Hallo miteinander,
nach 3-jähriger (mehr oder weniger intensiver) Bauzeit habe ich mit der Oberleitung auf meiner Anlage ein für mich zufriedenstellendes Ergebnis erreicht und möchte fast sagen: DIE OBERLEITUNG IST FERTIG!!!
Okay, ein paar Dinge könnten man verbessern aber im Großen und Ganzen war's das jetzt!
Doch, wie kam es dazu?
Erste Vorstellungen zur Oberleitung für das Voralpenland
Als ich vor etwas mehr als 10 Jahren mit dem Bau meiner Anlage begonnen habe, wollte ich ausschließlich analog Fahren. Dabei sollte mit Hilfe einer "funktionierenden" Oberleitung ein klassischer 2-Zugbetrieb möglich sein.
Beim Bau des Schattenbahnhofes hatte ich dann gleich auch eine Oberleitung von Kleinbahn verbaut. Diese entspricht hinsichtlich dem Detaillierungsgrad der alten Märklin-Oberleitung mit gestanzten Fahrdrähten, die in den Gleisbögen gerne auch etwas gebogen montiert werden. Der später dann doch aufkommende Wunsch nach digitalem Fahrbetrieb machte die Oberleitung im Schattenbahnhof wieder obsolet und so habe ich sie irgendwann auch wieder abgebaut.
Im sichtbaren Bereich sollte die Anlage aber auf jeden Fall eine Oberleitung erhalten. Diese wurde aber auf reine Optik reduziert und die elektrische Funktion war kein Thema mehr. Schmerzhafte Erfahrungen (verhakte / verbogene Pantographen) aus dem Betrieb im Schattenbahnhof hatten in mir die Erkenntnis reifen lassen, dass ein sicherer Fahrbetrieb mit angelegten Pantos jenseits meiner Fähigkeiten und den Gegebenheiten auf der Anlage (Bogen- und Abzweigradien) liegt. Also werden meine Loks entweder abgebügelt oder mit zumindest nicht anliegenden Pantos unterwegs sein.
Festlegung auf Anbieter und Detaillierungsgrad
Für sichtbare Streckenabschnitte dachte ich an Kleinbahn, Märklin (alt) oder Vollmer. Viessmann und Sommerfeldt waren mir zu teuer.
Nach relativ kurzer Recherche im Internet kam ich schnell auf das Oberleitungssystem der Feinwerktechnik Plauen GbR, die unter dem Namen "Hobbex" vertrieben wurde.
Dieses System vereinbarte für mich
- Funktionalität (geeignet für analogen Fahrbetrieb),
- Sortiment (erhältlich sind Masten der ÖBB, Streckenmasten mit kurzen und langen Auslegern, Fahrtdrähte in 3 Längen, Bausätze für Quertragwerke, Bausätze für Sonderbauwerke, ...)
- Detaillierungsgrad (besser als Kleinbahn und Märklin alt, aber nicht mit Viessmann oder Sommerfeldt vergleichbar) und
- Preis (günstiger als Viessmann und Sommerfeldt)
auf beste verfügbare Art. Einen reinen Selbstbau wollte ich mir und der Anlage nicht antun.
Ein (kleines) Manko bei Hobbex war die Verfügbarkeit bei österreichischen Händlern vor Ort - es gab keinen, der Teile aus dem Sortiment vorrätig hatte. Manche boten an, die Teile zu bestellen, andere lehnten auch das ab.
So habe ich immer wieder die üblichen Handelsplätze im Internet nach interessanten Angeboten abgesucht und mir Schritt für Schritt die notwendigen Teile besorgt - die letzten beiden Packungen habe ich vor ca. 2 Wochen aus der Bucht gefischt.
Irgendwann entdeckte ich auch, dass zum Hobbex-System passende Teile auch unter dem Namen "Plasticart" produziert und als Second-Hand-Ware auch noch so angeboten werden. Da jedoch die unter diesem Namen produzierten Fahrdrähte nicht kupferfarbig und eher matt, sondern silbrig glänzend (weil vernickelt) sind, habe ich in Folge nur die Masten weiter verwendet und die Fahrdrähte wieder verkauft. Für die Serie "Plasticart" wurden übrigens auch 2-, 3- und 4-gleisige Standard-Quertragwerke produziert, die nur noch ein Minimum an Lötarbeit erforderten.
