Zitat von mobaMartin
Fotos habe ich, nur nicht immer von einer vergleichbaren Stelle (z.B. Felsen durch Flüsse geschliffen sehen anders aus als "ohne Fluss"). Oder die Felsen hinter dem Ferienhaus waren Nordlage, die waren viel dunkler und mit mehr Flechten überzogen als eine sonne Südlage (die dann nur als Bergsteiger erreichbar wäre etc.) Bgzl. Sprengung: Kannst Du in etwa sagen, wie lange es dauert, bis die Verwitterung der Umgebung entspricht? Sprich: ich habe auf Führerstandsfahrten misserabler Bildqualität den Eindruck, dass der Fels von Linien, die aus dem Ende des 19ten Jahrhunderts stammen, bereits genauso verwittert sind?
Ich glaube, da gibt es mal gar keine Regeln, was den zeitlichen Ablauf betrifft. All das hängt von so vielen Dingen ab, daß man die nur schwer überhaupt benennen könnte. Wenn wie vorher schon gesagt wurde, der Kalk gar kein Eisen enthält und daher auch gar nicht erst "gelb" daher kommt, dann verwittert dieses Eisen aus dem gelben Pigment gar nicht zum Rot oder Schwarz. Und Kalk ist ja nun wirklich nicht gleich Kalk. Da gibt es die harten Sorten, wie sie den Alpenhauptkamm bilden und die viel weicheren brösligen Sorten, wie z.B. die Dolomit-Gesteine, wie man sie nicht nur in den Dolomiten findet. Wenn man hier bei uns ( Niederrhein ) in die Steinbrüche schaut, dann verwittern die aufgelassenen Wände innerhalb von wenigen Jahren sehr deutlich. Bei einem Steinbruch, wo noch vor gut 15 Jahren abgebaut wurde, sieht man heute nur noch sattes grau. Lediglich an den Stellen, wo frische Abbrüche stattfinden, weil der Gebirgsdruck nun erst mal noch viele Jahre seine Kraft entfaltet, sieht man gut die gelbe Farbe, wie man sie auch auf dem von mir verlinkten Foto sieht.
Der Fels im hiesigen Steinbruch ist so weich, daß man schon deutlich einen Unterschied von Sommer und Winter am Stein sehen kann. Im Sommer wird der Fels an durch den Kletterbetrieb "benutzen" Stellen sehr schnell glatt. Noch nicht so, wie Marmor, aber es wird im Laufe der Saison deutlich schwieriger dort zu klettern. Nach dem Winter, wenn der Fels weniger benutzt wird, wird er allein durch das Regenwasser wieder deutlich rauh. Es sind ganz feine Wasserrinnen, die sich in den Fels waschen. Selbst nach nur einem Winter kann man Oberflächenstrukturen von fast einem Millimeter ausmachen. Das ist hier besonders ausgeprägt, weil von oben auch immer viel härterer Quarzsand mit dem Regen über den Fels läuft. In den Alpen kommt von oben kein Sand, denn da ist nur Kalk. Das führt dann in den unteren Wandteilen eher zur Sinterbildung. Da sind dann oft sehr helle eher glatte Stellen, die sich auch vo weiten deutlich abzeichenen.
http://myclimb.de/files/images/17leo.jpg Hier mal i Bereich des Kletterers. Man sieht gut, wie dort die Sinter ihren Ursprung in den Löchern haben. Offenbar läuft von dort Kohlensäure angereichertes Wasser ab, welches dann seine Kalkfracht in der Sonne auskristallisieren läßt.
Aber nun zur Felsgestaltung:
Eigentlich ist Kalk ein so Variantenreicher Stein, daß egal wie man eine Felswand nachbildet, man immer behaupten könnte, genau so ist es auch draußen.
Aber vielleicht ein paar Tipps ( ohne das ich die selber schon erfolgreich umgesetzt hätte ):
Flächen gleicher Ausrichtung und gleicher Neigung haben meist die gleiche Farbe. Rinnen sind meist dunkler, dort wo es wirklich noch naß ist, fast schwarz. Schutt ist meist im oberen Haldenbereich bunter, da sich da erst mal das frische Gestein niederschlägt, bevor es dann langsam zu Tal geht und von neuem Geröll überdeckt wird. Licht & Schattenwirkung würde ich nicht mit dem Pinsel aufbringen, denn die Moba-Beleuchtung kommt ggf. von der "falschen" Seite und der Effekt wäre unschön.
Aber nochmal ein Vorbildfoto:
Hier finde ich gut zu sehen, die Verschneidungen sind oft frischer ausgebrochen und gelb, während weit vorstehende Teile der Wand eher ergraut sind. Wären sie nicht stabiler als die Einschnitte, wären sie ja nicht mehr da Schön ist hier auch die Bänderung zu sehen. Ebenso sind die oberen Bereiche deutlich grauer. Das wird wohl nicht der Schichtung, sondern der geringeren Neigung geschuldet sein. Hier platzt der Fels viel langsamer ab, Schutt bleibt schützend auf dem Fels liegen und verwittert weiter, während unten immer wieder neuer Stein freigelegt wird, weil die Wand einfach steiler ist.
Aber weil gerade so junger Kalk wie auf dem Foto noch deutliche Schichtung hat, kann man damit auch für jede Schicht eine andere Farbe annehmen. Auch das gibt es beim Vorbild.
Letztlich kann man aber auch was ganz einfaches machen: Mach es so wie der Threadersteller! Der hat es bestens gelost! Mehr geht im Modell doch gar nicht!
Ach, noch ein Hinweis zu den aufgeschlagenen Steinen im Garten. Die verwittern durchaus in Schichttiefen von bald einem Meter. Ein Stein, der einige cm Durchmesser hat, ist also schon durchgehend anders, als der Fels, aus dem er mal gekommen ist. Zumal solches Kleinzeug oft auch aus Flußläufen gewonnen ist, wo die Steine schon viele Jahrhunderte von "ihrer" Wand abgefallen sind. Die Urfarbe wird man in solchen Steinen dann nicht mehr finden. Da muß man schon mal mit dem Hammer in den Steinbruch oder die echten Berge.
Gruß
Klaus