

Hallo Sebastian,

ohne die Bekohlung wäre es so weit o.k. Dann könnte das jetzigen Bekohlungsgleis ein Freiladegleis werden. Dazu müsste die Gleislänge mindestens zwei Güterwagen + Lok + etwas Luft betragen. Dann könnte am Freiladegleis ein Güterwagen entladen werden, während die Lok immer noch genug Platz hat, einen zweiten Wagen zum Güterschuppen zu bringen bzw. dort abzuholen. Richtig gut wäre es, wenn dieses kombinierte Freilade-/Ausziehgeis deutlich länger wäre, damit da noch ordentlich Luft bliebe und beim Rangieren nicht alles so eng wäre.

Die Kombination von zwei Weichen mit Kreuzung wie beim Minimax-Bahnhof Ohr nennt man auch einen "halben Hosenträger" (ein ganzer Hosenträger wäre es, wen es vier Weichen wären, sodass sich auch noch eine direkte Verbindungsspange zwischen den beiden Gütergleisen ergäbe). Dieses Prinzip spart Platz, und vor allem kommt man - wie du schon selbst gleich erkannt hast - an jedes der beiden Gleise direkt ohne Hin und Her mit der Rangierlok dran. Es hat allerdings nun wieder den kleinen Nachteil, dass die nutzbare Gleislänge am Durchgangsgleis durch die zwei Weichen etwas kürzer wird.

Lustigerweise hatten wir gerade so einen Fall in einem anderen Thread:
viewtopic.php?f=15&t=134661&start=25

Dort wäre mein persönlicher Geschmack, es wie in deinem Württembergischen Bahnhöfle (allerdings ohne Bekohlung und stattdessen mit Freiladegleis) zu machen, weil im Freiladegleis noch viel Luft für Rangierbewegungen ist. Die Variante mit dem halben Hosenträger wäre dagegen m.E die bessere Option, wenn man (wie die Minimaxler) unbedingt mit der Längenausdehnung des Bahnhofs geizen muss.

Grüße
Andreas

[michl080]

Zitat von sebastians

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[...] Ist er vom Prinzip her realistisch?[...]

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Moin Sebastian,

Güterwagen werden durch die seitlichen Türen be- und entladen. Deshalb muss das Ladegleis am Güterschuppen entlang laufen. Eine Kopframpe macht in diesem Fall keinen Sinn.
Die Kopframpe dient z.B. dazu, Fahrzeuge auf Flachwagen zu laden. Dann müsste allerdings in Verlängerung des Gleises genügend Platz sein, um die Fahrzeuge rangieren zu können.
Abgesehen von anderen Merkwürdigkeiten in Deinem Gleisplan sind diese Punkte auf jeden Fall unrealistisch.

Sieh Dir mal die Gleispläne von Gönningen und Gomaringen an, die Andreas verlinkt hat. Das sind zwar WEG Privatbahnbahnhöfe, aber die sind m.M. nach sehr typisch für sparsame württembergische Gleisanlagen.

Michael

[HD-Mainz-MoBa]

Hallo Sebastian,
in meiner Kindheit war ich häufig mit meinen Eltern in Fischbachau am Wendelstein. Der Bahnhof Fischbachau, zwischen Schliersee und Bayrischzell gelegen, verfügte über 2 oder 3 Durchgangsgleise mit Schüttbahnsteigen und ähnlich vielen Rangiergleisen. Zur (Dampflok)-Behandlung war gar nichts vorgesehen; das wurde im etwa 20 km entfernten Bayrischzell abgewickelt. Bayrischzell war Endbahnhof dieser Stichbahn.
Personenzüge aus Donnerbüchsen wurden mit der BR 78, und später mit der BR 38 abgewickelt. Güterzüge mit der BR 50, die auch in den einzelnen Stationen die Rangierarbeit übernahm. In Fischbachau wurden auch die "Von Haus zu Haus" - Wechselcontainer umgeladen. Es gab nur Seitenrampen und Freigleise zum Be- und Entladen, keinen Güterschuppen.
Der Bf Fischbachau war mit bayrischen Formsignalen ausgestattet.
Bilder gibt's davon leider keine.
Gruß aus Mainz
Hans-Dieter

[Y-Weiche]

Hallo zusammen,

nur kurz ein Punkt, wo sich die Postings von Michael und Hans-Dieter berühren...