Von der Idee auf meiner Anlage ÖBB-Masten zu verbauen, habe ich mich dann irgendwann mal verabschiedet, da diese als kostengünstigere Gebrauchtware fast gar nicht erhältlich waren. Ich habe mich dann aus genau diesem Grund für die Standard-Mastserie "Leitermast der DR" und die Gittermasten entschieden. Übrigens waren auch auf so mancher Nebenbahn in Österreich (z.B. Salzkammergutbahn) nach der Jahrtausendwende noch ältere Leitermasten anzutreffen.
UmsetzungVon Anfang an habe ich die grauen Masten Resedagrün (RAL 6011) bemalt (übrigens mit Pinsel). Die Isolatoren habe eine braune Farbe und der Sockel eine Beton-Optik erhalten. Nur die Metalldrähte der Streckenmasten und deren schräge Tragarme habe ich farblich nicht behandelt. Die Tragarme gefallen mir so einfach besser. Das Bemalen ist zwar sehr zeitintensiv, führt aber meines Erachtens zu einem wesentlich besseren Erscheinungsbild.
Etwas skeptisch war ich anfangs, was den Zeitbedarf und meine Fähigkeiten für das Löten der Quertragwerke angeht. Das war aber wirklich nicht schlimm und hat richtig Spaß gemacht - und die Quertragwerke schauen für mich auch sehr gut aus. Letzteres gilt auch für die Gittermasten mit Rohrauslegern, wobei deren Bau eher als zeitintensiv einzustufen ist.
Was es von Hobbex als Standardprodukte nicht gibt, das sind Mittelmasten mit beidseitigen Auslegern, an Gittermasten einhängbare Ausleger und Doppelausleger. Die ersten beiden habe ich aus den Standardprodukten gebastelt, auf die Doppelausleger jedoch komplett verzichtet. Die testweise gebauten haben nicht wirklich funktioniert und sorgt beim Einhängen der Fahrdrähte für eine ordentliche Fummelei.
Irgendwann kam dann der Wunsch ein Schaltgerüst zu bauen, was ich dann während eines C-Lockdowns auch gemacht habe. Auch dieses hat natürlich nur einen optischen Zweck, den es aber absolut erfüllt.
In den letzten Wochen habe ich den Zielsprint beim Bau der Oberleitung absolviert und dabei auch zumindest ein paar Spannmasten aufgestellt. Hobbex bietet dazu einen Bausatz mit Spanngewicht und einfachem Radspannwerk.
Richtigerweise müssten im Bereich der Weichen viel, viel mehr Abspannmasten aufgestellt sein, doch dazu fehlt mir (momentan noch) die Lust - mal sehen! Auch Spannstrecken müssten wahrscheinlich mehrere erkennbar sein. Derzeit gibt es nur eine überlappende Stelle, wo Spannstrecken beginnen bzw. enden.
ResümeeDie Oberleitung ist für eine Modellbahn ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Die Teile sind teuer und 1 Meter Oberleitung mit "normalen" Streckenmasten kostet schnell mal mehr als 1 Meter Gleis, gar nicht zu reden von Quertragwerken, (Gitter-)Masten mit Mehrfach- oder Rohrauslegern und sonstigen Sonderformen.
Dennoch ist eine Oberleitung quasi ein MUSS, wenn auf der Anlage E-Loks ihre Runden drehen. Dass dies meist mit nicht am Fahrdraht anliegenden Pantographen passiert, ist meiner Meinung nach leichter zu akzeptieren als das gänzliche Fehlen der Oberleitung. Hier ist also ein Kompromiss nötig, den jeder für sich selbst schließen muss.
Ich würde wieder eine Oberleitung bauen, würde mir aber bei der Auswahl des Systems sehr schwertun, weil ja Hobbex seit 2019 nicht mehr produziert wird und ein vergleichbares Produkt zum vergleichbaren Preis am Markt nicht vorhanden ist. Wenn Restbestände in der Bucht auftauchen, schlage ich gerne auch mal zu. Man weiß ja nie ...