Michael schrieb:

Zitat

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Güterwagen werden durch die seitlichen Türen be- und entladen. Deshalb muss das Ladegleis am Güterschuppen entlang laufen. Eine Kopframpe macht in diesem Fall keinen Sinn.

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Und Hans-Dieter schrieb:

Zitat

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In Fischbachau wurden auch die "Von Haus zu Haus" - Wechselcontainer umgeladen. Es gab nur Seitenrampen und Freigleise zum Be- und Entladen, keinen Güterschuppen.

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Zur Verteidigung des ohnehin schon arg an der Wand stehenden Planungsbeamten gegen den Anklagepunkt von Michael würde ich anführen:

Der Güterschuppen wird vielleicht hauptsächlich dazu genutzt, um Stückgut aufzubewahren, das während des Aufenthalts direkt aus den Zügen über das Bahnsteiggleis von und zum Schuppen umgeschlagen wird. Größere Lieferungen, bei denen ein Wagen aus dem Zugverband ausrangiert und für mehrere Stunden/ Tage zum Be-/Entladen aufs Gütergleis gestellt wird, sind in diesem Bahnhof eher selten. Hier nimmt man dann in Kauf, dass man über die Seitenwand des G-Wagens auf die nicht überdachte Rampe aus- oder belädt und den Weg zum Schuppen mit Karren zurücklegt. Das führt sowohl bei den bandscheibegeplagten Preiser-Bahnarbeitern als auch bei den örtlichen Kunden zu Verdruss, vor allem, wenn mal wieder eine Lieferung schutzlos durch Schnee und Regen von/ bis zum Schuppen bewegt werden muss, ist halt ein eher schlechter Kompromiss.

Naja, ich würde sagen, damit könnte man evtl. mildernde Umstände rausschlagen, sodass die Beamtenpension nicht gekürzt werden musss...


Andreas

[Y-Weiche]

Zitat von sebastians

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Dettingen/Teck

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Ach,

ich vergaß (und so früh in der Planungsphase ist es ja auch noch tw. off-Topic.), aber nun soll es doch noch gesagt werden:

Empfangsgebäude nach süddeutschem Vorbild gibt es bei den großen MoBa-Herstellern natürlich zuhauf, die Vorbilder liegen ja bei Kibri, Faller und Vollmer sozusagen direkt vor der Haustür. Auf der Kartonmodellbau-Seite von Godwin T. Petermann, die ich immer sehr gerne empfehle, gibt es aber auch Schönes aus Ba-Wü zu finden. Einiges nur als Skizze, anderes als fertige Dateien zum Ausdrucken (u.a. besagtes Dettingen/Teck). Das wäre z.B. ideal, um mit einer Stellprobe auszutesten, wie das mit der Anbindung des Güterschuppens am besten klappt... Aber Vorsicht, Kartonmodelle können süchtig machen, wenn man sie liebevoll aufbaut und verfeinert, und am Ende mag man vielleicht gar keine Plastikbausätze mehr

http://www.gtp.de/kartonmodellbau/index.html

Grüße
Andreas

[sebastians]

Hallo Andreas und Hans-Dieter,

danke für die plastischen Schilderungen. Jetzt kann ich mir den tatsächlichen Betrieb ganz gut vorstellen.

Schönen Gruß, Sebastian

[sebastians]

Hallo Michael,

danke für's Feedback.
Die Gleispläne von Gönningen und Gomaringen sind sicher gut, aber ich will es noch reduzierter. Habe nämlich nicht viel Platz für eine Modellbahnanlage daheim.
Der von Dir gebaute Bahnhof gefällt mir gut. Ist "meinem" Gleisplan doch gar nicht unähnlich, oder? Was findest Du noch merkwürdig?

Schönen Gruß, Sebastian